Während der ersten vier Jahre nach meiner Heirat besuchte ich keinen Gottesdienst, hörte aber nie auf, in den Schriften der Christlichen Wissenschaft zu lesen, sie zu studieren und zu beten. Damals ging es mir gesundheitlich nicht sehr gut. Zwar wurde nie eine Diagnose gestellt, doch es war klar, daß es sich um ein inneres körperliches Problem handelte. Eines Tages war ein Arzt als Gast bei uns zu Besuch, und er meinte, ich litte an Anämie. Das Problem zeigte sich meist als völlige Erschöpfung; ich hatte Schwierigkeiten, überhaupt etwas zu tun. Obgleich ich nicht zur Kirche ging, beschäftigte sich mein Denken immer mit der Christlichen Wissenschaft. Ich wußte, daß sie recht hatte — ich wußte, daß sie das richtige war. Ich empfand eine sehr große Liebe zu Gott und war überzeugt, daß Er da war und ich Ihm diente. Ich wußte, daß Er mein Leben lenkt — ja, daß Er mein Leben war und ich buchstäblich nicht ohne Ihn leben konnte. Um geheilt zu werden, hätte ich mich niemals etwas anderem zuwenden können als der Christlichen Wissenschaft. Das wäre mir einfach nicht in den Sinn gekommen.
Wir hatten drei Kinder. Von den Kindern abgesehen, war es sehr schwierig, von unserem damaligen Wohnort aus zur Kirche zu gelangen. Dann zogen wir um, und ich konnte wieder zur Kirche gehen, was ich mir gewünscht hatte. Meines Erachtens war dieser Umzug ein Beweis dafür, daß die göttliche Liebe sich um die Ihren kümmert.
Der Wendepunkt für das körperliche Problem (offensichtliche Leberbeschwerden waren zu jener Zeit auch noch eingetreten) kam eines Sonntags, als es mich einige Überwindung kostete, zur Kirche zu gehen, um meine Sonntagsschulklasse von siebenjährigen Jungen zu unterrichten. Bis zur Kirche schaffte ich es, doch als ich dort ankam, fühlte ich mich zu elend, um zu bleiben. Da kam einer der Jungen hereingerannt, setzte sich mir gegenüber, beugte sich vor und sagte sehr ernsthaft: „Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen von einem Mann, der sein Haus auf den Sand baute, und das Haus stürzte ein.“ Dann hielt er inne, holte tief Luft und sagte mit Überzeugung: „Aber da war ein anderer Mann ...“ (Ich dachte, über den ersten Mann ist er wohl hinweggegangen, weil er zu unfähig war, als daß es sich lohnte, sich mit ihm zu befassen!) Jetzt, so glaubte ich, würde er mir von dem wahren Mann erzählen, dem Mann, der sein Haus auf den Felsen baute — von dem einzigen Menschen, den es gibt. Sofort erkannte ich, daß ich dieser Mensch war, zu Gottes Bild und Gleichnis erschaffen und mit den Füßen auf dem Felsen — Christus, der göttlichen Wahrheit —, wo sie schon immer waren. In diesem Augenblick verließ mich alle Furcht vor der Krankheit. Später funktionierte der Körper wieder normal.
Zu jener Zeit fand ich viel Inspiration und Unterstützung durch das Studium von Mrs. Eddys Allegorie des mentalen Gerichtsverfahrens in Wissenschaft und Gesundheit auf den Seiten 430 bis 442. Ich sann beständig darüber nach und bemühte mich, mein Denken vor dem Gerichtshof des Geistes zu beurteilen, wo der Mensch Gottes Ebenbild ist. Ich betete auch, um den persönlichen Sinn zu handhaben — den Sinn, daß ich als begrenzte, materielle Person lebe.
In jenen frühen Jahren rief ich — als junge Mutter — gewöhnlich eine bestimmte Ausüberin der Christlichen Wissenschaft um Hilfe an, wenn ich in Not war. Doch ungefähr zu der Zeit, als wir umzogen, ging sie weiter. Plötzlich wußte ich nicht, an wen ich mich wenden sollte. Also ging ich zurück zu den Büchern, der Bibel und Mrs. Eddys Schriften. Damals hatten die Kinder körperliche Probleme. Ich erinnere mich, wie der Kleinste einmal krank war und ich ihn im Arm hielt und in der anderen Hand Wissenschaft und Gesundheit hatte. Ich öffnete das Buch und las (S. 475): „Der Mensch ist geistig und vollkommen, und weil er geistig und vollkommen ist, muß er in der Christlichen Wissenschaft also verstanden werden.“ Ich sagte laut zu dem Kind: „Du bist jetzt geistig und vollkommen.“ Ich glaube, daß ich fast nichts von dem verstand, was ich gelesen hatte; doch ich wußte, daß Gottes Wissen um das wahre Sein des Kindes die Heilung bringen würde. Und so war es auch. Das Buch hatte gewirkt.
