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Genügt es, uns selbst zu heilen?

Aus der Juli 1978-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einer von Unruhen erschütterten asiatischen Hauptstadt eilte ein Korrespondent des Christian Science Monitors zu einer amerikanischen Bibliothek, die von kommunistischen Demonstranten in Brand gesetzt worden war. Als er, um den Weg abzukürzen, durch eine enge Gasse kam, lief er geradewegs in eine Menschenmenge, die von dort herkam. Die wütende Menge johlte und hielt ihn zwischen zwei Autos fest.

„Er ist Amerikaner — bringt ihn um!“ riefen die Leute in ihrer Landessprache.

„Das können sie nicht tun. Wir alle hier sind Gottes Kinder“, sagte der Monitor-Korrespondent zu sich selber, woraufhin einer aus der Menge den bedrängten Journalisten verteidigte.

„Woher wissen wir, daß er Amerikaner ist?“ fragte er die anderen Demonstranten. „Vielleicht ist er ein Russe. Und selbst wenn er Amerikaner ist, es gibt gute und schlechte Amerikaner.“

Die Menge tat dem Monitor-Korrespondenten nichts an.

Ein andermal wurde eine Korrespondentin des Monitors in einem anderen asiatischen Land gefangengenommen und vierzig Tage lang gefangengehalten, ehe sie freigelassen wurde. In den ersten Stunden ihrer Gefangenschaft war sie allein mit einem bewaffneten Wachtposten, der auf Raub und Vergewaltigung aus war und Anstalten machte, sie anzugreifen.

Sie hielt ihn durch einen ganz einfachen, aber bedeutungsvollen Satz von seinem Vorhaben ab: „Ich bin deine Schwester“, sagte sie zu ihm, „und du bist mein Bruder.“

Der Wachtposten verstand zwar nicht die Sprache, die sie sprach, doch er verstand die Botschaft. Er tat ihr nichts an. Im kritischen Augenblick blieb diesen beiden Christlichen Wissenschaftern nur Zeit für ein inniges, schlichtes Gebet. Aber ihre Erlebnisse unterstreichen ein Grundelement ihres Glaubens — daß die Christliche Wissenschaft die Wissenschaft Gottes, der Liebe, ist und daß die Liebe überall angewendet werden kann. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns), schreibt: „Mein und dein sind veraltete Begriffe in der absoluten Christlichen Wissenschaft; sie erklärt die allumfassende Brüderschaft der Menschen und verlangt, daß sie bewiesen werde.“ Vermischte Schriften, S. 318;

Allzuoft sind wir jedoch eher willens, diese Brüderschaft der Menschen in Zeiten einer persönlichen Herausforderung oder in einer unangenehmen Situation geltend zu machen als in Zeiten, wo größere Probleme in den internationalen Beziehungen unsere Aufmerksamkeit erfordern. Dieses engstirnige Vorgehen steht nicht in Übereinstimmung mit Mrs. Eddys Auffassung von der Christlichen Wissenschaft. Sie erschaute deren universellen Wirkungsbereich. Sie verstand, daß ihre allumfassende Mission alle Menschen erfaßt und segnet, ganz gleich, wo sie wohnen oder welcher Rasse oder Nationalität sie angehören mögen.

Die Christliche Wissenschaft stellt kühne Behauptungen auf. Eine der grundlegendsten ist die, daß die Materie unwirklich ist und daß Geist alles ist, was wirklich ist. Diese revolutionäre Erklärung ist bestimmend dafür, wie der Christliche Wissenschafter die internationalen Beziehungen beurteilt. Mrs. Eddy schreibt: „Die irrige Annahme, daß Leben, Substanz und Intelligenz materiell sein können, bricht das Leben und die Brüderschaft der Menschen gleich von Anfang an.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 541;

Die materielle, sterbliche Annahme, die die Brüderschaft der Menschen und den Frieden stören möchte, ist keine orientalische oder romanische Besonderheit, noch hat sie irgendeinen anderen ethnischen oder nationalen Ursprung. Es handelt sich hier vielmehr um dieselbe negative Annahme, die auf jede Weise die geistige Vollständigkeit und Ruhe des Menschen herausfordern möchte.

Ebensowenig sind die geistigen Wahrheiten, die jeden falschen Begriff vom Menschen aufheben, ein Monopol der Vereinigten Staaten oder des Westens oder der materiell entwickelten Welt. Wahrheit oder Christus, und seine Macht müssen nicht von einem Land zum anderen über den Ozean transportiert werden. Wahrheit ist universell und kann überall angewandt werden. Sie ist genauso machtvoll in den Ländern des Islam und des Buddhismus wie in den Ländern, die sich zum Christentum bekennen.

