Was bedeutet es, Mitglied einer Zweigkirche zu sein?
Es bedeutet großes geistiges Wachstum. Ein langjähriger Christlicher Wissenschafter, der ein Ausüber ist, betont, daß man als Mitglied einer Zweigkirche jene Liebe haben muß, die jedem von uns zu entdecken hilft, daß der Mensch geistig und vollkommen ist.
Was ereignete sich, als Sie Ihre geistige Identität zu entdecken begannen?
Durch Kirchenmitgliedschaft wurde mein Verständnis der geistigen Individualität gefördert und erweitert — etwa so, wie jemand durch seine verständnisvollen Angehörigen gestützt und gestärkt wird. Als ich die völlige Abhängigkeit des Menschen von Gott besser verstand — und meine Mitgliedschaft trug viel dazu bei —, begann ich, meine Verantwortung gegenüber den anderen Mitgliedern, und schließlich dem ganzen Gemeinwesen gegenüber, zu erkennen.
Welche Wirkung hatte dieses Wachstum Ihrer Ansicht nach auf Ihre Zweigkirche und das Gemeinwesen?
Es wurde mir klar, daß der Erfolg der Zweigkirche in ihrem Gemeinwesen davon abhing, inwieweit das einzelne Kirchenmitglied, d. h. ich, bereit war, selbstlose Liebe zu üben. Je mehr ich begriff, was Mrs. Eddy unter Kirche verstand, um so deutlicher erkannte ich, wie wichtig die im Kirchenhandbuch festgelegten Tätigkeiten — wie Gottesdienste, Versammlungen und Sonntagsschule — und die Disziplin, die durch das Handbuch verlangt wird, für das Verständnis selbstloser Liebe sind.
In einer Zweigkirche, der ich einmal angehörte, wurde es uns allen klar, daß wir die Lehren unserer Wissenschaft im täglichen Leben mehr in die Tat umsetzen mußten. Jeder mußte seine eigene Untrennbarkeit von Gott besser verstehen und erkennen, daß die Kirche dazu da war, alle Menschen im Gemeinwesen in dieses Verständnis einzuschließen, es zu fördern und zu stärken. Jeder mußte individuell die Christliche Wissenschaft in die Tat umsetzen — und in seinem Heim ihr gemäß leben. Wir wußten, daß diese Vergeistigung unseres Lebens sich auch auf unser Gemeinwesen auswirken würde.
Das Gemeinwesen zu erreichen war nicht unser eigentliches Ziel, sondern das Ergebnis der Lebensweise eines jeden Mitglieds.
Eine bemerkenswerte geistige Zusammenarbeit entwickelte sich, und individuelles geistiges Wachstum wurde liebevoll unterstützt.
Wenn jemand vorübergehend Schwierigkeiten hatte oder krank war, waren alle sofort bereit, zu helfen.
Können Sie ein Beispiel für derartige Hilfe geben?
Gewiß. Eine Sonntagsschulklasse von Teenagern wollte das, was sie gerade über Kirche und Christentum lernte, anwenden. Mehrere der Schüler sagten, sie hätten das Gefühl, man brauche sie nicht, und fügten hinzu, daß die Kirche ihnen wie ein Ort für ältere Leute erschiene. Ihr Lehrer betete, um zu erkennen, was er tun sollte. Das einzige, was ihm in den Sinn kam, war, sie zu fragen, ob sie ihm am Sonnabendnachmittag bei der Arbeit auf dem Kirchengelände helfen wollten. Der Vorschlag wurde so begeistert aufgenommen, daß der Lehrer sich plötzlich bewußt wurde, wie sehr es diese jungen Leute danach verlangte, das, was sie von Gottes großer Liebe zum Menschen wußten, durch eine selbstlose Tat zum Ausdruck zu bringen.
Er erkannte, daß diese Begeisterung der ganzen Mitgliedschaft zugute kommen konnte; er sah hier eine Möglichkeit, langjährigen Mitgliedern, die viel für die Kirche getan hatten, Anerkennung zu zeigen.
Ein älteres Mitglied — ein Mitbegründer der Zweigkirche — machte gerade eine schwere Zeit durch. Seine Frau war krank, und weil er für sie sorgte, blieb die Gartenarbeit liegen. Und so fragte der Sonntagsschullehrer seine Schüler, ob sie helfen wollten — sie sollten nicht nur die notwendigen Arbeiten verrichten, sondern darüber hinaus diese Gelegenheit nutzen, um mehr über einige der grundlegenden geistigen Wahrheiten zu lernen.
Die Schüler konnten nicht schnell genug mit der Arbeit beginnen, und die oberen vier Klassen boten sich an, mitzuarbeiten. Die oberste Klasse übernahm eine besondere Aufgabe — die Schüler arbeiteten gründliche metaphysische Behandlungen für die Überwindung von Problemen wie Müdigkeit und Unerfahrenheit aus, die man mit dem Vorhaben in Zusammenhang bringen könnte. An dem festgesetzten Sonnabend trafen sie sich alle zunächst in einem Arbeitszimmer der Kirche und tauschten Gedanken über Sicherheit, Ausdauer und Harmonie aus. Obwohl an der Schule des Ortes ein wichtiges Fußballspiel stattfand und eine Reihe von anderen Veranstaltungen geplant war, machte sich eine große Gruppe auf den Weg. Der ganze Tag wurde damit verbracht, den Garten in Ordnung zu bringen, Doppelfenster einzusetzen und Dachrinnen sauberzumachen. Allen machte es sehr viel Spaß; jemandem, der wirklich in Bedrängnis war, wurde ausgeholfen; und der Auftrieb, den das Ehepaar dadurch bekam, war enorm.
