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Demut und geistige Macht

Aus der April 1981-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich einmal eine Frage über Sanftmut und Demut beantworten wollte, fand ich es schwierig, ein Zitat aus der Bibel anzuführen, aus dem hervorgeht, daß Gott selbst sanftmütig oder demütig ist. Und doch sind dies offensichtlich gute christliche Eigenschaften, ja, sie sind unbedingt erforderlich, wenn wir unsere Seligkeit ausarbeiten wollen. Woher stammen sie, und welchen Platz nehmen sie in der Wissenschaft des Seins ein?

Christus Jesus, unser Wegweiser, brachte Sanftmut und Demut in hervorragender Weise zum Ausdruck. Jesus war der Mensch, der am besten den Christus als die wahre Idee Gottes veranschaulichte. Aber Jesus war menschlich. Er wurde von Maria geboren. Läßt sich daraus schließen, daß Demut und Sanftmut Übergangseigenschaften sind, die unser Erwachen zur Wirklichkeit fördern? Es sind Eigenschaften, die in jenem menschlichen Bewußtsein besonders ausgeprägt sind, das am besten das göttliche Bewußtsein widerspiegelt. In Mary Baker Eddys Analyse der „Wissenschaftlichen Übertragung vom sterblichen Gemüt“ in Wissenschaft und Gesundheit wird die moralische Eigenschaft „Sanftmut“ im zweiten Grad unter den Übergangseigenschaften aufgeführt. Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 115.

Daher die Frage: Was ist der Ursprung dieser Eigenschaft? Sanftmut muß dazu beitragen, daß wir die Nichtsheit des materiellen Lebens und der materiellen Intelligenz einerseits und die Allheit Gottes andererseits erkennen. In Wirklichkeit gibt es außer dem unendlichen Geist keine Macht oder Gegenwart.

Demut ist eine Voraussetzung für unseren geistigen Fortschritt. In der Geschichte hat sich dies in verschiedenen Formen der Ehrerbietung Gott gegenüber gezeigt, z. B. im Niederknien. Aber Demut ist natürlich im Grunde eine mentale und nicht eine physische Eigenschaft. Irgendwann und auf irgendeine Weise muß jeder die Allheit Gottes, die Allmacht des göttlichen Gemüts, das eine Ego, den großen Ich bin, erkennen. Als Gottes Widerspiegelung hat der Mensch keine Macht, keine Intelligenz, kein Sein außer der Macht, der Intelligenz und dem Sein, die von Gott, der einen Quelle, stammen. Wenn wir dies verstehen, beginnen wir Jesu Worte zu begreifen: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun.“ Joh. 5:19.

Diese Erkenntnis, daß der Mensch völlig von Gott abhängig ist, verleiht unseren Gebeten Macht. Nur durch Demut erfassen wir, daß die Macht göttlich, daher unbegrenzt, ist und daß die Fähigkeit des Menschen eine widergespiegelte Fähigkeit ist. Weil Jesus die Macht Gottes so klar erkannte, wurden Teufel ausgetrieben, Krankheiten geheilt und Tote auferweckt. Die Macht des Christus wurde durch Jesu Demut, seine Transparenz, klar wahrgenommen.

Mose war sehr demütig. Diese Eigenschaft befähigte ihn, den göttlichen Willen widerzuspiegeln. Andererseits wurde Paulus, der Intellektuelle, durch seinen Stolz, sein Pharisäertum, verblendet, bis er an den Punkt gelangte, wo er das Menschliche dem Göttlichen beständig unterordnete. Er betete: „Herr, was willst du, daß ich tun soll?“ Apg. 9:6 [n. der engl. King-James-Ausgabe]. Durch die Umwandlung seines Denkens tat sich ihm eine völlig neue Welt der Gelegenheiten auf. Er begann, die göttliche Kraft und geistige Macht zu verstehen. Um dazu in der Lage zu sein, mußte er die Nichtsheit des Lebens und der Intelligenz in der Materie erkannt haben.

Das menschliche Gemüt widersetzt sich der Erkenntnis seiner eigenen Nichtsheit, was zu dem Kampf zwischen Fleisch und Geist führt. Wir können die Anmaßung der sogenannten materiellen Intelligenz in vielen Aspekten der menschlichen Erfahrung widergespiegelt sehen. Sie war zu Jesu Zeiten sehr offenkundig. Es ist immer noch dasselbe Pharisäertum, ganz gleich, zu welcher Zeit es zutage tritt. Mrs. Eddy sagt: „Dieser Gedanke von der menschlichen, materiellen Nichtsheit, den die Wissenschaft einprägt, bringt das fleischliche Gemüt zur Wut und ist die Hauptursache für die Feindschaft des fleischlichen Gemüts.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 345.