Wenn wir diese absolute Auffassung von unserer geistigen Beziehung zu Gott und daher auch zu unserem Nächsten akzeptieren, so bedeutet das natürlich nicht, daß wir die Weisheit im Alltag der internationalen Beziehungen außer acht ließen. Die Christlichen Wissenschafter setzen sich für das Ende aller Kriege ein. Solange aber noch eine Kriegsgefahr besteht, wären die Länder töricht, auf nationale Verteidigungsmaßnahmen zu verzichten. Wenn diese auch gegenwärtig noch notwendig sein mögen, so wird doch der endgültige Frieden nur durch mentale, nicht durch physische Wachsamkeit herbeigeführt werden. Mrs. Eddy schrieb im Jahre 1904 eine Botschaft an den Boston Globe, mit dem Titel „Wie Streit geschlichtet werden kann“. Sie enthielt die folgende Stelle: „Das Erste Gebot des hebräischen Dekalogs — ‚Du sollst keine anderen Götter haben neben mir‘ — genügt, wenn befolgt, um allen Streit zu schlichten. Gott ist das göttliche Gemüt. Daraus folgt: Hätten alle Völker ein Gemüt, so würde Friede herrschen.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 279;

Mrs. Eddy war selber am Wohlergehen der ganzen Menschheit äußerst interessiert. Sie beobachtete die Entwicklungen in Rußland, China und Europa. Sie hatte ihre Meinung über Verteidigung und Abrüstung. Daher war es nicht überraschend, daß sie den Christian Science Monitor gründete. Von Anfang an hatte es sich der Monitor ausdrücklich zur Aufgabe gemacht, seine Leser umfassend über das nationale und internationale Geschehen zu unterrichten; und auch heute noch spielt die Zeitung eine wichtige Rolle bei der Erweiterung des Interessenbereichs der Christlichen Wissenschafter. Der Monitor macht sie auf Probleme außerhalb ihres unmittelbaren Familienkreises oder der Zweigkirche aufmerksam und fordert sie auf, die ganze Menschheit in ihre geistige Liebe einzuschließen.

Auf den ersten Blick mag dies wie eine lästige Einmischung erscheinen. Die meisten Christlichen Wissenschafter sind bestrebt, völlig in der Geistigkeit aufzugehen. Und dann kommt der Monitor und weist auf eine Reihe menschlicher Probleme hin wie z. B. den Abbruch der SALT-Verhandlungen oder eine Lebensmittelknappheit in Bangladesh oder eine sich verschlimmernde Situation im südlichen Afrika. Aber der Monitor und seine Leser sind Partner, denen es darum geht zu heilen. Der Monitor lenkt die Aufmerksamkeit seiner Leser auf drängende Probleme und läßt sich dabei geistig soweit wie möglich führen. Seine Leser wiederum bringen Gebet und geistige Macht auf diese Situationen zur Anwendung, die dann der göttlichen Ordnung teilhaftig werden.

Der Christliche Wissenschafter ist genauso verpflichtet, metaphysisches Denken und Gebet auf internationale Probleme anzuwenden wie auf körperliche Krankheiten. Das Vorgehen ist dasselbe: mit heilenden Wahrheiten jeden Gedanken berichtigen, der die Vollkommenheit und gottgegebene Harmonie des Menschen in Frage stellen möchte.

Eine Flugzeugentführung irgendwo in der Welt, Terroristenanschläge in einer entfernten Hauptstadt, Rassenkonflikte — Vorfälle wie diese verlangen, daß der Christliche Wissenschafter geistig und nachdrücklich darauf reagiert. Gottes vollkommenen Menschen zu erkennen ist hier genauso notwendig wie in den Fällen, wo wir es mit der Krebsgeschwulst eines Nachbarn oder der Verletzung eines geliebten Menschen durch einen Autounfall oder mit der Verwicklung eines Korrespondenten in eine bedrohliche Situation zu tun haben.

Die Christliche Wissenschaft betont, daß wir uns der Verpflichtung, für das Wohlergehen jener Millionen zu beten, die mit uns in einer anonymen Brüderschaft verbunden sind, nicht entziehen können, denn, wie Paulus zu den Männern von Athen sagte, Gott „hat gemacht, daß von Einem aller Menschen Geschlechter stammen, die auf dem ganzen Erdboden wohnen“ Apg. 17:26..

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