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Eine umfassendere Ausübung der Christlichen Wissenschaft

Aus der Dezember 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!“ Mt 4:19.

Petrus und Andreas warfen gerade ihre Netze ins Meer, als Christus Jesus sie aufforderte, sich an seiner heilenden Missionsarbeit zu beteiligen. Sofort verließen sie ihre Netze und folgten ihm.

Ich las diese Stelle vor einiger Zeit im Neuen Testament. Als ich darüber nachdachte, hatte ich den Wunsch, besser zu verstehen, was jene Jünger offensichtlich begriffen hatten. Ich sehnte mich so sehr nach dieser Erkenntnis, damit auch ich eines Tages das Gebot des Meisters befolgen und mich ganz der Heilarbeit der Christlichen Wissenschaft widmen könnte. Hätte ich wohl meine Netze verlassen, um Christus Jesus zu folgen, wenn ich Petrus oder Andreas gewesen wäre?

Natürlich wollte ich glauben, daß ich das getan hätte. Doch Zweifel und Ängste zerrten und nagten an dem Wunsch, Ausüberin zu werden, und ließen mir nur vage Hoffnungen. Und bisweilen schien dieser Wunsch sogar geradezu anmaßend zu sein. Doch im stillen hielt ich an diesem Wunsch, dem Meister nachzufolgen, fest — dem Wunsch, in größerem Umfang Heilarbeit zu tun. Beim Studium der Bibel und des Buches Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy ermutigten mich die folgenden Worte der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft: „Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsere Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 1.

Ich fragte mich, welches Verlangen wohl jene Fischer gespürt hatten. Da ich selbst kein Fischer war, konnte ich mir das nur ausmalen. Hatten sie den Wunsch, Nahrung für ihre Mitmenschen zu beschaffen? Vielleicht verspürten sie großen Mut und große Abenteuerlust. Es wäre gar nicht so unwahrscheinlich, daß sie ihre Arbeit hoch einschätzten und tatkräftig danach strebten, ihre Sache gut zu machen.

Als ich eines Morgens erneut über das Wort „Menschenfischer“ nachdachte, durchzuckte mich plötzlich eine Idee. Jesus hatte nicht gesagt: „Folgt mir, vergeßt alles, was mit der Fischerei zusammenhängt, und ich werde aus euch etwas Neues machen, etwas, woran ihr nie gedacht habt...“, sondern: „Ich will euch zu Menschenfischern machen.“

Dann fragte ich mich, ob Jesus sich hier nicht erbot, den Jüngern eine tiefere geistige Dimension von etwas zu offenbaren, was sie bereits schätzten und verstanden — was das höchste Gute für sie war. Hatte er sie nicht dazu ermutigt, die ihnen von Gott verliehenen Charaktereigenschaften, wie Stärke, Mut, Verläßlichkeit, Fürsorglichkeit, weiterzuentwickeln — Eigenschaften, die sie bei ihrer Arbeit und in ihrem täglichen Leben bereits geschätzt und entwickelt hatten?

Selbst wenn sie es nicht mit Worten beschreiben konnten und keinen Namen dafür hatten, so muß doch der Christus oder die wahre Idee Gottes schon in ihrem Bewußtsein gegenwärtig gewesen sein und in jenem Augenblick, als der Meister sie rief, schon auf beträchtliche Anerkennung gestoßen sein. Er brauchte Menschenfischer. Und offensichtlich waren sie am besten in der Lage, diese Mission zu verstehen.

Auch Jesus war ein Arbeiter gewesen — ein Zimmermann. Was für ein Zimmermann mag er wohl gewesen sein? War Jesus etwa all die Jahre hindurch nur auf der Stelle getreten? Was ist ihm wohl bei seiner Arbeit klarer geworden? Die Christus-Idee drückte sich in all den Jahren, als er auf seine höhere Aufgabe vorbereitet wurde, in ihm aus. Mrs. Eddy schreibt: „Diese geistige Idee oder der Christus durchdrang das Leben des persönlichen Jesus bis in die letzten Einzelheiten. Sie machte ihn zu einem ehrenhaften Mann, einem tüchtigen Zimmermann und einem guten Menschen, ehe sie ihn zum Verklärten machen konnte.“ Vermischte Schriften, S. 166.

