Junge Leute, Die miterleben, wie Familienmitglieder Pillen einnehmen — um einzuschlafen oder wachzubleiben, um sich aufzuputschen oder sich vor einer Erkältung oder verschiedenen Schmerzen und Beschwerden zu schützen —, werden vielleicht kaum einen Unterschied sehen zwischen dem legalen Vorlegen eines Rezepts in der Apotheke an der Ecke und der Beschaffung illegaler Drogen an der dunklen Straßenkreuzung einen Häuserblock weiter.
Nachdenkliche Beobachter der gegenwärtigen Szene sagen, daß der um sich greifende Drogenmißbrauch im Zusammenhang mit einer noch viel weiter verbreiteten Gewohnheit der Gesellschaft zu sehen ist: der Abhängigkeit von Drogen im allgemeinen.
Über die äußerst wichtigen Maßnahmen hinaus, die Polizei, Kommunen und Regierungsbehörden zur Unterbindung des Rauschgifthandels und zur Beseitigung seiner Ursachen ergreifen, ist vielleicht noch etwas viel Grundlegenderes vonnöten. Ein entscheidender Schritt zur Bewältigung des Drogenmißbrauchs mag sehr wohl die wachsende Erkenntnis der Öffentlichkeit sein, daß eine tablettenfreudige Gesellschaft ein fruchtbarer Boden für die Verbreitung süchtigmachender Drogen ist. Wir brauchen eine veränderte Einstellung gegenüber Drogen aller Art. Und dazu müssen wir uns zweifellos ein besseres Modell vom Menschen erarbeiten.
Ist der Mensch zum Beispiel schlechthin ein materieller Mechanismus, der durch die Zuführung oder Einspritzung materieller Substanzen aktiviert, belebt, beschleunigt oder abgebremst wird? Wenn wir lediglich materielle Systeme sind, dann ist es durchaus vernünftig, daß wir an diesem System herumbasteln, etwas einbauen und herausnehmen, dem Automechaniker vergleichbar, der dem Benzin oder Öl Zusätze beimischt. Ist aber die geistige und moralische Einstellung das Primäre, und sie wird mißachtet, dann sollten wir uns nicht wundern, daß das System nicht funktioniert, wenn der Mensch wie eine Maschine behandelt wird.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor vielen Jahren wiederholt sehr heftige kopfschmerzen bekam, so daß ich die Arbeit verlassen und nach Hause gehen mußte, oftmals noch ehe der halbe Vormittag vorüber war. Ich brauchte etwa einen Tag, um mich davon zu erholen, und dann ging alles wieder von vorne los. Das zog sich über mehrere Wochen so hin. Mein Chef machte sich schon Sorgen. Zuerst sah es so aus, als ließe sich mein Zustand auf eine rein körperliche Ursache zurückführen — möglicherweise auf das Lösemittel im Kleber, der für das Layout des Seitenumbruchs verwendet wurde. Als ich einen Optiker aufsuchte, meinte der, ich hätte einen schlimmen Stirnhöhlenkatarrh, der sich nur durch Medikamente beheben ließe. Als Christlicher Wissenschafter war ich jedoch der Ansicht, daß, ungeachtet der unmittelbaren körperlichen Ursachen, das eigentliche Problem in meinem Denken begründet lag. Und ein Gedanke, der mir keine Ruhe gelassen hatte, war, daß aus verschiedenen Gründen die Situation am Arbeitsplatz für mich unerträglich geworden war.
Ich betete wegen dieser Situation und bat auch einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft, mir durch Gebet zu helfen. Ich nahm keine Arznei. Nachdem er mir ein oder zwei Tage lang beigestanden hatte, waren die Kopfschmerzen eines Abends plötzlich verschwunden, und interessanterweise befürchtete ich auch gar nicht, daß sie wiederkommen könnten. Es sollte sich zeigen, daß die Beschwerden damit vorüber waren. Zur gleichen Zeit merkte ich, daß sich meine Einstellung gegenüber der Arbeit und den Kollegen geändert hatte.
Der Ausüber und ich waren bei unserem Gebet von einem Modell des Menschen ausgegangen, das völlig von dem mechanisch/materiellen Modell abwich. Das Denken mußte verbessert werden, aber nicht mit einer Dosis Arzneien, sondern mit der geistigen Wahrheit.
In meinem Fall berichtigte die geistige Tatsache, daß sich der Mensch niemals außerhalb der Fürsorge Gottes befinde, den irrigen Furchtgedanken, daß ich mich in einer unbefriedigenden und Schädlichen Umgebung befände. Da Gott die allerhabene Ursache für den Menschen ist und diese Ursache immer gut ist, muß auch die Wirkung auf den Menschen ausschließlich gut sein. Es stimmt zwar, daß das nicht immer sofort sichtbar wird, aber wenn wir beten, um diese geistige Wahrheit besser zu verstehen, wandelt sich unweigerlich das Denken, und die menschlichen Erfahrungen werden besser.
Ist es wirklich möglich, den Gebrauch von Arzneimitteln und anderen Drogen zurückzuschrauben, nachdem sie in unserer Gesellschaft so alltäglich geworden sind? Ja, wenn wir ein besseres Modell vom Menschen gewinnen, so daß die Gesellschaft weniger von dem alten, mechanistischen Begriff vom Menschen beeinflußt wird.
Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, bemerkt dazu: „Wissenschaftliche Entdeckung und die Inspiration der Wahrheit haben mich gelehrt, daß die Gesundheit und der Charakter des Menschen mehr oder weniger vollkommen werden, je nachdem seine Gemütsvorbilder mehr oder weniger geistig sind" (Die allgemeine Anschauung der Menschen von Gott). Ihr langer persönlicher Kampf gegen Krankheit — den sie schließlich durch eine neue Erkenntnis über die praktische Anwendbarkeit der Lehren Christi Jesu gewann — überzeugte sie, daß wir uns den Menschen nicht als eine zerbrechliche Maschine vorstellen dürfen. Das richtige Vorbild muß im Leben Jesu gefunden werden; er wußte, daß er der Sohn Gottes war, und er forderte alle dazu auf, sich vom geistigen Standpunkt aus als Söhne und Töchter eines göttlichen und liebevollen Vaters zu sehen.
Dieses Verständnis, daß der Mensch als Bild und Gleichnis des Geistes erschaffen ist, befähigte Christus Jesus, andere zu heilen. Er lebte die ewige Wahrheit, den Christus, der der Heiler der Menschheit ist.
Jedesmal, wenn jemand etwas mehr über die Wissenschaft des Christus lernt und über ihre Fähigkeit, die Menschheit zu heben und zu heilen, wird die allgemeine Drogenabhängigkeit etwas verringert und somit ein Beitrag zur Verminderung des Drogenmißbrauchs erbracht. Ja, wenn wir uns weniger auf Drogen jeder Art und weniger auf das mechanische Modell vom Menschen verlassen, tun wir mit das Wichtigste, was wir gegenwärtig zur Überwindung des Drogenmißbrauchs in der Gesellschaft tun können.
Ihr seid das Licht der Welt.
Es kann die Stadt, die auf einem
Berge liegt, nicht verborgen sein.
Man zündet auch nicht ein Licht an
und setzt es unter einen Scheffel,
sondern auf einen Leuchter;
so leuchtet es allen,
die im Hause sind.
Matthäus 5:14, 15