Hat dieses Ereignis noch irgendwelche weiteren Folgen gehabt?
Ja. Zwei Mädchen der Sonntagsschulklasse sagten, daß sie wirklich gern Leuten helfen würden, die das Haus nicht verlassen konnten. Sie begannen, zwei Mitglieder, die nicht hinauskamen, zu besuchen, lasen ihnen die Bibellektion vor und halfen bei der Hausarbeit. Was diese jungen Leute vollbrachten, war nicht eine Kette von kleinen Taten. Sie lernten etwas über das Wesen selbstloser Liebe und entdeckten einige grundlegende Wahrheiten über die geistige Identität des Menschen. Es war ihre Mitarbeit in einer Zweigkirche als Sonntagsschüler, die ihnen Gelegenheit gab, Gott zu verherrlichen, ihr Verständnis von „Kirche“ anzuwenden und zu sehen, wie all dies in guten Werken für das Gemeinwesen seinen Ausdruck findet.
Der Inspiration dienende Ansprachen von Mitgliedern Der Mutterkirche
Wenn ein Christlicher Wissenschafter neue Inspiration zu erlangen sucht, wendet er sich an die Bibel und die Schriften unserer Führerin Mary Baker Eddy. Und für Mitglieder einer Zweigkirche ist dies ebenfalls ein ganz natürlicher Schritt. Vielleicht möchten die Mitglieder darüber hinaus nach ihrem individuellen Studium und Gebet eine Versammlung planen, die der Inspiration dient, um neugewonnene Ideen und Einblicke auszutauschen.
Die besten Ergebnisse werden oft dann erzielt, wenn die Mitglieder selbst die Veranstaltung planen und einen Sprecher aus ihrer Mitte wählen. Manchmal mag es jedoch für eine Zweigkirche angebracht sein, einen Sprecher einzuladen, der nicht ihrer Mitgliedschaft angehört. Wenn die organisatorischen Einzelheiten der Kirchenarbeit zu sehr in den Vordergrund getreten sind, kann eine Ansprache den Mitgliedern helfen, ihren Blick wieder auf die Bedürfnisse ihres Gemeinwesens zu richten. Natürlich dürfen solche Ansprachen nicht die im Kirchenhandbuch festgelegten Tätigkeiten verdrängen, insbesondere nicht die bedeutende Arbeit des Vortragsrates. Um erfolgreich zu sein, sollten diese Ansprachen nicht zu oft gegeben werden.
Die folgenden Vorschläge mögen den Zweigkirchen einige hilfreiche Anhaltspunkte geben.
• Eine Ansprache sollte einem bestimmten Zweck dienen und sich auf die Arbeit in Zweigkirchen beziehen. Eine solche Versammlung nur für die eigenen Mitglieder zu veranstalten und die speziellen Belange dieser Kirche zu behandeln hat vieles für sich. Wenn aber gelegentlich das Thema einer Ansprache allgemeinerer Art ist, könnte die gastgebende Kirche vielleicht die Zweige in ihrer Umgebung zu dieser Versammlung einladen.
In diesem Falle sollten die Zweigkirchen darauf achten, daß sie keine Versammlungen für dieselbe Zeit ansetzen. Versammlungen, die der Inspiration dienen, sollten nicht mit der Veranstaltung eines Vortrags zusammenfallen. Die Abteilung für Zweige und Ausüber wäre den Zweigkirchen dankbar, wenn sie sie von solchen Versammlungen in Kenntnis setzten, damit die Tätigkeiten Der Mutterkirche mit denen im Feld koordiniert werden können.
Die Ansprachen sollten weder auf Band aufgenommen, noch gedruckt, noch verteilt werden.
• Es bleibt dem einzelnen Sprecher überlassen, wie vielen Einladungen er innerhalb eines Jahres Folge leistet. Selbstverständlich sollte er sich darüber im klaren sein, wie viele Einladungen er annehmen kann.
• Zweigkirchen werden dazu ermutigt, ein Mitglied aus ihrer Mitte oder aus einer anderen Zweigkirche in der Umgebung als Sprecher einzuladen — ein Mitglied, das mit der örtlichen Lage vertraut ist und es als seine geistige Pflicht betrachtet, den Fortschritt in dem betreffenden Gebiet zu fördern. Darüber hinaus muß eine Zweigkirche wachsam sein und sich ihre eigene Initiative bewahren, wenn sich jemand erbietet, zur Mitgliedschaft zu sprechen.
• Sowohl die Sprecher als auch die Zweigkirchen sollten Artikel XXIII Abschnitt 10 des Kirchenhandbuchs beherzigen: „In der Christlichen Wissenschaft soll die Verwaltung jeder Zweigkirche ausgesprochen demokratisch sein, und keine Person und keine andere Kirche darf sich in ihre Angelegenheiten mischen.“
• Es ist üblich, dem Sprecher die Reisekosten sowie die Ausgaben für Unterkunft und Verpflegung zu erstatten. Die Frage eines Honorars bleibt dem Sprecher und der Zweigkirche überlassen. Von den Teilnehmern sollte jedoch keine Gebühr erhoben werden.
• Anfragen wegen Ansprachen über die Christliche Wissenschaft vor Nichtwissenschaftern sind weiterhin dem Komitee für Veröffentlichungen zuzuleiten.
[Auszüge aus der Spalte „Church in Action“ aus dem Christian Science Journal.]