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Hör auf zu analysieren, und heil doch endlich!

Aus der Juni 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ich war an meinem Arbeitsplatz. Eine Kollegin murrte über einen gemeinsamen Mitarbeiter: „Er ist ein Nörgler. Und so lieblos. Ständig kommt er mit ungerechtfertigten Forderungen!“

Während ich zuhörte, machte ich mir meine eigenen Gedanken über das Verhalten dieses Mannes. Er war sicherlich so kritisch und lieblos, so überlegte ich mir, weil er sich selbst nicht recht liebte. Mit Kritik war er schnell zur Hand, weil er sich daran aufrichten wollte.

Ich meinte, daß ich die Situation damit schon erfaßt hätte. Doch statt eine gewisse Genugtuung zu empfinden, fand ich diese Gedanken beunruhigend.

Dann wurde mir klar: Wenn ich diesem Mann als materiell ansah, als jemanden, der gewisse Charakterfehler hat, mochte ich mich ihm vielleicht in dem Augenblick überlegen fühlen, aber was tat das für die Arbeitsatmosphäre im Büro? Das Büro würde dadurch gewiß nicht zu einem Hort des Friedens.

In der vorangegangenen Woche hatte ich in Wissenschaft und Gesundheit etwas gelesen, was mir ein größeres Verständnis und eine höhere Achtung für Jesu Heilmethode vermittelte. Mrs. Eddy schreibt dort: „Jesus fragte niemals, ob eine Krankheit akut oder chronisch sei, er empfahl niemals die Beobachtung von Gesundheitsgesetzen, gab niemals Arzneien und betete niemals, um zu wissen, ob es Gottes Wille wäre, daß ein Mensch am Leben bliebe. Er erkannte, daß der Mensch, dessen Leben Gott ist, unsterblich ist, und er wußte, daß der Mensch nicht zwei Leben hat, von denen das eine zerstört werden und das andere unzerstörbar gemacht werden muß.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 369.

Als ich angesichts unserer Situation im Büro diese Stelle nachdachte, fiel mir besonders auf, daß Jesus weder Situationen noch Menschen nach rein materiellen Gesichtspunkten analysierte.

Wenn jemand krank war, fragte Jesus nicht danach, wie sehr er gelitten hatte, wie schlimm es gewesen war, wie schrecklich die Krankheitssymptome gewesen waren. Statt dessen erkannte Jesus, wie Mrs. Eddy herausstellt, „daß der Mensch, dessen Leben Gott ist, unsterblich ist“. Und dieses geistige Verständnis, daß der Mensch unsterblich ist — kein Sterblicher, der für Krankheit und Sünde anfällig ist —, befähigte Jesus, die Menschen von Sünde und Krankheit zu heilen.

Jesus ließ sich niemals dazu verleiten, Disharmonie oder Krankheit mit menschlichen Überlegungen zu rechtfertigen. Er heilte sie.

Zum Beispiel wurde Jesus einmal von seinen Jüngern über einen Blinden befragt, den sie unterwegs sahen: „Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren ist?“

Jesus antwortete: „Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.“ Daraufhin „spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden. Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah ... und wasche dich!“ Siehe Joh 9:1–7. Und er wurde geheilt.

Die Jünger wollten ein wenig mehr darüber erfahren, warum der Mann blind geboren worden war. Vielleicht waren sie nur neugierig; vielleicht glaubten sie, daß ihnen diese Information größere geistige Einsicht vermitteln könne.

Doch Jesus wollte keine Zeit und Mühe darauf verschwenden, das Problem zu analysieren. Er konzentrierte sich sofort auf die Tatsache, daß dieser Mann geheilt werden konnte, damit „die Werke Gottes offenbar werden an ihm“.

Ich erkannte, daß ich im Büro Jesu Beispiel folgen konnte, indem ich das bloße Analysieren sein ließ und mich Gott zuwandte, um auf die geistigen Wahrheiten zu lauschen, die heilen würden. Ich muß allerdings gestehen: Selbst nachdem ich Gott darum gebeten hatte, mir zu zeigen, was ich erkennen mußte, sperrte sich in mir einiges, als Gott mir sagte, daß dieser Mann, den Er gemacht hatte, liebevoll, gut und nützlich ist. Aber den erforderlichen Mut und die erforderliche Demut, um diese geistige Realität zu akzeptieren, gewann ich, als ich mich daran erinnerte, daß die Macht Gottes, Sünde und Krankheit zu zerstören, ja von Jesus demonstriert wurde, weil er bereit war, die Wahrheit bei Gott zu suchen, statt einfach das Zeugnis der körperlichen Sinne anzunehmen.

Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft schreibt Mrs. Eddy: „Jesus handelte unerschrocken, dem allgemein anerkannten Augenschein der Sinne entgegen, den pharisäischen Glaubenssätzen und Gebräuchen zuwider, und er widerlegte alle Gegner durch seine heilende Kraft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 18.

Auch ich wollte unerschrocken gegen den Augenschein der Sinne handeln. Und so akzeptierte ich nach und nach, daß Gott, Liebe, jedes Seiner Kinder geistig und vollkommen geschaffen hat, daß jedes Ihn widerspiegelt und Demut und Freundlichkeit ausdrückt.

Das heißt nicht, daß es nicht noch eine ganze Reihe Situationen gäbe, in denen die Menschen lieblos handeln. Wir brauchen uns nur in nächster Nähe umzuschauen, um zu erkennen, daß wir alle noch einen weiten Weg vor uns haben, um unser wahres Wesen zu finden und um Gott als Liebe vollständig auszudrücken.

