Die Komplexität des menschlichen Zusammenlebens macht es erforderlich, daß die Gesellschaft die menschliche Tätigkeit organisiert, damit gesteckte Ziele erreicht werden können. Die Nützlichkeit der Organisation nimmt jedoch in dem Maße zu, wie alle selbstlos und konstruktiv auf das allgemeine Gute hinarbeiten. In einem Wörterbuch wird Organisation als „planmäßiger Aufbau, Ordnung, Gliederung, Gestaltung, zweckbestimmter Zusammenschluß“ definiert.
Organisation kann nützlich und stärkend sein, doch viele Menschen empfinden sie als lästig. Sie sträuben sich dagegen, sich an irgendeine geregelte Form der menschlichen Gesellschaft und des Zusammenlebens zu binden. Viele sind bereit, sich bedingt zu binden, d. h., sie nehmen die Vorteile an, die die Organisation bietet, sind aber nicht bereit, einen eigenen konstruktiven Beitrag zu leisten. Sie behaupten, frei sein zu wollen.
In der Heiligen Schrift finden wir die Grundlage für die wahre Freiheit einer gesunden Organisation: die Zehn Gebote, die Gott dem empfänglichen Bewußtsein des Mose offenbarte. Das geistige Verständnis und das Befolgen dieser Gebote führt zu harmonischem Fortschritt in jeder konstruktiven Form menschlichen Zusammenlebens und Strebens. Es unterstützt die Organisation, nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel, die Menschheit zu fördern und zu der wahren Freiheit und Harmonie der Regierung des göttlichen Gesetzes emporzuheben. Wenn wir liebevoll, mit geistiger Einsicht und Gottes Gnade zusammenarbeiten, decken wir das auf, was in unserem eigenen Denken falsch und schädlich ist — die vermeintliche Tätigkeit dessen, was die Christliche Wissenschaft als sterbliches Gemüt bezeichnet —, und weisen es zurück.
In dem Maße, wie das menschliche Bewußtsein durch verständnisvolles Befolgen der Zehn Gebote einen wahreren oder geistigeren Begriff von Freiheit erlangt, macht es sich die Segnungen der Seligpreisungen zu eigen, die uns Christus Jesus in seiner Bergpredigt gibt. Zwei davon lauten: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ Matth. 5:5, 6; Hier haben wir die inspirierte Versicherung, daß Liebe und Gerechtigkeit ihren Ursprung in Gott haben, daß sie göttliche Autorität besitzen und wahre Freiheit bringen — ja, sie in sich schließen.
Wenn wir dies verstehen, werden wir nicht das Gefühl haben, daß unsere christlich-wissenschaftliche Kirchenorganisation uns in unserem geistigen Wachstum hemmt oder begrenzt. Wir werden statt dessen feststellen, daß aktive Kirchentätigkeit die Notwendigkeit und den Segen unseres Beitrags sichtbar werden läßt. All die Unterweisungen der Bergpredigt erweitern — wenn sie beachtet und befolgt werden — unser Bewußtsein vom Guten. Demut und Gerechtigkeit spiegeln die Unendlichkeit der göttlichen Liebe wider. Bei unserer täglichen Arbeit und in unserer Kirchentätigkeit können wir die Freude selbstlosen Dienstes erleben und erfolgreich sein.
Ich hatte eindeutige Beweise dafür, daß wir, wenn wir für Gott arbeiten, von Leiden frei werden und Heilung erleben. Zwei Tage lang litt ich an einer schweren Erkältung, verbunden mit starker Heiserkeit. Am Sonntagmorgen konnte ich nicht sprechen. Ich war Erster Leser in unserer Christlich-Wissenschaftlichen Vereinigung am Ort und sollte in ungefähr zwei Stunden mein Amt antreten. Ich wußte, daß die göttliche Liebe uns allen die Wahrheit klar und ununterbrochen mitteilt, und dies befreite mich von einem niederdrückenden Gefühl menschlicher Verantwortung. Demütig und dankbar erkannte ich die göttliche Gerechtigkeit an, in der wir alle sicher geborgen sind, frei von Annahmen der Furcht und Krankheit, und zur festgesetzten Zeit konnte ich meinen Platz am Pult einnehmen und durch klares, verständliches Lesen Gott danken. Ich frohlockte über eine vollkommene Heilung. Es machte mir besondere Freude, die Lieder zu singen. Heilungen dieser Art zeigen uns die befreiende Wirkung und den Segen freudigen Arbeitens und Dienens.
