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Unsere individuelle Nische

Aus der Februar 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Kind dachte ich immer, eine Nische sei ein verstecktes Plätzchen in einer Felsenklippe — ein Plätzchen, das nur ich finden könnte. Dort, an diesem besonderen Ort, herrschte völlige Sicherheit. Von diesem Platz könnte ich in zerklüftete Täler hinabsehen und zu wolkenumkrönten Bergen hinaufblicken — Herrscher über mein ganzes Reich. Als ich die Christliche Wissenschaft besser erfaßte, sprach mich Mrs. Eddys Erklärung an: „Jeder einzelne muß in Zeit und Ewigkeit seine eigene Nische ausfüllen.” Rückblick und Einblick, S. 70.

Einmal, als meine Tochter eine neue berufliche Laufbahn einschlug, die mir aufregend und reich an Möglichkeiten erschien, wurde mir bewußt, daß ich einen geistigeren Begriff von meinem eigenen Lebenszweck erlangen mußte. Eigentlich bedauerte ich, daß man die Aufgabe der Frau „zu meiner Zeit” hauptsächlich darin gesehen hatte, den Haushalt zu führen, und ich hatte das Gefühl, ich hätte etwas versäumt. Ich wünschte, ich wäre zu einer anderen Zeit geboren worden — in der freieren Welt von heute. Vielleicht wäre ich dann glücklicher gewesen oder hätte in größerem Maße für die Menschheit Gutes tun können.

Was jedoch Gott mit dem Menschen vorhat, den Er geschaffen hat, ist beständig gut. In diesem Guten haben zeitliche Begrenzungen keinen Raum. Mrs. Eddy schreibt: „Ewigkeit, nicht Zeit, drückt den Gedanken des Lebens aus, und Zeit ist kein Teil der Ewigkeit. Das eine hört in dem Verhältnis auf, wie das andere erkannt wird.” Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 468.

Plötzlich erschien mir die Erklärung über „die Nische” in einem neuen Licht. Natürlich! Die Ewigkeit, Gottes Reich der Wirklichkeit, schloß meine ewige Bestimmung und Arbeit mit ein — die einzige Arbeit, die ich je haben konnte. Solange ich mein Leben von einer materiellen Warte aus betrachtete, setzte ich meiner beruflichen Entwicklung Grenzen. Aber nun erkannte ich, daß es für mich nur eine Bestimmung gab, nämlich die, daß ich als Gottes Ebenbild Gott zum Ausdruck brachte. Mir wurde klar, daß in dem Maße, wie ich dieser Bestimmung den ihr zukommenden Vorrang einräumte, Gott alles leiten würde, was mir auf der menschlichen Ebene als Aufgabe zufiel. Seine Weisheit bestimmte jeden Umstand meines Lebens — hat es immer getan und wird es immer tun.

Ich erkannte, daß der Mensch keine Doppelnatur hat: erst eine Weile materiell ist und später geistig. Schon jetzt ist der Mensch die Idee Gottes, und er spiegelt die ewige Schwungkraft der wider. Wahrheit wider. Da es mich nur einmal gibt, war ich eigentlich schon damit beschäftigt, meine ewige Bestimmung als Gottes geistiger Ausdruck zu erfüllen.

Wir erkennen unser wahres Wesen, wie Gott es sieht, in dem Verhältnis, wie wir den materiellen Begriff von uns selbst und unserem Lebenszweck aufgeben. Das materielle Dasein ist immer eine irrige Auffassung davon, was die Wirklichkeit tatsächlich ist. Je mehr wir den Menschen so sehen, wie Gott ihn sieht — als geistig, als Widerspiegelung der einen göttlichen Individualität —, desto weniger materiell ist unsere Anschauung von unserem Wert und unserer Leistung. Je intensiver wir in unserem Bewußtsein Seiner Stimme lauschen und sie befolgen, um so klarer erkennen wir, wie sich Seine unbegrenzte Freude und Glückseligkeit in diesem Augenblick entfaltet, und bringen das auch besser zum Ausdruck.

Die Zeit, mit der das sterbliche Dasein gemessen und in Jahre aufgeteilt wird — in „meine Zeit” oder in die „Epoche der Frau” —, ist eine Form des sterblichen Denkens, eine Begrenzung, die uns von der Annahme vorgegaukelt wird, daß der Mensch materiell sei. Nur meine Auffassung von der Sterblichkeit begrenzte mich. Sterblichkeit ist ein sehr enger Begriff. Wollen wir auf der Grundlage der Sterblichkeit beurteilen, wie sehr wir das mögen, was wir gerade tun, so kommen wir leicht zu dem Ergebnis „nicht sonderlich.”