Das Leben des Meisters ist unser Vorbild. Und das Leben der Propheten, der Jünger und der vielen anderen, die in der Bibel erwähnt werden, ist für jeden hilfreich und ermutigend, den es danach verlangt, Gott mehr zu dienen. Ihre sehr unterschiedlichen Erfahrungen deuten darauf hin, wie wunderbar doch jeder auf seine Art darauf vorbereitet wird, sich der Aufgabe des Heilens in vollerem Maße zu widmen.

Gott spricht immer durch Seinen Christus, die Wahrheit, zu uns. Das Bemerkenswerte daran ist, daß das geistig Gute sich immer so äußert, daß der, der die Botschaft des Christus sucht, ihren Sinn erfassen und sie befolgen kann.

Erinnern Sie sich an Mose, als er noch ein Hirte war? Er hörte Gottes Stimme in der Wüste; sie wies ihn an, die Kinder Israel aus der Knechtschaft herauszuführen. Mose sah einen brennenden Busch. Zumindest erschien es ihm so. Ob nun jemand anders jenen brennenden Busch, der nicht verbrannte, bemerkt hätte oder nicht, eins ist klar: Gott sprach so zu Mose, daß er es erfassen konnte. Gottes Stimme brachte sogar die Argumente des fleischlichen Gemüts zum Schweigen, daß er sich fürchten müsse oder unwürdig sei — Argumente, die Mose zu dem Glauben verleiten wollten, daß er Gottes Gebot nicht befolgen könnte. Siehe 2. Mose 3:1–4; 4:1, 10–17.

Viele wissen um die späteren großartigen Ereignisse — wie die Israeliten aus Ägypten auszogen und durch die Wüste in das Gelobte Land gelangten. Doch Moses Vorbereitung auf diese Aufgabe könnte leicht übersehen werden, weil sie relativ unrühmlich ist. Was tat Mose in all jenen Jahren am Rande der Wüste? Es sah bestimmt nicht nach harter Schulung für einen geistigen Führer aus!

Und doch muß etwas in ihm herangereift sein. Als der Ruf an ihn erging, die Israeliten aus der Knechtschaft zu führen, so überraschend das auch für Mose gewesen sein mag, war er darauf vorbereitet, die Schafe zu verlassen und die Kinder Israel unter Gottes Führung wie ein Hirte zu sammeln und die Mission zu erfüllen.

Wie steht es mit der Aufgabe eines jeden einzelnen von uns, der Menschheit zu helfen? Wir brauchen uns weder davor zu fürchten noch uns den Kopf darüber zu zerbrechen, wie wir wohl die Liebe Gottes und Seine Fürsorge für Sein Volk künftig in größerem Umfang demonstrieren werden. Wenn wir den Gedanken des christlichen Heilens sorgsam hegen, wird er in uns heranwachsen und die Reife bringen, die wir heute brauchen. Es tut nicht not, daß wir die Zukunft zu erraten versuchen. Was wirklich zählt, sind unsere Gebete zu Ehren Gottes und unsere Bereitschaft, Ihm heute zu dienen.

Doch nehmen wir einmal an, unsere gegenwärtigen Lebensumstände seien einer umfassenderen Ausübung der Christlichen Wissenschaft nicht förderlich. Doch die Hindernisse, vor denen wir stehen, geben uns vielleicht gerade die Gelegenheit, unsere Liebe zu Gott zu demonstrieren — und unser Vertrauen darauf, daß Geist immer gegenwärtig ist und die göttliche Liebe alles regiert. Tun wir das, was heute getan werden muß, und zwar mit dem Beweggrund zu heilen — und mit Demut und Freude —, dann werden wir in unserer Heilarbeit gestärkt. Und Wachstum kann sich nur aus praktischer Erfahrung ergeben. Die Praxis entwickelt sich oftmals in den unauffälligen kleinen Dingen unseres Lebens, bei denen wir christliches Leben und Denken in den Vordergrund stellen, anstatt dem weltlichen Materialismus nachzugeben.

