Empfänglichkeit für neues Wissen und Wahrheiten kann sehr erstrebenswert sein. (Jeder Lehrer wird das bestätigen!) Und geistige Empfänglichkeit ist sehr erstrebenswert — ja unentbehrlich —, wenn es darum geht, die Höhen der Wahrheit zu erklimmen.
Da die Christlichen Wissenschafter die Offenbarung der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr´istjən s´aiəns) schätzen und die Erfahrung gemacht haben, daß sie für ihr eigenes Leben unentbehrlich und praktisch ist, haben sie den natürlichen Wunsch, sie mit ihren Verwandten und Freunden, ja mit der ganzen Menschheit, zu teilen. Wie können wir der Menschheit helfen, für die heilenden, wissenschaftlichen Wahrheiten des Seins empfänglicher zu werden? Eine Frage, mit der wir Interesse für unsere Mitmenschen bekunden — eine Frage, die wir uns alle stellen sollten.
Es gibt einen christlich metaphysischen Weg, um die Empfänglichkeit für die unsterblichen Tatsachen des Seins zu erhöhen. Doch wir müssen bei uns selbst beginnen. Um diesen Weg zu finden, müssen wir von Gott und Seinem Wesen ausgehen. Gott, der ewiglich allgegenwärtig ist, ist das einzige Gemüt, die einzige Wahrheit. Da Erder Ursprung aller Intelligenz und Weisheit ist, ist Er allwissendes Gemüt. Er schließt alle wahre Intelligenz, alle wahre Tätigkeit und alles wahrhaft Gute in sich; von diesen Wesensmerkmalen kann er nicht getrennt werden.
Gott ist der einzige Schöpfer des Menschen. Er ist die Substanz des Bewußtseins, das der Mensch zum Ausdruck bringt. Wenn wir uns bemühen, für Wahrheit empfänglicher zu sein, oder jemand anders zu größerer Aufgeschlossenheit verhelfen, versuchen wir nicht, uns mit Gewalt zu einem widerstrebenden sterblichen Bewußtsein Zugang zu verschaffen, obwohl es manchmal so aussehen mag. Arbeiten wir geistig, freuen wir uns über die Tatsache, daß Gottes Wissen überall ist. Gott, das einzige Gemüt, das es überhaupt gibt, ist von ewiger Wahrheit erfüllt, ja ist ewige Wahrheit.
Menschlich gesehen, halten wir uns oder andere vielleicht für Sterbliche, die die Christliche Wissenschaft mit größerer Begeisterung aufnehmen. An diesem menschlichen Augenschein ist — metaphysisch ausgedrückt — allerdings nur wahr, daß wir die Tatsache besser akzeptieren, daß der Mensch immer eins mit Gott, der göttlichen Intelligenz, ist.
Wir haben nicht nur die Möglichkeit, unseren Mitmenschen die Christliche Wissenschaft anzubieten, indem wir Wahrheit und Liebe durch unser Denken und Leben hindurchscheinen lassen, sondern sollten auch die Annahme handhaben, das wirkliche Bewußtsein sei sterblich — das Bewußtsein könne sich gegen die Wahrheit verschließen. Vielleicht müssen wir die Suggestion zurückweisen, die Wahrheit habe einen rührigen, heimtückischen, gefährlichen und intelligenten Widersacher, den Irrtum. Wir müssen dieser Annahme mit solch absoluten Wahrheiten entgegentreten, wie sie Mary Baker Eddy z. B. in folgendem Satz zum Ausdruck bringt: “Die Tatsache, daß Wahrheit um ihre eigene Unendlichkeit weiß, verbietet die wirkliche Existenz auch nur eines Anspruchs auf Irrtum.“ Nein und Ja, S. 30. Wenn wir jede Faser unseres Lebens durch solche Wahrheiten stärken, tragen wir dazu bei, die Menschheit für den Christus, die Wahrheit, empfänglich zu machen.
