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Zeugnisabgabe am Mittwoch

Aus der Dezember 1978-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich noch verhältnismäßig neu in der Christlichen Wissenschaft war, erkannte ich, daß die Mittwochzeugnisversammlungen wunderbare Beweise von der Güte Gottes und der heilenden Macht Seines Wortes erbringen. Daher nahm ich mir vor, sie regelmäßig zu besuchen.

Je mehr ich mich jedoch um den regelmäßigen Besuch bemühte, um so größer schien das Angebot an konkurrierenden Veranstaltungen zu werden. Geschäftssitzungen, meine Lieblingssportveranstaltungen und -fernsehprogramme, besondere öffentliche Veranstaltungen fanden meistens Mittwoch abends statt; und meistens wurden wir auch für Mittwoch abends eingeladen.

„Warum“, so fragte ich mich im Gebet, „besteht solch ein Widerstand dagegen, daß ich an dem Platz bin, den ich für den rechtmäßigen halte?“ Die Antwort war: „Weil du das Problem nicht in deinem eigenen Denken gelöst hast.“

Ich fuhr fort, darüber zu beten, und folgerte: Die Zeugnisversammlung ist ein göttlich veranlaßtes und göttlich eingesetztes Mittel, um die Erde mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes zu erfüllen. Könnte es ein wichtigeres Ereignis in der Woche geben? Sollten ihm nicht alle aufrichtigen Sucher nach der Wahrheit absoluten Vorrang einräumen? Mit geistiger Überzeugung beantwortete ich die Frage mit Ja, und damit war der Widerstand gebrochen, der in Form konkurrierender Veranstaltungen aufgetreten war.

Danach zeigte sich der Widerstand in einer anderen Maske, und zwar als Logik meines eigenen Denkens. Wie doch das sterbliche Gemüt versuchte, das Fernbleiben vernunftgemäß zu rechtfertigen! Es flüsterte mir ein: Nach einem anstrengenden Tag bin ich einfach zu müde; ich muß meinen häuslichen Pflichten nachkommen; das Wetter ist so schlecht; diese Woche war ich schon einmal abends auf einer Kirchenversammlung. Doch die Annahme, daß solche „Ich-Gedanken“ meine eigenen seien, wurde durch Mrs. Eddys Erklärung vertrieben: „Wenn einem nicht die Augen geöffnet werden für die Machenschaften der mentalen Malpraxis, die so schlau vorgeht, daß wir fälschlicherweise ihre Einflüsterungen für unsere eigenen Gedankenimpulse halten, so wird das Opfer, ohne es zu merken, sich in falscher Richtung treiben lassen.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 213;

Welch ein Erwachen! Das waren überhaupt nicht meine Gedanken — es war nur der sinnlose Widerstand des Irrtums gegen die inspirierte Botschaft der Wahrheit und gegen die hörbare Bezeugung ihrer heilenden Macht. Nichts erweckt das Verständnis wirksamer oder bringt die Behauptungen des fleischlichen Gemüts überzeugender zum Schweigen als Augenzeugenberichte über die heilende Kraft der Wahrheit. Beweise — mitfolgende Zeichen — sind unwiderlegbar.

Der Mesmerismus war gebrochen. Ich war jetzt frei, um die Versammlungen zu unterstützen und die Segnungen zu empfangen, die jenen zuteil werden, die die Versammlungen regelmäßig besuchen. In dem Maße, wie meine Dankbarkeit zunahm, wurde auch mein Verlangen größer, der Aufforderung unseres Meisters zu folgen: „Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.“  Matth. 10:8; Ich sehnte mich danach, von der Wahrheit Zeugnis abzulegen. Doch was hielt mich zurück? Ich konnte von vielen Erfahrungen berichten und wußte, daß ich die von Gott verliehene Fähigkeit dazu besaß. Hatte ich nicht schon ohne Schwierigkeiten vor den verschiedensten Zuhörerschaften gesprochen? Doch da saß ich nun — stumm und wie angeleimt.

Das sterbliche Gemüt rechtfertigte jene im stillen abgegebenen Zeugnisse folgendermaßen: Gott weiß, daß ich dankbar bin; außerdem werden diejenigen, die jede Woche ein Zeugnis abgeben, die Zeit schon in Beschlag nehmen. Niemand ist an dem interessiert, was ich zu sagen habe; es wäre ohnedies nicht wissenschaftlich oder dramatisch genug.

