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Dienst am Nächsten

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Dezember 1978-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Christlicher Wissenschafter sieht es als ein kostbares Vorrecht an, sein Leben anderen zu widmen. Christus Jesus dient ihm als Vorbild dafür. Zwar beten wir täglich für uns selbst, aber es geschieht nicht nur um des eigenen Fortschritts und der eigenen Erbauung willen, sondern auch damit wir mehr von der Wahrheit ausstrahlen und so anderen besser helfen können.

Wir läutern unser Denken, um durch unsere Gebete Gottes heilende Wirksamkeit in der Wiederherstellung von Gesundheit und der Beseitigung von unharmonischen Zuständen wahrzunehmen. Wenn wir wissen, daß unsere Fähigkeiten von dem einen Geist herrühren, der durch geistiges Verständnis widergespiegelt wird, und nicht von unserem sterblichen Selbst, können wir viel Gutes vollbringen. Liebevolle Demut, die ihre Erfüllung in der Genesung anderer sieht, bewahrt uns davor, uns selbst zu überschätzen.

Unser wahres Sein — unser gottgegebenes Sein — können wir nur dann wirklich erkennen, wenn wir sehen, daß es die Kraft Gottes widerspiegelt. Als ich noch neu in der Christlichen Wissenschaft war, konnte ich einmal einem Freund, der Hilfe suchte, beistehen, obwohl ich die grundlegenden Lehren dieser Wissenschaft kaum kannte. Ich hatte den Wunsch, ihm zu helfen. Da er seinen Arbeitsplatz verloren hatte, wollte ich in meinem Bekanntenkreis nach einer Stelle für ihn suchen; er aber wollte die Situation im Lichte der Christlichen Wissenschaft besprechen.

Mich freute das sehr. Aber was sollte ich ihm sagen? Er hatte einen Meinungsstreit mit einem ziemlich eigenwilligen Vorgesetzten gehabt und war daraufhin entlassen worden. Es war einfach, in meinem Freund das Kind Gottes zu sehen und den Streit als unwirklich zu erkennen. Schwerer war es dagegen, auch in dem Vorgesetzten den wahren, vollkommenen Menschen zu erblicken, ihn von der Vorstellung meines Bekannten als Schuldigen zu befreien und Irrtum und Person voneinander zu trennen. Diese Punkte wurden besonders intensiv mit meinem Bekannten besprochen. Ich hatte das Gefühl, ihn beruhigt und getröstet zu haben.

Ehrlich verblüfft war ich jedoch, als ich schon am nächsten Tag erfuhr, wie vollständig die Arbeit getan worden war. Noch am gleichen Nachmittag hatte der Vorgesetzte meinen Freund zu Hause aufgesucht, sich entschuldigt und ihn mit besserer Bezahlung wieder eingestellt. „Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 454;, schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit. Es hatte sich erwiesen, daß meine relative Unerfahrenheit nicht von Bedeutung war; der aufrichtige Wunsch, zu helfen, hatte meinem Bekannten die notwendige Zuversicht gegeben, daß Gott ihn voll und ganz unterstützte.

Diese frühe Erfahrung inspiriert mich immer aufs neue. Und das ist gut, denn die aggressiven Ansprüche der Materialität werden nicht über Nacht ausgemerzt. Zu einem späteren Zeitpunkt hatte ich mir z. B. in unserer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, zu viele Aufgaben übertragen lassen. Ich hatte so viele Ämter inne und widmete ihnen so viel Zeit, daß mein Beruf und Familienleben darunter zu leiden schienen. Es kam sogar so weit, daß ich glaubte, zur Erledigung meiner kirchlichen Pflichten Zeit von meiner beruflichen Arbeit stehlen zu müssen.

Ich erkannte, daß dies falsch war, und die Vorwürfe meiner Geschäftspartner blieben mir nicht erspart. Der ganze Zustand war eine Art Selbstmesmerismus, von dem ich nur durch eine gewissenhafte Selbstprüfung und tiefe geistige Arbeit frei wurde. Ich machte mir klar, daß Gemüt, Gott, uns die Mittel gibt, die Aufgaben, die Er uns zuweist, zu erfüllen; Zeitdruck ist das Ergebnis falscher Motive. In meinem Fall war das Hindernis eine mangelnde Bereitschaft, überflüssige Tätigkeiten aufzugeben, denen ich aus falschen Beweggründen heraus immer noch nachging. Unsere legitimen, von Gott zugewiesenen Aufgaben überfordern unser wahres Selbst nicht, sondern nur unseren selbstischen, sterblichen Sinn. Als Folge der Läuterung des Denkens nahm meine Arbeit ab, und was noch wichtiger ist, sie wurde besser und wirkungsvoller.

Etwa zur gleichen Zeit beschäftigte ich mich auch mit dem Buch Hiob in der Bibel. Wie Hiob hatte ich angenommen, für das Gute, das ich tat, ungerecht bestraft zu werden. Wie er, mußte auch ich aus kleinlichem, ichbezogenem Denken herausgeführt werden, um von der falschen Vorstellung eines mißlichen Schicksals und dem Glauben an eine strafende Gottheit frei zu werden. Wenn Hiob gerecht wäre, so behauptete Elihu, würde Gott ihn „aus dem Rachen der Angst [reißen] in einen weiten Raum, wo keine Bedrängnis mehr ist“ Hiob 36:16.. Hiob wußte dies, und er lernte noch mehr — sich ganz der Güte Gottes anzuvertrauen.

Die göttliche Liebe führt uns aus den Verstrickungen des falschen, materiellen Denkens heraus, dem der Dienst am Nächsten als „zu schwer“ oder „zur Zeit nicht möglich“ erscheint. Der Umwandlungsprozeß von dem Glauben an Überbeanspruchung, Streß, Zeitmangel zu einem harmonischen Leben vollzog sich für mich nur langsam, aber er war eine gute Schule. Ich lernte, daß das Verharren in Selbstmitleid uns niemals aus einer schwierigen Lage herausführt. Die Lösung bestand darin, aufmerksam zu wachen, daß meine Tätigkeiten, einschließlich meiner Berufsarbeit, immer in gewissem Grade ein Ausdruck der Liebe zum Nächsten waren. Dies diente als Schlüssel zu einer sinnvollen Nutzung von Zeit und Talenten.

Arbeit ist Leben, Aktivität. Gott, Leben, bringt sich selbst in einer Weise zum Ausdruck, die niemals im Widerspruch zur Liebe steht, die ebenfalls Gott ist. Wenn wir wissen, daß unsere Arbeit eine Erfüllung der Liebe ist, dann werden sich uns immer schönere Gelegenheiten bieten, anderen auf natürliche, erfolgreiche und Freude bringende Weise durch geistige Mittel zu helfen. Im Grunde genommen beginnen wir unser wahres Leben erst dann zu leben, wenn wir unseren Mitmenschen selbstlos dienen.

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