Verhaltensmuster. Wir Finden sie überall in unserem Leben. Viele — wie etwa der Wunsch, für andere zu sorgen oder das Bestreben, aufrichtig zu sein — sind gut, harmoniefördernd und beglückend. Andere führen zu Verwirrung und kleinen Verstimmungen, so zum Beispiel, wenn wir dazu neigen, unsere Autoschlüssel zu verlegen. Wie aber verhält es sich mit schwerwiegenderen Verhaltensabläufen, die wir unter Umständen fürchten und als gegeben hinnehmen und die für unser Wohlergehen weit schädlicher sind? Dazu gehören vielleicht der Grippeanfall jeden Winter, Allergien, unangenehme Nebenwirkungen bestimmter Nahrungsmittel, Ansteckungen, nachlassende Fähigkeiten, Alterserscheinungen oder beständig verpaßte Gelegenheiten — alles Dinge, die auf Erlebnissen in der Vergangenheit beruhen und die wir als unvermeidlichen Teil unseres Lebens hinnehmen. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, daß Gott, die göttliche Liebe, derartige Verhaltensabläufe niemals gutgeheißen hat. Deshalb muß der Mensch sie nicht durchlaufen.
In der Bibel wird uns im ersten Kapitel des ersten Buches Mose versichert, daß alles, was Gott gemacht hat, sehr gut ist. Schutz und Fürsorge für jede einzelne Idee in Seiner Schöpfung sind niemals fehler- oder mangelhaft. Gott gibt dem Menschen nur Gutes. Liebe zum Guten, Gehorsam gegen die Wahrheit und Handeln, das mit Gottes Gesetz übereinstimmt, führen einzig zu Verhaltensmustern, die den vollkommenen Menschen der Gottesschöpfung ans Licht bringen. Wie die Bibel lehrt, sollte unser Leben ein „Vorbild guter Werke“ sein.
Das Gute, das uns Gott in den Zehn Geboten und in Christi Jesu Bergpredigt eröffnet, bietet uns ein praktisches Verhaltensmuster für das tägliche Leben. Die Wahrheiten, die diese Lehren offenbaren, lassen keine sich wiederholenden disharmonischen Verhaltensmuster zu. Disharmonie als Tatsache hinnehmen bedeutet, das erste Gebot „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ nicht zu befolgen. Sagt uns Gott nicht im wesentlichen, daß wir an Ihn glauben und Geist, Liebe, vertrauen sollen, nicht aber dem Bösen, dem Gegenteil der Liebe?
Was also können wir tun, um die vorbildlichen Verhaltensmuster zu fördern, die wir alle gern im Alltag verwirklicht sehen möchten? Wenn wir uns abends auf einem dunklen Weg vorwärtstasten, erwarten wir sicherlich, daß wir irgendwann ins Licht treten und unseren Weg klar erkennen können. Genauso können wir, wenn wir schwere und dunkle Stunden durchleben, erwarten, daß sich die Dunkelheit und die Unvollkommenheit des Irrtums, der das Gegenteil des Geistes ist, auflösen wird, und zwar in dem Maße, wie wir mental nur das Vollkommene und Gute des Geistes als Wirklichkeit akzeptieren. Geistige Erleuchtung weist uns den Weg und bestätigt uns, daß alles gut ist.
Durch dieses Licht wird das christusgleiche Selbst eines jeden von uns offenbar — die Eigenschaften des freigebigen göttlichen Wesens, Eigenschaften, die uns als Seinen geistigen Kindern angehören. Wir tauschen die unvollkommenen Denk- und Verhaltensmuster gegen andere aus, die sich auf geistige Vollkommenheit gründen, die im Glanze Gottes immerwährender Herrlichkeit sichtbar werden und auf diese Weise Disharmonie jeglicher Art auslöschen.
Es ist ein Axiom, daß Gegensätze nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort bestehen können. Deshalb kann man nicht gleichzeitig Zuversicht und Entmutigung empfinden oder Mut und Furcht oder Hoffnung und Zweifel oder Dankbarkeit und Niedergeschlagenheit. Damit haben wir einen wunderbaren Ausgangspunkt, um entmutigende Denkmuster zu berichtigen und fallenzulassen. Die zuerst genannten Eigenschaften besitzen wir als Ausdruck des göttlichen Gemüts. Die letzteren verfälschen dieses Gemüt; sie können genausowenig in ein geistig erleuchtetes Bewußtsein eindringen, wie eine Handvoll Dunkelheit in einen beleuchteten Raum getragen werden kann. Das Licht geistiger Intuition löscht die Dunkelheit des falschen Zeugnisses der materiellen Sinne aus; die Folge ist ein gesundes, zufriedenes und ausgeglichenes Leben. Die Verhaltensmuster, denen wir dann täglich folgen, stehen in Einklang mit der Harmonie, die uns unser Vater-Mutter Gott zuteil werden läßt.
