Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Warum Geistigkeit uns beschützt

Aus der Januar 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie Oft Hören wir von Unfällen, Verbrechen und ähnlichen aufsehenerregenden Ereignissen? Vielleicht antworten Sie: „Zu oft!” Und Sie mögen sogar zustimmen, daß uns manchmal die sensationslüsternen Medien nicht alles berichten, was wir über die Situation wissen sollten.

Das folgende einfache Beispiel zeigt, daß das, worüber wir am meisten hören, die unnormalen, nicht die normalen Ereignisse sind. Viele von uns fahren täglich mit dem Auto zur Arbeit, oder wir machen gelegentlich lange Überlandfahrten per Auto. Unterwegs begegnen wir Hunderten von Fahrzeugen, die in verschiedene Richtungen fahren, und der überwältigende Eindruck ist der eines harmonischen Zusammenwirkens — einer Bereitwilligkeit, die Fahrbahnen miteinander zu teilen. Die Zusammenstöße, die erfolgen, sind im Vergleich zu den Nichtzusammenstößen minimal. Doch es sind die Zusammenstöße, über die berichtet wird, obgleich sie den Nichtzusammenstößen gegenüber zahlenmäßig weit unterlegen sind. Wenn wir uns also einzig und allein auf die Nachrichten verlassen, kommen wir vielleicht zu dem Schluß, daß es um die Dinge nicht gut steht.

Wenn wir die Sache jedoch vom entgegengesetzten Standpunkt aus sehen und an all die vielen Autos denken, die keine Unfälle haben, gewinnen wir einen ganz anderen Eindruck. Ja, in Anbetracht der vielfältigen Wünsche, Pläne und Absichten jedes einzelnen scheint das Zusammenwirken der Menschen auf den Fahrbahnen ein wahres Wunder zu sein.

Vielleicht können wir darin übereinstimmen, daß sich in der Natur aller Dinge im Grunde etwas überaus Harmonisches ausdrückt. Könnten wir angesichts solch einer Überlegenheit der Harmonie nicht die Harmonie als natürlich und daher als „wirklich” empfinden im Gegensatz zu Unfällen und anderen vom Normalen abweichenden Unterbrechungen, die folglich als unwirklich klassifiziert werden könnten?

Das heißt natürlich nicht, daß wir das sogenannte Böse, das in Katastrophen, Unfällen und Konflikten jeglicher Art zum Ausdruck kommt, ignorieren oder bagatellisieren. Im Gegenteil! Ein logischer erster Schritt ist, das Problem ins Auge zu fassen und sich zu überlegen, wie man Abhilfe schaffen kann. Als geistig denkende Menschen geben wir uns jedoch mit bloßen materiellen Bemühungen nicht zufrieden. Vielmehr können wir danach streben, eine geistige Lösung zu suchen und auszuarbeiten. Was ist nun ein erster möglicher Schritt in dieser Richtung?

Die Bibel, das Handbuch für den geistig gesinnten Menschen, zeigt nicht nur, daß jedes menschliche Problem eine geistige Lösung hat; sie weist auch auf eine Gesetzgebung hin, die auf einen absoluten Gesetzgeber zurückführt, den alleinherrschenden Gott, den Vater der geistigen Schöpfung, einschließlich des Menschen.

Vor mehr als hundert Jahren machte Mrs. Eddy hinsichtlich der Bibel eine tiefschürfende Entdeckung, die sie in folgenden Worten in Wissenschaft und Gesundheit zusammenfaßt: „Die zentrale Tatsache der Bibel ist die Überlegenheit der geistigen Kraft über die physische.”

Angefangen vom Alten Testament bis zur Offenbarung im Neuen Testament finden wir eine ständige Entfaltung geistiger Tatsachen im Denken einzelner Menschen sowie ganzer Völker. Und mit diesen Tatsachen kam der Schutz vor Gefahr und sogar vor dem Tod. Solche Entfaltung bzw. solches Verständnis vom Wesen Gottes und von Seiner Schöpfung brachte denen Heilung und Erneuerung, die willig waren, entsprechend zu denken und zu handeln. Diese heilende Kraft ist der Christus; sie findet ihren Höhepunkt in den Evangelien, in der weltumformenden Lehre und dem Lebenswerk des Meisters von Galiläa, Christus Jesus. Sein Grundsatz: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen” findet fortlaufenden Widerhall in den Korridoren der Zeitalter bis auf den heutigen Tag und darüber hinaus. Ja, wir können für uns selbst dieselbe schützende und befreiende Macht in Anspruch nehmen, die in biblischen Zeiten so oft und auf so wunderbare Weise zutage trat. Auch können wir den Beweis von der biblischen Verheißung erbringen: „Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen.” Wir beginnen das zu beweisen, sobald wir dem Beispiel und den Lehren Christi Jesu folgen.

