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Geistige Überzeugungen

Aus der Juni 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt eine Frage, mit der sich jeder von uns früher oder später konfrontiert sieht — die Frage, wie wir die geistige Qualität unseres Lebens einschätzen und was das für unsere Beziehungen zu anderen bedeutet. Für den Apostel Petrus stellte sich diese Frage, als Christus Jesus ihn für die vor ihm liegende Zeit, in der er nicht mehr persönlich bei ihnen sein würde, anwies: „Weide meine Schafe!“

Petrus fragte in bezug auf einen anderen Jünger: „Herr, was wird aber mit diesem?“

Jesus entgegnete: „Was geht es dich an? Folge du mir nach!“ Joh 21:21, 22. und gab damit zu verstehen, daß der andere seine eigenen Aufgaben und seinen eigenen Plan würde erfüllen müssen.

Wir haben ähnliche Fragen.

Ein Freund fragte mich über mein Leben als Christlicher Wissenschafter. „Es gibt nicht viele“, bemerkte er und wollte wissen, was das für jemanden bedeute, der sein Leben in einer Weise führen wollte, die nicht von vielen Menschen geteilt wurde.

Ich hatte die Chrsitliche Wissenschaft gerade erst kennengelernt, und ihre Lehren waren für mich so von geistiger Macht und von der Versicherung der Immergegenwart Gottes geprägt, daß ich das Gefühl hatte, selbst wenn ich der einzige Christliche Wissenschafter auf der Welt wäre, würde das nichts ändern. Doch es geschah etwas Unerwartetes. Mit weiterem Studium und fortgesetzter Praxis der Wissenschaft entstand der Wunsch, andere an diesem Verständnis von Gott teilhaben zu lassen. Dies Verständnis gab neue Hoffnung, und der Wunsch, daß andere dieselbe Hoffnung empfinden möchten, war nur natürlich.

Als ich diesen Wunsch zu verspüren begann, wurde es mir wichtig, daß ich nicht der einzige Christliche Wissenschafter auf der Welt war. Und doch: Das Wort der Wahrheit zu verbreiten bedeutete für diese christliche Lehre nicht einfach, andere zu „konvertieren“ oder sie zu überreden, dieser Lehre ihre Zustimmung zu geben.

Was sich in der Wissenschaft herausbildet, ist ein geistiges Verständnis von Gottes Unendlichkeit und ein Verständnis vom Menschen — von Ihnen und mir und tatsächlich jedem Menschen — als geistiger Ausdruck Gottes. Das Aufdämmern dieser Wahrheit muß statt von bloßer Begeisterung für persönliche Überredungs- und Argumentationskunst von aufopferungsvoller Liebe und tatsächlicher körperlicher und moralischer Heilung begleitet sein, die anzeigen, daß die geistige Wirklichkeit das menschliche Leben umwandelt. Es ist Liebe, die den einzelnen als schon mit Gott verbunden, im Mittelpunkt und unter der Herrschaft des einen göttlichen Gemüts, zu sehen beginnt.

Ein Familienmitglied, das ich sehr liebte, erkrankte schwer, kurz nachdem ich mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft begonnen hatte. Die Wissenschaft war im Familienkreis gelegentlich kontrovers diskutiert worden; sie wurde zu diesem Zeitpunkt von niemandem so richtig verstanden — auch von mir nicht. Derselbe Tag, der im Krankheitsverlauf eine Krise zu bringen schien, war auch der Tag, an dem sich mein Verständnis von der Allheit Gottes um etwas erweiterte, was ich bis dahin nicht begriffen hatte.

Möglicherweise auf Grund der Mißverständnisse und der Opposition, die oft unsere Erörterungen über die Christliche Wissenschaft begleitet hatten, hatte sich bei mir nahezu unbemerkt die Überzeugung herausgebildet, daß manche Menschen Gott näher seien als andere, zumindest in bezug auf ihre Aufnahmebereitschaft für Seine geistige Fürsorge — eine Überzeugung, die ganz im Gegensatz zur Wissenschaft steht.

