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Niemand ist ein Fremdling

Aus der September 1981-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie reagieren wir, wenn wir jemanden mit einem ungewohnten Akzent sprechen hören? Sein Tonfall überlagert die Sprachmelodie der ihm fremden Sprache und ruft störende Töne hervor — er stempelt den Betreffenden zum Fremden, und nur allzuoft betrachten wir ihn auch so.

Das englische Wort für „fremd“, foreign, stammt von dem Lateinischen „foranus“ ab, was „außen gelegen“ bedeutet. Ein Fremder ist jemand, der als Außenseiter angesehen wird, der keinen Anschluß hat und allein ist. Wenn ein Fremder diese oberflächliche Bezeichnung akzeptiert, mag er sich in einem Land nicht zu Hause fühlen, da es nicht seine Heimat ist.

Von dem Blickpunkt des Einheimischen als auch des Fremden aus gesehen, gründet sich dieses Urteil auf eine sterbliche Meinung und ist irrig. Statt den Irrtum zu akzeptieren, sollten wir für die Wahrheit eintreten — die unbegrenzte Perspektive göttlicher Wahrnehmung.

Der Psalmist singt: „Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“ Ps. 24:1. „Die Erde ist des Herrn“ — was bedeutet das? Im wesentlichen besagt es, daß Gott der Schöpfer des geistigen Weltalls ist und daß „die darauf wohnen“ Seine Kinder sind. Ganz gleich, in welchem Teil der Erde wir leben oder in welcher Sprache wir uns miteinander verständigen, wir alle sind Seine Kinder — untrennbar von Seiner Liebe.

Wenn wir zu sehr darauf bestehen, wir seien nur an einem bestimmten Platz zu Hause, den wir als „unser“ Land bezeichnen, mögen wir uns dem Bewußtsein einer universalen Heimat und eines universalen Himmels entfremden, die unser Vater für uns bereitet. Diese Heimat ist das „Himmelreich“, das Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit beschreibt, wenn sie erklärt: „Die Herrschaft der Harmonie in der göttlichen Wissenschaft; das Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts; die Atmosphäre des Geistes, in der Seele allerhaben ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 590. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, müssen wir uns bewußt bemühen, unser Denken und unsere innersten Gefühle in dieser Richtung zu vergeistigen. Als ich kürzlich in meine Heimat reiste, begann ich diese Lektion zu lernen.

Bei meiner Ankunft entdeckte ich zu meiner Freude, daß ich meine etwas rostig gewordene Muttersprache bald wieder fließend sprechen konnte, als ich sie überall um mich her hörte. Meine Mutter versicherte mir, daß in meiner Aussprache keine Spur des englischen Akzents festzustellen sei. Dies ist bei meiner Aussprache des amerikanischen Englisch nicht der Fall, so daß ich in den Vereinigten Staaten als Fremde abgestempelt bin, obwohl ich dort schon viele Jahre lebe und sowohl dort wie in meinem Heimatland Familie und Freunde habe. Doch dem sterblichen Denken zufolge habe ich meine sprachlichen und kulturellen Wurzeln in Europa, und ich hatte geglaubt, in der neuen Welt seien die Möglichkeiten, mich auszudrücken und zu entfalten, begrenzt.

Ich erhob Einspruch gegen dieses Urteil, da es scheinbar die menschliche Identität spalten und verwirren kann. Die Furcht vor Trennung, Vereinsamung und geistiger Lähmung mag folgen. Wir brauchen dieser Illusion nicht zum Opfer zu fallen.

Ich weigerte mich, weiterhin unter den unwirklichen Annahmen zu leiden, und wandte mich vorbehaltlos an die Rechtssprechung der Wirklichkeit, wie wir sie in der Christlichen Wissenschaft kennen. Ich erhob mein Denken über den Nebel des sterblichen Bildes und erkannte klar, daß jeder geistig erschaffen ist und mit dem einen Gemüt eins bleibt, in dem wir „leben, weben und sind“ Apg. 17:28.. Wir haben hier und jetzt unsere Heimat im Reich des Gemüts, in der „Atmosphäre des Geistes, in der Seele allerhaben ist“. Als Bürger im Reich des Gemüts verständigen wir uns auf der Grundlage der universalen Sprache des Geistes. Mrs. Eddy sagt: „Gott ist Geist; daher muß die Sprache des Geistes geistig sein, und sie ist es auch.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 117.

