Ehe wir eine christlich-wissenschaftliche Behandlung geben, sollten wir wissen, was die Christliche WissenschaftChristian Science (kr´istjən s´aiəns) heilt.
Sicherlich ist es nicht falsch, zu sagen, daß die Wissenschaft des Christus Krankheit heile, und zwar funktionelle wie auch organische. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift definiert Mary Baker Eddy den Christus als „die göttliche Offenbarwerdung Gottes, die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583;. Und in der Bibel lesen wir: „Dich will ich wieder gesund machen und deine Wunden heilen, spricht der Herr.“ Jer. 30:17; Was für eine Verheißung, daß weder Krankheit noch Sünde außerhalb des Einflußbereichs der Wahrheit, Gottes, liegt!
Wenn wir jedoch unter Heilung nur die Überwindung körperlicher Probleme verstehen, erfassen wir das Wirken des Christus — wie die Christliche Wissenschaft es erklärt — nicht vollständig oder tief genug. Wenn wir mit unserer Vorstellung vom geistigen Heilen hier stehenbleiben, könnten wir bei der Behandlung von Problemen von einem falschen Ausgangspunkt ausgehen.
Die Christliche Wissenschaft berichtigt falsche Vorstellungen. Sie sind mental. Problemen liegen falsche Auffassungen über die Wirklichkeit zugrunde. Alle Schwierigkeiten — seien sie offensichtlich gedanklicher oder anderer Art — müssen daher im Denken gehandhabt werden. So gesehen, heilt die Christliche Wissenschaft verkehrtes Denken und falsche Annahmen. Wenn dies geschieht, wird das für den menschlichen Sinn als Heilung eines physischen körpers, als Heilung irgendeiner Krankheit sichtbar.
Ein unverzichtbarer Baustein in der Struktur der Christlichen Wissenschaft ist die Tatsache, daß Gott allgütig ist. Und alles, was nicht Gott, das Gute, zum Ausdruck bringt, ist unwirklich. Schmerzen, Leiden und schlechte Gesundheit werden auf der Grundlage ihrer Unwirklichkeit behandelt. Sie werden nicht als Wirklichkeiten geheilt. Was geheilt wird, ist die Annahme, daß es sich um etwas Wirkliches handele. Mrs. Eddy, die das göttliche Heilen für dieses Zeitalter entdeckte, stellt die folgende Frage, die aufmerken läßt: „Warum behandeln die Christlichen Wissenschafter Krankheit als Krankheit, da es keine Krankheit gibt?“ Und sie fügt hinzu: „Du mußt den Irrtum als nichts erkennen; dann und nur dann meisterst du ihn in der Wissenschaft.“ Vermischte Schriften, S. 334;
Wenn wir Krankheit unter der Anleitung der Christlichen Wissenschaft gedanklich behandeln, können wir mit der Überzeugung darangehen, daß der Sieg — in einem sehr wichtigen Sinne — bereits gewonnen ist. Wenn wir davon ausgehen, daß die Güte Gottes und die Unwirklichkeit der Krankheit bereits bewiesene Tatsachen sind, können wir wissen, daß uns kein anstrengender Kampf bevorsteht. Wir ergreifen dann vielmehr die Gelegenheit, uns der Erkenntnis des vollkommenen Seins zu erfreuen.
Der tierische Magnetismus, die Antithese zu allem, was die Christliche Wissenschaft lehrt, möchte uns dazu bringen, etwas Verkehrtes zu behandeln. Er möchte unser Denken auf den physischen Körper oder auf eine bestimmte Krankheit richten und uns dazu verleiten, gedanklich „Krankheit als Krankheit“ zu behandeln. Er möchte uns einreden, daß materielle Zustände doch äußere Wirklichkeiten seien, und nicht vergegenständlichte Phasen menschlichen Denkens. Diese Einstellung wäre Quacksalberei — ein sinnloses Unterfangen.
