Wie die Bibel berichtet, erklärte Mose den Kindern Israel, als sie sich auf die Schlacht mit den Kanaanitern beim Einzug ins Gelobte Land vorbereiteten, daß Gott gesagt habe, zu einem vollständigen Sieg über ihre Feinde gehöre auch, daß „alle ihre Götzenbilder“ 4. Mose 33:52; zerstört würden.
Dies kann jedem eine nützliche Mahnung sein, der schlechte Erinnerungen an die Vergangenheit nicht losläßt — Gedanken an frühere Leiden, vielleicht Verärgerung über ein Unrecht oder ständige Selbstvorwürfe wegen vergangener Sünden. Wieviel besser ist es doch, das Gute herauszustellen, Gott für Seine Segnungen zu danken und Seine harmonische Regierung Seiner Schöpfung als unsere wahre Lebensgeschichte anzuerkennen, anstatt die Aufmerksamkeit auf das Disharmonische gerichtet zu halten und es von neuem zu durchleben.
Wir leiden nicht mehr unter Disharmonie, wenn das mentale Götzenbild — die Erinnerung — ausgelöscht und durch die geistige Überzeugung ersetzt wird, daß Gesundheit, Reinheit, Güte etwas Bleibendes sind, nicht für einen Augenblick durch Krankheit oder Sünde unterbrochen. Gott ist der einzige Schöpfer, und wir können sicher sein, daß in Seiner Schöpfung nur Sein Wesen zum Ausdruck kommt.
Wenn wir von dem Glauben an die Wirklichkeit eines disharmonischen Zustands vollständig geheilt sind, werden wir nicht weiter über ihn nachgrübeln, ihn anderen in allen Einzelheiten beschreiben noch befürchten, daß er erneut auftreten werde. Ein Irrtum, der nie zu dem Bild gehörte, das Gott vom Menschen hat, ist kein Teil des menschlichen Lebenslaufs, und daher ist seine Wiederkehr unmöglich. Nur das Gute, das Gottes Vollkommenheit zum Ausdruck bringt und Seine weise, gerechte Regierung Seiner Schöpfung veranschaulicht, ist je wahr gewesen. Die Allheit Gottes, des Guten, verurteilt das Böse zur Vergessenheit.
Christus Jesus, der Meister der Christen, bewies, daß das Gesetz Gottes sowohl Krankheit als auch Sünde vernichtet. Und genau dieses Gesetz wird in der Bibel offenbart und in der Christlichen Wissenschaft erklärt. Wenn wir uns gewissenhaft an dieses Gesetz halten, erzielen wir heute die gleichen Heilerfolge wie unser Meister im Verlauf seiner Mission. Durch die Heilung des Gichtbrüchigen bewies er, daß Gottes Gesetz Sünde vergibt und die daraus folgende Krankheit beseitigt. Als er die Ehebrecherin heilte, zeigte er, daß die göttliche Liebe sowohl von Sünde als auch von Verurteilung frei macht. Er rügte die Sünde, aber er befreite die Frau, die ihr zum Opfer gefallen war.
In Wissenschaft und Gesundheit macht Mrs. Eddy es ganz klar, daß der erste Schritt zur Befreiung von Sünde darin besteht, sie als solche zu erkennen und einzugestehen, daß sie etwas Falsches ist. Wenn wir dann das reine, geistige Wesen des Menschen vor Augen haben, wie Gott es erschaffen hat und erhält, können wir verstehen, daß der Mensch in Wirklichkeit geistig ist — gänzlich getrennt von Sünde — und daß nur das zu ihm gehört, was gottähnlich ist.
Die Selbstsucht des sterblichen Gemüts, die Selbstsucht der Sünde ist es, die uns dazu verzuholen, das Böse immer und immer wieder hervorzuholen, darüber zu sprechen und es anderen selbst dann plastisch zu schildern, wenn das Übel schon überwunden ist. Dieser Egoismus bläht sich in seiner Wichtigtuerei noch weiter auf und versucht uns glauben zu machen, daß Sünde und Krankheit einen faszinierenden Gesprächsstoff abgäben, daß sie Teil der Vergangenheit eines Menschen gewesen seien oder sogar eine Versuchung für ihn darstellten.
