Als Kind hatte ich das gute, besänftigende Gefühl, daß Gott absolut gut ist und mich sehr liebhat. Der gründliche Unterricht, den ich als Schüler einer Sonntagsschule der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) viele Jahre hindurch erhielt, vertiefte diese Überzeugung in meinem Herzen.
Während meiner College-Jahre litt ich eines Nachmittags unter heftigen Ohrenschmerzen. Ich versuchte, für mich zu beten, war aber so von Angst erfüllt und von den Schmerzen benommen, daß es mir schwerfiel, mich zu konzentrieren. In Tränen aufgelöst, rief ich schließlich meinen Vater im Büro an und schilderte ihm den Zustand. Er versicherte mir sanft, daß Gott die Macht zu heilen habe, und sagte, er komme sofort nach Hause. Seine Bereitschaft, alles liegen- und stehenzulassen und mir zu Hilfe zu eilen, rührte mich sehr. Aber ich begann auch zu verstehen, daß die Liebe, die mein himmlischer Vater für mich hegte, größer war als die Liebe meines menschlichen Vaters, wie unschätzbar diese auch war. Ich wußte, daß mein Vater-Mutter Gott mir bereits zur Seite stand und mich niemals verlassen würde.
Mein Vater las mir erhebende Stellen zum Thema „Freiheit“ aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy vor. Ich erkannte klarer, daß ich als geliebte Tochter Gottes von allem, was nicht gut war, frei war. Kurz darauf fühlte ich mich wieder wohl.
Von Kindheit an bedeutete mir die Christliche Wissenschaft sehr viel, und ich hatte stets das Gefühl, daß mein Dasein durch das Bemühen, ihren Lehren gemäß zu leben, sinnvoll wurde. Oftmals dachte ich an Mrs. Eddys Anweisung: „Vergeßt Euch selbst in der Arbeit für die Menschheit“. Und ich betete, um zu erkennen, wie ich dies befolgen konnte. [Die vollständige Erklärung lautet (Vermischte Schriften, S. 155): „Vergeßt Euch selbst in der Arbeit für die Menschheit, dann werdet Ihr den müden Wanderer zu Eurer Tür ziehen, den Pilger und Fremdling für Eure Kirche gewinnen und Zugang zum Herzen der Menschheit finden.“]
Die Antwort auf mein Gebet fand ich in der christlich-wissenschaftlichen Pflegetätigkeit. Anfangs sträubte ich mich gegen den Gedanken, Pflegerin zu werden, aber allmählich gelangte ich zu der Überzeugung, daß die göttliche Liebe mich diesen Weg führte. Nun freute ich mich, daß ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, obwohl ich kaum wußte, was es mit der Pflegetätigkeit auf sich hatte.
Am Abend bevor meine Ausbildung beginnen sollte, litt ich unter einer schweren Erkältung. Voller Selbstanklage fragte ich mich, wie ich denn hoffen konnte, anderen als christlich-wissenschaftliche Pflegerin zu helfen, wenn ich mir nicht einmal selbst zu helfen vermochte. Würde ich mich am nächsten Morgen, wenn der Unterricht beginnen sollte, wohler fühlen?
Dann wurde mir klar, daß ich die Sache am verkehrten Ende angefaßt hatte. Anstatt meinen Körper zu fragen, wie er sich am nächsten Tag fühlen werde, sollte ich die mir von Gott verliehene Autorität nutzen und auf meinem geistigen Wohlbefinden bestehen. Mrs. Eddy sagt uns in Wissenschaft und Gesundheit (S. 208): „Du umfaßt deinen Körper in deinem Denken, und du solltest auf ihm Gedanken der Gesundheit und nicht der Krankheit abbilden.“ Sie erklärt ferner (ebd., S. 393): „Nimm Besitz von deinem Körper und regiere sein Empfinden und Tun. Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben.“ Dankbar befolgte ich diese Anweisungen und erwachte am nächsten Morgen geistig erfrischt, munter und völlig gesund.
Der Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft und die Ausbildung zur christlich-wissenschaftlichen Pflegerin halfen mir zu verstehen, daß die Wahrheit uns in unserem Leben nicht davor bewahrt, uns mit den großen Nöten der Menschheit auseinandersetzen zu müssen. Vielmehr werden wir mit diesen Nöten direkt konfrontiert, damit wir im Alltag die machtvolle Gegenwart der Liebe Gottes beweisen können, die heilt und errettet.
Ich habe zahlreiche Beweise der göttlichen Liebe erlebt, die uns schützend umgibt. Im Sommer vergangenen Jahres ging meine Mutter einmal im Meer schwimmen, während ich mich am Strand sonnte. Nach einer Weile sah ich, wie einer der Rettungsschwimmer sich ins Wasser stürzte, um jemandem zu helfen. Die meisten Schwimmer waren so weit vom Strand entfernt, daß man nicht erkennen konnte, was eigentlich geschah. Intuitiv spürte ich, daß der Rettungsschwimmer meiner Mutter zu Hilfe eilte. Doch ich sagte mir, daß ich keinen Grund zu dieser Annahme hätte, da ja so viele Schwimmer im Wasser seien. Plötzlich ging mir auf, wie absurd es war, Zeit mit Vermutungen darüber zu verlieren, wer wohl in Gefahr sein mochte. Ich wußte, daß ich beten sollte, ganz gleich, wer sich in Not befand. Ich hielt daran fest, daß in Wirklichkeit Gott die Lage beherrscht; daß das göttliche Gemüt — die vollkommene Intelligenz — regiert und folglich alle genau wußten, was sie in dieser Situation zu tun hatten. Wahrhaftig, Gott beschützt, rettet und erhält das Leben des Menschen; Er ist das Leben. Für diese geistigen Wahrheiten war ich dankbar.
Bald darauf kam meine Mutter zu mir; sie strahlte über das ganze Gesicht. Sie war es gewesen, die in Schwierigkeiten geraten war. Ihr Haarband hatte sich gelöst, und ihr langes Haar hatte ihr Gesicht bedeckt. Sie konnte die herankommenden Wellen nicht sehen und schluckte so viel Wasser, daß sie beinahe ertrunken wäre. Sie sagte, sie habe die Geistesgegenwart gehabt, mit den Armen zu winken und zu signalisieren, daß sie in Schwierigkeiten war; sie habe aber niemanden zu Hilfe eilen sehen. Schließlich glaubte sie, ihren letzten Atemzug zu tun. Dann drehte sie sich in eine andere Richtung und sah einen Wellenreiter, der ihr sein Surfbrett zuschob und ihr versicherte, er werde sie in Sicherheit bringen. Wir waren Gott von ganzem Herzen dankbar, und dieser Beweis Seines liebevollen Schutzes erfüllte uns mit Demut und Ehrfurcht.
„Der Segen des Herrn allein macht reich, und nichts tut eigene Mühe hinzu“ (Spr. 10:22). Ich bin dankbar für den reichen Segen einer glücklichen Ehe, für eine wundervolle Familie, treue Freundschaften und das gute Beispiel anderer Christlicher Wissenschafter.
Santa Monica, Kalifornien, USA
