Geistigkeit Ist Nicht überholt. Sie liegt allem menschlichen Fortschritt zugrunde. Jedoch würden wahrscheinlich nur wenige „die Dinge des Geistes" als Grundlage allen wahren Fortschritts in der Welt anführen. Aber wenn Gott wirklich Gott ist — der eine allmächtige Schöpfer, die einzige Quelle des Guten —, dann hängt das Gute, das wir individuell oder kollektiv erfahren, zum großen Teil davon ab, inwieweit wir durch gottbezogenes Denken und Leben Ihn verehren. Denn diese Verehrung bringt uns in Einklang mit Seiner Kraft und Liebe. Folglich hat alles, was uns von Gott, Geist, ablenkt, einen schädlichen Einfluß.
Es gibt heutzutage vieles, was uns von Ihm ablenken möchte. In den Medien und überall sonst werden weltliche Ziele als erstrebenswert hingestellt. Es besteht die Neigung, über Unmoral stillschweigend hinwegzusehen. Das wird von der Allgemeinheit als etwas Normales angesehen — als ein Teil des modernen Lebens. Geistigkeit hingegen, wenn man überhaupt an sie denkt, wird in den Hindergrund geschoben als etwas, was kaum Bezug zur „Wirklichkeit" hat. Oder Geistigkeit wird als etwas definiert, was mit echter Frömmigkeit wenig zu tun hat.
Können wir die Notwendigkeit für geistiges Denken übersehen, wenn uns in der Presse oder im Fernsehen Menschen gezeigt werden, die mit materialistischen Exzessen ihr Leben ruinieren? Was ganz normal zum menschlichen Leben zu gehören scheint — zum Beispiel Alkoholkonsum, sexuelle Promiskuität —, scheint dann nicht mehr so normal zu sein. Das Zerstörerische dieses Verhaltens wird deutlich sichtbar.
Das Böse, das uns versklavt, ist nichts anderes als das fleischliche Gemüt, eine fleischliche Auffassung vom Leben, die uns davon abhält, uns auf Gott zu verlassen, und uns statt dessen zu materiellen Süchten und Freuden verlocken möchte. Paulus legt im Römerbrief deutlich dar, daß das fleischliche Gemüt „Feindschaft gegen Gott" ist. Und er macht klar, wie wir diesem Einfluß am besten entgegenwirken können: „Geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede."
Es ist von größter Wichtigkeit, daß wir bereit sind, hinter das äußere Erscheinungsbild zu schauen, hinter die glitzernde Fassade der Materie, und zur Wirklichkeit Gottes vordringen, der die einzige Quelle alles dessen ist, was der Mensch haben und sein kann. Das gibt uns echten Frieden, weil es uns mit unserem Schöpfer und Seiner Fürsorge in Einklang bringt. Und das kann sich auf die Welt als Ganzes auswirken.
Man darf mit Recht erwarten, daß gesellschaftliche Probleme in dem Maße gemildert werden, wie jeder einzelne im eigenen Leben seine Geistigkeit pflegt. Nur die göttliche Macht, die in der reinen Qualität unseres Denkens zum Ausdruck kommt und die wir im innigen Gebet anerkennen und im täglichen Leben praktisch umsetzen, kann die Elemente des materialistischen Denkens — Sinnlichkeit, Egoismus, Haß usw. — zerstören, die menschlichem Leiden zugrunde liegen.
Geistigkeit ist uns nicht fremd; sie ist für uns die natürlichste Sache der Welt. Sie beschreibt, was wir wirklich sind: keine Sterblichen, anfällig für Sünde und in Weltlichkeit versunken, sondern Gottes geistiges Ebenbild. In der Bibel lesen wir, daß Gott gut ist und daß der Mensch zu Gottes Ebenbild erschaffen ist. Daraus folgt, daß die wahre Natur des Menschen vollkommen gut ist, weil der Schöpfer nichts schaffen kann, was Ihm unähnlich ist. Im Neuen Testament wird bestätigt, daß Gott Geist ist. Und so ist unsere wirkliche Identität geistig und rein. Sie wird von den herabziehenden, zerstörerischen Elementen der Materialität nicht berührt.
