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Gottes Engel — auch heute tätig

Aus der März 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Meisten Von uns haben hin und wieder schon erlebt, daß die Routine des Alltags durch gewisse neue und drastische Herausforderungen unterbrochen wurde. Vielleicht standen wir plötzlich heftigen persönlichen Angriffen gegenüber — Haß, Vorurteilen oder unüberwindlichen Gegensätzen irgendwelcher Art. Fast kommt es einem dann so vor, als wäre man in die biblischen Zeiten der Verfolgung zurückversetzt worden, in die Zeit der Löwengruben und Feueröfen.

Zu solchen Zeiten müssen wir uns der Lage gewachsen zeigen und den Mut eines modernen Daniels oder Schadrachs haben.

Inmitten solcher Herausforderungen können wir denn auch die Unterstützung zweier mächtiger Helfer in Anspruch nehmen — Michael und Gabriel. Michael kennzeichnet die „geistige Stärke“, er „kämpft die heiligen Kriege“, und Gabriel drückt die sanfte Gegenwart der Liebe aus. In Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy wird erklärt, wie sie helfen können.

„Das Alte Testament weist den Engeln, den göttlichen Botschaften Gottes, verschiedene Ämter an. Das Kennzeichen Michaels ist geistige Stärke. Er führt die himmlischen Heerscharen gegen die Macht der Sünde, gegen den Satan, und kämpft die heiligen Kriege. Gabriel hat die friedlichere Aufgabe, ein Gefühl von der Immergegenwärtigkeit der dienenden Liebe mitzuteilen. Diese Engel erlösen uns aus den Tiefen. Wahrheit und Liebe kommen uns näher in der Stunde der Trübsal, wenn starker Glaube oder geistige Stärke durch das Verständnis von Gott ringt und obsiegt. Für den Gabriel Seiner Gegenwart gibt es keinen Streit. Für die unendliche, immergegenwärtige Liebe ist alles Liebe, und es gibt keinen Irrtum, keine Sünde, keine Krankheit und keinen Tod.“

Wenn wir Michael und Gabriel als die „göttlichen Botschaften Gottes“ verstehen, wie Mrs. Eddy sie beschrieben hat, erkennen wir, daß die „Gabriel-Gegenwart“ bei Daniel in der Löwengrube war und ihn veranlaßte, die Löwen zu lieben. Diese Botschaft der immergegenwärtigen Liebe Gottes hielt ihnen buchstäblich den Rachen zu. Daniel reagierte nicht auf sie, er haßte sie auch nicht. Wenn er das getan hätte, wäre die Geschichte vielleicht anders ausgegangen.

Die „Gabriel-Gegenwart“ war mitten im glühenden Ofen bei den Hebräern, so daß sie die Erscheinung des „vierten Mannes“ sehen konnten, der zusammen mit Schadrach, Meschach und Abed-Nego durch diese Prüfung ging — manche Bibelkommentatoren sprechen in ihrer Auslegung diese Stelle von einem Engel.

Die Eigenschaften Michaels begleiteten Mose, als er den Hof des Pharaoh betrat und forderte: „Laß mein Volk ziehen.“ Und Gabriel tröstete ihn liebevoll in der Wüste, als sich das Volk gegen ihn wandte.

Die Engelsbotschaften, für die Michael und Gabriel stehen, waren bestimmt in Jesu Grab gegenwärtig, sie stärkten ihn und führten ihn zur Auferstehung.

Auch wir können heute die Gegenwart und Macht dieser stärkenden, geistigen Intuitionen auf greifbare Weise von neuem erleben. Warum erscheint denn der Christus immer dann, wenn wir in Schwierigkeiten sind? Weil die Schwierigkeiten ein Widerspruch zu dem schon gegenwärtigen Christus sind. Es gäbe keine Lüge, wenn nicht zuerst die Wahrheit da wäre.

In solchen Situationen ist es wichtig, auf unsere Gedanken aufzupassen. Aus dem Verhalten des Jüngers Petrus bei der Kreuzigung können wir Hilfreiches lernen. Petrus ließ seine Gedanken in diesen entscheidenden Augenblicken unbeaufsichtigt, und man könnte sagen, daß sein Handeln von vier irrigen Bewußtseinszuztanden beherrscht wurde. Obwohl er Jesus innig liebte und ihm treu sein wollte, ließ er sich zum Werkzeug übler Einflüsterungen machen.

Erstens: Als er im Garten Gethsemane Wache halten sollte, wurden seine Gedanken träge und schläfrig — teilnahmslos gegenüber den großen Ereignissen, die sich dort zutrugen.

Zweitens: Als er dann aufwachte und sah, was geschah, hieb er dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr ab. Er schlug zurück und reagierte mit Ärger, Groll und selbstrechtfertigung.

Drittens: Als er Jesus dann hätte unterstützen können, verleugnete er den Christus. Er wollte sich da heraushalten. Er Wollte sich nicht zu der Sache bekennen, die er liebte. Aus Furcht blieb er am Rande stehen und war nicht bereit, Stellung zu beziehen.

