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Ein Bibel-Workshop (Zweiter Teil)

„Das Verlangen, die Bibel wirklich zu erforschen, begann mit einer Aufforderung“

Aus der Januar 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir fragten zwei Christliche Wissenschafter — deren Liebe zur Bibel ansteckend ist —, was sie denen, die diesen Workshop im Herold lesen, mitteilen könnten. Beide haben in der Bibelausstellung im Kirchenzentrum der Christlichen Wissenschaft gearbeitet, wo denjenigen, die Besucher empfangen, die verschiedensten Fragen gestellt werden von Kindern aus der Nachbarschaft, von Bibelgelehrten, von Kirchenmitgliedern und Agnostikern, von Katholiken, Moslems, Fundamentalisten, von Obdachlosen und Studenten, von Touristen, die zufällig vorbeikommen, und von Menschen in großer Not.

Es war für uns interessant zu erfahren, daß beide Empfangsdamen dieser Ausstellung ursprünglich durch die Aufforderung, in einer Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft zu unterrichten, zu einem systematischen Bibelstudium veranlaßt worden waren. Als wir sie baten, etwas zu einem Workshop über die Bibel beizutragen, erfüllten sie unsere Bitte so:

„Irgendwann werde ich einmal die Bibel von vorn bis hinten durchlesen.“

„Ich sollte eigentlich die Bibelstellen, die mir nicht recht klar sind, genauer erforschen.“

„In dem Maße, wie ich mehr über Jesu Leben und über seine Zeit lerne, erhält seine Lehre eine tiefere Bedeutung. Wie kann ich mehr über das Leben der Propheten und über ihre Zeit herausfinden?“

„Mrs. Eddy betrachtete die Bibel als ihr Lehrbuch. Studiere ich sie wie ein Lehrbuch? Erwarte ich, daß sie mir zeigt, wie ich wirkungsvoller heilen kann?“

Ein umfassendes Verständnis von den Lehren der Bibel ist für das weiterführende Studium und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft unumgänglich. Siehe zum Beispiel Wissenschaft und Gesundheit 497:3—5. Ein regelmäßiges, in die Tiefe gehendes Bibelstudium bringt großen Lohn — klarere Erkenntnis, geistige Erleuchtung, erneute Inspiration. Können wir die Wahrheit der Bibel wirklich lehren, sie richtig erklären, sie furchtlos predigen, wenn wir sie nicht klar verstehen? Dies verlangt ein eingehendes Studium des göttlichen Wortes. Die Scheu davor rührt manchmal weniger von einem mangelnden Verlangen als von einem Gefühl der Hilflosigkeit her. Wenn wir uns von der scheinbaren Riesenhaftigkeit der Aufgabe erschrecken lassen, mögen wir versucht sein, aufzugeben, noch ehe wir begonnen haben, wobei uns folgende Gedanken Hindernisse in den Weg legen: „Es ist eben zuviel.“ „Ich habe einfach nicht die Zeit.“ „Ich weiß nicht, wie ich es anpacken oder wo ich beginnen soll.“

Aber was uns dazu anregen sollte, uns dieser Aufgabe zu widmen, sind tatsächlich Liebe und Gehorsam. Wenn wir von diesem Standpunkt ausgehen und auf Gottes Führung warten, stellen wir fest, daß es wirklich nicht so schwer ist, sobald wir die ersten Schritte unternehmen. Und es gibt mehr als nur einen richtigen Weg.

Das Verlangen, die Bibel wirklich zu erforschen, begann für mich mit der Aufforderung, eine Klasse in einer Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft zu unterrichten. Erst ein paar Wochen zuvor hatte ich selbst die Sonntagsschule beendet, und der Gedanke, zu unterrichten, erschreckte mich! Ich fühlte mich nicht genügend ausgerüstet, um die Heilige Schrift lehren zu können, wie es das Kirchenhandbuch von Mary Baker Eddy verlangt. Siehe Handb., Art. XX Abschn. 2.