Wenn wir diese sterbliche Auffassung aufgeben, erkennen wir klarer, worin Christus Jesus die wahre Bestimmung des Menschen gesehen haben muß. Im Johannesevangelium steht geschrieben, wie Jesus für seine eigene einzigartige Mission betete: „Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue.” Joh 17:4. Wenn wir dem Pfad folgen, den er vorgezeichnet hat, wenn wir gehorsam und liebevoll sind und geistig wiedergeboren werden, machen wir den Glauben an Zufall, Unfall und Krankheit zunichte, der uns von der Erfüllung unserer gottgegebenen Mission abhalten möchte. Wir müssen das geistige Bewußtsein und die geistige Individualität, die von der Materialität niemals angetastet werden, zur Grundlage unseres Lebenszweckes machen. Die geistige Individualität ist immer geschützt und unversehrt. Mrs. Eddy deutet in ihren Schriften auf den Segen hin, der uns daraus erwächst, daß wir unser wahres Selbst besser verstehen und demonstrieren: „Wer sich zu dem Namen Christi bekannt hat, wer wirklich die göttlichen Forderungen von Wahrheit und Liebe in der göttlichen Wissenschaft angenommen hat, entfernt sich täglich vom Bösen, und alle boshaften Anstrengungen mutmaßlicher Teufel können niemals den Lauf eines solchen Lebens aufhalten, unentwegt zu Gott, seiner göttlichen Quelle, hinzuströmen.” Vermischte Schriften, S. 19.

Als ich begann, meine begrenzte Auffassung von mir selbst gegen einen Begriff auszutauschen, der sich dem Christus annäherte, erkannte ich, daß sich das Gute einstellen würde, nicht wenn ich einfach an einem anderen Ort wäre, der mir besser gefiel, sondern wenn ich diesen Platz, an dem ich mich gerade befand, mit Liebe und Freude erfüllte — wenn ich den Christus, das Licht der Welt, hindurchscheinen ließ. Ich fand dadurch inneres Glück, daß ich allen, mit denen ich in Berührung kam, selbstlos etwas geben konnte.

Ich erkannte, daß ich mein Denken und meine Tage mit jenem erhabenen Ausblick der Seele erfüllen mußte, den man vom Gipfel der geistigen Inspiration aus hat. Dieser Ausblick zeigt uns unseren derzeitigen Platz — ja, er umfängt ihn. In Seiner unendlichen Weisheit zeigt Gott Seinem geliebten Kind gewiß, wie es die Freude der mit Seele erfüllten Ewigkeit zum Ausdruck bringen kann.

Gott, der Leben ist, lebt in dem Jetzt der Ewigkeit; der Mensch, Sein Ebenbild, kann nicht vom Leben getrennt werden. Daher sollte ich meine berufliche Laufbahn lieber für die Ewigkeit planen. Keine Zukunft liegt darin, daß ich meinen Lebenszweck und mein Wesen nach zeitlichen Begriffen messe — was nur eine begrenzte und zum Tode führende falsche Auffassung wäre. Meine wirkliche Arbeit würde niemals an ein Ende gelangen.

Wenn wir die Bestimmung des Menschen so sehen, wie Gott sie sieht, eröffnen sich uns weite Horizonte für inspirierte Tätigkeit. Jeder von uns kann diese große geistige Vision hier und jetzt besser erleben, denn uns allen hat Gott die Fähigkeit gegeben, die geistige Wahrheit in unserer menschlichen Erfahrung zu beweisen. Wenn wir geistig verstehen, was der Mensch ist, werden wir danach streben, Gutes zu vollbringen. Unsere geistige Bestimmung, nämlich zu segnen, hat ihren Ursprung in Gott, dem göttlichen Gemüt. In Wirklichkeit spiegeln wir Gemüt wider und befinden uns niemals außerhalb des Gemüts. Die Ideen, die wir brauchen, um unsere Bestimmung am Arbeitsplatz, daheim oder bei Freunden zu erfüllen, finden wir im Gemüt.

Die Unendlichkeit ist von Gottes Ideen erfüllt; sie wird von keinem Zeitrahmen begrenzt. Seine geistigen Ideen spornen zur Tat an, und dazu braucht man nicht mehr Zeit oder in einer anderen Zeit zu leben. Gott verleiht uns die individuellen Ideen, die wir jeden Augenblick benötigen — Ideen, die uns und andere Menschen bereichern. Gott beherrscht unseren Lebenszweck für alle Ewigkeit, und Er befähigt uns, diese Herrschaft jetzt zu beweisen. Also ist jetzt sicherlich der Augenblick gekommen, wo wir unsere Nische aus der Sicht der Ewigkeit betrachten sollten.

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