Sein Gott, den er auch als unseren Gott und Vater bezeichnete, ist Geist. Dieser Geist ist eine immerwährende Gegenwart, der Schöpfer und Erhalter des Menschen, den Gott zu Seinem Ebenbild schuf. Wenn wir also von einer geistigen Grundlage aus denken, lernen wir, daß wir tatsächlich Gottes geliebte Kinder sind, ganz und gar geistig, vollkommen und unsterblich.

Der nächste, unerläßliche Schritt ist, in Übereinstimmung mit dieser geistigen Tatsache zu leben und zu handeln. Das bedeutet, daß wir danach streben müssen, geistige Eigenschaften wie Vollkommenheit, Reinheit, Selbstlosigkeit, Fröhlichkeit, Geduld, Intelligenz, Liebe auszudrücken. Wir müssen verstehen, daß wir und unsere Mitmenschen diese Eigenschaften jetzt zum Ausdruck bringen können. Es gibt keine theoretischen Kinder Gottes! Daher können wir anerkennen, daß alle Sprößlinge Gottes geistig sind. Das bedeutet jedoch nicht, daß wir — oder andere — unsere Vollkommenheit völlig demonstriert haben. Das menschliche Bewußtsein mag sich diesen hohen Forderungen widersetzen; es bedarf deshalb des ständigen geistigen Wachstums, bis sich schließlich das menschliche Gemüt dem unwiderstehlichen Christus, dem Geist der Wahrheit oder der wahren Idee von Leben und Liebe, unterwirft.

Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der von ihr gegründeten Religion: „Christus stellt den unzerstörbaren Menschen dar, der vom Geist geschaffen, gebildet und regiert wird. Christus veranschaulicht jenes Verschmelzen mit Gott, seinem göttlichen Prinzip, das dem Menschen Herrschaft über die ganze Erde gibt.”

Gott, Geist, als der alleinige Machthaber, verlangt Gehorsam und absolute Hingabe. In solch einem Gehorsam und solch einer Hingabe an das geistige Ideal können wir Heilung, Befreiung und Erlösung finden.

Dies ist der Trost, den uns der von Gott gesandte Tröster, eben der „Geist der Wahrheit”, von dem Christus Jesus sprach, verheißt. Welche Bedeutung hat nun dieser Tröster im alltäglichen Leben des einzelnen? Vielleicht veranschaulicht das am besten die folgende Erfahrung.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg trauten sich in einer europäischen Stadt, in der gerade ein neuer Nachschub von Besatzungstruppen eingetroffen war, die Frauen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr allein auf die Straße. Es gab viele Zwischenfälle und Gewalttätigkeiten, die von den Medien sensationell aufgebauscht wurden. Das rief unter der Bevölkerung Angst und Bestürzung hervor.

Eine junge Frau, die in der Christlichen Wissenschaft noch ziemlich neu war, befand sich an einem Mittwochabend, zusammen mit anderen Passagieren eines Autobusses, plötzlich auf der Straße, da der Bus wegen Motorschaden auf der Strecke liegengeblieben war. Sie stand nun vor der Entscheidung, entweder auf ein Ersatzfahrzeug zu warten, was lange dauern würde, oder sich zu Fuß auf den Weg zu machen. Sie konnte den Weg abkürzen, so daß sie in etwa 15 Minuten an ihrem Ziel sein würde. Diese Abkürzung führte allerdings durch eine Gegend in der Nähe der Truppenunterkünfte, wo sich laut Presseberichten vor kurzem Gewalttätigkeiten abgespielt hatten. Sie hatte gerade die Mittwochabend-Zeugnisversammlung einer Kirche Christi, Wissenschafter, besucht, und die Lesungen aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit sowie die anschließenden Heilungszeugnisse hatten sie in einen Zustand geistiger Erhebung versetzt. Sie war so sehr von den Ideen berührt und geistig getragen, daß sie der eventuellen Gefahr, die ihr flüchtig vor Augen trat, wenig Beachtung schenkte. Kurz entschlossen machte sie sich auf den Weg.

Es war bereits dunkel, als sie auf der menschenleeren Straße entlangging. Plötzlich sah sie in einiger Entfernung einen Besatzungssoldaten auf sie zukommen. Er ging an ihr vorbei, ohne etwas zu sagen, drehte sich dann um und holte sie noch einmal ein, ging wiederum an ihr vorbei mit großen, schnellen Schritten und versteckte sich dann hinter einem Baum.

Was war seine Absicht?