Viertens: Das Endergebnis davon war schließlich, daß er zu seinen Netzen zurückkehrte, zum Fischen. Er akzeptierte die Suggestion, daß er versagt hatte — er verlor seine Vision, seine Richtung und seine Inspiration. Er kehrte auf alte Pfade zurück, zu vertrautem menschlichen Verhalten, anstatt mutig mit Inspiration und geistiger Überzeugung voranzuschreiten. Er steckte seinen Kopf gedanklich in den Sand der Vertrautheit mit dem Materialismus.

Heute genauso wie zu Petrus' Zeiten täuschen die vier Suggestionen des fleischlichen Gemüts — Apathie, Reaktion, Nichtbekennen, Inspirationsverlust — das ungeschützte Denken. Aber Michaels Stärke und Gabriels liebevolles Mitgefühl, lösen, wenn sie im Denken gehegt werden, diese Irrtümer auf und vernichten sie.

Jesus stand alleine da mit Gott, beschützte und bewachte die Welt. Könnte man nicht sagen, daß wir in der heutigen Zeit dazu aufgerufen sind, seinem Beispiel zu folgen? Mit Michael und Gabriel haben auch wir das Vorrecht, über unserer Welt Wache zu halten. Wir haben die heilige Pflicht, zu beten und zu beweisen, daß das Böse, in welcher Form es auch immer erscheint, unsere Rechte oder die unserer Mitmenschen nicht verschlingen kann. Unsere Führerin, Mrs. Eddy, schreibt: „Widerstrebend sehe ich voraus, daß unserem Volk große Gefahren drohen: Imperialismus, Monopolisierung und ein schlaffes Religionswesen“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes).

Nur eine noch tiefere, größere, stärkere Liebe kann unseren individuellen und kollektiven Herausforderungen begegnen. Und das ist keine bloß gefühlsmäßige menschliche Liebe zu anderen Sterblichen. Es ist das Erkennen der „Immergegenwärtigkeit der dienenden Liebe“, der Liebe, die Gott ist. Es ist der „Gabriel Seiner Gegenwart“, für den es „keinen Streit gibt“. Es offenbart uns, daß alle geliebt werden, daß alle liebevoll und liebenswert sind. Dies ist die Liebe, die sagt: „Laßt uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“ Dies ist die Liebe, die sagt: „Lasset Uns (das göttliche Ich oder Uns) den Menschen machen, den Menschen sehen, den Menschen kennen ...“ Sie entwaffnet den anklagenden Finger, der ein „Du“ als Feind identifiziert, indem sie alle vom Standpunkt des göttlichen „Uns“ aus sieht.

Dies ist wahrhaftig die allerhöchste Form des Christentums. Es ist die Liebe, die durch Liebe widergespiegelt wird. Diese Liebe breitet sich in immer weiter werdenden Kreisen aus; sie beginnt in der Familie, breitet sich zu den Nachbarn aus, erweitert sich auf die Gemeinde und umfaßt in ihrer unendlichen Aufnahmefähigkeit die ganze Welt. Diese Liebe betrachtet niemand als einem Fremden. Sie schließt ihre Feinde ein. Tatsächlich lassen sich Feinde nur zerstören, wenn man sie so liebt, daß sie zu Freunden werden.

Liebe kennzeichnet wahres Christentum. In der Urkirche erkannte man die Nachfolger Jesu an ihrer Liebe. Sie waren eine Gemeinschaft von Menschen, die liebten — sie liebten einander und die Welt. Jesus versicherte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ — sieht die göttliche Liebe. Auch wir können dafür beten, daß wir Gottes Liebe deutlicher sichtbar werden lassen. Es liegt in der Natur des Menschen zu lieben, denn sein eigentliches Wesen ist von Gott geschaffen, von Liebe.

Manchmal hilft es uns, wenn wir uns folgende Frage stellen: „Wenn die Menschen nur durch mich allein etwas über Gott erfahren könnten, würden sie an meinem Beispiel erkennen, daß Gott Liebe ist?“ Die Liebe ist in der Tat der Befreier. Sie ist der Kernpunkt des Heilens, des Lehrens und des Lebens. Damit ein einzelner leben kann, muß er lieben; soll eine Bewegung leben, muß sie lieben — wenn sie nicht liebt, stirbt sie.

Erinnern Sie sich an die Begebenheit aus der Bibel, als Jesus und seine Jünger sich auf einem Schiff befanden, und „es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, so daß das Boot schon voll wurde“? Jesus, so wird uns in der Bibel erzählt, schlief. In ihrer Angst weckten ihn die Jünger. „Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zum Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.“

Als ich kürzlich diesen Abschnitt las, kam mir folgende Frage in den Sinn: „Wer in diesem Boot schlief eigentlich?“ War es Jesus, oder waren es die Jünger? Eigentlich schliefen doch die Jünger und träumten, sie befänden sich in der vom Sturm gebeutelten Materie, sie seien den materiellen Elementen und Gewalten ausgesetzt, hin und her geschleudert von den Winden aggressiver Suggestionen.

