Vielleicht kann niemand ganz verstehen, was der Bau, oder die Struktur, der Kirche bedeutet. Viele von uns haben zwei Erkenntnisstadien erlebt: 1. Die Kirche wird nicht von physischen Dimensionen bestimmt; vielmehr beeinflußt das metaphysische Verständnis, das eine Mitgliedschaft von der Kirche hat, weitgehend die physische Form, die ihre Demonstration von Kirche annimmt. 2. Der organisatorische Aufbau wird nicht von Komitees oder Vorständen festgelegt, sondern die Funktion der Komitees und Vorstände steht in direkter Beziehung zu einem klareren Verständnis von Kirche — ja, sie spricht unmittelbar darauf an.
Die Wendung „Kirchenkomplex“‚ mit der man die Bauten des Kirchenzentrums der Christlichen Wissenschaft bezeichnen könnte, mag uns uns einen weiteren Einblick in die Bedeutung von Kirche gewähren. Diese Gebäude erscheinen uns vielleicht als Symbole einer komplexen Kirche, die einer komplexen Welt in ihren Nöten zu helfen vermag.
Die wirkliche Kirche ist der von Gott erschaffene geistige Bau, den die Gründerin Der Mutterkirche, Mary Baker Eddy, wie folgt definiert: „Kirche. Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 583. Da die Kirche ein Bau ist, ist sie nicht aus einem Block gehauen, sondern setzt sich aus Teilen zusammen. Das hat für unser Verständnis Der Mutterkirche ausschlaggebende Bedeutung.
Menschlich gesehen, mögen die Vorstände, Komitees und Ämter, die Mrs. Eddy im Handbuch Der Mutterkirche vorsah, um einen Komplex heilender Institutionen zu schaffen, die Komponenten sein, aus denen sich die Kirche zusammensetzt. Alle spiegeln die Einheit des Christus wider, die Paulus erschaute, als er schrieb: „Denn gleichwie ein Leib ist und hat doch viele Glieder aber des Leibes, wiewohl ihrer viel sind, doch ein Leib sind: so auch Christus.“ 1. Kor. 12:12. Paulus brachte diese Einheit des Christus mit den Gläubigen in Verbindung, die sich bemühten, dem Christentum gemäß zu leben und seine Fortdauer zu gewährleisten, als er hinzufügte: „Es kann das Auge nicht sagen zu der Hand: Ich bedarf dein nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht.“ V. 21.
Wie radikal war doch diese Aussage über eine ideale christliche Gemeinschaft, und wie sehr unterschied sich diese von einer Hierarchie. Das ganze zwölfte Kapitel des ersten Briefes an die Korinther, dem die hier zitierten Worte entnommen sind, bietet uns so manchen Einblick in das Wesen einer wahrhaft christlichen Kirche.
Bisweilen kann es geradezu aufregend sein, zu entdecken, auf welche Weise Die Mutterkirche den Voraussetzungen der ursprünglichen Kirche entspricht. Sie wird von keinem Klerus regiert. Jedes Mitglied ist überaus wichtig; nicht eines ist wertlos.
Jeder von uns hat die Pflicht, Die Mutterkirche vor dem Übergriff einer Hierarchie zu bewahren. Wir können uns bemühen, in jedem Mitglied einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft zu sehen — von denen einige im Christian Science Journal oder im Herold eingetragen sind und sich ausschließlich der öffentlichen Ausübung der Christlichen Wissenschaft widmen, die aber alle diese Wissenschaft in ständig zunehmendem Maße anwenden. Wir können erkennen, daß es nur ein Amt gibt, und das ist das Amt des Christus. Es wird von jedem widergespiegelt, der sich von menschlichen Mitteln und Wegen beständig abwendet und die Christliche Wissenschaft demonstriert. Und nur wer sich an seinen himmlischen Vater wendet, um von Ihm Anweisungen für Seine Kirche zu erhalten, kann in Der Mutterkirche oder in einer Zweigkirche ein Amt innehaben.
