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Warum moralischer Mut?

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Dezember 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einer Welt, in der alles erlaubt zu sein scheint, was gerade gefällt, in der fast alles toleriert wird, was anderen nicht wehzutun scheint, ist moralischer Mut offenbar nicht sehr gefragt. Und doch ist er eine notwendige Eigenschaft für alle, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihr Leben zu vergeistigen, bessere Nachfolger Christi Jesu zu sein und Freiheit von allem Übel und von den Begrenzungen der Sterblichkeit zu finden.

Wie wird moralischer Mut zum Ausdruck gebracht? Ist es u. a. nicht die Fähigkeit, „nein“ zu sagen, wenn alle um uns herum „ja“ sagen und es auch von uns erwarten? Ist es nicht die Bereitschaft, für das Rechte, das Wahre und das Gute einzutreten, auch wenn dies persönliche Opfer oder Nachteile mit sich zu bringen scheint? Moralischer Mut verlangt, daß wir über die Dinge nachdenken, bevor wir eine Entscheidung treffen, daß wir inmitten von Aufruhr und Unruhe gelassen bleiben und uns nicht von den Suggestionen und Emotionen des allgemeinen Denkens mitreißen lassen. Aber er verlangt auch, daß wir falsche Entscheidungen rückgängig machen, wenn wir erkennen, daß wir einen falschen Weg eingeschlagen haben.

Das ist oftmals nicht leicht, und wir mögen die Erfahrung gemacht haben, daß wir einer Angelegenheit voreilig zugestimmt haben, über die wir besser hätten gründlich nachdenken sollen. Vielleicht ließen wir uns von Bequemlichkeit, Trägheit des Herzens, falscher Nachsicht oder mangelnder Wachsamkeit irreführen.

Wie Petrus, der für einige kurze Augenblicke sich nicht zu dem Christus Siehe Joh 18:15–27. — dem wahren Ideal des Lebens — bekannt hatte, mögen auch wir es bereuen, wenn wir versagt haben, moralischen Mut auszudrücken und für die Wahrheit einzutreten; oder wenn wir aus persönlichen Gründen Dinge zugelassen haben, die dem Gesetz oder dem Gebot der Nächstenliebe nicht entsprechen.

Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, lesen wir: „Es erfordert moralischen Mut, dem Unrecht entgegenzutreten und das Rechte zu verkünden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 327. Wenn wir dem Unrecht und dem Bösen — auch in ihren geringfügigsten Formen — entgegentreten, stoßen wir da nicht oft auf Widerstand und Ablehnung? Ja, die weltliche Anschauung versucht, uns lächerlich zu machen, uns als kleinlich und weltfremd hinzustellen. Lassen wir aber diese Unrechtmäßigkeiten bestehen, verleihen wir ihnen dann nicht erst recht Wirklichkeit und Macht und vergessen dabei, daß sie wie ein Bumerang zu uns zurückkommen und unsere Entfaltung des geistigen Verständnisses vom Leben aufhalten können?

Wenige Menschen sind sich bewußt, daß sie ständig in einem Entscheidungsprozeß stehen, daß jeder von uns sich fortwährend zu etwas bekennen muß. In vielen Fällen werden unsere Entscheidungen von unserer Umwelt, unserer Erziehung oder Herkunft bestimmt. Wenn wir aber begreifen, daß wir nicht nur das gottverliehene Recht, sondern auch die moralische Pflicht haben, für Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten, werden wir erkennen, warum unsere Bemühungen, dieser Forderung nachzukommen, so wichtig sind. Und wenn wir es ehrlich meinen, sind wir uns bewußt, daß wir Gottes Hilfe brauchen — göttliche Kraft und geistige Stärke.

Das menschliche Gemüt läßt sich nicht gern seine Fehler sagen, aber es ist auch oft zu feige, einen anderen auf seine Fehler aufmerksam zu machen. Man könnte ja unbeliebt werden! So dachte und handelte unser großes Vorbild Christus Jesus nicht. Wie mutig doch Jesus gewesen sein muß, als er die Menschen lehrte und heilte, selbst wenn es manchmal bedeutete, mit altgewohnten religiösen Traditionen, Gewohnheiten und Annahmen zu brechen! Er war nicht von dem abhängig, was andere sagen würden. Der Maßstab seines Lehrens und Handelns war der göttliche Wille und Gottes Gesetz! Er lebte in Übereinstimmung mit den Zehn Geboten und tat ständig, was aus göttlicher Sicht gut war. Christi Jesu Aufgabe bestand darin, die wahre Beziehung des Menschen zu Gott aufzuzeigen und das wirkliche Wesen Gottes sowie das des Menschen zu erläutern. Durch Heilen und Predigen zeigte er den Menschen, wie sie Gott verherrlichen und so ein freies, harmonisches Leben führen konnten.

