Was können Eltern tun, wenn sie zu einer Besprechung in die Schule gebeten werden, wo ihnen gesagt wird, daß ihr Hans in seiner Klasse nicht mitkommt, daß sich bei ihrer kleinen Susi Lernschwächen zeigen oder daß Bobbys übersteigerter Bewegungsdrang die ganze Klasse stört?
Müssen wir uns mit begrenzten Fähigkeiten, schwachen Leistungen und störendem Betragen abfinden, als seien sie gesetzmäßig? Nein!
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, dankbar zu sein, daß wir solche Schwierigkeiten zurückweisen und heilen können. Wir akzeptieren jede Gelegenheit, die gottverliehene Herrschaft des Menschen über alles, was sich Gottes Güte widersetzt, zu beweisen. Wir haben göttliche Autorität, Berichte über materielle Begrenzungen als ungerechte Urteile, die jeder rechtlichen Grundlage entbehren, abzulehnen. Ohne Zeit zu verlieren, können wir uns dann unverzüglich dem zuwenden, was der Allwissende über Seine Kinder weiß. „Siehe, auch jetzt noch ist mein Zeuge im Himmel, und mein Fürsprecher ist in der Höhe“ Hiob 16:19., sagte Hiob.
Die göttliche Liebe ist nicht nur der Schöpfer Seiner Vollkommenen Schöpfung, sondern zeugt auch ständig für deren Vollkommenheit. Alles, was Gott ist und tut, wird durch Seine Idee — den Menschen — zum Ausdruck gebracht. Das allein ist wahr über den Menschen. Es sind mehr als schöne Worte; es ist eine geistige Tatsache. Wenn wir an ihr festhalten und alle materiellen Annahmen, die beanspruchen, Gesetz zu sein, ausschließen, wirkt diese Vollkommenheit in unserem Leben als ein Gesetz, mit dem wir menschliche Begrenzungen überwinden.
Die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit standardisierter Tests, vor allem derer zur Messung des allgemeinen Intelligenzniveaus oder der Leistungsfähigkeit, sind umstritten. Gewiß sollte die Anwendung solcher Maßstäbe die Eltern darauf aufmerksam machen, daß es ihre höhere Verantwortung ist, das Potential ihrer Kinder zu fördern, niemals zu behindern. Testergebnisse werden oft auf eine Weise ausgewertet, die die Erfolgsmöglichkeiten der Kinder einschränkt, auch wenn das nicht beabsichtigt ist. In den Vereinigten Staaten sind die Eltern aufgrund eines Bundesgesetzes berechtigt, die in der Schule geführten Unterlagen ihrer Kinder einzusehen; sie können sich somit auf dem laufenden halten, wie diese von den Lehrern beurteilt werden. Dieses Gesetz erleichtert in vielen Fällen auch die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern.
Die Frage ist: Was erkennen wir als den Ursprung der Fähigkeiten unserer Kinder an? Ist es ein begrenzter Intelligenzquotient oder Gott, die grenzenlose Intelligenz?
Mrs. Eddy schreibt: „Die Harmonie und Unsterblichkeit des Menschen sind unversehrt. Wir sollten von der gegenteiligen Voraussetzung, daß der Mensch materiell geschaffen ist, hinwegsehen und unseren Blick auf den geistigen Schöpfungsbericht lenken, der, mit der Spitze eines Diamanten‘ und der Feder eines Engels in das Verständnis und das Herz eingegraben sein sollte.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 521. Dieser geistige Schöpfungsbericht ist nichts Neues. Im ersten Kapitel der Bibel wird deutlich erklärt, daß Gott den Menschen erschuf und ihn segnete. Womit? Mit allen Seinen Eigenschaften, und zwar in reicher Fülle: mit Intelligenz, Schönheit, Zufriedenheit, Friedfertigkeit und ganz sicherlich mit der unbegrenzten Fähigkeit, sich an diesen Eigenschaften zu erfreuen und sie zum Ausdruck zu bringen. Wir können dankbar sein, daß dies der einzige wahre Bericht über unsere Kinder (und über alle Kinder!) ist, ganz gleich, was die materiellen Sinne uns mitteilen. Zahlreiche Heilungen von akademischen, psychologischen und körperlichen Behinderungen wurden allein durch das Verständnis und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft erzielt.
