Die Gewohnheiten und Verhaltensweisen der als schöpferisch bezeichneten Menschen sind genau untersucht worden, doch man liest verhältnismäßig wenig über den eigentlichen Ursprung und das eigentliche Wesen der Inspiration. Woher kommen konstruktive Ideen? Kommen sie von ungefähr, wie man so sagt? Oder aus dem Unterbewußtsein, wie es von einigen modernen Theorien vertreten wird? Beide Möglichkeiten bieten den Menschen, die angeblich nicht schöpferisch veranlagt sind, wenig Hoffnung.
Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß es mit der Quelle schöpferischer Fähigkeiten nichts Geheimnisvolles auf sich hat. Jeder Zug wirklicher Originalität stammt aus Gemüt, aus Gott. Gemüt ist kein bloßer Computer mit einer enormen, wenn auch begrenzten Speicherfähigkeit. Das göttliche Gemüt ist unbegrenzter Geist, der seine Schöpfung unaufhörlich inspiriert, und wir können dies beweisen. Wir sind in der Lage, zwischen der Spontaneität zu unterscheiden, die dem Gemüt entspringt, und bloßen Impulsen, die irreführen und keinen wahren Ursprung haben. Die Fähigkeit, selbst angesichts verwirrender Alternativen richtige Entscheidungen zu treffen, entstammt dem Gemüt, dem Ursprung aller Entschlußkraft, Schönheit und Rechtschaffenheit.
Wir sind für göttliche Inspiration empfänglich, wenn wir in unseren Gebeten die Tatsache anerkennen, daß Gott uns regiert, wie dies im folgenden Vers aus einem der Psalmen veranschaulicht wird: „Unser Herr ist groß und von großer Macht; sein Verständnis ist unendlich.“ Ps. 147:5 [n. der engl. King-James-Ausgabe];
Viele Menschen glauben, daß Musik oder eine schöne Umgebung sie zu schöpferischer Tätigkeit inspiriere. Aber geistige Inspiration kommt weder aus der Musik, aus der Natur noch aus der Kunst. Beispiele von Schönheit helfen uns zwar, eine richtige Wertschätzung für Schönes und Gutes zu entwickeln, aber sich auf sie zu verlassen hieße, Gemüt zu begrenzen. Inspiration benötigt man oft unter den ungünstigsten Umständen, und sie ist auch dann verfügbar. Jesus stand von den Toten auf, nachdem er drei Tage im Grab gewesen war.
Einige wenden die Brain-Storming-Technik an, um die Lösung für ein bestimmtes Problem zu finden. Eine Gruppe legt die verschiedensten Möglichkeiten dar und wählt dann die beste aus. Aber wir brauchen nicht mehrere Möglichkeiten, wenn wir erkennen, daß Gott uns zu dem führt, was genau richtig ist. Christus Jesus zeigte eine solche Lösung, als er Petrus sagte, er solle im Maul des ersten Fisches, den er fangen würde, nach dem erforderlichen Geld für die Steuern sehen. s. Matth. 17:24–27;
Andere suchen schöpferische Ideen in der Illusion — durch Alkohol, Drogen oder Hypnotismus; sie hoffen, in der Illusion neue Inspiration zu finden. Wenn es auch wichtig ist, nicht krampfhaft oder eigensinnig nach einer Lösung zu suchen, ist doch eine Flucht in die Illusion nicht der richtige Weg. Die Illusion würde sich anheischig machen, die Intelligenz, dier wir von Gott erhalten, in Dunkel zu hüllen. Irrtum bringt keine Wahrheit hervor. Als Saulus vor dem Heer der Philister Angst bekam, wandte er sich an eine Wahrsagerin um Rat. Aber das vergrößerte nur seine Furcht. s. 1. Sam. 28; König Salomo hingegen bat Gott um Weisheit, und er erhielt sie auch. s. 1. Kön. 3:5–13;
Je mehr wir uns der Macht Gottes bewußt werden, um so unbegrenzter und verläßlicher erweist sich die Inspiration. Daher ist Gebet der sicherste Weg zu schöpferischer Kraft. Selbst wenige Augenblicke der Anerkennung von Gottes Macht und Intelligenz können einen klaren Lichtstrahl bringen. Aber wir müssen beten, bis das Licht deutlich erkennbar wird. Wenn wir dann der geistigen Intuition folgen und auf Gott lauschen, wird sich Seine Führung als richtig erweisen.
Mrs. Eddys Definition von „Wüste“ lautet auszugsweise: „Unmittelbarkeit des Gedankens und der Idee.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 597. Wir brauchen nicht irgendwo in den Bergen oder an einem friedlichen See allein zu sein, um uns inspirieren zu lassen. Die Spontaneität inspirierten Gebets kann uns überall Segen bringen, wenn wir uns an Gott wenden. Gottes Ideen sind wirklich alles, was wir uns wünschen können — alles, was wir wirklich besitzen können.
Gott begrenzt nie eines Seiner Kinder. Alle Eigenschaften Gottes können von jedem zum Ausdruck gebracht werden, auch schöpferische Kraft. Nichts wirkt schöpferischer als inspiriertes Gebet, das die Erkenntnis mit sich bringt, daß Gott uns alle liebt. Wir sind am originellsten und urteilen am besten, wenn sich unser Denken inniger mit Gott verbindet.
Gott, man lobt dich in der Stille zu Zion,
und dir hält man Gelübde.
Du krönst das Jahr mit deinem Gut,
und deine Fußtapfen triefen von Segen.
Es triefen auch die Auen in der Steppe,
und die Hügel sind erfüllt mit Jubel.
Psalm 65:2, 12, 13