Als wir einmal in Urlaub fuhren, ließen wir die Jungen bei einer Verwandten. Während ihres Aufenthalts wurde einer von ihnen krank. Die Verwandte war überzeugt, er sei an Hirnhautentzündung erkrankt (sie hatte eine medizinische Ausbildung, war aber keine Ärztin). Dann rief sie meine Schwiegermutter, die Ärztin ist, und sie wiederum meinte, der Junge habe Kinderlähmung. Zu der Zeit befanden wir uns schon auf der Heimfahrt, und so warteten sie auf unsere Ankunft. Die beiden Diagnosen, die ich hörte, erstaunten mich! Sofort erkannte ich, daß beide nur menschliche Meinungen waren. Ich sah die Nutzlosigkeit medizinischer Diagnosen, die Unlogik des sterblichen Gemüts. Aufgrund der beiden unterschiedlichen medizinischen Urteile wurde mir klar, was Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 86): „Das sterbliche Gemüt sieht, was es glaubt, ebensogewiß, wie es glaubt, was es sieht.“ Das eine göttliche Gemüt war die Gewähr dafür, daß Prinzip den Jungen väterlich und mütterlich umsorgen würde, da Prinzip der Vater-Mutter Gott ist — das allharmonische Gute. Ja ich wußte, daß dieses harmonische Prinzip uns alle umhegt. Der Junge war am nächsten Tag gesund.
Als eins der Kinder etwa sechs Monate alt war, litt es an einer Hautkrankheit. Meine Schwiegermutter, die uns zu der Zeit gerade besuchte, hielt die Kleine eine Armlänge von sich weg und fragte: „Was tust du dagegen?“ Ich sagte ihr, daß ich dem Kind mit der Christlichen Wissenschaft half. Sie erwiderte: „Und wie lange wird das dauern?“ und erwähnte, daß ein Hautspezialist Wochen benötige, um diesen Zustand zu heilen. Zu meinem Mann (der kein Christlicher Wissenschafter ist) sagte sie noch, daß ihrer Meinung nach das Kind in die Obhut eines Spezialisten gehöre. Daraufhin fragte er mich: „Wie lange wird das dauern?“! „Gebt mir bis morgen früh Zeit“, antwortete ich, obgleich ich mich angesichts alles dessen recht unsicher fühlte.
Als ich das Kind an jenem Abend zu Bett brachte, wußte ich in meinem Herzen, daß es geistig war, denn ich wußte, daß Geist es erschaffen hatte. Ich war überzeugt, daß ich kein Recht hatte, auch nur im Entferntesten zu glauben, daß irgend etwas nicht mit ihm in Ordnung sein könne, wenn doch Geist eine so großartige Arbeit vollbracht hatte, indem er alles absolut vollkommen erschuf!
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mir klar, daß unsere Tochter gesund war. Ich ging zu ihr, um sie aufzunehmen, und der Ausschlag — oder was es gewesen sein mag — war immer noch da. Keine körperliche Veränderung hatte stattgefunden. Aber diesmal konnte ich ihn ansehen und darüber lachen. Ich hatte ihn schon früher angesehen, und dabei war mir zum Heulen zumute gewesen. Jetzt aber lachte ich nur und sagte: „Stell dir vor, das hier soll der Mensch sein!“ Plötzlich begann auch das Baby zu lachen, und dabei fielen Stücke trockener Haut ab. Sie fielen den ganzen Tag über ab, und gegen Abend sah das Kind gesund aus. Einige Tage später holte sie meine Schwiegermutter ab und meinte: „Oh, es ist ja alles weg.“ Ich überlegte schnell, was ich erwidern sollte. „Ich bin so dankbar“, war alles, was ich hervorbrachte. Meine Schwiegermutter schaute mich sehr liebevoll an und sagte: „Und auch ich bin dankbar.“
Letztes Jahr bereitete es mir einmal Schwierigkeiten, Nahrung bei mir zu behalten. Ich sprach darüber mit einer Freundin, einer Ausüberin der Christlichen Wissenschaft. Sie sagte, sie sehe mich als gottähnlich und weigere sich, mich anders zu sehen. Nach unserer Unterhaltung erkannte ich, daß ich mich als recht beschäftigten Sterblichen betrachtete. Was ich hier lernte, war, innezuhalten, einfach innezuhalten und nicht mehr so geschäftig zu sein; ich lernte, mir Zeit zu nehmen. Also teilte ich meiner Familie mit: „Ich möchte etwas Freizeit haben, ich möchte eine Zeitlang nicht gestört werden.“ Dann schloß ich alle Türen zwischen mir und dem Telefon und ging für vier bis fünf Stunden in mein Zimmer. Dort hörte ich mir etwa dreimal die von Der Mutterkirche herausgegebene Tonbandkassette Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft von Mary Baker Eddy an. Geistige Nahrung strömte nur so in mich hinein. Auch arbeitete ich alles durch, was ich in Mrs. Eddys Schriften über „Verdauung“ finden konnte. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt sie (S. 84): „Wenn wir diese Wissenschaft gründlich verstehen gelernt und innerlich verarbeitet haben, können wir die Wahrheit genauer erkennen, als der Astronom die Sterne lesen oder eine Finsternis berechnen kann.“ Sehr sorgsam und liebevoll dachte ich über alles nach, was mir in den Wochen zuvor in den Sinn gekommen war, wofür ich mir aber nicht die Zeit genommen hatte, es richtig zu „verdauen“. Dann verließ mich diese ganze körperliche Beschwerde — sie verschwand vollständig.
Meine beiden Eltern waren Ausüber der Christlichen Wissenschaft; so wurde ich durch meine Heirat mit einer Denkweise konfrontiert, die mir ziemlich fremd war. Doch die göttliche Liebe war immer gegenwärtig und führte uns auf dem Weg. Meine Schwiegereltern und ich könnten keine besseren Freunde sein. Die Christliche Wissenschaft hat eine verwandtschaftliche Beziehung, die sehr schwierig hätte werden können, in eine wunderbare Bindung umgewandelt.
Lindfield, Neusüdwales, Australien
