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Der moralische Mut geistiger Pioniere

Aus der Dezember 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor drei oder vier Jahren schrieb ich an eine Historikerin, aus deren Büchern ich sehr viel gelernt hatte. Diese Schriftstellerin hat eine besondere Gabe, zu tiefgehenden Erkenntnissen über menschliche Ereignisse und Charaktere zu gelangen. Sie hat in ihrem Leben sehr viel erreicht. Ich wollte von ihr wissen, wie sie zu ihren Einsichten gekommen sei, und führte ein Beispiel aus einem der Bücher an, die ich gelesen hatte.

Ihre Antwort war sehr kurz und lautete im wesentlichen, sie lasse die Tatsachen sprechen — alle verfügbaren Tatsachen — und höre auf sie. Wie sie das machte, konnte sie nicht genau beschreiben. Sie meinte, es geschehe geradezu intuitiv.

Diese Art des Lauschens — die Bereitschaft, auf die Tatsachen zu hören — fordert zum Nachdenken auf. Man braucht Mut, um so hinzuhören, moralischen Mut, der bereit ist, Widerspruch gegen liebgewonnene Meinungen, Annahmen und Gewohnheiten zuzulassen, wenn diese nicht mit der Wahrheit übereinstimmen.

Ich habe oft über solchen moralischen Mut nachgedacht. Überall in der Bibel finden wir Berichte über ganz normale, aber doch besondere Männer und Frauen, in deren Leben schließlich Mut und Tapferkeit eine große Bedeutung hatten. Das war unbedingt erforderlich, wenn man Gott und das wahre, geistig fundierte Selbst des Menschen entdecken wollte.

In dieser Hinsicht scheint mir besonders deutlich zu sein, was uns Abraham und Sara zu sagen haben. Es gab harte Zeiten in ihrem Leben voller Selbstzweifel und Entmutigung. Und doch besaß Abraham, wohl gemeinsam mit Sara, eine geistige Schau von einer engen und dauerhaften Beziehung zu Gott — einer segensreichen Beziehung. Sicherlich ist es ihnen manchmal sehr schwergefallen, daran zu glauben, wenn man all die Schwierigkeiten bedenkt, die auf sie zukamen, als sie in unbekannte Gebiete mit manchmal feindseligen Völkern zogen.

Von Anfang an hatte Gottes Verheißung die Zusicherung enthalten, daß alle Nachkommen Abrahams gesegnet sein sollten. Ja, Gott hatte sogar gesagt: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ 1. Mose 12:3. Aber Sara war kinderlos, und als sie beide ein hohes Alter erreichten, sah es so aus, als ob es das lang erhoffte Kind, das diese Verheißung lebendig erhalten sollte, gar nicht geben würde. Nur etwas tief Geistiges — nennen wir es Intuition — konnte in jedem von ihnen den moralischen Mut aufrechterhalten, der sie die Hoffnung auf ein Kind nicht ganz aufgeben ließ. Vielleicht haben sie manchmal, wenn sie allein waren, mit Galgenhumor über ihre mißliche Lage gespottet — Äußerungen gemacht, die nur sie aufgrund der vielen Jahre gemeinsamen Erlebens und gemeinsamer Hingabe verstehen konnten. Ist es dann verwunderlich, daß Sara so reagierte, wie sie es tat, als sie im Alter von fast neunzig Jahren Gottes Verheißung an Abraham, daß sie ein Kind empfangen sollte, mit anhörte? „Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!“ 1. Mose 18:12.

Das schien zu viel, um wahr zu sein. Und doch muß Sara schließlich gelernt haben, die Engelsbotschaften nicht zu verwerfen, die ihrer Auffassung, sie sei zu alt für eine solche Verheißung, widersprachen. Sara bekam ihr Kind, erzog den Knaben, bis er erwachsen war, und erlebte sein siebenunddreißigstes Lebensjahr. Ihr Sohn Isaak war ein wichtiges Bindeglied in jener geistigen Offenbarung, die die unzerstörbare Verbindung des Menschen zu Gott zeigt und die schließlich zum Kommen Christi Jesu führte.

Würden Sie so lachen wie Sara, wenn die Engelsbotschaft heute zu Ihnen käme, daß auch für Ihr Leben die Verheißung gilt, ein Teil der Selbstoffenbarung Gottes zu sein, Seiner unzerstörbaren Beziehung zum Menschen? Wäre eine solche Botschaft zu viel oder zu gut, um wahr zu sein? Vielleicht müssen wir alle den gleichmäßigen Trott in unserem täglichen Leben einmal unterbrechen, innehalten und ernsthafter darauf achten, welche Bedeutung unser Leben und welchen Platz und welche Macht Gott in unseren Neigungen und Zielen hat.

