Den Lehren der Christlichen Wissenschaft gemäß ist Gottes Schöpfung vollkommen, fehlerfrei und völlig geistig. Die physischen Sinne bezeugen das Gegenteil, eine unvollkommene, materielle Welt. Doch der Augenschein der physischen Sinne ist irreführend, nicht wahr. Die absolute Wahrheit tut sich in der Vollkommenheit Gottes kund.
In der Christlichen Wissenschaft versteht man unter einer Demonstration das Erwachen zu der geistigen Tatsache, daß Gottes Schöpfung vollkommen ist; dieses Erwachen kommt auf besondere Weise in unserem menschlichen Leben zum Ausdruck. Harmonie ersetzt den falschen Augenschein der physischen Sinne. Solch eine Demonstration ist das Resultat von Gebet, das Ergebnis davon, daß wir unser Denken mit Gott, dem göttlichen Gemüt, in Einklang bringen. Wenn wir in der Christlichen Wissenschaft beten, verneinen wir das falsche Zeugnis oder den Augenschein der physischen Sinne und erkennen die geistige Vollkommenheit hinsichtlich eines bestimmten Zustandes an.
Unser menschliches Leben ist das Spiegelbild unseres Bewußtseinszustandes. Das trifft auch auf unsere Gesundheit zu. Da unsere täglichen Erfahrungen und unsere Gesundheit von den Gedanken regiert werden, die wir hegen, und in gewissem Maße auch davon, was wir von dem Denken anderer akzeptieren, bewirkt eine Änderung des Denkens auch eine Änderung in unserem Leben und in unserem Gesundheitszustand. Wenn unser Denken durch die Wahrnehmung und Erkenntnis der geistigen Wahrheiten über Gottes vollkommenes Universum regiert wird, zeigen sich in unserem täglichen Leben Harmonie und Gesundheit.
Eine Heilung in der Christlichen Wissenschaft ist eine Demonstration dessen, was geistig wahr ist und schon immer geistig wahr gewesen ist: die Vollkommenheit. Da eine Demonstration in der Christlichen Wissenschaft den logischen Beweis für das vollkommene geistige Sein liefert, kann sie nicht nach materiellen Maßstäben bewertet werden. Die Geschichte der Menschheit zeigt, daß Wertsysteme einem ständigen Wandel unterliegen. Geistige Werte sind immerdar unveränderlich.
Hierzu ein Beispiel. Ein Freund erzählte mir, daß er sein Haus zu einem Preis verkauft hatte, der nach seinem Ermessen dem wahren Wert entsprach. Und das zu einer Zeit, wo es die Fachleute im Hinblick auf die damalige Marktsituation für höchst unwahrscheinlich hielten, daß das Haus für den festgesetzten Preis verkauft werden könne. In einem anderen mir bekannten Fall wurde ein Haus zu einem Preis veräußert, der erheblich unter dem tatsächlichen Wert lag.
Kann man aber solchen Erfahrungen einen Geld- oder Marktwert beilegen oder sie an irgendeinem anderen sich verändernden materiellen Wertsystem messen? Eine Demonstration muß in jedem Fall geistig bewertet werden. Wieviel Nächstenliebe und Verständnis für die Lage der betroffenen Parteien wurde zum Ausdruck gebracht? Dies wäre einer der Maßstäbe, mit dem die Demonstration geistig ermessen werden könnte. Erfolg im Sinne von Wettbewerb, nämlich bei einem Handel besser abzuschneiden als der andere, ist, vom Standpunkt des geistigen Sinnes aus betrachtet, ein veraltetes Wertsystem.
Ich weiß, daß der erste Freund dem göttlichen Gesetz gemäß handelte, weil er sein Haus aufgab, um an einen anderen Ort zu ziehen, wo seine Dienste benötigt wurden. Die Vorstellung, die der Verkäufer vom wahren Wert hatte, zog den Käufer an. In dem anderen Fall wußte der Käufer die besonderen Vorzüge des Hauses zu schätzen, die der Verkäufer, der auch der Architekt und Bauherr des Hauses war, so sehr liebte. Der Verkäufer freute sich, einen Käufer für das Haus gefunden zu haben, der es sinnvoll nutzen würde, dem es aber unmöglich gewesen wäre, den vollen Preis zu zahlen. Durch die Demonstration des Einsseins mit Gemüt gelangte man in beiden Fällen zur rechten Zeit an den rechten Platz.
Wir können nur das demonstrieren, was bereits im Geist existiert. Wir demonstrieren das göttliche Gesetz. Ein anderer Freund vergaß seinen Regenschirm in der Straßenbahn. Er ging zum Fundbüro; aber er war nicht abgegeben worden. Der Schirm war alt und nicht der Mühe wert, dachte er. Doch er erkannte, daß er Unehrlichkeit zuließ. Jemand hatte zweifellos den Schirm mitgenommen, anstatt ihn abzugeben.
Dann betete er. Er bemühte sich, den Menschen als die vollkommene Idee Gottes zu sehen, die alles hat, was sie benötigt, die niemals etwas verliert und völlig rechtschaffen ist. Nach mehr als einer Woche ging er wieder zum Fundbüro. Der Schirm war dort. Der Freund hatte keinen materiellen Gegenstand demonstriert, sondern die Integrität der wahren Identität des Menschen. Er maß der Demonstration moralischen und geistigen Wert bei. Eine christlich-wissenschaftliche Demonstration beweist die Gegenwart und Tätigkeit universaler Liebe.
Wie steht es dann mit Demonstrationen, die das Wetter betreffen? Um welche Werte geht es hier? Das Wetter ist ein Spiegelbild des kollektiven Bewußtseinszustandes der Menschheit. Deshalb haben wir Dürren, Stürme, Überschwemmungen und Orkane. Es ist richtig, zu beten, um das menschliche Denken zu läutern, damit Extreme in der Wetterlage vermieden werden. Daher ist es auch in Ordnung, daß unsere Gebete „gutes“ Wetter zur Folge haben, doch brauchen wir „gut“ nicht nach persönlichen Verhältnissen zu umreißen. Gutes Wetter, gut ausgewogenes Wette, ist für uns alle da.
Was ist unser Motiv für eine Demonstration? Sollte es nicht die Verherrlichung Gottes sein? Mrs. Eddy sagt: „Geistige Entwicklung allein ist der Ausübung der göttlichen Kraft wert.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 135; Christus Jesus lehnte es ab, die göttliche Macht zu einem anderen Zweck auszuüben als dem, Gott zu verherrlichen. Zu einem Vater, der Hilfe für seinen im Sterben liegenden Sohn suchte, sagte Jesus: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.“ Joh. 4:48. Zweifellos trug die Demut des Vaters nach dieser aufrüttelnden Erklärung zur schnellen Heilung seines Sohnes bei.
Wenn wir die wichtigen Dinge — die geistigen Dinge — an erste Stelle setzen, werden unsere Demonstrationen geistig sein und moralisch und geistig bewertet werden. Wir erfüllen damit unsere eigentliche Aufgabe im menschlichen Dasein, nämlich die, geistig zu wachsen.