Sorgen wir getreulich dafür, daß unsere Kirche den Ausführungen des Paulus und dem klaren Konzept Mrs. Eddys entspricht, dann werden wir feststellen, daß Die Mutterkirche und ihre Zweige in der heutigen komplexen Welt keineswegs überholt sind, sondern über alles verfügen, was sie brauchen, um mit den Herausforderungen unserer Tage fertig zu werden. Man mag sogar zu dem Schluß kommen, daß aufgrund der größeren Sichtbarkeit der wahren Kirche die gegenseitige Abhängigkeit in der Welt, die sich in der Struktur Der Mutterkirche spiegelt, mehr als Tatsache erkannt wird. Und eine bessere Demonstration von Kirche wird die Ängste überwinden, die mit Abhängigkeit in Verbindung gebracht werden. Man kann erwarten, daß sie auf lokaler und internationaler Ebene durch die Freude gegenseitiger Zusammenarbeit und Anteilnahme ersetzt werden.
Die geringste Demonstration von Kirche, mag sie auch noch so örtlich begrenzt sein, spiegelt die Unendlichkeit der Kirche ebenso wider, wie Gebete und Taten von internationaler Bedeutung es tun. Denn obschon unsere Kirche aus miteinander verbundenen Teilen zusammengefügt ist, wird die Fürsorge, die wir notwendigerweise einem dieser Teile zukommen lassen, doch nicht unsere Aufmerksamkeit oder unsere Gebete für das Ganze beeinträchtigen.
Mrs. Eddy war stets darauf bedacht, den geistigen Fortschritt ihrer Anhänger zu fördern, und aufgrund ihrer Vorstellung von Der Mutterkirche legte sie die folgende Satzung fest: „Mitglieder dieser Kirche sollen keinen Organisationen beitreten, die ihrem Fortschritt in der Christlichen Wissenschaft hinderlich sind. Gott verlangt unser ganzes Herz, und Er bietet auf den weiten Bahnen Der Mutterkirche allen ihren Mitgliedern genügend Gelegenheit zu pflichtgetreuer Betätigung.“ Handb., Art. VIII Abschn. 15.
Zu den Beschäftigungen „auf den weiten Bahnen Der Mutterkirche“ gehört es, jene Eigenschaften widerzuspiegeln, die von Wahrheit und Liebe kommen. Auf menschlicher Ebene werden sie durch Zuneigung, Barmherzigkeit, Integrität, Intelligenz, Fähigkeiten und Motivierung der Kirchenmitglieder demonstriert. Das Zusammenspiel solcher Eigenschaften und Kräfte führt zu Leistungsfähigkeit und Harmonie, die den für die Kirche tätigen Mitgliedern hilft, sich weniger belastet zu fühlen und auf die Nöte der Welt besser einzugehen. Die Mutterkirche führt ein unermeßliches Heilungswerk aus. Unsere Führerin, Mrs. Eddy, beschreibt den Umfang dieser Arbeit folgendermaßen: „Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583.
Wenn wir uns in unserer Arbeit für die Kirche vereinen, werden wir uns immer stärker der Beziehung bewußt, die zwischen unserem Leben und dem Wirkungsbereich Der Mutterkirche besteht. Wir mögen durchaus mit den Worten Salomos fragen: „Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen — wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe?“ 1. Kön. 8:27.
Verstehen wir die Kirche als „den Bau“ — den Bau — „der Wahrheit und Liebe“; als „alles, was“ — alles, was — „auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht“, dann können wir die Ansicht überwinden, daß die Kirche zwar besteht, aber nicht überall vertreten ist. Das wird uns zu der noch höheren Einsicht führen, daß die Kirche sich nicht nur überall befindet, sondern tatsächlich der Bau der Wirklichkeit ist. Und obschon die individuellen Ideen, die die Kirche ausmachen, vom göttlichen Prinzip ausgehen, sagt uns unser metaphysisches Verständnis, daß sie dadurch nicht vom Prinzip getrennt werden, sondern weiterhin auf ihm beruhen.
Diese Ideen, die vom unendlichen Prinzip ausgehen und auf ihm beruhen, zeigen sich in den individuellen Teilen unserer komplexen Kirche, die in Beziehung zueinander stehen. Die Mutterkirche könnte, in ihrer höchsten geistigen Bedeutung, nicht vereinfacht werden, ohne ihre Struktur zu verlieren und den Wert zu mindern, den sie für die Welt hat. Ist aber jeder ihrer vielen miteinander verbundenen Bahnen von den Ideen der Wahrheit und Liebe angefüllt, wird ihr Wirken die Verheißung der Heiligen Schrift erfüllen. Durch das Studium von Hesekiel 47:1–9 und Offenbarung 22:1, 2 können Sie noch mehr Einblicke in die Struktur und die Heiltätigkeit gewinnen, die von Der Mutterkirche verkörpert werden.