Dabei werden sich unvermeidlich Fragen ergeben. Fragen wie: Habe ich wirklich Hochachtung vor dem göttlichen Leben, vor Gott — und vor dem Menschen als Seinem Bild und Gleichnis? Bin ich hell wach, um das geistige Abenteuer und die Verheißung, als Kind Gottes zu leben, zu sehen? Ist mir die Heiligkeit meines Lebens und des Lebens anderer bewußt, und hungere ich danach, heute, an diesem Tage, an dem ich diese Zeitschrift lese, Gottes Macht und Gegenwart und Seine Führung zu entdecken?

Es braucht schon eine Menge Mut, moralischen Mut, um in Herzen und Gemütern, die vielleicht seit eh und je mit sehr viel niedrigeren, materiellen Sorgen und Gütern beschäftigt sind, solche Fragen aufkommen zu lassen.

Die Frau, die zur Gründerin dieser Zeitschrift wurde, durchbrach die materiellen Annahmen des menschlichen Gemüts, Annahmen, die in begrenzten, zwangsläufig fehlerhaften, materiellen Hoffnungen und Wünschen die Erklärung für alle Dinge suchen. Mrs. Eddy erlebte, daß in ihr die göttliche Verheißung und Überzeugung wuchs, daß Leben Gott ist und daß Leben unendliche, ewige Liebe ist. Sie erkannte, daß das menschliche Leben anfangen muß, sich diesem ewigen Sein zu beugen, wenn die Menschen Glück, Erfüllung, seelischen Frieden und Zufriedenheit finden wollen.

Diese geistige Offenbarung brachte ihr Erneuerung und Vitalität. So wurde sie dazu geführt, Wege zu beschreiten, die ihr früher völlig unrealistisch und unvorstellbar erschienen wären. In der Heiligen Schrift entdeckte Mrs. Eddy eine geistige Verheißung, die sich im Leben eines jeden Mannes und einer jeden Frau erfüllen mußte — nicht nur bei einigen außergewöhnlichen Menschen. Die Vision von der universalen Liebe und Erlösung bewegte ihr Herz so sehr, daß sie nach dem göttlichen Gesetz suchte, das den Heilungswerken in der Bibel zugrunde liegt. Diese geistige Verheißung ist heute für jeden von uns lebendig und verfügbar. Und wenn wir bereit sind, all die Tatsachen herauszufinden, all die in der Bibel offenbarten geistigen Tatsachen, die durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft erklärt werden, und wenn wir bereit sind, uns innerlich von materiellen Annahmen, Überzeugungen und Gewohnheiten, vom Vertrauen auf die Materie und Materialität frei zu machen, dann wird unser Leben weitgehend umgewandelt und verändert werden.

Und wenn es nur eins gibt, was jeder aus der Heiligen Schrift lernen kann, dann doch wohl den moralischen Mut, über unsere gegenwärtigen materiellen Begriffe von Leben und Wahrheit hinauszuschauen. Hier liegt ein wesentlicher Schlüssel zu grundlegenden Entdeckungen und heilenden Veränderungen. Es ist niemals zu spät, solch ein geistiger Pionier zu werden.

Wir alle haben die geistige Fähigkeit, in unserem gegenwärtigen Leben intuitiv die Wirklichkeit der Gegenwart Gottes und Seiner heilenden Macht zu empfinden. Und diese geistige Fähigkeit ist der Beweis dafür, daß der Mensch der direkte Ausdruck des vollkommenen Wesens Gottes ist. Dieser „Ausdruck“ muß beständig hervorgebracht werden; es muß Leben in ihm sein, ewiges Leben. Mrs. Eddy hat die Dunkelheit des Zweifels, des Leidens und der Verzweiflung an sich selbst erfahren. Sie schreibt: „... [ich] beschwöre die Christen, mehr Glauben an Leben zu haben als an Sterben. Ich ermahne sie, Christi Verheißung anzunehmen und den Einfluß ihrer eigenen Gedanken mit der Macht seiner Lehren in der Wissenschaft des Seins zu vereinen. Dies wird dem menschlichen Auffassungsvermögen die göttliche Macht erklären und uns befähigen, das zu ergreifen oder zu erfassen, ‚für das‘ wir, wie Paulus im dritten Kapitel des Philipperbriefes sagt, durch ‚Christus Jesus ergriffen‘ (oder erfaßt) worden sind — das immergegenwärtige Leben, das keinen Tod kennt, den allgegenwärtigen Geist, der von keiner Materie weiß.“ Die Einheit des Guten, S. 43.

Die Bereitschaft, diese geistige Hoffnung und dieses geistige Verständnis zu suchen und in Übereinstimmung damit zu leben, wird allmählich die mentalen Hindernisse und die Disharmonie auflösen, die uns den Weg zu unserem eigenen grandiosen Abenteuer als Kind Gottes verbauen.

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