Als unser Sohn die dritte Klasse besuchte, litt er an einer von Lähmungserscheinungen begleiteten Krankheit, die sich längere Zeit hinzog; dadurch versäumte er oft den Unterricht. Er erhielt christlich-wissenschaftliche Behandlung. Da die Heilung nur zögernd voranschritt, äußerte mein Mann, der gerade erst anfing, sich für die Christliche Wissenschaft zu interessieren, den Wunsch, einen ärztlichen Befund einzuholen. Der Spezialist teilte uns mit, daß seiner Ansicht nach die Medizin unserem Sohn nicht helfen könne. Von da an unterstützte mich mein Mann vorbehaltlos, und wir verließen uns wegen der Heilung unseres Sohnes nur auf die Christliche Wissenschaft. Wir baten den Ausüber, wieder für den Jungen zu beten. Zur selben Zeit bat mich die Lehrerin unseres Sohnes, zu einer Unterredung in die Schule zu kommen. Sie sagte, wie sehr sie nicht nur über seine körperliche Behinderung, sondern auch über seine schwachen Leistungen in der Schule besorgt sei. Er hatte oft gefehlt, aber obendrein schien auch seine Lernfähigkeit beeinträchtigt zu sein. Er konnte nicht mehr den Unterrichtsstoff verstehen und behalten, wie z. B. das so wichtige und grundlegende Einmaleins, obwohl die Lehrerin und wir ihm täglich dabei halfen. Sie fügte hinzu, daß er in dem noch verbleibenden Monat vor Schuljahrsende unmöglich das Pensum der dritten Klasse schaffen werde, daß sie ihm aber gern während der Sommerferien Nachhilfeunterricht geben würde, damit er im Herbst in die vierte Klasse versetzt werden könne.
Für ihre Hingabe und ihr aufrichtiges Interesse an unserem Sohn war ich dankbar. Mein Mann und ich bemühten uns täglich, unseren Sohn so zu sehen, wie er in Wirklichkeit war — rein und frei von jeglicher Behinderung. Wir dachten an die Botschaft, die Gott, Liebe, Christus Jesus übermittelte: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe“ Matth. 3:17., und freuten uns, daß Gott die wahre Identität unseres Kindes im selben Licht sah.
Ungefähr eine Woche später, als ich ins Auto steigen wollte, um den Jungen von der Schule abzuholen, hörte ich das Trippeln zweier Füßchen auf der Auffahrt. Da war er und lachte übers ganze Gesicht; er rannte — etwas, was er lange nicht hatte tun können. „Ich wollte dir zeigen, daß ich's kann“, sagte er freudestrahlend. Meine Augen füllten sich mit Tränen der Dankbarkeit. Wir umarmten einander. Ich war überzeugt, daß diese Heilung vollständig war.
Kurz vor dem Ende des Schuljahres bat mich seine Lehrerin wieder zu sich. Dieses Mal äußerte sie ihre Dankbarkeit über Scotts schnelle Heilung. Ferner sagte sie, daß er, obwohl dies kaum zu glauben sei, nicht nur das Ziel der dritten Klasse erreicht, sondern bereits mit dem Lehrstoff der vierten Klasse begonnen habe und schnell Fortschritte mache. Zu Beginn der Ferien nahm er an einer Kanufahrt teil — er war vollständig geheilt.
Während des nächsten Schuljahres mußte unsere Familie in eine andere Stadt ziehen. In den Unterlagen der Schule wurden die Schwierigkeiten, die unser Sohn gehabt hatte, nicht erwähnt. Jener falsche Bericht von angeblicher Unheilbarkeit, bleibendem Schaden und Lernbehinderung war ausgelöscht worden.
Wir alle können aus unserem Bewußtsein falsche Bilder auslöschen, indem wir die selbstauferlegten Begrenzungen der Materie zurückweisen. Wir machen einen neuen Anfang, wenn wir nur das in unser Danken aufnehmen, was Gott über Sein Kind weiß. Ja, wir müssen auf diese Weise beginnen, wenn wir das, was über unsere Kinder wahr ist, hier und jetzt beweisen wollen. Mrs. Eddy sagt: „Für die Geschichte ist es zweckdienlich, über Begrenzungen zu berichten und Böses für wirklich zu halten; in der Wissenschaft aber ist es unmöglich, dergleichen zu glauben oder auf solch einer Grundlage das göttliche Prinzip alles dessen zu demonstrieren, was wirklich, harmonisch und ewig ist — was sich auf einen unendlichen Gott und den Menschen, Seine Idee, Sein Bild und Gleichnis, gründet.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 119. Verlieren wir also keine Zeit und verneinen wir sofort, daß Testresultate und Statistiken Gewalt über unsere Kinder haben könnten. Wir können zu erkennen beginnen, daß jedes Kind einen Fürsprecher „in der Höhe“ hat — daß jedes die Liebe mit all ihren Eigenschaften voll zum Ausdruck bringt!
Auf die beiden gegensätzlichen Schöpfungsberichte Bezug nehmend, die im ersten und zweiten Kapitel des ersten Buches Mose niedergeschrieben wurden, sagt Mrs. Eddy: „Die Wissenschaft des ersten Berichts beweist die Falschheit des zweiten. Wenn einer wahr ist, ist der andere falsch, denn sie widerstreiten einander. Der erste Bericht schreibt alle Macht und Herrschaft Gott zu und stattet den Menschen aus Gottes Vollkommenheit und Kraft aus. Der zweite Bericht verzeichnet den Menschen als wandelbar und sterblich — als von der Gottheit abgefallen und in seiner eigenen Bahn sich bewegend.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 522.
Welchen Bericht über unser Kind akzeptieren wir? Es steht uns frei, den höchsten zu wählen: die Wahrheit des Seins.
