Mary Baker Eddy sah große Möglichkeiten für jene voraus, die die von ihr entdeckte Wissenschaft des Christentums völlig verstehen. Sie sah, was das göttliche Gemüt ihr zeigte. Wenn wir uns vom göttlichen Gemüt zur geistigen Erkenntnis inspirieren lassen, werden wir etwas von den Möglichkeiten erfassen, die Mrs. Eddy voraussah. Nur wenn unsere Anschauungen immer mehr von geistigen Eigenschaften beeinflußt werden, können wir uns vorstellen, daß es möglich ist, uns von der Sterblichkeit ganz und gar frei zu machen und die Vollkommenheit des Seins in jeder Hinsicht zu demonstrieren.
Wenn wir z. B. den Frieden, der von Gott kommt, wirklich für uns beanspruchen, empfinden wir eine innere Ruhe, eine Stille, die unsere Ansicht von den verzerrten Vorstellungen befreit, die Furcht oder Unsicherheit verursachen möchten. Reinheit, Integrität, Weisheit tragen zu unserer geistigen Vision bei, denn sie kommen vom allmächtigen Geist. Sie geben uns Klarheit, Einsicht. Veranlaßt uns die Demut, uns göttlichen Eigenschaften zu fügen und sie zur Substanz unseres Denkens werden zu lassen, beginnen wir, die reine und vollkommene Beziehung des Menschen zu Gott besser zu verstehen.
Treten während dieses geistigen Erwachens Schwierigkeiten auf, ist stets Weitsicht erforderlich. Pioniere auf allen Gebieten brauchten häufig eine klare Vision. Wenn ihre Aufgabe schwer war, mußten sie ihre Perspektive erweitern — sie mußten eine Perspektive finden, die es ihnen erlaubte, die Möglichkeiten jenseits der Hindernisse zu sehen. Als metaphysische Pioniere stellen wir fest, daß unsere geistige Schau, die von göttlichen Merkmalen bestimmt wird, uns Mut geben und uns über Hindernisse hinweghelfen wird, die unseren geistigen Fortschritt beeinträchtigen könnten.
Christus Jesus ließ sich von keinen widrigen Ereignissen aufhalten, weil er über die Begrenzungen hinausschaute. Die Eigenschaften der Liebe und Reinheit schärften seinen Blick und befähigten ihn, weiter als nur bis zur Kreuzigung zu sehen. Er sah die Auferstehung voraus. „Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten“ Joh. 2:19., verhieß er. Aber er sah nicht nur die Auferstehung voraus. Er erkannte, daß die Himmelfahrt unvermeidlich sein würde.
Es genügt nie, unsere Schau — unsere geistig bereicherten Ansichten — auf verbesserte menschliche Umstände zu beschränken. Das menschliche Bewußtsein muß von geistigen Eigenschaften völlig umgewandelt werden. Dann ändern sich auch die Umstände, und etwas von der Wirklichkeit wird offenbar. Wir werden uns beständiger der Tatsache bewußt, daß Gott wirklich Alles und Seine Allheit die einzige Substanz des Daseins ist. Diese Erkenntnis führt uns wohlbehütet durch stürmische Zeiten hindurch.
Als Mrs. Eddy die Bewegung der Christlichen Wissenschaft gründete, waren ihr Schwierigkeiten nicht unbekannt. Sie schreibt: „Die Entdeckerin dieser Wissenschaft könnte von Zaghaftigkeit, Mangel an Selbstvertrauen, Verlassenheit, mühevollem Streben, Seelenangst und Siegen berichten, angesichts derer sie einer wunderbar klaren geistigen Schau als Halt bedurfte, als sie die ersten Schritte in dieser Wissenschaft unternahm.“ Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft, S. 17. Haben auch wir schon einmal den Mangel an Selbstvertrauen, die Verlassenheit oder Seelenangst empfunden, die wir nur mit Hilfe einer wunderbar klaren geistigen Schau überstehen konnten?
Aber Mrs. Eddy sprach nicht nur von Prüfungen, die größte geistige Vision verlangten. Eine wunderbar klare geistige Schau war auch zu Zeiten des Sieges nötig. Wie bedeutungsvoll ist doch diese Botschaft für uns heute! Unser Zeitalter ist ein Zeitalter des Sieges, des Triumphes. Hat das Menschengeschlecht in fast 2000 Jahren einen Sieg errungen, der dem Kommen der göttlichen Wissenschaft entspricht? Konnte die Menschheit nach der Himmelfahrt Christi Jesu einen größeren Triumph als das Erscheinen des Trösters erleben?
