Aus Pieces of Eight
(Boston: Houghton Mifflin Co., 1982) Nachdruck in The Monterey Peninsula Herald, 25. Dezember 1984.
„Es ist unmöglich, sich in der Weihnachtszeit nicht zu fragen, was Jesus mit der Mahnung meinte: ‚Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon‘ und was er wohl davon gehalten hätte, wie wir seinen Geburtstag begehen.
Jedes Jahr um diese Zeit beklagen wir die Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes. Wir sagen, daß es jedes Jahr schlimmer werde, und das trifft wohl auch zu; wir haben noch nicht einmal den Danksagungs-Truthahn verdaut, da bricht auch schon eine Flut von Weihnachtsreklame über uns herein.
Doch wenn es schlecht, schäbig oder unfein ist, das Weihnachtsfest in kommerzieller Weise zu begehen — was rechtfertigt dann den Kommerz zu irgendeiner anderen Jahreszeit? Wenn es im Dezember falsch ist, dem Mammon zu dienen, wieso ist es dann im April oder September richtig?
Dies ist eine unangenehme Frage, weil die einzig ehrliche Antwort nur sein kann, daß wir uns wegen des Kommerzes insgeheim schuldig fühlen und unsere Schuld sichtbar an die Oberfläche kommt, wenn Werbung mit dem Evangelium verknüpft wird. Wir empfinden irgendwie, daß die beiden nicht zusammengehören.
Und natürlich tun sie das nicht. Wenn es etwas gab, gegen das Jesus während seiner ganzen Laufbahn kämpfte, dann war es die Vorherrschaft des Materialismus. Er sah darin den Feind der Religion, den Feind des Friedens und den Feind der Liebe. Er mahnte uns, keine irdischen Schätze zu sammeln.
Ein Grund, weshalb wir den marxistischen Kommunismus ablehnen, und zurecht, ist, daß er eine Überzeugung ist, die sich ungeachtet ihrer idealistischen Ziele auf den Materialismus gründet. Die Ironie der Sache liegt darin, daß wir hoffen, ihn dadurch zu besiegen, daß wir den Materialismus mit mehr Erfolg zu betreiben suchen, indem wir der Welt zeigen, daß unser Materialismus mehr materielle Güter erzeugen kann als der kommunistische.
Es ist dies ein merkwürdiger Wettstreit. Wenn der Materialismus an dem Gefüge der menschlichen Gemeinschaft rüttelt und es auflöst, was er meiner Meinung nach tut, dann können wir dem nur durch moralische und geistige Werte entgegentreten, indem wir den Worten der Propheten des Alten Testamentes und der neuen Lehre Christi gemäß leben.“
Aus PIECES OF EIGHT von Sydney J. Harris. Copyright © 1975, 1976, 1977, 1978, 1979, 1980, 1981 Chicago Daily News, Chicago Sun-Times, Field Newspaper Syndicate und Sydney J. Harris. Nachdruck mit Genehmigung von Houghton Mifflin Company, Boston
Anmerkung der : Unseres Erachtens hat Sydney Harris treffend ausgedrückt, worum es geht! Und wir teilen seine Ansicht, daß es keinen Grund gibt, auf Weihnachten zu warten, um sich darüber Gedanken zu machen und das Thema „bei Licht [zu] besehen“.
Diese Spalte wird von Zeit zu Zeit erscheinen, um unseren Lesern Gelegenheit zu geben, Nachrichten und Kommentare erneut zu durchdenken — im Zusammenhang mit der Christlichen Wissenschaft.
