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Orte des Herzens

Aus der Januar 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir Alle Haben einen Lieblingsort, einen Platz, an den wir gelegentlich zurückkehren, um uns aufs neue darüber Klarheit zu verschaffen, was uns zusammenführt, und um uns vor allem auf neue Unternehmungen, neue Entdeckungen, neue Herausforderungen vorzubereiten. Für neue wie für langjährige Leser des Herolds sind die Seiten dieser Zeitschrift ein derartiger Treffpunkt. Das gemeinsame Erleben christlichen Heilens hat uns zusammengeführt. Wir suchen nach Wegen, wie wir unsere Sache voranbringen und die geistige, lebenspendende Wirklichkeit selber besser erforschen können.

Der Beginn eines neuen Jahres ist ein besonders geeigneter Anlaß zur Besinnung auf das, was dieser Bewegung wirklich zugrunde liegt, was der eigentliche Ausgangspunkt für die Entdekkung der Christlichen Wissenschaft ist: die Bibel.

Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, hatte — im Gegensatz zu uns heute — kein „Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft", das sie in das christliche Heilen einführte. Sie hatte aber die Bibel, und während ihres ganzen Lebens zog sie die Heilige Schrift immer wieder zu Rate. Wenn wir ihre Bücher lesen, wird uns bewußt, daß sie sich rückhaltlos auf die Bibel stützte und daß die Bibel für sie an erster Stelle stand. Im Vorwort zu Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift sagt sie uns, daß die Bibel ihr einziger Lehrer gewesen sei. Später vertraut sie dem Leser an: „... ich habe nichts in alten noch modernen Systemen gefunden, worauf sich das meine hätte gründen können, mit Ausnahme der Lehren und Demonstrationen unseres großen Meisters und des Lebens der Propheten und Apostel. Die Bibel ist meine einzige Autorität gewesen. Keinen anderen Führer habe ich auf dem ,geraden und schmalen Wege' der Wahrheit gehabt."

Und doch ist es offensichtlich, daß die Menschen heute der Bibel zwiespältig gegenüberstehen. Wir könnten uns selber fragen, wieviel Zeit wir denn darauf verwenden, in der Heiligen Schrift zu forschen, um dadurch zur Entdeckung der Wahrheit geführt zu werden. Ziehen wir die Bibel zu Rate, wenn wir wichtige Entscheidungen treffen müssen? Haben wir, wenn umstrittene Gerichtsverfahren die öffentliche Meinung stark beschäftigen, den einen oder anderen Abend damit verbracht, in der Bibel nach Inspiration und Führung zu suchen, nach einer Anleitung zum Gebet für unser Land und unseren Nächsten? Gehen wir bei unserem Forschen nach der Wahrheit über die tiefschürfenden, aber vorgegebenen Zitate hinaus, aus denen die Bibellektionen bestehen, die sonntags in unseren Kirchen gelesen werden? Wenn in der Familie Probleme auftreten, suchen wir dann Führung in der Heiligen Schrift?

Falls wir diese Fragen nicht mit „ja" beantworten können, so zeigt uns das vielleicht, daß eine zwiespältige Haltung zur Bibel keineswegs auf „die Allgemeinheit" beschränkt ist.

Wenn viele Menschen eine zwiespältige Einstellung zur Bibel haben, so führt das zu Unsicherheit. Einerseits ist die Bibel ein kraftvolles Symbol für Wahrheit, Gerechtigkeit, Erbarmen und Gottes Gegenwart. Andererseits bleibt sie häufig ungelesen. Vielleicht meinen wir sogar, sie enthalte bestenfalls zu viele außergewöhnliche Darstellungen.

Nehmen wir zum Beispiel die Zehn Gebote. Man muß kein Bibelforscher sein, nicht einmal ein regelmäßiger Kirchenbesucher, um sie zu kennen.

Es ist gar keine Frage, daß auf der soliden Grundlage der Zehn Gebote ein Lebenswerk, eine Ehe, ein Unternehmen oder eine Nation aufgebaut werden kann. Wenn wir die innere geistige Stärke entwickeln, dem einen Gott treu zu sein, wenn wir unsere Eltern ehren, unserem Nächsten nicht durch Stehlen, Töten oder Lügen Schaden zufügen und wissen, daß unser Heim vor dem Neid oder den Gelüsten eines anderen sicher ist, sorgen diese Gebote für wahre Geborgenheit.

Was aber können wir tun, wenn die Welt, in der wir leben, diese Sicherheit so wenig bekundet? Noch grundlegender ist die Frage: Wie können wir unser Leben rückhaltlos einer Autorität anvertrauen, die Mose auf Steintafeln von einem Berg heruntergebracht haben soll? Die Welt der Bibel scheint mit unserer heutigen Welt wenig gemein zu haben.

Viele Menschen möchten gern eine Bestätigung dafür, daß Gebet ihr Leben tatsächlich mit einer Liebe in Berührung bringt, die so göttlich und bewußt gegenwärtig ist, daß Leiden wie auf Kommando aufhört. Und gerade so wird Gottes Allgegenwart in der Bibel überwiegend dargestellt. Wie aber sollen moderne Menschen ein Buch verstehen, das der tagtäglichen Erfahrung und der Aggressivität des Bösen spottet?