Es war eine schwierige Zeit, aber das Buch Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy wurde zum Wegweiser für mich, und ich stieß darin auf folgende Stelle: „Gerade den Umstand, den dein leidender Sinn für schreckensvoll und quälend erachtet, kann Liebe zu einem Engel machen, den du ohne dein Wissen beherbergst. Dann flüstert der Gedanke freundlich:, Komm! Erhebe dich aus deinem falschen Bewußtsein zu dem wahren Sinn der Liebe und sieh die Braut des Lammes — die Liebe, die sich ihrer eigenen geistigen Idee vermählt.‘ “Wissenschaft und Gesundheit, S. 574.

Hier wird auf das letzte Buch des Neuen Testaments Bezug genommen, auf die uneingeschränkte geistige Vision des Johannes von der Einheit des Menschen mit Gott. Diese Vision bezwingt den persönlichen, materiellen Begriff vom Menschen, demzufolge wir alle mehr oder weniger Gottes Reich entfremdet sind und in Unkenntnis Seiner Gnade leben. Es ist eine Vision, die von einer vollkommenen und allumfassenden göttlichen Liebe hervorgebracht wird, die jedes Bedürfnis des Menschen stillt. Es ist göttliche Liebe, die im menschlichen Leben Realität wird.

Etwas von dem geistigen Verständnis dieser Wirklichkeit brach sich in meinem Denken Bahn, und die Furcht um jenen geliebten Menschen wurde zum Schweigen gebracht. Eine Wende trat ein. Der kritische Gesundheitszustand wich, und die Harmonie wurde wiederhergestellt. Diese Erfahrung stellte auch einen Wendepunkt in meinem gerade begonnenen Studium der Christlichen Wissenschaft dar.

Eine furchterfüllte, materielle Lebenseinstellung verstrickt sich in die verschiedensten Ausformungen der Annahme, daß wir auf irgendeine Weise von Gottes Fürsorge und Herrschaft getrennt seien. Aber jeder Mensch besitzt einen geistigen Sinn, der niemals verlorengehen kann. Und es ist dieser unvergängliche Sinn, der schließlich im menschlichen Denken ans Licht kommen muß. Ist dies nicht eine logische und realistische Beschreibung dessen, was Christus Jesus von anderen erwartete? Erklärt es nicht auch, warum er so überzeugt war, daß andere durch geistige Behandlung geheilt werden konnten?

Jeder von uns stellt so viel mehr dar, als was nach außen hin sichtbar ist. In dem Maße, wie wir die Tatsache erfassen, daß die Macht der Güte, Gesundheit und Weisheit ständig Teil unseres wahren Selbst ist, reagieren wir anders auf Menschen, und unsere Einschätzung dessen, was wir für möglich oder unvermeidlich halten, ändert sich.

Dem Leben liegt Geistigkeit zugrunde. Selbst wenn wir anscheinend die Dinge verpfuschen — die Idee, daß der Mensch der Ausdruck Gottes ist, kommt immer ans Licht. Jesus nannte dies die Sohnschaft. Der Apostel Paulus sprach mehr allgemein vom neuen Menschen. Wie man es auch bezeichnet, wenn wir erkennen, daß die letzte Wirklichkeit des Lebens göttliche gut ist, beginnen wir zu begreifen, daß diese letzte Wirklichkeit auch die Grundlage unseres jetzigen Seins ist.

Betrachten wir das Leben von diesem geistigen Standpunkt aus, dann machen wir uns die Stärke und Gewißheit zu eigen, von der christliches Heilen und christlichen Wiedergeburt getragen werden und die uns in die Lage versetzen, Vorurteile und Ängste aufzugeben und jeden Widerstand zu überwinden. Dann können wir beten: „Vater, was willst Du, das ich tun soll?“

Die Überzeugungskraft der göttlichen Wahrheit und Liebe spricht zu jedem Menschen. Wenn wir das verstehen, wird sogar unsere eigene Argumentation und unser Erörtern der Christlichen Wissenschaft und ihrer Heilmethode weniger eine Sache des Überzeugens anderer sein als vielmehr Gottes Offenbarung Seiner selbst für jeden von uns.

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