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„Bete Gott an!“

Aus der September 1981-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Geistiger Fortschritt verlangt, daß die Sünde der Abgötterei aufgedeckt und beseitigt wird.

Abgötterei ist eine falsche Auffassung von Liebe. Sie behauptet, sie könne Liebe von der göttlichen und einzigen Quelle — nämlich Gott — trennen. Abgötterei wird schneller erkannt, wenn man weiß, daß sie gewöhnlich in einer der drei grundlegenden Formen auftritt: in Verherrlichung 1. des Besitzes, 2. des eigenen Selbst oder 3. einer anderen Person.

Abgötterei muß beseitigt werden, nicht nur weil sie gegen das erste und zweite Gebot Siehe 2. Mose 20:3–6. verstößt, sondern weil sie auch viel Elend und Leid mit sich bringt. Außerdem kann sie menschlichen Fortschritt hemmen, ihm entgegenarbeiten oder ihn ganz unterbinden.

Die ersten drei Evangelien des Neuen Testaments berichten von einem reichen Jüngling, der zu Christus Jesus kam und ihn fragte, wie er das ewige Leben ererben könne. Der Meister prüfte ihn mit einer Gegenfrage: „Was heißest du mich gut?“ fügte dann aber hinzu: „Niemand ist gut als allein Gott.“ Mark. 10:18. Danach fragte er den Jüngling, wie er es mit den Geboten halte, und zählte selbst einige auf. Interessanterweise — und in diesem Punkt stimmen alle drei Evangelien überein — nannte Jesus kein Gebot, das die Abgötterei verbietet. Der junge Mann erwiderte, er habe die Gebote immer gehalten. Entsprang seine Antwort der Selbstgerechtigkeit? Als der Meister den Jüngling schließlich aufforderte, seinen Besitz zu verkaufen und den Armen zu geben, damit er „einen Schatz im Himmel haben“ V. 21. werde, da ging er traurig davon — er konnte dieser Aufforderung nicht folgen. Wie sehr mußte er seinen Besitz geliebt haben!

Das unersättliche Streben nach persönlichem Besitz hat sich seit des Meisters Zeiten nicht geändert. Es gibt noch immer viele, viele Götzen: Häuser, Autos, Boote, Flugzeuge, Pelze, Schmuck. Und Geld!

Wenn sich auch die äußere Erscheinungsform der Götzen von Zeit zu Zeit wandelt, so sind doch Furcht und Habgier noch immer die Grundlage für die Anbetung lebloser Dinge. Diese Furcht und diese Habgier beruhen auf der Annahme, daß der Mensch eine von Gott, dem Guten, getrennte, unabhängige Wesenheit sei. Wenn jemand unter dieser falschen Annahme steht, schlägt er blind um sich in dem Versuch, Geborgenheit, Zufriedenheit, Freude, Macht zu finden. Er glaubt, dieses Verlangen werde befriedigt, wenn er materielle Güter erwirbt. Doch das ist unmöglich. Macht, Freude, Zufriedenheit, Geborgenheit sind geistige Eigenschaften, die niemals in der Materie sind, ganz gleich wieviel Materie man angehäuft hat. Geistige Eigenschaften sind immer Gottes Eigenschaften, und Sein geliebtes Kind, der geistige Mensch, spiegelt sie stets wider.

Wer die Christliche Wissenschaft kennt und ihre Lehren einigermaßen versteht, nämlich daß der Mensch niemals vom Guten getrennt sein kann, wird sich kaum durch die Verherrlichung des Besitzes täuschen lassen. Er hat gelernt, daß alles Gute von Gott kommt und daß es ununterbrochen widergespiegelt, niemals aber angehäuft wird. Der Irrtum der Verherrlichung des eigenen Selbst wird jedoch nicht immer so leicht erkannt.

Diese Form der Abgötterei, die das Gute als Maske benutzt und von Natur aus höchst trügerisch ist, hält sich oft streng an den Buchstaben des Gesetzes, vernachlässigt aber den Geist. Sie möchte den geistigen Fortschritt des einzelnen dadurch hemmen, daß sie ihn glauben macht, sein Ausdruck des Guten sei sein persönlicher Besitz und nicht göttliche Widerspiegelung. Diese Form der Abgötterei können wir aber an ihren Früchten erkennen: beispielsweise an vernichtender Kritik an anderen, Eigenwillen und Selbstrechtfertigung. Dies sind nur einige der trügerischen Folgen jener Verherrlichung des eigenen Selbst, die sich hinter dem Namen des Guten versteckt hält.

