Viele von uns erinnern sich noch lebhaft an den Augenblick, wo wir zum erstenmal den Vorhang der Materie zurückzogen. Wir blinzelten hindurch und staunten über den weiten Ausblick auf Gott, Geist, der sich uns — jetzt nicht länger verhüllt — jenseits der Materie bot. In jenem Augenblick begannen wir Metaphysiker zu sein, das heilende geistige Gesetz auf menschliche Probleme anzuwenden.
Aber geben wir uns noch zufrieden mit einem durch den Vorhang begrenzten Blick auf die Wirklichkeit, mit dem, was wir durch einen vorsichtig geöffneten Spalt mit nur einem Auge sehen? Wir alle können bessere Metaphysiker und Heiler sein, wenn wir den Vorhang ganz zurückziehen und uns völlig in die Welt des Geistes vertiefen.
Die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjәn s’aiәns) und die göttliche Metaphysik — das geistige Gesetz — sind untrennbar. Auch die Christlichen Wissenschafter und die göttliche Metaphysik müssen untrennbar sein. Um wirkungsvollere Wissenschafter zu sein, müssen wir den Vorhang so weit zurückziehen, daß das heilende Licht der Wissenschaft des Christus für uns und die Menschheit sichtbarer wird — wir müssen aufhören, nur einen flüchtigen Blick auf die Wirklichkeit zu werfen, und lernen, was es heißt, völlig in ihr unterzutauchen. Um das zu tun, müssen wir verstehen, was die Metaphysik ist. Woche für Woche und Monat für Monat müssen wir neue Aspekte der Wahrheit erkennen und größere Gewißheit über ihre Exaktheit gewinnen.
Mary Baker Eddy sagt uns: „Die göttliche Metaphysik handelt von der Existenz Gottes, Seinem Wesen, Seinen Beziehungen und Eigenschaften. Die Metaphysik verspotten heißt die Gottheit, Ihre Güte, Gnade und Macht verhöhnen.
Die Christliche Wissenschaft ist die Entfaltung der wahren Metaphysik, das heißt des Gemüts oder Gottes und Seiner Eigenschaften.“ Vermischte Schriften, S. 69;
Das, was „von der Existenz Gottes handelt“, kann dem Christlichen Wissenschafter nicht gleichgültig sein oder ihm unpraktisch erscheinen. Es muß ihn ganz und gar fesseln, statt ihn nur zeitweilig zu interessieren. Der Metaphysik gegenüber gleichgültig zu sein, dem metaphysischen Wachstum auszuweichen, würde bedeuten, die Gottheit und ihre Güte zu verhöhnen. Die Metaphysik, der Weg der Wahrheit, führt aus der Sterblichkeit heraus.
Die Metaphysik befaßt sich mit der göttlichen Wahrheit und ihrer Demonstration, daher ist die Metaphysik eine völlig natürliche Beschäftigung für den geistig Gesinnten. Einfach gesagt: Die Metaphysik bezieht sich auf den Bereich jenseits der Materie, auf Gottes geistigen Bereich, der anstelle der Materie existiert. Ein Verständnis dieses Bereichs hilft uns, auf der Stufenleiter des Seins höherzusteigen. Und das ist der Schlüssel zu der praktischen Anwendbarkeit der Christlichen Wissenschaft.
Wenn wir gleichgültig gegenüber der Metaphysik sind, so mag das daran liegen, daß wir noch nicht ausreichend verstanden haben, wie praktisch sie ist. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß der ganze Glaube an ein materielles Universum von fundamentalen Fehlern durchsetzt ist. Und gerade hier in unserem gegenwärtigen Leben kann nichts praktischer und heilender sein als die Berichtigung grundlegender Fehler in der Betrachtung. Was Christus Jesus diesbezüglich versicherte, ist so bekannt und beliebt, weil es so absolut richtig und demonstrierbar ist: „Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh. 8:31, 32;
Vielleicht vernachlässigen wir es manchmal, unseren Begriff von der Metaphysik zu stärken, weil wir Kompliziertheit fürchten. Die göttliche Metaphysik, das A und O der Schriften Mrs. Eddys, ist durchaus einfach, wenn wir erst einmal ihre Voraussetzungen klären.
