Meine erste Heilung durch die Christliche Wissenschaft liegt mehr als fünfzig Jahre zurück. Durch das Gebet eines Ausübers wurde ich in wenigen Tagen von einer häßlichen Hautkrankheit, bei der ärztliche Behandlung keinen Erfolg gehabt hatte, vollständig geheilt.
Ich verstand noch nicht, wie man durch die Christliche Wissenschaft Unfällen vorbeugen kann, und ich zog mir beim Sport oftmals Verletzungen wie Verrenkungen, Schulterprellungen und Rippenbrüche zu. Die schnellen und vollständigen Heilungen meiner Verletzungen veranlaßten mich, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy zu studieren, und die folgende Stelle erleuchtete mein Bewußtsein (S. 127): „Die Wissenschaft ist ein Ausfluß des göttlichen Gemüts, und sie allein ist imstande, Gott recht zu deuten. Sie ist geistigen und nicht materiellen Ursprungs. Sie ist eine Äußerung der Gottheit — der Tröster, der in alle Wahrheit leitet.“
Unschöne Charaktereigenschaften wurden abgelegt, und es vollzog sich ein großer Wandel in meinem Leben. Aufgrund von Nachkriegsereignissen mußte ich Versorgungsund Wohnungsprobleme lösen. Mein Mann war drei Jahre interniert, und einmal erhielten unsere vier kleinen Kinder und ich neun Monate lang keine Nachricht von ihm. In jener Zeit lernte ich, ernsthaft und inbrünstig zu beten. Ich verstand, daß Gott, allumfassende Liebe, unser Vater und unsere Mutter ist, und diese Wahrheit segnete uns oft auf wundervolle Weise. Nach der Entlassung meines Mannes war unsere Familie wieder vereint.
Viele Jahre hindurch rauchte ich täglich etwa fünfzig Zigaretten. Trotz zweimaliger Nikotinvergiftung hatte ich mich durch menschliches Bemühen nicht von dieser Gewohnheit frei machen können. Die Erkenntnis, daß ich keine Eigenschaft Gottes zum Ausdruck brachte, wenn ich dieser Sucht fröhnte, heilte mich augenblicklich. Ich wurde Mitglied einer Zweigkirche und Der Mutterkirche und nahm Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft. Für die Bereicherung, die mein Bewußtsein dadurch erfuhr, werde ich stets dankbar sein. Durch meine Tätigkeit in vielen Ämtern in der Zweigkirche lernte ich, wie wertvoll Selbstlosigkeit und Demut sind, und die Segnungen blieben nicht aus.
Durch das Verständnis, daß der geistige Mensch wahrlich Gottes Regierung widerspiegelt, wurden Kreislaufstörungen, Verbrennungen und Schnittwunden geheilt und unharmonische zwischenmenschliche Beziehungen berichtigt.
Als mein Mann ganz plötzlich weiterging, lernte ich verstehen, daß es keinen Mangel an Liebe und keine Trennung vom Guten geben kann, wenn der heilende Christus unser Freund ist, der uns tröstet und leitet.
Als einmal das Thema „Sakrament“ in der wöchentlichen Lektionspredigt im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft behandelt wurde, bereitete ich mich sehr gründlich im Gebet darauf vor. Ich freute mich sehr darauf, diese Lektionspredigt am Sonntag im Gottesdienst zu hören. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit (S. 35): „Unser Abendmahl ist geistige Gemeinschaft mit dem einen Gott.“ Am Samstagabend bekam ich plötzlich heftige Leibschmerzen. Ich erkannte dies sofort als eine aggressive Suggestion, die mich am Besuch des Gottesdienstes am nächsten Morgen hindern wollte. Ich bemühte mich, den materiellen Augenschein zu leugnen, indem ich mich weigerte, ihm in meinem Denken irgendwelche Macht, Existenz oder Gegenwart zuzugestehen. Ich war „getrost“ und hatte „vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn“ (2. Kor. 5:8).
Dann fielen mir die folgenden Worte Christi Jesu ein (Luk. 9:23): „Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“ Ich überlegte: Das Kreuz, das ich auf mich zu nehmen hatte — durch demütiges Hinwenden zu Gott, Geist —, war das völlige Aufgeben einer körperlichen Auffassung vom Selbst mit der sie begleitenden Annahme von Schmerzen. Noch andere Worte unseres Meisters kamen mir in den Sinn (Matth. 6:22): „Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.“ Ich dachte: „Sehe ich mit reiner, geistiger Klarheit? Wenn ich mein wahres Selbst als das Ebenbild oder Kind Gottes erschaue, dann bin ich, daheim... bei dem Herrn‘.“
Ich betete noch lange, bis mir klar wurde, was es heißt, „außer dem Leibe zu wallen“ — nämlich durch den geistigen Sinn von der ständigen Inanspruchnahme seitens der Materialität frei zu sein. Dann schlief ich ein. Am nächsten Morgen war ich gesund — völlig frei von Schmerzen — und besuchte ungehindert den Gottesdienst. Es war eine wundervolle Erhebung, in der ich mir für einen Augenblick der göttlichen Wirklichkeit bewußt geworden war, die den Worten Jesu zugrunde liegt (Joh. 10:30): „Ich und der Vater sind eins.“
Nürnberg, Bundesrepublik Deutschland