Eigenliebe kann ausgemerzt werden, wenn man demütig gewillt ist, sich die Frage unseres Meisters zu Herzen zu nehmen: „Was heißest du mich gut?“ Und Heilung, ob von der Verherrlichung des eigenen Selbst oder der einer anderen Person, entspringt immer der geistigen Wahrheit: „Niemand ist gut als allein Gott.“

Der Bericht im Evangelium des Markus unterscheidet sich von dem in den beiden anderen Evangelien: Er enthält eine interessante Beobachtung darüber, wie der Meister sich dem reichen Jüngling gegenüber verhielt. „Und Jesus sah ihn an und liebte ihn ...“ V. 21. Wie gütig und barmherzig mußte sich unser Meister diesem Jüngling zugewandt haben, dessen Begriff von Liebe so verworren war. Jesus — der mehr Liebe zum Ausdruck brachte als je ein Mensch zuvor, der mehr als irgend jemand zuvor verstand, daß Gott Liebe ist, dessen ganzes Leben darin bestand, seinen Nächsten zu lieben — sah diesen Jüngling an und „liebte ihn“. Wie sehr müssen alle Anwesenden Jesu große Liebe zu diesem Jüngling gespürt haben!

Weist das nicht darauf hin, daß grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit unerläßlich sind, um selbst aus dem Irrgarten der Abgötterei herauszufinden oder andere herauszuführen?

In Wissenschaft und Gesundheit gibt uns Mrs. Eddy eine Richtschnur, die eine wertvolle Hilfe für die Aufdeckung und Beseitigung der Abgötterei sein kann. „Um uns über unseren Fortschritt zu vergewissern“, schreibt sie, „müssen wir uns klarwerden, worauf unsere Neigungen sich richten, wen wir als Gott anerkennen und wem wir gehorchen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 239.

Oberflächlich gesehen, scheint das ein problemloser und leichter Test zu sein. Aber ist er das wirklich? Wenn der individuelle Sucher ehrlich, aufrichtig und willens ist, wird er durch diese Selbsterforschung in die Tiefen seines Bewußtseins vordringen, jede Art der Abgötterei aufdecken und zerstören — selbst die schlimmste Form von allen, die Verherrlichung der Person.

Die meisten von uns sagen bereitwillig, „worauf unsere Neigungen sich richten“, selbst wenn wir wissen, daß einige davon vielleicht in die falsche Richtung gehen. Erst nach tiefschürfender, schonungsloser Gewissensprüfung können wir uns die Frage stellen, wen wir als Gott anerkennen und wem wir gehorchen.

Oft sind inniges Gebet, Demut und der ernste Wunsch nach geistigem Wachstum erforderlich, ehe die Sünde der „Verherrlichung einer anderen Person“ oder der persönlichen Schmeichelei überhaupt erkannt werden kann. Von allen Sünden ist diese wohl die heimtükkischste und trügerischste. Doch wie wir wissen, hat diese Abgötterei bis auf den heutigen Tag durch die Verherrlichung der Person dem Fortschritt des einzelnen, der Kirchen, ja ganzer Völker entgegengewirkt. Sie möchte, daß „auch die Auserwählten verführt würden“ Matth. 24:24. — die, die Gott lieben und ehren und Ihm nicht bewußt die Ehre versagen, indem sie eine Person anstatt Ihn verherrlichen.

Obschon letzten Endes jeder einzelne für sich selbst verantwortlich ist — für seine eigenen Gedanken und Handlungen —, tragen doch diejenigen, die eine hohe Vertrauensstellung innehaben, wie z. B. Ausüber und Lehrer der Christlichen Wissenschaft, eine besondere moralische Verantwortung. Außer unserem Meister, der die Verherrlichung seiner Person zurückwies, die der reiche Jüngling ihm entgegenbrachte, haben sie auch unsere Führerin als Vorbild. So schrieb ein Biograph über Mrs. Eddy: „Verehrung und Verherrlichung hätte sie haben können, soviel sie wollte, wenn sie Gottes Hand losgelassen hätte.“ Julia Michael Johnston, Mary Baker Eddy: Her Mission and Triumph (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1946), S. 116. Aber das tat sie nicht!

Dadurch, daß sie sich standhaft weigerte, sich vergöttern zu lassen, wurde sie sich der Notwendigkeit bewußt, ihre Nachfolger so gut wie möglich vor der Versuchung zu schützen, die Quelle alles Guten auf eine Person zurückzuführen. In der obengenannten Biographie lesen wir auf derselben Seite: „Sie prüfte sorgfältig, worauf ihre Bewegung aufgebaut war; wenn sie feststellte, daß sie sich auf Personen gründete, so schaltete sie diese Möglichkeit aus und ließ nur das übrig, was auf Prinzip beruhte.“

In allen ihren Schriften ermahnt uns Mrs. Eddy, vor dem heimtükkischen Anspruch der Vergötterung einer Person auf der Hut zu sein. In einem Artikel mit dem Titel „Vergötterung der Person“ (s. Vermischte Schriften, S. 307–310) und einem anderen mit der Überschrift „Persönliche Ansteckung“ (s. Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 116–118) weist sie die Vergötterung der Person mit Nachdruck als Irrtum zurück, indem sie aufzeigt, welche Formen er annehmen kann und welche Gefahren es in sich birgt, wenn man sich ihm ergibt.