Krankheit ist Egoismus, besonders die Annahme, eine Krankheit sei unheilbar. Sie entspringt dem Glauben an Intelligenz, wo es keine gibt. Sünde ist Egoismus. Diese Irrtümer sind Täuschungen, der Glaube an ein von Gott getrenntes Selbst. Jesus entzog solchen Irrtümern jegliche Macht und Gegenwart, indem er die Allheit Gottes, des Geistes, klar erkannte. Mrs. Eddy sagt von Jesus: „Der Mann, voller Schmerzen‘ verstand am besten die Nichtigkeit des materiellen Lebens und der materiellen Intelligenz sowie die mächtige Tatsächlichkeit des allumfassenden Gottes, des Guten. Das waren die beiden Kardinalpunkte des Gemüts-Heilens oder der Christlichen Wissenschaft, die ihn mit Liebe wappneten.“ Ebd., S. 52.

Interessanterweise war es gerade diese Eigenschaft der Sanftmut — das Unterordnen unter das Verständnis von der Nichtsheit der Materie und der Allheit Gottes —, die Jesus befähigte, mit großer Autorität zu wirken. Er arbeitete von dem Standpunkt aus, daß Gott das einzige Gemüt, die einzige Macht, das unbegrenzte Gute ist.

Der Bibel gemäß sagt Gott: „Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr, kein Gott ist außer mir.“ Jes. 45:5. Und das zweite Gebot beschreibt Gott als einen „eifernden Gott“ 2. Mose 20:5.. Hierdurch mag ausgedrückt werden, daß das Gute unendlich und allerhaben und daß das Böse unwirklich ist. Gott, das Gute, duldet nicht das Böse. Von uns wird verlangt, daß wir unseren Glauben an das Böse aufgeben und einen Gott anerkennen.

Eine andere Phase der Sanftmut und Macht zeigt sich, wenn wir erkennen, daß Gott die einzige Ursache und der Mensch die Wirkung ist. Der Mensch ist kein Schöpfer. Er ist weder Ursache noch Ursprung. Er ist immer in der Lage, Wirkung zu sein. Diese Tatsache fordert den menschlichen Stolz heraus. Paulus fragt: „Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmest du dich denn, als hättest du es nicht empfangen?“ 1. Kor. 4:7.

Alle wirkliche Intelligenz, Motivierung, Initiative, Inspiration, Autorität, schöpferische Fähigkeit kommen von Gott. Es gibt keine andere Intelligenz. Als der Ausdruck Gottes stehen dem Menschen all die unbegrenzten Mittel des göttlichen Gemüts zur Verfügung — er kann sie beständig zum Ausdruck bringen.

Solange wir nur ein Gemüt, eine Ursache, einen himmlischen Vater anerkennen, können wir all die Güte Gottes als unser Erbe beanspruchen. Jesu Lehre schloß die Seligpreisung ein: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Matth. 5:5. Warum? Weil die Sanftmütigen die Allheit Gottes anerkennen. Wenn wir kein anderes Gemüt haben als Gott, beweisen wir, daß das Himmelreich inwendig in uns ist, und mit diesem Gemütszustand werden wir das Erdreich besitzen.

Verstandeskraft und Stolz treten oft zusammen auf und widersetzen sich der Geistigkeit. Doch wenn Intelligenz richtig definiert wird, sehen wir, daß sie eine ursprüngliche Eigenschaft Gottes ist, und demzufolge muß die Intelligenz des Menschen geistig sein — sie entspringt dem göttlichen Gemüt. Jemand ist nur in dem Verhältnis intelligent, wie er geistlich gesinnt ist, wie er Gottes Gesetze versteht und die Herrschaft des göttlichen Prinzips anerkennt. Wissen, das nur auf Erfahrung beruht, hat an sich keinen großen Wert. Es beschäftigt sich mit einer falschen Annahme, nicht mit der Wirklichkeit des Seins.

In der Christlichen Wissenschaft versteht man unter Gebet das Anerkennen der Allheit Gottes und der Einheit des Gemüts. Es bedeutet, sich dem Gesetz Gottes zu fügen, das die Grundlage aller Harmonie, Gesundheit und allen Wohlergehens ist, und das Zeugnis des materiellen Sinnes, jede Vorstellung vom Ego in der Materie, zurückzuweisen. Unser Meister, Christus Jesus, war der erhabene Ausüber des heilenden Christus. Durch seine Demut und Sanftmut offenbarte er die göttliche Macht und zeigte uns den Weg des Heils.

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