Der moralische Mut unterscheidet sich vom tierischen Mut dadurch, daß er von Weisheit, Voraussicht und Einsicht begleitet wird. Er begnügt sich nicht damit, lediglich Falsches aufzudecken, sondern er hilft, Lösungen zu finden, die Frieden und Gerechtigkeit bringen und Harmonie gewährleisten. Er fordert, daß wir furchtlos und sanftmütig auf das Rechte hinweisen und es in unserem Leben betätigen.

Wenn wir in unseren Entscheidungen Mut ausdrücken wollen, müssen unsere Gedanken in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen stehen. Viele Menschen halten sich für zu schwach oder für unfähig, diesen Mut aufzubringen, der sie von Knechtschaft und Abhängigkeit befreien würde. Ja, sie wissen nicht, daß er ein wesentliches Element wahrer Freiheit und Harmonie ist.

Wissenschaft und Gesundheit sagt von dem wirklichen Menschen: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen Ideen in sich ...“ Ebd., S. 475. Dies berechtigt uns zu der Behauptung, daß der wirkliche Mensch — der von Gott geschaffene geistige Mensch — bereits die geistigen Eigenschaften in sich trägt, die Gott ihm uneingeschränkt verleiht. Um jedoch beweisen zu können, daß dieser Mensch unser wahres Sein ist, müssen wir diese Eigenschaften für uns beanspruchen und sie in unserem Leben anwenden. Das gelingt uns, wenn wir uns im Gebet an Gott wenden und entdecken, daß unser wahres Sein, unser gottgegebener Charakter — von dem es in der Bibel heißt, daß er das Ebenbild Gottes ist, vollkommen und gut —, schon jetzt eine feststehende Tatsache ist. Die Bibel sagt von Gott: „Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen.“ Offb 4:11.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott das Prinzip allen wirklichen Seins ist. Als Idee des Prinzips kann dem Menschen nicht eine einzige Eigenschaft dieses vollkommenen Prinzips fehlen oder verlorengehen. Können Sie sich ein geistiges Wesen vorstellen, das feige, schwach und unentschlossen ist, das sich ängstlich nach bequemen Ausflüchten umsieht und sich vor mutigen Entscheidungen drückt? Niemals! Diese Verhaltensweisen entsprechen nicht der göttlichen Schöpfung.

Wir können solche Ängste und Begrenzungen überwinden, indem wir zunächst einmal zugeben, daß unser wirkliches Sein geistig mit allem Guten ausgestattet ist. Dann müssen wir unablässig daran festhalten, daß dieses Erbe unzerstörbar und ewig ist und daß wir es antreten und gebrauchen können. Falsche Erbschaften — Erbschaften, die auf der Annahme beruhen, der Mensch sei materiell — entstammen nicht dem göttlichen Prinzip und haben keine Macht über den Menschen. Wir weisen solche Ansprüche entschieden zurück, weil wir wissen, daß sie uns weder durch Geburt, Erziehung noch Umweltbelastungen aufoktroyiert werden können. Moralischer Mut verlangt auch, daß wir uns gegen jede mentale Versklavung schützen. Wir müssen lernen, der Herrschsucht oder der Unterwürfigkeit entgegenzutreten.

Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Moralischer Mut ist, der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda‘, der König im mentalen Reich. Frei und furchtlos durchstreift er den Wald.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 514. Wollen wir dieses geistige Verständnis von Gott und dem Menschen gewinnen, um bessere Nachfolger Christi Jesu zu sein, dann können wir der Forderung, moralischen Mut — den „König im mentalen Reich“ — auszudrücken, nicht ausweichen.

Wenn wir diesen Mut zur Grundlage unseres Denkens und Handelns machen, werden wir Herrschaft über widrige Umstände gewinnen und schneller der Knechtschaft entrinnen, in die eine materielle Lebensweise uns führen möchte. Wir müssen schließlich den Mut aufbringen, sowohl den Schwächen wie den tyrannischen Neigungen in unserem Bewußtsein entgegenzutreten und sie auszutreiben. Wir können dies mit dem geistigen Verständnis von Gott und der Beziehung des Menschen zu Ihm erfolgreich tun. Und wenn wir lernen, in unseren eigenen Angelegenheiten Herrschaft auszuüben, können wir anderen helfen, sich von Sklaverei und Begrenzungen zu befreien. Durch unsere Gebete können wir der ganzen Welt helfen, sich ein geistiges Verständnis von Gott und dem Menschen anzueignen und so Freiheit von der Knechtschaft der Materialität zu gewinnen.

Es lohnt sich wirklich, moralischen Mut zu beweisen. Nur so können wir den unrechtmäßigen Forderungen der Gesellschaft entgegentreten. „Frei und furchtlos“ wie der Löwe können wir hier und jetzt Herrschaft beweisen.

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