Worauf bauen wir auf? Auf Gottes Allheit. Es gibt kein anderes Fundament. Wenn dieser Punkt klar ist, erkennen wir, daß der Bau der praktischen Metaphysik der Christlichen Wissenschaft von eleganter Einfachheit ist, unberührt von allen Versuchen des materiellen Sinnes, ihn zu komplizieren.
Der Entdeckerin der göttlichen Metaphysik, Mrs. Eddy, wurde die folgende Frage gestellt: „Wenn die Christliche Wissenschaft dasselbe ist wie das, was Jesus lehrte, warum ist sie nicht einfacher, so daß alle sie gleich verstehen können?“ Sie antwortete: „Jesu Lehren waren einfach, und doch fand er es schwierig, sie den Obersten wegen ihres großen Mangels an Geistigkeit verständlich zu machen. Die Christliche Wissenschaft ist einfach und wird von Kindern leicht verstanden; nur das in anderer Richtung erzogene Denken findet sie abstrakt oder schwer zu erfassen.“ Schließlich fügt sie noch hinzu: „Das fleischliche Gemüt kann geistige Dinge nicht wahrnehmen.“ Verm., S. 53;
In dem demonstrierbaren wissenschaftlichen System, das Mrs. Eddy uns gegeben hat, beschreibt sie uns eine bestimmte Wirklichkeit — die einzige Wirklichkeit, die es gibt. Es ist die Wirklichkeit von Gottes Unendlichkeit, die Wirklichkeit der Schöpfung, die an jener Unendlichkeit teilhat. Die göttliche Metaphysik und ihr Beweis entfalten uns diese Wirklichkeit.
Da Christliche Wissenschafter Christen sind, beten sie die Metaphysik nicht an. Sie beten Gott an. Die Metaphysik ist eine Art Öffnung, durch die wir die Dinge sehen, wie sie wirklich sind. Sie ist das Fenster des Himmels. Wir verehren nicht das Fenster, sondern wir heißen das Licht willkommen, das durch das Fenster einfällt.
Durch Mrs. Eddys Schriften wissen wir die metaphysischen Wahrheiten, die wir überall in der Bibel finden können, weit mehr zu schätzen. Diese geistigen Gesetze stellen die Wahrheit des Seins dar, wie sie durch die harte Kruste der Materialität und Unwissenheit hindurchbricht. In der heutigen, technologisch so erkenntnisreichen Welt sind sie genauso dynamisch und bedeutsam wie in biblischen Tagen. Sie zeigen, daß das göttliche Gemüt zu allen Zeiten am Wirken ist. Sie stellen das göttliche Gemüt dar, wie es seine Allmacht aufrechterhält und zum Ausdruck bringt. Sie zeigen uns, wie wir die heilende Macht Gottes und die Unwirklichkeit alles dessen, was nicht von Gott kommt, beweisen können.
Studium und Anerkennung der göttlichen Metaphysik enthüllen uns die Wahrheiten, die im göttlichen Bewußtsein bereits bestehen. Und in Wirklichkeit ist dieses Bewußtsein unser Bewußtsein. Wir sollten die Metaphysik nicht studieren, um etwas zu erwerben — nur um geistige Ideen zu bekommen. Unser Studium der Metaphysik ist erfolgreicher, wenn wir demütig die Wirklichkeiten anerkennen, die wir als Ausdruck des göttlichen Gemüts schon besitzen. Wenn wir das göttliche Bewußtsein als das unsere akzeptieren, beginnen wir hier und jetzt, die Unendlichkeit des Gemüts zu beweisen.
Christus Jesus war der größte Metaphysiker. Mrs. Eddy sagt: „Er tauchte unter die materielle Oberfläche der Dinge und fand die geistige Ursache.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 313. Genau das tut die göttliche Metaphysik: Sie taucht unter die Schale der Materialität und dringt durch zu der geistigen Wirklichkeit aller Dinge. Und wenn wir die göttliche Metaphysik in der Bibel und in Mrs. Eddys Schriften studieren, stellen wir fest, daß wir selbst untertauchen. Die Folgen sind Heilung und Erneuerung — ein Eintreten in das Himmelreich.