Es ist wichtig, daß wir uns tagtäglich im Gebet und in all unserem Denken und Tun dem unterordnen, was von Ewigkeit her über uns wahr ist. Christus Jesus lehrte: „Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.” Und Mary Baker Eddy, eine ergebene Nachfolgerin Christi, schreibt in ihrem Buch Vermischte Schriften: „Nichts außer der Vergeistigung, ja der höchsten Verchristlichung des Gedankens und Verlangens, kann die wahre Anschauung von Gott und der göttlichen Wissenschaft vermitteln, aus der Gesundheit, Glück und Heiligkeit hervorgehen.”
Die Christliche Wissenschaft veranschaulicht mit ihrem Heilungswerk den mächtigen, wohltätigen Einfluß vergeistigten Denkens. Wenn ich zum Beispiel verschiedentlich einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Hilfe durch Gebet ersucht habe, konnte ich die Gegenwart der heilenden Kraft Gottes spüren, und die Schmerzen — oder was auch das Problem war — ließen nach und verschwanden. Offensichtlich hatte die Geistigkeit des Heilers damit zu tun — die Reinheit des Denkens, das die Allerhabenheit Gottes und die völlig geistige, vollkommene Natur des Menschen als Sein Ebenbild erkennt.
Jesu Wirken bewies, daß Geistigkeit den Weg ebnet, auf dem Gottes Kraft im menschlichen Leben deutlicher gesehen wird. In der Bergpredigt gibt Jesus uns eine Richtschnur für eine geistige Lebensweise. Er zeigte auf, daß im Fleisch verwurzeltes Denken auf keinen Fall Leben und Frieden fördern kann, denn es fehlen ihm die Eigenschaften des Geistes, ja Gott selber, der das Leben des Menschen ist. Der elementare Bestandteil des fleischlichen, weltlichen Denkens ist die Materie, und Materie ist unintelligent. Sie besitzt kein Tüpfelchen echter Freude oder Liebe, keine Eigenschaft des reinen Geistes.
Es kann ein gewaltiger Kampf sein, gegen die Strömungen des Materialismus anzugehen. Und wir alle haben in dieser Beziehung noch einen langen Weg vor uns. Unser Fortschritt findet schrittweise statt. Aber Gott ist Liebe, und das Gesetz der Liebe unterstützt unsere Anstrengungen und stellt sicher, daß letztendlich alle Sünde — die ganze Annahme, daß Leben materiell sei — geheilt wird.
Geistigkeit erfordert, daß wir uns immer mehr vom weltlichen Denken abwenden; das bedeutet aber nicht, daß wir etwas wirklich Wertvolles aufgeben oder uns von der Welt lossagen müssen. Geistigkeit ist keine Flucht vor der Wirklichkeit; sie ist ein Bewußtseinszustand, der der Wirklichkeit im wahrsten Sinne des Wortes ins Antlitz schaut und dadurch das menschliche Leben bereichert und läutert.
Die klaren Erkenntnisse, die wir im Gebet von der göttlichen Wirklichkeit erlangen, und der moralische Durchbruch, den wir immer wieder erzielen durch den Wunsch, den einen Gott zu verehren, sind für uns stille Siege. Offensichtlich machen wir damit keine Schlagzeilen. Und vielleicht zeigt sich noch nicht einmal sofort, daß etwas Besonderes geschehen ist. Aber jeder Schritt zu Gott hin ist für uns alle von Bedeutung. In gewisser Weise ist selbst der kleinste Schritt wichtig, der uns aus einer einengenden, leeren, fleischlichen Lebensauffassung herausführt. Die Bibel rät uns: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist... Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.”
Geistigkeit ist wichtig, weil das Wohl der Menschheit wichtig ist. Ewige geistige Wahrheit ist unausweichlich, und sie ist die einzige Grundlage für die Erlösung. So bescheiden unsere Arbeit auf diesem Gebiet auch sei: unsere Anstrengungen sind von Bedeutung.
