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Was aber, wenn es etwas Ernstes wäre?

Aus der Juni 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eines Tages unterhielt ich mich im Freibad unseres Ortes mit einer Nachbarin, der ich bis dahin erst zweimal begegnet war. Wie viele andere, so genossen auch wir einige Stunden in der heißen Sommersonne. Zuvor hatten sich unsere Unterhaltungen auf unsern Ort konzentriert. Doch an jenem Tag wandte sich unser Gespräch der Familie zu. Sie fragte mich, wo meine Frau beschäftigt sei. Kaum hatte ich erwidert, daß meine Frau Klavierunterricht erteile und Organistin sei in der Kirche Christi, Wissenschafter, nahe der Universität, mußte ich mich unversehens einer Reihe Fragen über das christlich-wissenschaftliche Heilen stellen.

Ich wollte das geistige Heilen nicht gleich tiefgehend erörtern, und so sprach ich zunächst darüber, daß das Denken die Gesundheit beeinflußt. Meine Nachbarin stimmte dem zu, fragte dann aber sehr direkt zurück: „Was ist aber, wenn es etwas Ernstes wäre? Wenn Sie nun eine Blinddarmentzündung hätten?“ Obwohl ich zuerst zögerte, mich in dieser wohl etwas legeren Situation mit einer so ernsten Frage zu befassen, hatte ich doch mehrere Jahre zuvor auf einer Geschäftsreise gerade vor diesem Problem gestanden und erzählte das meiner Nachbarin. Ich wollte ihr zeigen, warum sich jemand in einer Notlage für das geistige Heilen entscheiden würde, statt sich der materiellen Medizin zuzuwenden.

Vor jener Geschäftsreise neigte ich dazu, mein Leben in verschiedene Bereiche aufzuteilen. Ein Bereich war reserviert für das Studium der Bibel — insbesondere der Lehren und Heilungen Christi Jesu — und des Buches Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy. Und den Rest der Zeit versuchte ich, mit dem Alltag fertigzuwerden. Leider gingen aber die beiden Bereiche nicht immer ineinander über.

Gewöhnlich wachte ich jeden Morgen mit der guten Absicht auf, geistig Fortschritte zu machen. Doch nur allzubald lockten mich Probleme von meinem hehren Vorsatz weg. Ich erkannte nicht, daß ich das, was ich über Gott gelernt hatte, auf diese Probleme anwenden mußte. Zum Beispiel las ich in den Psalmen schöne Verse über Geduld, verlor dann aber schnell die Beherrschung, wenn mir ein draufgängerischer Autofahrer in den Weg kam. Oder ich bewunderte die Witwe, die beide Scherflein weggab Siehe Mk 12:41-44., war aber innerlich unzufrieden, weil mir mein Gehalt zu niedrig erschien. Langsam wurde mir klar, daß ich jede geistige Erkenntnis, die ich durch mein Studium gewann, täglich beweisen mußte.

Die Frage meiner Nachbarin erinnerte mich an diese Zeit, in der ich Schwierigkeiten hatte, die Lehren der Christlichen Wissenschaft im Alltag zu praktizieren. Als ich an einem beruflichen Fortbildungsseminar teilnahm, stand ich auf einmal vor einem ernsten körperlichen Problem. Die Symptome deuteten auf eine Blinddarmentzündung hin. Eines Abends sah ich mich gezwungen, die Sitzung zu verlassen und auf mein Zimmer zurückzukehren. Dort verlor ich das Bewußtsein. Als ich wieder aufwachte, hatte ich große Schmerzen und war voller Angst. Ich hatte mich immer auf die Christliche Wissenschaft verlassen, um geheilt zu werden, doch dieser Fall schien ernster zu sein als alles bisher Erlebte.

Ich lag auf dem Bett und griff mit Mühe zum Telefon, nahm den Hörer ab, hielt jedoch inne, bevor ich einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft anrief, um ihn um Hilfe zu bitten. Ich betete, um einfach Gottes Nähe zu spüren, die ich schon so oft gefühlt hatte, und mir kamen die Worte des Apostels Paulus in den Sinn: „Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes.“ Röm 8:38, 39. Das war für mich eine Antwort, und meine Angst wurde zerstreut.

Gottes alles umhüllende Liebe hatte mich schon oft getröstet, und jetzt spürte ich, daß die Schmerzen nachließen. Ich rief dann einen Ausüber an, der mir durch Gebet half, klarer zu erkennen, daß ich in Gottes Liebe völlig geschützt war. Vieles erschien mir nun in einem anderen Licht. In Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, heißt es: „Es gibt nur einen Weg zum Himmel, zur Harmonie, und Christus zeigt uns diesen Weg in der göttlichen Wissenschaft. Das heißt keine andere Wirklichkeit kennen — kein anderes Lebensbewußtsein haben — als das Gute, als Gott und Seine Widerspiegelung, und sich über die sogenannten Schmerzen und Freuden der Sinne erheben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 242.

Die ganze Nacht durch betete ich und sann über Stellen in Wissenschaft und Gesundheit und in der Bibel nach. Das gab mir großen Trost und viele geistige Einsichten. Am nächsten Tag konnte ich weiter an dem Seminar teilnehmen. Innerhalb einer Woche waren alle Spuren dieser körperlichen Beschwerden für immer verschwunden. Warum hatte ich mich in dieser kritischen Situation allein an Gott um Heilung gewandt? Die Antwort läßt sich mit einem Wort wiedergeben: Vertrauen. Dieses Vertrauen liegt in der Natur unserer Beziehung zu Gott begründet, denn Gott ist unendlicher Geist, unendliche Liebe, und wir sind in Wirklichkeit Seine geistigen Söhne und Töchter. Wenn wir unseren wahren Lebenszweck darin sehen, Gott zu verherrlichen, werden wir spüren, daß wir nicht von Ihm getrennt werden können. Viele Erfahrungen tragen dazu bei, daß wir diesen Zweck immer besser verstehen lernen. Wir brauchen aber nie zu fürchten, daß wir in eine Situation geraten könnten, über die Gott nicht Herr wäre. Gott, unser himmlischer Vater und unsere himmlische Mutter, möchte nur Gutes für uns. Wir können niemals in eine Lage kommen, die wir nicht durch hingebungsvolles, bejahendes Gebet überwinden könnten. Wir befinden uns als Gottes Kinder immer in Seiner Obhut, und wer oder was könnte die göttliche Allmacht je vernichten?

Wenn wir uns also bedroht fühlen, ist es ganz natürlich, daß wir uns an den höchsten Beschützer wenden, den himmlischen Vater, der immer auf alle unsere Nöte eingeht, die Quelle der Erlösung, die uns nie enttäuscht. David legte dieses Vertrauen auf Gott an den Tag, als er — gestärkt durch seine Erfahrungen — es ablehnte, Sauls Rüstung und Schwert zu benutzen, und Goliat mit einer Hirtenschleuder bezwang. Über Sauls Waffen sagte er: „Ich kann so nicht gehen, denn ich bin’s nicht gewohnt.“ Und zu Goliat sagte er: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast.“ 1. Sam 17:39, 45. Und durch Gott besiegte er den Riesen. Wir sind alle in der Lage, Gottes Schutz in unserem Leben zu erfahren, Tag für Tag, Schritt um Schritt. Mit dem Wissen angetan, daß unser Gott Alles-inallem ist, werden wir ständig mehr auf die Tatsache vertrauen, daß niemals etwas zwischen uns und Gottes heilende, schützende Liebe treten kann. Wir sind niemals von Gottes Liebe getrennt, und diese Liebe heilt.

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