Geistige Überzeugung ist ein sehr kostbarer Besitz. Sie ist ausschlaggebend für die Wirksamkeit des Gebets. Sie kann der entscheidende Faktor sein zwischen einem ziellosen Dahinleben und einem Leben, in dem man stets Herr der Situation ist.
Aber was ist Überzeugung? Die Christliche WissenschaftChristian Science (kr'istjən s'aiəns) zeigt uns, was sie ist und woher sie kommt. Geistige Überzeugung wurzelt in der Allmacht des göttlichen Gemüts, im Bewußtsein des Gemüts, daß seine Kraft unanfechtbar ist. Wahre Überzeugung ist in ihrem Ursprung geistig, nicht menschlich mental. Sie entstammt nicht intellektueller, sterblicher Überlegung oder Autosuggestion. Als Mary Baker Eddy über ihre Entdeckung der Christlichen Wissenschaft berichtete, sagte sie folgendes in bezug auf ihre Gewißheit: „Woher kam mir diese himmlische Überzeugung — eine Überzeugung, die dem Zeugnis der physischen Sinne widerstreitet?“ Und etwas weiter führt sie aus: „Es war das göttliche Gesetz des Lebens und der Liebe, das mir die beweisbare Tatsache entfaltete, daß die Materie weder Empfindung noch Leben besitzt; daß die menschlichen Erfahrungen die Falschheit aller materiellen Dinge dartun und daß das unsterbliche Sehnen, ,der Preis, lieben zu lernen', die augenscheinliche Wahrheit feststellt, daß allein das sterbliche Gemüt leidet, denn das göttliche Gemüt kann nicht leiden.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 108;
Echte Überzeugung können wir nicht durch menschliche Spekulation oder lediglich menschliche Erfahrung finden. Wir gewinnen sie, wenn wir die Gegenwart des göttlichen Gesetzes spüren, wenn wir fühlen, daß es der einzige Faktor ist, der für die Bestimmung und Erhaltung des vollkommenen Wesens des Menschen und des Universums von Bedeutung ist. Wenn wir die christliche Metaphysik besser verstehen, erbringen wir klarere Beweise dafür, daß geistige Überzeugung die sterbliche „Überzeugung“ immer überwinden und überstrahlen muß — nämlich die aggressiven Argumente des sterblichen Gemüts, daß das Universum aus materiellen Atomen bestehe und der Mensch körperlich und persönlich sei.
Für Kranke kann die Annahme von Fieber, Ausschlag oder irgendwelchen anderen Symptomen eine Überzeugung sein, die scheinbar so fest ist wie Stein. Doch zu wem oder wozu gehört diese falsche Überzeugung? Wenn wir einem Kranken durch christlich-wissenschaftliche Behandlung helfen, müssen wir erkennen, daß seine Überzeugung von Disharmonie nicht zu seinem wirklichen Selbst gehört. Wir müssen die Gewißheit des sterblichen Denkens, das seine Ansichten und Träume für wirklich hält, erschüttern und verneinen.
Das können wir, wenn wir daran festhalten, daß das göttliche Gemüt alle Intelligenz besitzt und die einzige Quelle wahrer Überzeugung ist. Die Überzeugungen, die im göttlichen Gemüt wurzeln, bringen die Intelligenz und Vollkommenheit des Gemüts zum Ausdruck. Die Christliche Wissenschaft macht uns das verständlich und hilft uns, nach und nach das ganze Spektrum des sterblichen Traumes, einschließlich seiner Befürchtungen, in Frage zu stellen.
Die persönlichen Sinne möchten uns davon überzeugen, daß unser Leben aus einem Wechsel von Glück und Unglück bestehe. Sie behaupten, daß einige Menschen mehr Unglück, andere mehr Glück im Leben hätten, daß manche mehr als andere zu Krankheiten oder gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen neigten, oder wieder andere zu Unfällen. Aber diese Sinne sagen uns niemals die Wahrheit. Sie verdrehen die Wahrheit. Trotz der beharrlichen Behauptungen der Sinne, der Mensch sei sterblich, besteht die Tatsache, daß der Mensch das unsterbliche Bild Gottes ist. Es spielt keine Rolle, wie beständig oder wie lebhaft die Sinne Zerstörung, Streit, Mangel, Begrenzung und Krankheit darstellen, ihre Bilder können niemals auch nur im geringsten auf das göttliche Bewußtsein einwirken.
Wenn wir dies besser verstehen, weichen unsere falschen Überzeugungen den wahren. Wir stellen dann viele der unharmonischen Geschehnisse in Frage, die wir immer als wahr oder unvermeidlich angesehen hatten. Wir erlangen eine viel beständigere Gewißheit, daß uns das göttliche Gesetz regiert und daß das göttliche Gesetz unsere Unversehrtheit und Unschuld stets aufrechterhält. Selbst wenn das zeitweise nicht der Fall zu sein scheint, hilft uns geistig fundierte Überzeugung über Krisen hinweg. Und wir beweisen durch Heilen, daß geistige Überzeugung wohlbegründet ist.
Christliche Wissenschafter mögen manchmal sagen, sie seien von der Wahrheit und der Bedeutung der Christlichen Wissenschaft überzeugt; sie seien aber trotz wochen- oder monatelanger Arbeit — vielleicht sogar mit der Unterstützung durch einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft — noch nicht von einem Leiden geheilt worden.
Ist dies der Fall, sollten sie sich vielleicht fragen, ob ihre Überzeugungen nur religiös oder wirklich geistig sind. Dazwischen besteht ein großer Unterschied. Gewisse religiöse Überzeugungen sind vielleicht kaum mehr als ein Zustand des menschlichen Gemüts, das dazu erzogen wurde, in bestimmten Bahnen zu denken und Hoffnungen und Gewißheiten zu hegen, die positiv und optimistisch sind. Solche Überzeugungen halten schweren Prüfungen oft nicht stand. Sie geraten ins Wanken. Wie der Vater eines kranken Kindes, der Christus Jesus anflehte, mögen dann auch wir inständig bitten: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Mark. 9:24;
Echte Überzeugung enthält kein Element menschlicher Autosuggestion. Sie hat nichts mit einer Änderung des menschlichen Denkens zu tun — mit einer Änderung von einer negativen zu einer positiven, von einer pessimistischen zu einer optimistischen Haltung. Wir gewinnen wahre Überzeugung, wenn wir die absolute Wahrheit allen Seins anerkennen und die Allheit und Gegenwart Gottes vorbehaltlos akzeptieren. Das ist die Überzeugung, die der wissenschaftliche Heiler braucht. „Die Gedanken des Ausübers“, sagt Mrs. Eddy, „sollten durchdrungen sein von einer klaren Überzeugung von der Allmacht und Allgegenwart Gottes — davon, daß Er Alles-in-allem ist und daß es außer Ihm nichts geben kann; daß Gott das Gute ist und nur Gutes erzeugt; und daß daher alles, was gegen Gesundheit, Harmonie und Heiligkeit streitet, widerrechtlich Anspruch auf den Thron des Beherrschers der ganzen Menschheit erhebt.“ Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft, S. 9.
Solch eine heilende Überzeugung kann von jedem entwickelt und ausgeübt werden, denn ihre Quelle — Gott, das Gute — ist immer bei uns. Und Gott ist unermeßliche Liebe; Seine Gaben sind nicht dürftig und gelegentlich.
Daß diese letzte Erklärung wahr ist, ist eine geistige Überzeugung, und sie ist demonstrierbar.