Auch wußte ich nicht, wie ich es anpacken oder wo ich beginnen sollte. Aber bald fühlte ich fast intuitiv, daß die wöchentliche Lektionspredigt im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft für einen Sonntagsschullehrer der rechte Anfang war. Daher begann ich ein konsequentes Lernprogramm. Wenigstens zweimal in der Woche ging ich nach der Arbeit in den Leseraum. Mit Hilfe der vorhandenen Nachschlagewerke schlug ich jeden Bibelvers, ja jedes Wort nach, dessen Bedeutung mir nicht klar war.

Wenig wußte ich damals, wie wenig ich tatsächlich wußte! Eines aber wußte ich sogleich. In meinem Leben geschah etwas Wundervolles. Die Inspiration, die ich täglich bei meinem Studium der Lektion empfing, ist unbeschreiblich. Diese Inspiration warf ein neues Licht auf jeden Aspekt meines Lebens. Ich merkte, daß ich Gott wirklich mehr liebte, als ich mehr über Sein wahres Wesen erfuhr. Manchmal konnte ich meine Freude über jede neue Entdeckung kaum zurückhalten. Ich konnte den Sonntagmorgen kaum abwarten, um diese Freude der geistigen Entdeckung mit der ganzen Klasse zu teilen.

Obwohl meine ersten Bemühungen ziemlich planlos waren, stellte ich langsam fest, daß mein Studium systematischer wurde. Während ich in der Bibel las, stellte ich mir zum Beispiel Fragen wie:

• Was ist der Zusammenhang dieser Geschichte?

• Wer sind die beteiligten Personen? Welchen Beitrag leisteten sie, um der Menschheit ein klareres Verständnis von Gott und unserer Beziehung zu Ihm zu vermitteln?

• Was kann ich über die Kultur jener Zeit und den Schauplatz herausfinden, das dazu beiträgt, die Bedeutung des Textes und besonders der Gleichnisse des Meisters zu verdeutlichen?

• Was sollen die Worte wirklich übermitteln?

• Und schließlich und am wichtigsten: Was ist die geistige Bedeutung des Abschnitts? Wie hilft sie mir, ein besserer Heiler zu werden?

Die freien Stellen im Vierteljahrsheft und den Rand der Seiten meiner Bibel füllte ich mit Anmerkungen, um bestimmte Punkte nicht zu vergessen. Und von Anfang an machte ich mir öfter genaue Notizen über die Ergebnisse meines Studiums. In Mrs. Eddys Erinnerungen an ihre eigenen ersten Bemühungen fand ich die Ermutigung auszuharren. Sie erklärt dort: „Meine ersten Schriften über die Christliche Wissenschaft begannen mit Notizen über die Heilige Schrift."Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 114.

Bald fing ich an, meine eigenen Bibelnachschlagewerke zu erwerben — ein gutes Bibellexikon, einen verläßlichen Kommentar, eine moderne englische Übersetzung und einen Bilderatlas. Im Laufe der Jahre ist meine Bibliothek zur Bibel beständig gewachsen.

Natürlich verfolgt nicht jeder Christliche Wissenschafter sein Bibelstudium auf die Art, wie es tue. Aber jeder, auch wenn er nur ein bescheidenes Lernprogramm aufstellt, wird als Resultat unermeßliche Einsicht und Inspiration gewinnen.

„Mir wurde klar, daß ich vieles über die Bibel gar nicht wußte"

Das erste, was ich aus der Bibel kannte, war die Weihnachtsgeschichte. Ich mochte die Geschichte, und deshalb liebte ich die Bibel. Ich besaß keine Bibel, aber später erzählte mir jemand von Mose, und ich lernte tatsächlich die Zehn Gebote und andere Bibelverse. Dann gab mir jemand eine Bibel.

In der Oberschule lud mich eine Freundin zur Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft ein. Und dort lernte ich aus der Bibel etwas über Gott, über die erstaunlichen Menschen des Alten Testaments, über Jesu Heilungen.