Die Bibel definiert den „Menschen der Sünde“ als jemanden, der „sich setzt in den Tempel Gottes und vorgibt, er sei Gott“ 2. Thess. 2:3, 4;. Wir sollten uns vergewissern, daß wir keine Illusion für bare Münze nehmen. Diesem aufgeblasenen Egoismus des Bösen kommen wir mit dem Schwert der Wahrheit bei — mit der Vergegenwärtigung, daß der von Gott zu Seinem Ebenbild geschaffene Mensch sündlos rein ist, von dem es heißt: „[Er] kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren.“ 1. Joh. 3:9;
Mrs. Eddy macht es in ihren Werken an vielen Stellen klar, daß wirkliche Reue Umwandlung einschließt. Wenn wir uns vom Bösen abwenden, erhält Johannes’ tröstliche Zusicherung für uns Gültigkeit: „Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Zuversicht zu Gott, und was wir bitten, werden wir von ihm nehmen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig ist.“ V. 21, 22; Wenn wir aufhören zu sündigen, steht damit auch die Vergebung der Sünde fest. Mrs. Eddy erklärt im dritten Glaubenssatz der Christlichen Wissenschaft: „Wir bekennen Gottes Vergebung der Sünde in der Zerstörung der Sünde und in dem geistigen Verständnis, das das Böse als unwirklich austreibt. Aber die Annahme von Sünde wird so lange bestraft, wie die Annahme währt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 497;
Aus dem Unrechttun können wir entweder durch die Christliche Wissenschaft oder durch Leiden erwachen. Wenn wir uns durch die Wissenschaft aufrütteln lassen, öffnen wir uns der Wahrheit, die von der göttlichen Liebe in unser Bewußtsein strömt. Sie führt sowohl Reue als auch Umwandlung herbei, denn sie wirft ein geistiges Licht auf den Sachverhalt und macht uns verständlich, daß Freude und Zufriedenheit Früchte des Rechttuns sind. Wenn wir es jedoch dahin kommen lassen, daß wir unsere Lektion durch Leiden lernen müssen, wird das Böse für uns so unerfreulich, daß wir uns notgedrungen davon abwenden, um Frieden zu finden. Auch dies ist ein Anzeichen für Gottes Liebe.
Wie lange währt die Annahme von Sünde — und die Strafe, die mit ihr einhergeht? So lange, wie wir sie als wirklich ansehen, sie für einen Teil unseres bisherigen Lebens halten oder glauben, wir seien ihr Sklave gewesen oder jemand anders stehe unter ihrem hypnotischen Einfluß — daß er moralisch wenig gefestigt oder sündig sei. Die als Folge von Sünde auftretenden Leiden sind mit dem Augenblick vorüber, wo wir nicht nur aufhören zu sündigen, sondern auch verstehen, daß Sünde niemals Teil eines der Kinder Gottes gewesen ist, unser wahres Selbst eingeschlossen.
Wenn wir nicht nur das Böse selbst auslöschen, sondern auch den Eindruck, den es im sterblichen Gemüt hinterlassen hat und der das Bild in uns von neuem erstehen läßt, dann wird nicht nur dieses ganze Erlebnis von uns abfallen, sondern wir werden uns auch nicht dazu verleiten lassen, alljährlich darauf zurückzukommen, ob es nun um Schmerzen oder seelisches Leid ging.
Die Annahme von Sünde ist vorüber — und damit auch die Strafe —, wenn wir das Licht des Christus in unser Bewußtsein einströmen lassen, das uns über den Glauben an das Böse zu der Erkenntnis erhebt, daß der Mensch sündlos, unversehrt, geistig befriedigt und von Gott für gut befunden ist. Wir können einzig und allein das Gute im Gedächtnis behalten, weil alles, was auf den Menschen zutrifft, das ist, was sein Schöpfer von ihm weiß — die Reinheit und Heiligkeit, die Er erschafft und in alle Ewigkeit bewahrt.
In Wissenschaft und Gesundheit wird uns versichert: „Die ewige Wahrheit zerstört, was die Sterblichen vom Irrtum gelernt zu haben scheinen, und das wirkliche Dasein des Menschen als des Kindes Gottes kommt ans Licht.“ ebd., S. 288; Wahrheit fegt das, was man vom Irrtum gelernt hat, nicht in eine dunkle Ecke, von wo es zurückkehren könnte, um uns zu quälen. Sie zerstört es völlig und ein für allemal — ganz gleich, ob es sich um üble Nachwirkungen von Kriegserlebnissen, gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen, von Krankheit, nachteiligen Einflüssen in der Kindheit oder von sonst irgend etwas handelt.
Der Mensch, der ewiglich zugleich mit Gott besteht, hat keine materielle Vergangenheit, die ihn mit Sehnsucht erfüllen oder die er bedauern könnte. Es steht ihm frei, er selbst zu sein — ein vorbildlicher Vertreter Gottes. Die Annahme, er habe in der Vergangenheit gesündigt, unter einer Krankheit gelitten oder sei zu gewisser Zeit falsch erzogen worden, kann ihn niemals lähmen noch ihm sonst zum Verhängnis werden. Das Böse hat zu keiner Zeit Herrschaft über den Menschen gehabt, denn Gott ist für alle Ewigkeit souverän.
Wenn wir diese ewige Wahrheit des Seins erfassen, können wir mit Paulus triumphieren: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich nach dem, das da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ Phil. 3:13, 14.