Sollte uns jemand fragen, ob wir barmherzige Samariter seien, so würden wir vermutlich antworten: „Ja, ich denke schon. Zumindest wäre ich einer, wenn ich Gelegenheit dazu hätte. Aber ich treffe solche Situationen nie an.“ Könnte eine solche Antwort darauf hindeuten, daß wir „vorübergehen“ — wie der Priester und der Levit in dem Gleichnis Jesu? Siehe Luk. 10:25–37. Täglich bieten sich uns zahllose Gelegenheiten, ein barmherziger Samariter zu sein, wo immer wir uns befinden mögen.
Dieses Gleichnis des Meisters Christus Jesus gilt nicht nur, wenn wir jemanden zufällig sehen, der dringend Hilfe benötigt. Es erweitert trefflich unseren Begriff Nächster oder Nachbar, so daß wir erkennen, daß jeder — wer immer und wo immer er auch sei — unser Nächster oder Nachbar ist. Auf die eine oder andere Weise brauchen wir alle die Hilfe des anderen. Unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben, was Jesus uns anbefahl, ist weit mehr als eine Pflicht. Es ist ein Vorrecht. Wenn wir es von ganzem Herzen tun, werden wir ganz natürlich barmherzige Samariter sein. Das geistige Gesetz, das von uns verlangt, daß wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst, schließt zweifellos mit ein, daß wir barmherzige Samariter sind und nach der goldenen Regel leben.
Im Grunde besagt dieses Gleichnis dasselbe wie Jesu Gebot: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.“ Mark. 16:15. Vielleicht fragt sich hier manch einer, wie wir das Evangelium — die frohe Botschaft des göttlichen Lebens, der göttlichen Wahrheit und Liebe — predigen und allen Menschen auf der Welt barmherzige Samariter sein können. Wenn wir Jesu Gebot befolgen, heißt das nicht, daß wir allen Hilfsbedürftigen persönlich begegnen müssen. Im Handbuch Der Mutterkirche finden wir einen Hinweis, wie wir diese Pflicht erfüllen können. Mrs. Eddy sagt uns: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, sich täglich gegen aggressive mentale Suggestion zu verteidigen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen.“ Handb., Art. VIII Abschn. 6. Wir können „in alle Welt“ hingehen, indem wir täglich die Menschheit in unser erhobenes Denken einschließen. Durch geistig erleuchtetes Gebet sehen wir unseren Nächsten nicht als sündigen, begrenzten, furchtsamen, anfälligen Sterblichen, sondern als das vollkommene Kind Gottes — als geistige Idee, die allein Er erschaffen hat und regiert, motiviert und versorgt und die daher ewiglich gut ist.
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