Welch ein Vorrecht und welch eine Verpflichtung, Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Massachusetts, und einem ihrer Zweige anzugehören!
Was bedeutet es, ein Christlicher Wissenschafter zu sein? Ist jemand zur Kirchenmitgliedschaft bereit, wenn er jeden Tag die Bibellektion Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. studiert, regelmäßig die Gottesdienste besucht, keinen Alkohol trinkt, nicht raucht und sich nicht auf Medizin verläßt? Gibt uns die Mitgliedschaft in einer Kirche Christi, Wissenschafter, mehr als nur die Möglichkeit, in unserer Nähe den Gottesdiensten der Religion unserer Wahl beizuwohnen und in einem Komitee mitzuarbeiten? Ja, ist Kirchenmitgliedschaft ein Ruf nach Jüngerschaft?
Wir könnten uns fragen, was Jesus von seinen Jüngern verlangte und was sie zu wirksamen Kirchenarbeitern machte, nachdem Jesus aufgefahren war und sie auf sich selbst gestellt waren, das Evangelium zu predigen. (Bedenken Sie nur, wie sie Tausende bekehrten! Siehe Apg. 4:4.) Ein Anhaltspunkt findet sich im 24. Kapitel des Lukasevangeliums, wo uns berichtet wird, daß zwei Jünger von Jerusalem weggingen, nachdem ihr geliebter Meister eine in ihren Augen schreckliche Niederlage erlitten hatte: die Kreuzigung. Unterwegs gesellte sich Jesus zu ihnen, doch sie erkannten ihn nicht sogleich. Wie uns die Bibel berichtet, zitierte Jesus aus der Heiligen Schrift, und sie konnten dadurch erkennen, daß die Geschehnisse keine Niederlage waren, sondern daß sich die Weissagungen erfüllten. Als er später das Brot brach und es ihnen gab, erkannten sie ihn endlich. Was während dieser Begegnung geschehen war, muß das Wesen ihrer Hingabe geändert haben — so daß sie noch in derselben Nacht von Emmaus aufbrachen und sich wieder auf den Weg nach Jerusalem machten. „Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?“ Luk. 24:32. Ihr Herz brannte in ihnen! Die Bedeutung der Heiligen Schrift war ihnen erschlossen worden, sie hatten ihren auferstandenen Meister gesehen, und Inspiration — größeres Verständnis — hatte sie gedrängt, unmittelbar zu ihren Mitarbeitern zurückzukehren und ihnen die gute Nachricht mitzuteilen.
Weitere Hinweise dafür, was Jesus von seinen Jüngern verlangte, sind im neunten Kapitel des Lukasevangeliums enthalten. Dort lesen wir, daß er eine Hingabe erwartete, die größer ist als jede andere Hingabe. Um ein erfolgreicher Jünger zu sein, muß man die Sorge um das leibliche Wohl aufgeben. Jesu Jünger mußten ihr Wohlergehen Gott anvertrauen. Unser Meister deutete ferner an, daß selbst ein wehmütiger Blick auf eine frühere, für den persönlichen Sinn zufriedenstellendere Lebensweise uns für die Jüngerschaft untauglich mache. Christus Jesus verlangte von seinen Nachfolgern mehr, als daß sie sich bloß für die Wahrheit interessieren, die er lehrte.
Die Anforderungen, die die Jüngerschaft stellt, sollten nicht auf die leichte Schulter genommen oder ignoriert werden. Wir müssen beten, damit wir uns über weltliche Anliegen, materialistische Ziele und gesellschaftliche Ablenkungen erheben können — damit wir bereit sind, unser Leben Gott mehr zu weihen. Wie erreichen wir auf unserem geistigen Weg diesen Punkt — den Punkt, wo wir für Kirchenmitgliedschaft bereit sind?