Wenn wir erkennen, daß sich sowohl unser Meister als auch Mrs. Eddy verpflichtet fühlten, auf diesen Irrtum hinzuweisen, dann sind wir eher bereit, uns selbst öfter zu prüfen, um uns zu vergewissern, daß wir unseren Glauben und unser Vertrauen auf Prinzip und nicht eine Person setzen. „Die eine Art des Glaubens“, schreibt Mrs. Eddy, „vertraut das eigene Wohlergehen anderen an. Die andere Art des Glaubens versteht die göttliche Liebe und weiß, wie man seine Seligkeit, mit Furcht und Zittern‘ ausarbeiten kann.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 23.

Wir könnten uns z. B. fragen: Vertraue ich dem geistigen Verständnis eines anderen mehr als meinem eigenen? Antworten wir mit einem Ja, könnte dies ein Zeichen der Abgötterei, nicht der Demut sein.

Dann könnten wir uns etwa folgende Fragen stellen: Vertraue ich auf Prinzip oder eine Person? Vertraue ich mein Wohlergehen einem anderen an, und arbeite ich meine Erlösung nicht selbst aus, wenn ich mich in Zeiten der Not an einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft wende? Nein, in vielen Fällen ganz bestimmt nicht. Manchmal kann diese Frage aber auch bejaht werden. Woran erkennen wir nun, welche Antwort richtig ist? Daran, daß wir uns unseres Fortschritts genau vergewissern — daß wir gewillt sind, die Frage ehrlich zu beantworten: Wen erkenne ich als Gott an, und wem gehorche ich? Wir täten auch gut daran, uns von Zeit zu Zeit zu fragen: Wende ich mich an einen Ausüber, damit er mir bei meinem geistigen Fortschritt hilft, oder will ich nur körperlich geheilt werden? Bin ich bereit, daß falsches Denken aufgedeckt und berichtigt wird? Ist es mein Wunsch, Gott dadurch zu verherrlichen, daß ich erkenne, daß Krankheit keine Substanz ist, keine Macht hat, nicht existiert, keinen Anfang, keine Beständigkeit und keine Symptome hat? Bin ich gewillt, Gottes Allheit geltend zu machen und mich demütig darum zu bemühen, eine klarere Auffassung von meiner Beziehung zu Ihm zu erlangen? Wende ich mich an einen Ausüber, um mir meiner geistigen, gottgegebenen, immer gegenwärtigen gesegneten Herrschaft mehr bewußt zu werden? Oder mache ich mir über meinen Glauben etwas vor und bitte einen Ausüber um Hilfe, genauso wie man einen Arzt bitten würde, damit ich nur körperlich geheilt werde?

Der Beweggrund bestimmt die Antwort auf die Frage, welche „Art des Glaubens“ wir zum Ausdruck bringen.

Sollte jemand nach gebeterfüllter Prüfung feststellen, daß er sich der Abgötterei schuldig gemacht hat, dann muß er sich hüten, sich selbst zu verdammen. Statt dessen sollte er dafür dankbar sein, daß aufgedeckt wurde, was seinen Fortschritt behinderte, denn seine Heilung wird reichen Segen bringen.

Die Vergötterung der Person ist so alt wie die Menschheit, aber sie verliert ihre Scheinmacht über den, der sie erkennt und sich von ihr abwendet. Wie alle Formen der Sünde, ist auch sie unwirklich. Sie hat in Wirklichkeit weder Vergangenheit, Gegenwart noch Zukunft. Den wirklichen Menschen hat sie nie berührt. Wer diese geistige Wahrheit erkennt, wird nicht versucht sein, sich zu verurteilen; und wer seinen falschen Gott erkannt und ihn verlassen hat, wird sich seiner Herrschaft bewußter sein als je zuvor. Er wird vielleicht auch feststellen, daß er schneller Fortschritte macht, als er es für möglich gehalten hätte. Er wird mehr Kraft, Erbarmen und Wachsamkeit zum Ausdruck bringen. Seine Liebe wird nicht mehr nach innen, auf die Person gerichtet sein, sondern von der Liebe der göttlichen Liebe ausströmen.

Die Wunder und die Herrlichkeit, die Johannes in seiner Vision auf der Insel Patmos erschaut hatte, überwältigten ihn. In tiefster Demut und Dankbarkeit kniete er nieder, um denjenigen anzubeten, den er für seinen Lehrer heilt. Er bezog die Lehre auf die Person und wandte sich so dem Boten zu, um ihn anzubeten. Der Verweis seines himmlischen Lehrers ertönt in jedem Zeitalter, eine heilige Warnung an die ganze Menschheit: „Siehe zu, tu es nicht! denn ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, der Propheten, und derer, die da halten die Worte dieses Buches. Bete Gott an!“ Offenb. 22:9.

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