Ich wurde von heftigen Kopfschmerzen geheilt, die mich über 25 Jahre lang gequält hatten. Der Ablauf war unverkennbar und immer derselbe: erste warnende Symptome am Morgen, eine Verschlimmerung des Zustandes gegen Abend. Die Nacht verbrachte ich dann im Sitzen, weil sich durch das Hinlegen die Schmerzen verdoppelten. Während all dieser Jahre erkannte ich die Unwirklichkeit alles dessen, was nicht von der göttlichen Liebe ausgeht, mitunter so klar, daß ich von den Schmerzen frei wurde, aber diese Freiheit war bis zu jener heißen Sommernacht nicht von Dauer.
Mein Mann und ich hatten beschlossen, auf der Veranda auf Liegen zu schlafen. Es sah so aus, als ob ich wieder einmal die ganze Nacht im Sitzen verbringen mußte. Aber es traten zwei Ereignisse ein, die dieses Verhaltensmuster für immer veränderten. Als ich mich im Gebet Gott zuwandte und mein Einssein mit meinem lieben himmlischen Vater bekräftigte, lehnte ich mich bewußt gegen den ungerechten Ablauf auf, gegen das sterbliche Gemüt, auch Materie genannt, das beanspruchte, mich zu beherrschen, und das mich dazu gebracht hatte, die Materie zu manipulieren, um mich wohlzufühlen. Blitzartig erkannte ich, daß ich mich nicht vor anderen Göttern beugen mußte — in diesem Fall: vor Kopfschmerzen. Mir wurde bewußt, daß ich das erste Gebot — den einen Gott zu lieben und Ihm zu gehorchen — befolgen konnte und befolgen mußte.
Sofort legte ich mich ganz normal hin. Nachdem ich jahrelang einem ungerechten Urteil gefolgt war, schien diese Entscheidung einem Wunder gleichzukommen, und Ehrfurcht erfüllte mich nach diesem Impuls. Und dann geschah noch etwas. Große Wärme und Freude umhüllten mich; ich fühlte mich geborgen, sicher und beschützt. Mir war, als hätte eine Stimme zu mir gesagt: „Da du, Mein kind, jetzt Mir vertraust, und nicht der Materie, sollst du wissen, daß ich alle Folgen von dir fernhalte, die dir das sterbliche Gemüt all die Jahre angedroht und auferlegt hat, wenn du seiner Forderung nicht nachgekommen bist.“ Die ganze Nacht schlief ich ungestört und wachte erfrischt und gesund auf.
Die Heilung war mit einer Ausnahme vollständig. Ein Jahr darauf hatte ich erneut diese Kopfschmerzen, aber ich war in weniger als einer Stunde davon frei, als ich erkannte, daß dieser Zustand ja von vornherein nie wirklich gewesen war! In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy: „Wenn eine Krankheit verschwindet, meinen wir, daß wir geheilt seien, obwohl die Krankheit möglicherweise wiederkommen kann; doch solange die Empfänglichkeit für Krankheit nicht beseitigt ist, sind wir nicht völlig geheilt.“ Ich war auf Dauer geheilt, als die „Empfänglichkeit“ durch die Anerkennung der Tatsache beseitigt worden war, daß die Christliche Wissenschaft nur den Glauben an die Wirklichkeit von Krankheit heilt, niemals wirkliche Krankheit. So waren denn die Kopfschmerzen niemals Teil des Reiches Gottes und daher niemals wirklich. Meine Furcht vor ihnen war verschwunden, und das Verhaltensmuster, das 25 Jahre lang bestanden hatte, war einund für allemal durchbrochen. Das war für mich der Beweis, daß wir niemals die Wiederholung eines unerfreulichen Erlebnisses zu fürchten brauchen, wenn wir verstehen, daß wir nie daran teilgenommen haben!
In demselben Buch schreibt Mary Baker Eddy über die unvollkommenen Vorbilder, die uns die Welt beständig vor Augen hält: „Die Folge davon ist, daß du geneigt bist, diesen niederen Mustern zu folgen, deine Lebensarbeit zu begrenzen und die eckigen Umrisse und Mißgestaltungen materieller Vorbilder in dein Leben aufzunehmen.“ Lohnt es sich nicht, in Anbetracht des Aufruhrs und Durcheinanders sowie des wirklich unnötigen Mißbehagens, das uns die Unterwerfung unter solche „niederen Muster“ bringt, alle nur erdenklichen Anstrengungen zu machen, um darauf achtzugeben, wovon wir unser Leben beherrschen lassen? Es spielt keine Rolle, wie lange wir schon an ein Szenario schlechter Gesundheit, bedauerlicher Fehler oder Charakterschwächen geglaubt haben. Sie sind niemals Teil unseres vollkommenen Selbst gewesen, das zu Gottes eigenem Gleichnis geschaffen ist. Wir können auf dem Pfad der Freude, der Gesundheit, der Harmonie, der Vollständigkeit, des Friedens und der Erfüllung vorangehen. Dieses „Verhaltensmuster“ hat Gott verordnet. Und wir sollen ihm folgen.