Mächtige Drogenkartelle schüchtern Bürger und Regierungen ein. Wohnviertel werden von Rauschgifthändlern überlaufen, die miteinander um Unsummen Geld im Konkurrenzkampf stehen. Jugendliche und Erwachsene verlieren die Kontrolle über ihr Leben. Ein Teufelskreis aus Schwäche, Unkenntnis und Habgier, der sich immer wieder auf vielen verschiedenen Ebenen wiederholt. Unter der Geißel leiden alle Bürger eines Landes, gleich welcher sozialen Schicht oder welcher Hautfarbe. Die Wirkungen sind so weitverbreitet, daß jeder mittelbar oder unmittelbar vom „Kampf gegen die Drogen” betroffen ist, ob man es wahrhaben will oder nicht.
Einige kämpfen gegen Entmutigung an. Kürzlich verglich ein Polizeibeamter den Drogenhandel in seinem Revier mit „einer scheinbar unaufhaltsamen Flutwelle”. Wir spüren, selbst wenn heldenhafte Anstrengungen gemacht werden, um den Drogenhandel einzudämmen, daß es nicht genügt, die Drogen einfach zu vernichten und Menschen ins Gefängnis zu bringen.
Ohne Frage müssen bestimmte Personen vor Gericht gestellt und schädliche Substanzen aus dem Verkehr gezogen werden. Doch schuld an der Drogenkriminalität und an allem Leid ist etwas anderes, nämlich eine bestimmte Mentalität — eine Tendenz des materiellen Denkens, und das muß sich ändern, wenn sich überhaupt etwas ändern soll.
Vielleicht nähern wir uns heute der Einsicht, daß der „Kampf” nicht so sehr zwischen „guten” und „schlechten” Menschen geführt wird. Die hoffnungslosen Zustände lassen uns ahnen, daß der eigentliche Kampf zwischen zwei Auffassungen vom Wesen des Menschen geführt wird. Die eine ist hauptsächlich eine körperliche, materielle Sicht. Die andere geht davon aus, daß der Mensch völlig geistig ist, von Gott erschaffen.
Die materielle Auffassung präsentiert uns, angefangen mit der Geschichte von Adam und Eva, einen unglücklichen Sterblichen, der sich seiner Identität nicht sicher ist, der ständig von äußeren Reizen (die sich seinem Einfluß entziehen) dazu verleitet wird, der Versuchung nachzugeben und falsche Entscheidungen zu treffen. Dabei ist es gleichgültig, ob ihm ein Bissen der verbotenen Frucht oder ein verbotenes Kokainderivat angeboten wird. Er wird Opfer seiner eigenen Schwäche und verheddert sich immer mehr in einem komplexen Gespinst aus Schuld, Verdammung und Gewalt, wodurch er von allem Schönen und Guten getrennt wird.
Viele identifizieren sich vielleicht mit diesem verderbten Vorbild. Man hat ihnen eventuell beigebracht, daß sie in das sündige und leidvolle „Erbe” von Adam und Eva hineingeboren wurden. Aber diese mythische Geschichte stimmt nicht überein mit dem ursprünglichen Schöpfungsbericht am Anfang des ersten Buches Mose, wonach Gott den Menschen zu Seinem vollkommenen Bild und Gleichnis erschaffen hat.
Die beiden Schöpfungsvorstellungen — die eine geistig, die andere materiell — stehen im Widerstreit. Man könnte sagen, ihnen wohnt ein Antagonismus inne, weshalb sie nie miteinander vereinbar sind.
Im Neuen Testament wird dieser Gegensatz als Kampf zwischen dem Geist und dem Fleisch bezeichnet. Die Christliche Wissenschaft zieht die Gefechtslinie noch klarer. Sie erläutert, daß der Kampf geistig mental ausgefochten wird, und zwar zwischen der Wahrheit, daß Gott, Geist, Alles ist, und dem Irrtum, daß Materie das Leben und die Substanz von allem sei.
Mary Baker Eddy bewies, daß Heilung und Wiederherstellung immer das Ergebnis sind, wenn jemand aus diesem mentalen Kampf als Sieger hervorgeht. Letztendlich kam sie zu dem Schluß, daß wir dauernden Frieden und Heilung nur erwarten können, wenn wir diesen christlichen Kampf ausfechten und auch gewinnen. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Der mutmaßliche Kampf zwischen Wahrheit und Irrtum ist nur der mentale Konflikt zwischen der Augenscheinlichkeit der geistigen Sinne und dem Zeugnis der materiellen Sinne, und in diesem Kampf zwischen dem Geist und dem Fleisch werden sich alle Fragen durch den Glauben an die göttliche Liebe und durch das Verständnis von derselben endgültig entscheiden.”
Was hat das mit dem zu tun, was sich im Leben des einzelnen, in Familien, in der Nachbarschaft abspielt? Einmal zeigt uns das: Wenn wir verstehen, daß Gott, die göttliche Liebe, allmächtig ist, können wir den Kampf gewinnen. Sollte jemand glauben, daß das Böse eine Macht sei, die Gott entgegentritt — daß das Böse gar die Oberhand habe —, welche Hoffnung bliebe ihm dann, es zu überwinden?
Wofür lohnt es sich denn zu kämpfen, wenn der Mensch bloß eine tierische Natur und primitive Instinkte hat (von den physischen Sinnen regiert wird)? Die Christliche Wissenschaft gibt uns die geistige Scharfsicht, die uns erkennen läßt, daß der Mensch, Gottes geistige Idee, nur vom Gesetz des Geistes regiert wird und er daher nicht vom Bösen beeinflußt noch von ihm in Besitz genommen werden kann.
Gott und Seine Ideen können nicht vernichtet werden. Auf dieser Grundlage können wir fest stehen und erfolgreich unsere Familienangehörigen und sogar diejenigen retten, die offenbar zu dem Übel beitragen, aber selber Opfer ihrer eigenen materialistischen Auffassung sind.
Am Leben des Apostels Paulus wird deutlich, welch radikaler Wandel eintritt, wenn man die geistige Natur der Wirklichkeit entdeckt. Im zweiten Brief an die Korinther schrieb er: „[Wir] kämpfen doch nicht auf fleischliche Weise. Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in dem Gehorsam gegen Christus.”
Wir können sichtbare Fortschritte machen, wenn wir von der Erkenntnis ausgehen, daß die göttliche Wahrheit und Liebe alle Macht besitzen. Es mag manche überraschen, daß durch diese geistige Erkenntnis, sofern man an ihr festhält und das Handeln danach ausrichtet, das Fundament des Materialismus untergraben wird. Hoffnung und Mut setzen sich dann gegen Einschüchterung zur Wehr. Tiefere Weisheit und Einsicht treten zutage und zeigen uns Maßnahmen und Lösungen auf, die für uns vorher unvorstellbar gewesen wären.
Die Aufgabe, vor der wir hier stehen, ist nicht einfach, und sie mag nicht sofort lösbar sein. Aber die Einsicht, daß es dem Wesen nach um einen geistigen Kampf geht, bringt uns dem Sieg einen großen Schritt näher.