Doch so wie ich das verstand, was Gott mir in jenem Augenblick sagte, konnte ich erwarten, daß ich mehr Liebe, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft durch mich und auch die Menschen um mich her ausgedrückt sehen würde, wenn ich bereitwilliger die geistigen Tatsachen über den Menschen als Gottes Bild und Gleichnis annähme. Und erst wenn ich dazu bereit war — bereit, das materielle Menschenbild aufzugeben und die geistige Auffassung anzunehmen —, konnte ich Jesus folgen und die Werke tun, die er getan hatte.

Als ich weiter betete und Gott bat, meine Auffassung von der Sündhaftigkeit des Menschen zu heilen, und mich bemühte, meine lieblosen menschlichen Meinungen abzulegen, änderte sich meine Haltung, und ich verurteilte meinen Arbeitskollegen immer weniger. Ich konnte mehr Freundlichkeit und Geduld ausdrücken und hörte auf, nur die Änderung seines Benehmens zu fordern. Schließlich wurde ich völlig frei von der Neigung, ihn zu kritisieren, und ich stellte fest, daß er einfühlsamer und verständnisvoller wurde.

Durch diese Heilung wurde ich mir der Gefahr bewußt, die darin liegt, daß man materiell analysiert, anstatt geistig zu argumentieren, zu beten und so zu heilen. Daß es notwendig ist, sich völlig auf das Wort des göttlichen Gemüts zu verlassen, statt eine Situation rein menschlich zu analysieren, wurde mir kürzlich auch bei einer körperlichen Heilung vor Augen geführt.

Als ich einmal über eine längere Zeit sehr viel joggte, begannen meine Knöchel und Schienbeine zu schmerzen. Es interessierte mich so sehr, zu erfahren, was mit meinem Körper nicht stimmte, daß ich ein Buch über Joggen zu Rate zog, anstatt Hilfe bei Gott zu suchen.

Ich sagte mir: Wenn ich besser verstünde, was es mit den körperlichen Beschwerden auf sich hatte, könnte ich doch besser darüber beten. Mit dem Buch versuchte ich, die Beschwerden und ihre Ursache zu analysieren.

Je mehr ich über meinen Körper las und nachdachte, um so verwirrter wurde ich. Enttäuscht legte ich das Buch beiseite.

Jetzt war ich bereit, Gott, das göttliche Gemüt, um Führung zu bitten. Und als ich um diese Führung betete, wurde mir bewußt, daß ich innerlich so durcheinander war, weil ich mich hinsichtlich meiner Heilung auf das verlassen hatte, was das menschliche Gemüt über mich wahrnahm. Aber das menschliche Gemüt definiert den Menschen als eine Mischung von Gesundheit und Krankheit, von Freiheit und Schmerzen. Ich konnte Heilung nicht von einem Gemüt erwarten, das mich bestenfalls als eine materielle Frau mit gewissen Stärken und Schwächen begriff. Schon Jesus stellte klar: „Jedes Reich, das mit sich uneins ist, wird verwüstet; und jede Stadt oder jedes Haus, das mit sich uneins ist, kann nicht bestehen. Wenn nun der Satan den Satan austreibt, so muß er mit sich selbst uneins sein; wie kann dann sein Reich bestehen?" Mt 12:25, 26.

Trost und ein Gefühl der Sicherheit sowie das Wissen um das wahre geistige Selbst, das Heilung bringt, könnten niemals von einem Gemüt ausgehen, das an Gegensätze glaubt.

Ich erinnere mich, wie dankbar ich für das Verständnis war, daß das göttliche Gemüt, Gott, mich nur als Sein Kind kennt und daß dieses Gotteskind völlig geistig und gesund ist und keine Schmerzen hat. Hatte ich doch erkannt, daß mein Wohlbefinden niemals davon abhing, ob ich viel oder wenig lief, denn die Wahrheit meines geistigen Seins gründete sich nicht auf menschliche Umstände oder Situationen. Sie besteht fortwährend im Gemüt. Nichts kann die Vollkommenheit des Menschen je berühren, denn Gemüt tut sie ständig kund und erfreut sich an ihr. Mir leuchtete ein: Wenn das Gemüt sich immer über meine Vollkommenheit und Unverletzbarkeit freut, so konnte ich das ebenfalls tun.

Innerhalb ganz kurzer Zeit waren alle Schmerzen verschwunden. Während der verbleibenden Sommermonate joggte ich ohne weitere Probleme.

Dieses Erlebnis hat mich gelehrt, daß jede Versuchung, zum besseren Selbstverständnis oder besseren Verständnis einer Situation materiellen Überlegungen zu folgen (und sei es auch nur für einen Augenblick), nur das Geschwätz des Teufels ist. Gott, Gemüt, führt uns niemals zu materiellen Gedankengängen, um uns größere geistige Einsichten zu vermitteln.

Christus Jesus ermahnte uns: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen und Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte." Mt 7:15–17.

Eine rein materielle Analyse kann solch ein falscher Prophet sein. Sie will uns zu dem Gedanken verleiten, daß menschliche Vernunft unsere Selbsterkenntnis fördern und unsere Probleme schneller lösen könnte. Aber man erkennt sie an ihren Früchten, und die sind schlecht.

Der einzige Weg zur Heilung ist der, daß man auf Gott, auf Gemüt, lauscht, um alles zu erfahren, was man wissen muß, und daß man das Denken mit geistigen Gedankengängen in Übereinstimmung bringt. Lassen wir uns da nichts anderes aufschwatzen!

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