Als ich die folgende Erklärung des Paulus las, begann ich zu erwachen: „Ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit verständlichem Sinn, auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen.“  1. Kor. 14:19; Ich fragte mich: Legte Christus Jesus „in Zungen“ vom Christus Zeugnis ab? Bestimmt nicht. Er lehrte und demonstrierte die Tiefen der Gottheit voller Einsicht und Aufrichtigkeit, doch auf einfache Weise. Dann kamen mir die ermutigenden Worte Mrs. Eddys in den Sinn. Mein Vertrauen und Mut nahmen zu, als ich las: „Wenn das Herz spricht, so einfach die Worte auch sein mögen, immer ist seine Sprache denen verständlich, die ein Herz haben.“ Vermischte Schriften, S. 262;

Zwei Dinge waren mir nun klar. Erstens: Nicht die Redekunst, sondern die Kraft Gottes heilt; und diese Kraft zeigt sich in des Sprechers Liebe zu Gott, in seiner Überzeugung, daß der Christus, die Wahrheit, wirksam ist. Zweitens: Es ist wichtig, zu erkennen und davon Zeugnis abzulegen, daß wir das Wirken des Christus nicht nur in sogenannten schwierigen Lebenslagen erfahren, sondern auch in den kleinsten Angelegenheiten unseres täglichen Lebens. Ich blieb nicht mehr auf meinem Stuhl kleben, meine Zunge war gelöst.

Welch eine Gelegenheit bieten doch die hörbaren Zeugnisse dem Zeugnisgeber, unserem Meister nachzueifern, um eine klare Transparenz für die Einfachheit der Christus-Botschaft zu werden! Im Idealfall berichtet der Zeugnisgeber mit ehrlichen, genauen, doch schlichten Worten über eigene Erfahrungen und macht dabei von der Terminologie der Christlichen Wissenschaft nur wenig Gebrauch. Ferner ist er nicht versucht, die Besucher zu beeindrucken, noch hat er Freude daran, sich selbst reden zu hören, und findet dadurch kein Ende.

Zugegeben, nicht jeder vertritt die gleiche Ansicht über die Zeugnisabgabe am Mittwoch. Die metaphysische Unterstützung, der Besuch und die Fragen, ob man nun ein Zeugnis ablegen soll oder nicht, wie das am besten geschieht und wie oft, sind daher Gegenstand der individuellen Demonstration. Jeder unterstützt die Versammlung nach seiner höchsten Auffassung vom Rechten. Wenn uns jedoch danach verlangt, Zeugnis von der Wahrheit abzulegen, der Mund aber verschlossen zu sein scheint, dann können wir darauf vertrauen, daß die göttliche Liebe uns nahe ist, um ihn uns zu öffnen.

Bei Freunden von mir wurde der Mesmerismus auf ganz natürliche Weise gebrochen. Eine Bekannte berichtete z. B.: „Um zu vermeiden, daß so viele Augen auf mir ruhten, beschloß ich, mich allein in eine der hinteren Reihen zu setzen. Doch als die Versammlung begann, saßen drei Leute neben mir, zwei vor mir, drei hinter mir, mehrere auf der anderen Seite des Mittelganges. Der Irrtum argumentierte: ‚Jetzt reicht’s aber! Warte lieber noch eine Woche. Du wirst ohnedies zu aufgeregt sein und die Wörter durcheinanderbringen. Du bist ja auch nicht so gebildet wie die meisten Mitglieder.‘ Doch da kam der Engelsgedanke: ‚Mose ist nicht beredt gewesen, und was hat er nicht alles vollbracht!‘ So überwand ich die Furcht, stand auf und sprach von dem, was mich bewegte. Ich hörte mich Wahrheiten sagen, von denen ich nicht gewußt hatte, daß ich sie äußern könnte.“

Wie bei Mose, so legte Gott Seine Worte auch in den Mund dieser Frau; Er gab ihr die Redegewandtheit, mit der sie die Herzen ihrer Zuhörer erreichen konnte. Sie fand die folgenden Worte Mrs. Eddys bestätigt: „Der Einfluß oder die Tätigkeit der Seele verleiht eine Freiheit, die die Phänomene der Improvisation und die Inbrunst ungelehrter Lippen erklärt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 89;