Der Christus, die Tätigkeit der ewigen Wahrheit, trägt die unwiderstehliche Macht der Wahrheit in sich. Diese göttliche Stärke findet ihren Ausdruck in den Attributen der Liebe. Sie duldet keinen Widerstand, denn durch sie entfaltet sich ja gerade die Wirklichkeit, in der es keinen Widerstand gegen die göttliche Wahrheit gibt. In dem Maße, wie wir den Christus einlassen, werden unsere mentalen Ufer von Wellen echter Inspiration überspült. Gerade diese Vergeistigung des Denkens trägt dazu bei, daß die ganze Menschheit für die Wahrheiten des Seins aufgeschlossener wird.
Dies ist übrigens auch ein wichtiger Punkt bei der Vorbereitung auf einen Vortrag über die Christliche Wissenschaft. Es genügt nicht, zwei oder drei Wochen vor dem Vortrag eine Reihe metaphysischer Erklärungen, die sich auf die Veranstaltung eines Vortrags für unser Gemeinwesen beziehen, hervorzusprudeln, wie wenn man einen Wasserhahn aufdreht. Die glaubwürdigste Vorbereitung besteht in dem, was wir zwischen den Vorträgen denken, wie wir leben und was wir tun. Das macht unser eigenes Denken und das unseres Gemeinwesens für die heilende Botschaft des Vortrags empfänglich.
Das Licht der Wahrheit teilt sich selbst mit. Es hat die Intelligenz und Macht, die es braucht, um sich auszubreiten und allgegenwärtig zu sein. Dieses Licht der Wahrheit hebt unsere Unschuld hervor. Mit Hilfe dieses Lichts erkennen wir, wissenschaftlich ausgedrückt, daß uns niemals der Glaube an Endlichkeit beeinträchtigt, uns niemals eine Sünde befleckt hat und wir niemals das Opfer einer Krankheitsannahme geworden sind. Unschuld und Empfänglichkeit sind natürliche Gefährten. Christus Jesus schätzte besonders die Mentalität von Kindern, weil sie für wichtige Wahrheiten, für geistige Tatsachen über Gott und den Menschen vorbehaltlos aufgeschlossen sind. Er betonte: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Mark. 10:15.
In uns und anderen die Empfänglichkeit für Wahrheit zu entwikkeln ist eine obligatorische Forderung und ein großes Vorrecht. Das bedeutet allerdings nicht, daß wir das moralische Recht haben, uns in die Angelegenheiten unserer Mitmenschen einzumischen — in deren Leben, Tätigkeiten oder Ansichten —, bewußt oder unter dem Vorwand menschlicher Güte herumzupfuschen. Empfänglichkeit kann man nicht auf materielle persönliche Weise schärfen, sondern nur geistig und wissenschaftlich.
Wollen wir unser geistiges Wachstum erhöhen, müssen wir unsere Empfänglichkeit für die Annahmen des fleischlichen Gemüts herabsetzen. Dabei müssen wir unsere mentalen Türen und Fenster weit öffnen, um das Sonnenlicht und die frische Luft der absoluten Wahrheiten über Gott und den Menschen einzulassen, Wahrheiten, wie sie in der Christlichen Wissenschaft entfaltet werden. Wenn wir uns reichlich Zeit für regelmäßiges Studium nehmen; wenn wir danach streben, jeden Tag neue Aspekte der Wahrheit herauszufinden; wenn wir an den Tatsachen über den Menschen festhalten und die falschen Behauptungen über ihn leugnen; wenn wir unserem Leben eine geistigere Richtung geben — dann werden wir in größerem Maße beweisen, daß Gott die einzige Intelligenz des Menschen ist. Die Folge wird sein, daß Krankheit, Trübsinn, Sünde und Gemeinheit wirksamer und schneller geheilt werden und schließlich der Anspruch von Sterblichkeit selbst überwunden wird.