Der Ruf ergeht an uns alle, doch vernehmen wir ihn nur, wenn wir die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft so erfaßt haben und leben, daß die frühere Anziehungskraft einer weltlicheren Lebensweise zu verblassen beginnt. Dann verstehen wir allmählich bis zu einem gewissen Grad, was es bedeutet, mit Gott zu wandeln. Das Heilen wird für uns wichtig, und wir erleben und bewirken geistige Heilungen. Wir haben den Wunsch, unsere Schwierigkeiten durch geistige Mittel zu lösen, und in unserem Herzen brennt der Wunsch, anderen zu helfen, dasselbe zu tun. In uns vollzieht sich ein Wandel, der sich gelegentlich in unserem Antlitz zeigt und oft in unseren Gesprächen zum Ausdruck kommt. Geistigkeit kennzeichnet den wahren Jünger. Und Geistigkeit öffnet der Welt unsere Kirchentüren.
Wenn wir die Wahrheit von ganzem Herzen lieben und auf ihre Macht vertrauen, können wir uns in einer Krisensituation rückhaltlos auf die Christliche Wissenschaft verlassen, während eine oberflächliche Loyalität zu einer Bewegung die Probe nicht besteht. Jemand ist bereit, in dieser Kirche Mitglied zu werden, wenn er die Lehren der Wahrheit in etwa versteht und jenen Geist der Liebe und Hingabe besitzt, der von einem Jünger verlangt wird. Die Bibel zeigt uns, was nottut, um ein wahrer Nachfolger Christi Jesu zu werden: „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Joh. 1:17. Die englische Bibelkonkordanz Strong's Exhaustive Concordance erklärt das Wort „Gnade“, wie es in der griechischen Sprache verwendet wurde, folgendermaßen: „Der göttliche Einfluß auf das Herz und dessen Widerspiegelung im Leben.“ James Strong, „Dictionary of the Greek Testament“ in The Exhaustive Concordance of the Bible (New York: Abingdon-Cokesbury Press, 1890), S. 77, Nr. 5485.
Das Verständnis der Wahrheit ist für die Kirchenmitgliedschaft gewiß notwendig, doch bedarf nicht wirksame Mitgliedschaft — wirksame Jüngerschaft — des göttlichen Einflusses auf das Herz des einzelnen und dessen offensichtlicher Widerspiegelung in seinem Leben? Die folgenden Worte Mrs. Eddys könnten eine Zusammenfassung der Erfordernisse sein: „Wir können uns mit dieser Kirche nur vereinigen, wenn wir neu geboren werden aus dem Geist, wenn wir das Leben erreichen, das Wahrheit ist, und die Wahrheit, die Leben ist, indem wir die Früchte der Liebe hervorbringen — Irrtum austreiben und die Kranken heilen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 35.
Es gibt Menschen, die für den Schritt der Kirchenmitgliedschaft reif, ja vielleicht mehr als reif sind. Doch gelegentlich braucht der eine oder andere mehr Zeit und geistiges Wachstum, um die Verpflichtung zur Jüngerschaft zu empfinden. Eine mir bekannte Christliche Wissenschafterin besuchte einige Jahre regelmäßig die Gottesdienste und studierte eifrig, bevor sie sich um Kirchenmitgliedschaft bewarb. Sie tat es, als sie wußte, daß es ihr mehr als alles andere in ihrem Leben bedeutete, die Wahrheit zu leben und mit anderen zu teilen. Der Vorstand der Zweigkirche, bei der sie sich bewarb, erkannte ihre Hingabe und nahm sie als Mitglied auf. Wenn unser Herz nicht durch das Studium und die Anwendung der Wahrheit von dem Wunsch beseelt wird, diesen Lebensweg zu demonstrieren und mit anderen zu teilen, dann suchen wir vielleicht noch immer, die Jüngerschaft zu erreichen.
Jesu tiefes Verlangen, der Menschheit aus ihrem unnötigen Leiden herauszuhelfen, bewegte ihn zu der Klage über Jerusalem. Siehe Matth. 23:37. Kann ein geringeres Sehnen für unsere Welt vollbringen, was vollbracht werden muß? Was bedeutet es wirklich, Mitglied der Kirche Christi, Wissenschafter, zu sein? Die Wirksamkeit unserer Kirche hängt größtenteils davon ab, wie sehr unser Herz in uns brennt.