Jesus andererseits war ständig hellwach, war sich ständig der Wahrheit des Seins bewußt — daß der Mensch nicht materiell ist, daß er niemals äußeren Kräften ausgeliefert ist, daß er niemals dem sterblichen Gesetz unterliegt. Er weckte die Jünger zu diesem Bewußtsein auf — damit sie sein Universum des Friedens ohne Leid und Plage erlebten. Er nahm sie buchstäblich aus dem Gerichtssaal der Materie heraus — aus der Auffassung der materiellen Sinne — und versetzte sie in den Gerichtssaal des Geistes, wo die Beweise, das Urteil und der Ausgang Frieden waren.

Die Bibel berichtet, daß „noch andere Boote bei ihm“ waren. Jesu Mission galt jedem von uns und auch der ganzen Menschheit. „Der Zweck seines großen Lebenswerks erstreckt sich auf alle Zeiten und umfaßt die ganze Menschheit“, erklärt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit. „Das Prinzip desselben ist unendlich und reicht über die Grenzen einer einzigen Periode oder einer beschränkten Anzahl von Nachfolgern hinaus.“ Den anderen kleinen Booten auf diesem Meer ist vielleicht nie bewußt geworden, wie es zu ihrer Freiheit und zu ihrem Frieden gekommen war, aber sie waren in die nicht abgegrenzte Demonstration Jesu eingeschlossen.

Durch die Christliche Wissenschaft haben wir heute das Vorrecht, Zeugen für den Christus zu sein und damit die Menschheit aufzuwecken, ihr die Gegenwart und den Frieden des Reiches Gottes bewußtzumachen; die Tatsache, daß der Mensch von Gott, der göttlichen Liebe, geliebt wird, daß er in der Arche der Wahrheit sicher ist und nicht im Materialismus hin und her geworfen wird und den Winden der Intoleranz, des Mißverständnisses und des Hasses ausgesetzt ist. Wachsamkeit in diesem Sinne wird nicht nur unser Schiff — unsere Kirche — segnen, sondern auch alle anderen, die mit uns das Meer des Lebens befahren.

Dieser Tag und die kommenden Tage sind voller Segnungen. Die Löwengruben, die Feueröfen und die Stürme auf dem Meer sind Gelegenheiten, die Gegenwart der geistigen Stärke Michaels und der dienenden Liebe Gabriels in uns zu nähren und zu fühlen.

Wir können auftreten mit dem Vorrecht, Wache zu halten und unsere Welt zu beschützen, ohne auf die Tricks hereinzufallen, die Petrus verleiteten. Wenn wir wach bleiben und nicht reagieren oder zurückschlagen, können wir zu der Sache stehen und unsere Vision und Inspiration ungeachtet des Augenscheins des materiellen Sinnes bewahren.

Und darüber hinaus ist es doch wunderbar zu wissen, daß es unserem Wesen entspricht zu lieben — zu fühlen, wie sehr Gott uns liebt, wie sehr Er Seine ganze Schöpfung liebt, wieviel Liebe wir als Sein Ausdruck zu geben haben, wieviel Liebe wir als Sein geliebtes Kind empfangen können.

Michael und Gabriel sind überall tätig. Kein Ort begrenzt ihre Tätigkeit. Sie sind in Gerichtssälen, in Abgeordnetenhäusern, in Rathäusern und in Anwaltsbüros ebenso tätig wie in unserer Kirche. Sie verleihen geistige Stärke, um die heiligen Kriege zu kämpfen, und behustame, dienende Liebe, um uns zu beruhigen und aufrechtzuerhalten. Ihre Botschaft kann von jedem lauschenden Ohr gehört werden.


Während [meine Übersetzung der Evangelien] fortschritt, geschah es, daß die Gestalt Jesu mir immer deutlicher vor Augen trat, und zwar in gewisser Hinsicht ganz anders, als ich es erwartet hatte. Natürlich besaß ich einen großen Respekt und tiefe Ehrfurcht vor dem konventionellen Jesus Christus, dem die Kirche dient. Aber ich war durchaus nicht vorbereitet auf den unkonventionellen Menschen, den die Evangelien ohne Umschweife enthüllten. Niemand hätte eine solche Persönlichkeit erfinden können. Das war kein Theaterheld, den die Phantasie der Verehrer und Bewunderer hervorgebracht hat. „Dieser Mensch Jesus“, mit so knappen Worten beschrieben, wirkte echt, manchmal bestürzend echt. Ich begann nun zu begreifen, warum die offiziellen Vertreter der Religion ihn damals um jeden Preis loswerden wollten. Er bedeutete nämlich das radikale Ende allen Stolzes, Prunks und bloßen Scheins.

Aus Kräftig Wort von Gottes Geist: Erfahrungen eines Bibelübersetzers von J. B. Phillips, © 1968 J. G. Oncken Verlag Kassel. Nachdruck mit Genehmigung.

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