Man kann diese Fragen nicht verbieten; sie müssen gestellt werden, weil wir uns alle mit ihnen auseinandersetzen müssen, ob wir sie nun äußern oder nicht.

Machen wir uns also an die Arbeit, und wenden wir uns den uns allseits vertrauten Zehn Geboten und Mose zu. Hier haben wir es mit einem Mann zu tun, der einen Berg besteigt und auf dem Gipfel etwas so Überwältigendes erlebt, daß der Bericht darüber Jahrtausende überlebt hat. Oder sollte es sich um eine Mythe handeln — wie die Geschichten über griechische Götter und Göttinnen — mit lediglich symbolischem Charakter?

Vielleicht hatte ich ebenso gedacht. Doch dann sah ich einen Film, in dem der Berg Sinai gezeigt wurde. Das erinnerte mich an jene Zeit, als ich Gott suchte. Der Sinai ist ein völlig trostloser Berg. Er besteht nur aus zerklüfteten Felsen. Auf seinem Gipfel könnte sich jeder absolut einsam und verlassen vorkommen. Dieser Zufluchtsort in den Bergen muß Mose noch viel karger erschienen sein, wenn man bedenkt, welche Bürde auf ihm lastete: seine Entdeckung und die Verantwortung für sein Volk, das er aus der relativen Sicherheit der Knechtschaft in Ägypten herausführen sollte.

Er muß inbrünstig gebetet haben; kein Mensch war mehr da, der ihm hätte helfen können. Wenn wir uns schon einmal in einer derart verzweifelten Situation befunden haben — oder meinen, in eine solche Lage geraten zu sein —, dann erahnen wir, in welcher geistigen Verfassung sich Mose befunden haben muß.

Der biblische Bericht über Mose ging mir sehr nahe, als wir zum Beispiel nach meiner Entlassung aus der Armee in eine andere Gegend zogen. Wir waren jung, auf uns allein gestellt und hatten wenig Geld. Als die anderen Familienmitglieder am letzten Tag unserer langen Reise und der Wohnungssuche erschöpft eingeschlafen waren, hatte mich die Frage, was wir nun tun sollten, nicht zur Ruhe kommen lassen.

In dem Augenblick wurde mir zum erstenmal sehr viel klarer, was Mose damals — natürlich in viel größerem Umfang — empfunden haben muß. In jener Nacht wurde mir die Bibel zum Freund. Für uns lösten sich schließlich die Probleme, wie natürlich zuvor schon für Mose.

Wenn wir uns allein auf dem Gipfel des Sinai befänden, auf jenem zerklüfteten Berg aus massivem Gestein, und würden im Gebet zu Gott erkennen, in welche Richtung wir gehen können, dann wäre es für uns leichter nachzuempfinden, wie Mose Gottes Führung in Stein gehauen erlebte. Wo sonst hätte er sie sehen können? Um ihn her waren nur Fels und Stein. So offenbart sich uns Gott: auf die für uns verständlichste und faßbarste Weise — unserer Umgebung entsprechend.

Gott paßt sich nun nicht etwa den menschlichen Umständen an; vielmehr überträgt der uns angeborene geistige Sinn die göttliche Wahrheit auf unsere Lebensumstände. Das geistige Heilen, mit dem die Christliche Wissenschaft so fest verbunden ist, ist kein Selbstzweck; vielmehr stellt es die entscheidende Verbindung her, durch die wir unsere Beziehung zu Gott, der das Gemüt, die Seele und der Geist des Menschen ist, voll und ganz erkennen.

„Das Heilen von körperlicher Krankheit ist der kleinste Teil der Christlichen Wissenschaft", so beschrieb es Mrs. Eddy einmal in ihrem Buch Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft. „Es ist nur der Weckruf zum Denken und Handeln im höheren Bereich der unendlichen Güte."

Gerade nach diesem „höheren Bereich der unendlichen Güte" sehnen wir uns doch. Darum geht es in der Bibel. Danach suchte auch Mose so angestrengt, und ihm wurden die Augen geöffnet, und er sah Gottes Gesetz nicht nur in Stein gemeißelt, sondern im Leben der Menschen ausgedrückt. Mit dieser Vision wurde ein Volk gerettet und durch die Wüste geführt. Es erlebte dabei weitere Beweise geistiger Freiheit und begegnete der göttlichen Wahrheit.

Uns und der ganzen Menschheit kann es genauso gehen. Ausgangspunkt dafür ist die Vision der Bibel und unser Verlangen, Gott verstehen zu lernen.

Wir können Gott finden, und wir können den Frieden spüren, der dem Wissen um die göttliche Wahrheit und Liebe entspringt. Dieses Wissen wandelt uns um und bringt Heilung — moralisch, körperlich und geistig. Geistiger Frieden liegt der Botschaft der Bibel zugrunde und führt uns zusammen.

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