In einer Kirche packten einige „stille Zeugnisgeber“ das Problem auf eine interessante Weise an. Sie gaben zu Hause so lange untereinander Zeugnisse ab, bis sie die Furcht vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit überwunden hatten. Mein Freund berichtete darüber, wie er dann das erste Mal in der Kirche sprach: „Es war tatsächlich nicht schwer. Da nun der Bann gebrochen ist, ist wirklich nichts mehr dabei.“ Abschließend meinte er: „Wir geben jetzt mit so großer Dankbarkeit Zeugnisse ab, daß für die Furcht kein Raum bleibt.“

Woher kommt diese Furcht — das Beben der Stimme und das Zittern der Knie? Zeigt sich hier persönliche Schwachheit, mangelnder Mut? Bestimmt nicht. Es handelt sich um eine falsche Annahme des sterblichen Gemüts, das sich dem geistigen Wachstum — sowohl des Sprechers als auch des Zuhörers — widersetzt. Der persönliche Sinn, eine Phase der allgemeinen falschen Annahme eines Gott entgegengesetzten Gemüts, will uns einreden, wir könnten uns nicht richtig ausdrücken oder wir würden der Christlichen Wissenschaft nicht gerecht werden — als ob der Sprecher die Christus-Botschaft ganz allein in Worte fassen und die Zuhörer „erreichen“ müßte. Das Gegenteil trifft zu. Kommt die Botschaft von Gott, so verleiht sie sich praktisch selbst Ausdruck, erreicht die Zuhörer und segnet zugleich auch den Überbringer der Botschaft. Die Botschaft hilft dem Überbringer.

Furcht ist oftmals nichts als Eitelkeit — die Sorge nämlich darüber, was die anderen wohl denken mögen. Eine Bekannte gestand: „Früher dachte ich: ‚Ach, jetzt spricht der wieder!‘ Oder: ‚Nein, bloß die nicht wieder!‘ Ich wollte nicht, daß man mir tat, was ich anderen getan hatte.“

Doch all dies änderte sich, als sie folgendes Gebet aus den Psalmen betete: „Laß dir wohlgefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Fels und mein Erlöser.“  Ps. 19:15; Sie erkannte, daß die Worte aus dem Munde des anderen Mitglieds allein dem Herrn wohlzugefallen brauchten. Von da an war das, worüber andere berichteten, auch für sie hilfreich, denn sie verstand nun, daß selbstlose Liebe jene Mitglieder motivierte.

Sie sagte schließlich: „Als ich erkannte, daß die Worte aus meinem Munde auch nur Gott wohlzugefallen brauchten, konnte ich mühelos ein Zeugnis abgeben in dem Vertrauen, daß meine innersten Gedanken richtig aufgenommen und verstanden wurden. Jetzt habe ich nicht einmal mehr Angst davor, daß meine Nachbarin mich etwas über die Christliche Wissenschaft fragen könnte!“

Keine Angst mehr vor den Fragen eines Außenstehenden — was für ein Gewinn! Sie war jetzt in der Lage, das geistige Bestreben, das Gemeinwesen in die Zeugnisversammlungen einzuschließen, in die Tat umzusetzen.

Tatsächlich gibt uns die Zeugnisabgabe am Mittwoch in der Kirche die Gewißheit, daß wir auch an anderen Tagen anderswo Zeugnis ablegen können. Wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, können wir sicher und zuversichtlich mit anderen teilen, was uns die Christliche Wissenschaft bedeutet — über den Gartenzaun hinweg mit dem Nachbarn, im Büro, zu Hause, überall.

Ob wir nun täglich oder wöchentlich Zeugnis ablegen — innerhalb oder außerhalb der Kirche: es fördert die Anerkennung der Wissenschaft des Christus und beschleunigt das Herannahen jenes Tages, an dem „die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt“  Hab. 2:14.. Und es segnet denjenigen in reichem Maße, der Zeugnis ablegt, denn die Aufforderung des Meisters: „Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch“ ist, wenn umgekehrt, eine Verheißung: Umsonst gebt es, umsonst werdet ihr’s empfangen. Wenn wir auf christliche Weise geben, empfangen wir den Christus.

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