Die geistige Sprache der göttlichen Liebe teilt sich mit, ungeachtet der regionalen und nationalen Akzente, der Landessitten oder überlieferter Tradition.

Gewiß können kulturelle Eigenschaften reizvoll und anregend sein. Auf der menschlichen Ebene können sie dem einzelnen durch seine Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe und deren Traditionen ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Der Austausch zwischen Nationen mit unterschiedlichen Lebensanschauungen kann den Horizont des einzelnen bereichern und erweitern und eine umfassendere Anerkennung unterschiedlicher Denkweisen und Gefühle hervorrufen.

Wir dürfen jedoch nicht vergessen, daß diese interessanten kulturellen Bilder, auch wenn sie scheinbar angenehm und dem Frieden förderlich sind, nur entfernt Ähnlichkeit mit dem göttlichen Erbe haben. Ethnischer Stolz ist als Eigenschaft des sterblichen Denkens dem Wechsel unterworfen und kann jederzeit ins Gegenteil, in Schande umschlagen, wenn das menschliche Schauspiel seine Betonung verlagert. Früher oder später werden wir erkennen, daß die geistige Einzigartigkeit von Individuen und Gruppen durch das Prisma des sterblichen Sinnes nicht exakt wiedergegeben werden kann.

Menschliche falsche Vorstellungen von Raum und Zeit können uns nicht von den geliebten Ideen des einen Gemüts trennen. Wir können das beweisen, ob wir nun in unserer Heimat oder im Ausland wohnen oder reisen. Wieder besteht die Forderung, die Grenzen des menschlichen Verständnisses zu der uneingeschränkten Perspektive der göttlichen Wahrnehmung zu erweitern. In dem Wissen, daß Gott der Vater aller ist, können wir beginnen, den Geist universaler Brüderschaft und Liebe zu bekunden, ungeachtet und trotz der unterschiedlichen Sprachen, Regierungsformen, Rassen und Gebräuche. Wenn wir uns bewußt bemühen, menschliche Vorstellungen zu vergeistigen, können wir unsere gottverliehene Einzigartigkeit nicht dadurch verlieren, daß wir mit anderen Gutes teilen. Wenn wir göttliche Eigenschaften zum Ausdruck bringen, um Gott, das Gute, zu verherrlichen, tragen wir dazu bei, die Brüderschaft der Menschen in den menschlichen Blickpunkt zu rücken.

Als vollkommene geistige Identitäten verweilen wir ständig in dem Bewußtsein der Seele. Dies ist schon von jeher unsere wahre Heimat gewesen. Die wahrhaft freudige Wirklichkeit dieses Zufluchtsortes hat keinen schmerzhaften oder traurigen Nachgeschmack. Es gibt keine von Menschen errichteten Barrieren, die Gottes Reich in nationale und sprachliche Gebiete aufteilen. Der Apostel Paulus, der die Botschaft von dem heilenden Christus an vielen ihm unbekannten und fremden Orten verbreitete, sprach aus Erfahrung und aus dem Herzen, als er den Ephesern versicherte: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Eph. 2:19.

Wenn wir unser Denken vom materiellen zum geistigen Bereich erheben, kehren wir schleichende Zweifel in die freudige Gewißheit um, daß Gottes Liebe — verstanden und demonstriert — alle Völker und Länder der Erde zu einer harmonisch verbundenen Familie vereinen kann, ungeachtet der unterschiedlichen Sprachen und kulturellen Eigenheiten. Wir können davon geheilt werden, uns selbst oder andere als Fremde zu betrachten, wenn wir uns ehrlichen Herzens bemühen, das Possessivpronomen „mein“, wie in „mein“ Land, „mein“ Volk, „meine“ Sprache in zunehmendem Maße zu streichen. Wir können Gottes Land mit Gottes Volk teilen, wenn wir in unserem Leben Seine Sprache verwenden, die Sprache der Wahrheit und Liebe. Es gibt keine Fremden unter denen, die nach der Erkenntnis Seines Reiches trachten. Niemand ist von der Gnade Gottes ausgeschlossen. „Allumfassende Liebe“, sagt uns Mrs. Eddy, „ist der göttliche Weg in der Christlichen Wissenschaft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 266.

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