Es spielt keine Rolle, wo wir uns gerade befinden — sei es auf der Höhe des Erfolgs oder in den Tiefen des Mißerfolgs. Welcher menschlichen Beschäftigung wir gerade nachgehen, ist nicht so entscheidend; wichtiger ist die Frage, ob wir die göttliche Wahrheit und Liebe unser Leben bis „in die letzten Einzelheiten‘‘ durchdringen lassen. Im Grunde kann uns kein äußerer Umstand daran hindern, an unserer eigenen wahren Identität als Kinder Gottes und an unserer Mission als Christi Jesu Nachfolger — als wissenschaftliche Heiler — festzuhalten. Kein Umstand kann uns daran hindern, unsere Bestimmung zu erfüllen und den Christus im täglichen Leben überzeugender zum Ausdruck zu bringen.

Was mich betrifft, so habe ich gelernt, daß die Ausübung der Christlichen Wissenschaft nicht in weiter Ferne liegt und nicht an einem anderen Ort oder zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommen wird. Sie erwies sich als etwas Gegenwärtiges. Christus Jesus sagte: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Lk 17:21 [Anmerkung]. Wenn wir uns dessen mehr bewußt werden, daß das Reich Gottes inwendig in uns ist, verstehen wir weitaus besser, daß der Mensch die reine und vollständige Idee seines Vater-Mutter Gottes ist. Und wir können dieses geistige Menschentum als unser eigenes wahres Sein beanspruchen. Das Himmelreich liegt nicht in weiter Ferne, ebensowenig unsere Fähigkeit, das zu erkennen und es durch Heilungen zu bezeugen.

Wie notwendig ist es doch, daß Mütter und Väter, Kinder, Landwirte, Hausfrauen und Hausmänner, Lehrer, Studenten, Fernfahrer, Sportler, Geschäftsleute, Künstler — ja, Personen aus allen Lebensbereichen — christlich-wissenschaftlich denken und handeln! Es gibt keinen bestimmten „Personentyp“, keine bestimmte Mischung charakteristischer menschlicher Merkmale, die aus jemandem wahrscheinlich einen Ausüber und Heiler machen. Alter, Rassenzugehörigkeit, wirtschaftliche Stellung und gesellschaftliche Herkunft sind belanglos. Geistige Gesinnung und das brennende Verlangen, dem Christus zu folgen — das sind die wichtigen und rechtmäßigen Qualifikationen, die uns gewißlich dazu führen, die Schritte zu unternehmen, die für die vollberufliche Ausübung der Christlichen Wissenschaft notwendig sind — so z. B. Mitglied in Der Mutterkirche und in einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, zu werden und am Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft teilzunehmen. In Wissenschaft und Gesundheit findet sich folgende Verheißung: „Diejenigen, die willens sind, ihre Netze zu verlassen oder sie auf der rechten Seite nach der Wahrheit auszuwerfen, haben heute wie ehemals die Gelegenheit, das christliche Heilen zu erlernen und auszuüben. In der Heiligen Schrift ist es enthalten. Die geistige Bedeutung des Wortes teilt diese Kraft mit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 271.

Welch eine Freude ist es, zu wissen, daß jeder Schritt, der uns zum Geist hinführt, schon die Vorbereitung auf den nächsten ist. Der Weg eines jeden einzelnen ist einzigartig in seiner Art und kann nicht mit dem eines anderen verglichen werden. In dem Maße, wie wir den Wunsch hegen zu heilen und ihn Gott anvertrauen, wird dieser Wunsch „gemodelt und geläutert“ und in vollerem Maße in die Praxis umgesetzt. Und nichts kann sich diesem Verlangen in den Weg stellen.

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