Später wurde ich Sonntagsschullehrerin und mußte Fragen beantworten wie: Hat Mose wirklich diese ersten fünf Bücher geschrieben? Warum gibt es von einigen Geschichten mehrere Versionen? Wer waren all diese Propheten? Ist denn zwischen dem Alten Testament und dem Neuen Testament nichts geschehen? Warum gibt es vier Evangelien? Warum berichtet die Apostelgeschichte nicht über alle Jünger? Warum gibt es in der Bibel Briefe? Wie ist die Bibel überhaupt zu uns gekommen?

Diese Fragen kamen nicht alle auf einmal. Aber als ich begann, über diese und meine eigenen Fragen nachzudenken, wurde mir klar, daß ich vieles über die Bibel gar nicht wußte.

Ich suchte an den verschiedensten Stellen nach Antworten. Die beste Antwort erhielt ich in der Bibel selbst! Ich entdeckte, daß die Anordnung logisch ist. Die Namen der Bücher sind ein Schlüssel zu ihrem zentralen Gedanken. Und sie sind mehr oder weniger nach der Entwicklung der Geschichte angeordnet.

Die Propheten blieben weiterhin ein Rätsel. Aber dann begann ich, jedes Buch zu lesen. Ich fand heraus, daß mehrere Propheten den regierenden König erwähnten; und indem ich die Propheten den Königen zuordnete und das erste und zweite Buch der Könige zusammen mit den Büchern der Propheten las, wurden die Propheten zu richtigen Menschen — sie standen in einem lebendigen Zusammenhang, und die Dringlichkeit ihrer geistigen Botschaft rückte in den Mittelpunkt. Als ich im Neuen Testament die Briefe des Paulus zusammen mit der Apostelgeschichte las, geschah das gleiche.

Das Nachforschen führte mich manchmal zu Hilfsmitteln wie einem Bibellexikon, Kommentaren und Atlanten. Aber ich wurde wirklich mit der Bibel vertraut, als ich begann, mich sozusagen wie jemand in einer Bibelgeschichte zu fühlen, das heißt, als ich anfing, Verbindungen zwischen dem Leben der biblischen Figuren und meinem eigenen Leben zu sehen.

Man könnte sagen, je mehr man in die Bibel hineinschaut, um so mehr schaut man von ihr aus in die Welt hinaus. Dadurch, daß die Christliche Wissenschaft die geistigen Schätze der Bibel erschließt, gibt sie uns eine Bibel, die viel mehr ist als ein ausgezeichnetes literarisches oder historisches oder gar religiöses Meisterwerk. Diese Wissenschaft erleuchtet die Bibel als eine fortlaufende Offenbarung der Wirklichkeit, eine Offenbarung Gottes und der geistigen Natur Seiner Schöpfung, des Menschen. Die Christliche Wissenschaft befähigt uns, diese Natur mehr zu entfalten, mehr das zu sein, was wir sein sollten. Wir beginnen, die Dinge vom biblischen Standpunkt aus zu sehen. Wir schauen von der Bibel aus in die Welt hinaus.

In bezug auf die Christliche Wissenschaft schreibt Mrs. Eddy: „Die Bibel ist meine einzige Autorität gewesen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 126). Die Wissenschaft des Christus bewirkt etwas Außergewöhnliches in unserer Vorstellung von der Heiligen Schrift; sie bringt eine Unmittelbarkeit, die Jahrhunderte überspannt.

Ein Beispiel dafür ist das Licht, das die Christliche Wissenschaft auf die biblische Prophezeiung wirft. Sie zeigt, daß die Prophezeiung eine geistige Schau ist, nicht lediglich eine Vorhersage menschlicher Ereignisse. Und da die geistige Schau heute noch genauso bedeutungsvoll ist, wie sie es damals war, warnen uns jetzt die Propheten vor den Gefahren des Materialismus und dem Verlust des geistigen Idealismus. Wenn wir ihren Rat konsequenter befolgen, werden ihre Verheißungen von einer klareren Erkenntnis der geistigen Wirklichkeit für uns lebendig. Und wenn wir dann die Verheißungen lesen, fühlen wir die gegenwärtige Freude des kommenden Christus: „Uns ist ein Kind geboren... und er heißt Wunder-Rat“ (Jes 9:5).

Der erste Teil dieses Workshops erschien im Herold vom Dezember 1989.

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