Mrs. Eddy erkannte die gegenwärtige Notwendigkeit für eine Organisation, die die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft zum Nutzen der Menschheit stützen und schützen soll. In einer kurzen „Historischen Skizze“, die ein Vorwort zu ihrem Handbuch Der Mutterkirche bildet, ist der Zweck der Organisation der Kirche Christi, Wissenschafter, klar dargelegt: „In einer Versammlung der Vereinigung Christlicher Wissenschafter am 12. April 1879 wurde auf Antrag von Mrs. Eddy beschlossen, eine Kirche zu gründen, die den Zweck haben sollte, die Worte und Werke unseres Meisters in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen.“ Handb., S. 17;
Jemand könnte vielleicht einwenden, daß man mit der Bibel und dem Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, die Christliche Wissenschaft auch ohne Organisation und ohne Teilnahme an den Gottesdiensten und Kirchentätigkeiten studieren und demonstrieren könne. Aber hätten wir heute die Bibel ohne eine Organisation, und wären uns die lebenspendenden Lehren und Beispiele Christi Jesu erhalten geblieben? Um die Vergeistigung des Bewußtseins der Menschheit fortzuführen, sind die Organisation und unsere Teilnahme an ihr noch notwendig. Durch den liebevollen Dienst solch einer Organisation bringt die Christliche Wissenschaft den Menschen überall in der Welt geistige Heilung und Erneuerung und führt wahrlich „das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens“ wieder ein.
Die Kirche Christi, Wissenschafter, hat die vielseitige Aufgabe, ihren Anhängern die Möglichkeit zu geben, die Vollkommenheit des wirklichen Menschen und seine unzerstörbare Verbindung mit Gott zu demonstrieren. Dabei ist ein gründliches Studium der Bibel und von Wissenschaft und Gesundheit sowie dankbare hingebungsvolle Mitarbeit in den verschiedenen Aufgaben, die die Kirchenorganisation bietet, unerläßlich. Die Herausgabe der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, das Zusammenstellen der Lektionspredigten im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft, das Abhalten der Gottesdienste und Vorträge, das Leiten der Sonntagsschulen und Lesezimmer — all dies ist durch die Organisation der Kirche möglich.
Jeder einzelne ist wichtig bei diesem großen Auszug der Menschen aus dem Land der versklavenden materiellen Sinne in das Himmelreich geistiger Freiheit, wo allein die göttliche Liebe den Menschen und das Universum regiert. Mrs. Eddy sagt in ihren Vermischten Schriften: „Die echte christliche Bindung ist Liebe zueinander. Dieses Band ist völlig geistig und unverletzlich.“ Verm., S. 91;
Es spielt keine Rolle, was für eine Aufgabe oder welches Amt der einzelne in der Kirchenorganisation hat. Entscheidend ist der Geist der Wahrheit und Liebe, der zum Ausdruck gebracht wird. Alle wahren und guten Fähigkeiten sind geistig und haben ihren Ursprung im göttlichen Gemüt. Demzufolge sind wir immer in der Lage, die uns gestellten Aufgaben zum Segen aller durchzuführen. In Wirklichkeit gibt es weder Jung noch Alt, sondern nur die stets aktiven Ideen des Gemüts. Diese Erkenntnis befähigt uns, zu segnen, zu helfen und zu heilen.
Außerdem ist es wichtig, demütig die eigene Arbeit als Widerspiegelung geistiger Eigenschaften zu sehen und sich nicht verleiten zu lassen, sich durch menschlichen Stolz zu erhöhen oder sich durch einen falschen Begriff von Demut und mangelnde Erkenntnis der Bedeutung des eigenen Anteils herabzusetzen. Unter diesem Gesichtspunkt sind wir auch in der Lage, den Beitrag unserer Mitarbeiter dankbar zu würdigen.
Liebe kann immer zum Ausdruck gebracht werden, ob wir als Schriftführer einen Brief schreiben, das Protokoll einer Sitzung anfertigen, eine Versammlung leiten, als Leser tätig sind, die Kirchenräume säubern und instand halten, die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften verteilen oder als Ordner dienen. Dies wird in den folgenden Worten aus einem Kirchenlied zusammengefaßt: „In Schönheit, Ordnung, Stärke/Wird, was Er schafft, uns kund.“ Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 329. Die in diesem Geist vollbrachte Arbeit segnet alle.