In der Christlichen Wissenschaft hat das Heilen etwas mit dem Ablegen sterblicher Fehler und mit dem Aufdecken geistiger Tatsachen zu tun. Wenn wir das ganz klar verstehen, werden wir nicht das Ergebnis der christlich-wissenschaftlichen Behandlung — die Heilung der Kranken — mit dem echten, höchsten Ziel der Christlichen Wissenschaft verwechseln: mit der Vergeistigung menschlichen Denkens und der völligen Hingabe des Denkens an das göttliche Bewußtsein. Krankheit ist eine Lüge und ein Teil des Traums vom Leben in der Materie. In Tausenden von Fällen hat die Christliche Wissenschaft den Anspruch geheilt, daß Krankheit wirklich sei, und hat dadurch die Menschen von ihren Leiden befreit.
Was wir behandeln, wird teilweise durch unsere Auffassung darüber bestimmt, wer oder was die Behandlung gibt. Wenn wir davon ausgehen, daß wir Sterbliche seien, die irgendwelche schlechten äußeren Zustände mental behandeln, werden wir glauben, Materie zu behandeln. Wer davon überzeugt ist, daß er selbst ein Sterblicher sei, behandelt Irrtum fast unvermeidlich als physischen Zustand.
Wer sich dagegen mit dem Christus-Heilen befaßt, ist eine Transparenz für die unendliche Wahrheit, Gott, dessen Allheit ausschließt, daß körperliche Zustände — ob gut oder schlecht — Teil der Wirklichkeit sind. Jede Heilung, die von einem solchen Menschen bewirkt wird, ist ein Beweis für die Gültigkeit der folgenden Behauptung Mrs. Eddys: „Die Übel des sterblichen Daseins sind nichts als irriges Denken — Krankheiten des sterblichen Gemüts und nicht der Materie; denn die Materie kann weder fühlen, sehen noch über Schmerz oder Krankheit berichten.“ Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft, S. 10.
Fehler können nur durch Tatsachen berichtigt werden. Fehler über den Menschen werden durch geistige Tatsachen berichtigt. Diese Tatsachen beziehen sich immer auf die Allmacht und Allgegenwart Gottes, auf die Vollkommenheit des Menschen und des Universums als Gottes Kundwerdungen und auf die Hinfälligkeit und Abwesenheit alles dessen, was nicht gut ist.
In ihrer geistigen Bedeutung ist Gesundheit immer unversehrt — sie ist immer die Tatsache des menschlichen Daseins. Heilung ist die lebendige Anerkennung dieser Tatsache. Heilung ist nicht die Umwandlung einer Krankheitsannahme in eine Gesundheitsannahme. Selbst wenn wir das fertigbrächten, würden wir, vom geistigen Standpunkt aus gesehen, „auf der Stelle“ treten; dies würde uns weder im Verständnis noch in der Demonstration des wirklichen, geistigen Seins voranbringen.
Wir können sicher sein, daß wir uns mit unserer Behandlung auf dem richtigen Weg befinden, wenn wir uns bewußt sind, daß der Geist der Wahrheit, des unsterblichen Guten, und nicht bloß der Buchstabe der Wahrheit wirklich falsche Annahmen heilt. Eine christlich-wissenschaftliche Behandlung beinhaltet kein sterblich intellektuelles, programmatisches Vorgehen. Sie ist auch nicht nur eine Wortemacherei im menschlichen Bewußtsein. Vielmehr wird bei einer Behandlung jede Vorstellung von Sterblichkeit und Körperlichkeit ausgeschaltet und dann durch die Überzeugung von der Allheit des Geistes ersetzt.
Ganz gleich, wie eindrucksvoll oder technisch richtig die metaphysischen Redewendungen auch sein mögen, die wir denken oder aussprechen, menschliche Worte allein reichen nicht aus, um Heilung zu bringen. Aber inspirierte Erkenntnis — das Bewußtsein des Geistes — heilt tatsächlich. Für solche Erkenntnis gibt es keine materiellen Bedingungen und — absolut gesehen — kein sterbliches Denken, sondern sondern nur die Gegenwart Gottes und Seine geistige Güte. Und es gibt keinen gewissenhaften Christlichen Wissenschafter, der das nicht immer mehr durch authentisches geistiges Heilen beweisen könnte.