Im Nu kamen ihr, wie ein sich abspielender Filmstreifen, Schlagzeilen über Vergewaltigungen und andere Gewalttaten ins Gedächtnis, die vor kurzem geschehen waren. Von Furcht überwältigt, hielt sie inne; was sollte sie tun? Zur Autobus-Haltestelle zurücklaufen? Eine Gruppe von Leuten, in der Dunkelheit kaum zu erkennen, stand noch dort. Sollte sie um Hilfe rufen? Dort bei den noch wartenden Passagieren unter dem Licht der Straßenlampe schien es sicher zu sein. Dann, fast wie ein Donnerschlag, kamen ihr die Worte aus der Bibel in den Sinn: „Adam ... wo bist du?“ sowie die Umschreibung dieser Worte im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Bewußtsein, wo bist du?“

Wenn ich jetzt weglaufe, sagte sie sich, gebe ich zu, daß das Böse wirklich ist. Wenn ich das erst einmal zugebe, wie kann ich dann jemals die Unwirklichkeit, das heißt die Machtlosigkeit des Bösen, beweisen?

In diesem Augenblick beseelte sie ein einziger Wunsch: Zeuge von Gottes Allmacht und Allgegenwart zu sein. Unmittelbar standen ihr Seine Engel — geistige Gedanken — zur Seite, als sie erkannte, daß es nur einen Gott, ein Gemüt, gibt. „Ich bin allein mit Gott und dem Menschen, Seiner vollkommenen Idee, die nur das Gute kennt und zum Ausdruck bringt“, dachte sie. Von dieser geistigen Eingebung gestärkt, ging sie weiter in der Richtung des Baumes und daran vorbei. Immer noch kämpfte sie mit der Furcht, überfallen zu werden; aber zur selben Zeit fühlte sie die schützende Macht Gottes.

Als sie am Baum vorbeiging, kam der Soldat aus seinem Versteck hervor und ergriff sie am Arm. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie von Panik erfaßt und versucht zu schreien: „Gehen Sie weg, und lassen Sie mich in Ruhe!“ Die geistige Intuition hingegen war, ruhig zu bleiben und sich nicht zu fürchten. Als sie dieser geistigen Eingebung gehorchte, fiel alle Furcht von ihr ab. Mit Bestimmtheit entfernte sie die Hand des Mannes von ihrem Arm, und sie fühlte, daß auch von ihm etwas abgefallen war, wie etwa Spannung und vielleicht das, was seine böse Absicht gewesen war.

Er fragte dann, ob er sie begleiten dürfe. Wiederum war der erste Impuls, ihn abzuweisen und ihm zu sagen, er solle sie in Ruhe lassen — aber die himmlische Botschaft beharrte: „Sei freundlich. Er ist dein Bruder. Laß ihn mitgehen!“ Die junge Frau sagte daraufhin: „Wir können Freunde sein und den Weg gemeinsam gehen.“ Zu ihrem eigenen Erstaunen fing sie dann eine normale Unterhaltung an, stellte und beantwortete Fragen. So gingen sie am Fluß entlang in absoluter Dunkelheit. Weit und breit gab es weder Häuser noch Menschen. Sobald sie ihr Ziel erreichte, verabschiedete sie sich von dem Soldaten, und jeder ging seinen Weg.

Jahrzehnte später — sie hatte während der Zeit weiterhin die heilende und schützende Macht Gottes erlebt — fand sie immer noch, daß diese eine Begebenheit das einschneidendste geistige Erlebnis ihres Lebens gewesen war, denn sie war damals dem Anschein des Bösen frontal begegnet. Seitdem konnte das sogenannte Böse, in welcher Form es sich auch zeigen mochte, sie nie mehr so erschrecken. Das Element der Furcht in seinen vielfältigen Erscheinungsformen war wesentlich verringert worden. Und die absolute Verläßlichkeit der geistigen Idee von Gott, Leben, war ihr um vieles klarer geworden.

Das menschliche Bewußtsein, das sich von der geistigen Wahrheit tragen läßt, weiß tatsächlich um den „lebendigen Glauben“ und das geistige Verständnis, die gemeinsam die Unversehrbarkeit ebendieses Bewußtseins sicherstellen. Wenn Gott, das Gute, zur absoluten Wirklichkeit für uns wird, muß alles Ihm Widersprechende zur Unwirklichkeit werden. Die göttliche Logik läßt keine andere Schlußfolgerung zu.

Wir haben Möglichkeit und Fähigkeit, durch die geistigen Gesetze Gottes das falsche Zeugnis des Bösen mit den Tatsachen der göttlichen Wissenschaft zu überwinden. Dies zu erreichen ist der Sinn unseres Lebens. Es ist gleichbedeutend mit der Ausarbeitung unseres Heils, da es Heilung und Erlösung von Sünde, Krankheit und letztlich auch vom Tode bringt. Auf diese Weise demonstrieren wir die göttliche Autorität, die dem Menschen Herrschaft über die ganze Erde gibt.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1991

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.