Sollten wir uns jemals dabei ertappen, Ereignisse als Prüfungen und Widerwärtigkeiten zu betrachten, dann ist es an der Zeit, einen größeren Weitblick zu entwickeln. Anstatt über Zweifel und Ungewißheiten nachzugrübeln, müssen wir uns — wie Mrs. Eddy — die ungeheure Bedeutung vor Augen halten, die dieser Sieg für die Menschheit hat. Wir müssen etwas von dem sehen, was sie für uns sah.
Ihre geistige Schau schloß zweifellos umfassendere Heilarbeit ein. Selbstverständlich gehörte mitfühlende Hilfe für die Menschheit dazu. Aber sie sah noch Größeres voraus, das ihrer Arbeit hier auf Erden folgen würde. Es betrifft jeden von uns, weil es mit ihrem Nachfolger zu tun hat.
In dem umfassenden Interview, das Mrs. Eddy 1901 einem Reporter vom New York Herald gewährte, sprach sie mit Überzeugung — ja geistiger Schau — über ihren Nachfolger. Zwei Wochen nachdem das Interview veröffentlicht worden war, gab sie folgende Erläuterung: „Ich habe gesagt, daß ein MannDas englische Wort man bedeutet zu deutsch sowohl Mann wie Mensch. mein zukünftiger Nachfolger sein werde. Damit meinte ich nicht irgendeinen Menschen, der heute auf Erden ist.
‚Wissenschaft und Gesundheit‘ macht es allen Christlichen Wissenschaftern klar, daß die Männlichkeit und Weiblichkeit Gottes bereits in einem gewissen Grade durch Christus Jesus und die Christliche Wissenschaft, Seine zwei Zeugen, offenbart worden sind. Was noch verbleibt, um die Jahrhunderte voranzuführen und meinen Nachfolger zu offenbaren, ist der zum Bild und Gleichnis des Vater-Mutter Gottes geschaffenen Mensch — Mensch als Gattungsname für die Menschheit.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 346.
Christus Jesus sagte das Kommen des Trösters voraus, und die göttliche Wissenschaft erfüllt seine Prophezeiung. Mary Baker Eddy sah unsere vollständige Demonstration des zu Gottes Ebendbild erschaffenen Menschen voraus, und jeder einzelne von uns muß ihre Prophezeiung erfüllen. Dieses spezifische Ereignis muß der Arbeit unserer Führerin auf Erden folgen. Haben wir begonnen, der tatsächlichen Verwirklichung dieser Vision entgegenzusehen?
Schlicht gesagt: Vollkommenheit zu demonstrieren bedeutet, Gott, Geist, ganz und gar zu gefallen. Die Bibel berichtet, daß Henoch Gott gefiel. S. Hebr. 11:5. Henoch war die erste biblische Persönlichkeit, die aus der Sterblichkeit herausgehoben — weggenommen — wurde. Das Kommen der göttlichen Wissenschaft hat die Demonstration der Vollkommenheit wieder zu einem unvermeidlichen Geschehen in unserer Geschichte gemacht. Wir brauchen eine Schau wie die Mrs. Eddys, um diese Aussicht akzeptieren zu können.
Die geistige Schau, die wir gewinnen — die geistigen Erkenntnisse, die unsere Vorstellung vom Menschen und seiner Beziehung zu Gott bestimmen —, ist äußerst wichtig. Jedesmal, wenn eine Heilung vor sich geht, bestätigen sich aufs neue die Worte Christi Jesu: „Selig sind die Augen, die da sehen, was ihr sehet. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr sehet und haben's nicht gesehen.“ Luk. 10:23, 24.
Wir leben nicht in einer Zeit der Niederlage oder Ungewißheit. Wir leben in einer Epoche prophetischen Triumphes — und wir haben allen Grund zur festen geistigen Überzeugung. Aber es genügt nicht, in einem Zeitalter des Triumphes zu leben. Wir brauchen das Wunder der geistigen Schau, um die Möglichkeiten unserer Zeit völlig würdigen zu können. Wir müssen lernen, das zu erwarten, was unsere Führerin voraussah: die Demonstration der Vollkommenheit — den vollen Beweis der Tatsache, daß der Mensch das Ebenbild Gottes ist.