Die Christliche WissenschaftChristian Science (kr´istjən s´aiəns) berichtigt den materiellen Augenschein mit geistiger Wahrheit. Körperliche Krankheit kann z. B. mit der Wahrheit der nie versagenden Gesundheit des geistigen Menschen besiegt werden. Materieller Mangel wird für die Wahrheit der in Gottes geistigem Universum in Fülle vorhandenen Versorgung ausgetauscht.
Lange Zeit war mir das ein Rätsel. Welche Bedeutung hat eine geistige Tatsache, wenn eine materielle Welt oder ein materieller Körper geheilt werden muß?
Sie hätte gar keine Bedeutung, wenn die materielle Welt und der materielle Körper die massiven Wirklichkeiten wären, die sie zu sein scheinen. Sie sind aber keine grundlegenden Wirklichkeiten. Die Materie ist vielmehr eine bildhafte Verdrehung des Geistigen. Und geistige Wahrheit ist das rechte Mittel gegen die falsche materielle Behauptung.
Alles, was wir von einer materiellen Welt und einem materiellen Körper wahrnehmen, ist der Augenschein ihrer Existenz, der sich im Bewußtsein zeigt. Dieser Augenschein besteht aus farbigen Bildern, lebhaften Geräuschen und anderen scharfen Eindrücken, die aus einer materiellen Wirklichkeit um uns herum einzudringen scheinen. Tatsächlich existiert eine solche materielle Wirklichkeit nicht. Das Bild, das im materiellen Bewußtsein entsteht, ist bei weitem nicht die genaue Abbildung der Materie, die sie zu sein scheint. Es ist vielmehr eine völlig ungenaue Darstellung des geistigen Menschen und des geistigen Universums, in dem er lebt.
Der Augenschein von materiellem Mangel z. B. ist nicht die Wirklichkeit, die er zu sein scheint. Er ist vielmehr eine aggressive Behauptung, daß die Welt, in der der Mensch lebt, materiell und begrenzt sei. In Wahrheit ist das von Gott geschaffene Universum vollkommen geistig und mit allem Guten reichlich versehen. Und diese Tatsache ist genau das Gegenmittel, das für das materielle Bild von Mangel gebraucht wird. Ebensowenig ist der Augenschein eines kranken materiellen Körpers die Wirklichkeit, die er zu sein scheint. Er ist vielmehr eine bildhafte Behauptung, daß der Mensch materiell ist und krank geworden sei. Das rechte Mittel gegen diese Illusion ist die Wahrheit, daß der Mensch geistig und immer harmonisch ist.
Da materielle Disharmonie nicht außerhalb eines materiellen Bewußtseins existiert, ist das Bewußtsein der Bereich, in dem wir uns mit der Disharmonie auseinandersetzen und sie überwinden müssen. Die bloße Erklärung: „Der Mensch ist materiell“ entspricht nicht der lebhaften Illusion von einem materiellen Körper, die im falschen Bewußtsein des sterblichen Denkens auftritt. Ebensowenig entspricht die bloße Behauptung: „Der Mensch ist geistig und gesund“, obschon wahr, dem tatsächlichen Verständnis vom Wesen des Menschen, das Disharmonie heilt. Dieses Bewußtsein der Wahrheit ist nicht die Errungenschaft eines Sterblichen. Es ist der Christus, oder die Kundwerdung Gottes, die als individuelles Bewußtsein wirkt.
Gott ist Gemüt, und der Christus ist die Offenbarwerdung des Gemüts selbst. Ja, es ist das Wesen dieser Offenbarwerdung, sich selbst als individuelles Bewußtsein auszudrücken. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, erklärte in einem Interview: „Sagen wir, die Sonne stellte Gott dar, dann stellen alle ihre Strahlen zusammen den Christus dar und die einzelnen Strahlen Männer und Frauen.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 344.
Wenn wir uns daher des geistigen und vollkommenen Wesens des Menschen oder des geistigen und vollkommenen Wesens des von Gott erschaffenen Universums bewußt sind, ist das keine persönliche Errungenschaft. Es ist Gottes Offenbarwerdung, oder der Christus, der als unser individuelles Bewußtsein der Wahrheit wirkt. Christus Jesus lehrte: „[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh. 8:32.
Ich möchte dies veranschaulichen. Ein Mann trat eines Tages während der Arbeit auf einen Nagel. Als er später betete, erkannt er, daß nichts Fremdes in das Sein eindringen kann, und er war bald geheilt. Dieses Beispiel zeigt, wie das Bewußtsein von einer geistigen Tatsache den materiellen Augenschein korrigieren kann. Wäre ein wirklicher materieller Fuß von einem wirklichen materiellen Nagel verwundet worden, hätten die geistigen Tatsachen des Menschen wenig Bedeutung gehabt. Aber der materielle Augenschein war tatsächlich etwas anderes. Da der materielle Augenschein eine Lüge über Gottes Menschen ist, ist die Wahrheit über eine Situation das richtige Gegenmittel. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, schreibt Mrs. Eddy: „Die Gegentatsache in bezug auf eine jede Krankheit ist nötig, um die Krankheit zu heilen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 233.
Und ein weiteres Beispiel. In dem Büro, in dem ich arbeitete, fiel ein Computer, den wir nötig brauchten, in einem kritischen Augenblick aus. Ich betete darüber und folgerte, daß der materielle Augenschein eines Versagens nicht auf Wirklichkeit beruht. Statt dessen sah ich diesen Augenschein als die irrige Behauptung, daß in der geistigen Wirklichkeit etwas Unharmonisches vor sich ginge. Eine Erklärung aus Wissenschaft und Gesundheit schien treffend: „In der Wissenschaft ist alles Sein ewig, geistig, vollkommen und harmonisch in jeder Tätigkeit.“ Ebd., S. 407. Als ich weiter betete, wurde ich mir der Harmonie der geistigen Wirklichkeit stärker bewußt als des materiellen Bildes von einer defekten Maschine. Der Computer war bald repariert, und alle Arbeiten wurden termingerecht ausgeführt.
Mrs. Eddy erklärte 1885 in einer Predigt: „Die Materie ist eine falsche Behauptung über Gemüt; sie ist eine Lüge, die behauptet, sprechen und die Wahrheit in Abrede stellen zu können; Abgötterei, die andere Götter hat; das Böse, das Gegenwart und Macht über die Allmacht hat!“ Vermischte Schriften, S. 174. Aufgrund dieser korrekten Definition von Materie verstehen wir, daß die geistige Wahrheit, die die falsche materielle Behauptung berichtigt, das einzige Mittel gegen jede materielle Disharmonie ist.
