In Dem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes beschreibt Mrs. Eddy Gott als den „Geber alles Guten“. Was für einen reichen Segen schließen diese Worte in sich! Durch Gebet können wir, unsere Angehörigen, unsere Kirche und unsere Mitmenschen dieses unbegrenzte Gute von Gott im täglichen Leben erhalten.
Manchmal jedoch nehmen wir irrigerweise an, wir persönlich seien die eigentlichen Geber und meistens erhielten die anderen etwas von uns. Das mag auf menschlichen Willen, Selbstgerechtigkeit oder Selbstzufriedenheit zurückzuführen sein, und es scheint eine unsichtbare Schranke zu errichten, die das Gute, das wir zu tun beabsichtigen, vereiteln könnte. Die Beseitigung solcher Schranken erfordert Demut, und wenn sie beseitigt werden, tritt Heilung ein.
Veranschaulichen wir doch einmal an einigen Problemen in der Kirche, wie dies möglich ist. Gibt es zum Beispiel in Ihrer Kirche Besucher, die während der Gottesdienste, die die Leser mit so viel Einsatz vorbereitet haben, oft vor sich hin dösen? Gibt es junge Sonntagsschüler, die unruhig sind und nicht aufpassen? Und wie steht es in Ihrer Stadt mit all den Menschen, die so viele Probleme haben, aber den Weg in Ihren Leseraum nicht finden, wo Sie doch dort so viel zu bieten haben?
Wenden wir uns zunächst dem ersten Problem zu. Wenn zum Beispiel die Ansicht besteht, daß die Leser diejenigen seien, die den Gottesdienst darbieten, während die Besucher das Dargebotene aufnehmen, dann ist sozusagen eine Lücke zu überbrücken — eine die Inspiration hindernde Schranke, die zugleich Langeweile, Kritik und Schläfrigkeit ins Denken einzulassen scheint. Rührt das nicht von der falschen Annahme her, daß menschliche Leser die Inspirationsvermittler seien, wo doch Gott, Seele, die Quelle der Inspiration ist? Es ist also besser, wir erkennen, daß der Segen jedes Gottesdienstes unmittelbar von Gott kommt; und dessen Eigenschaften drückt jeder von uns aus — ob wir Leser oder Besucher sind.
Das Verständnis, daß Gott die Quelle alles Guten ist, half einem Kirchenmitglied, das gerade zur Ersten Leserin gewählt worden war. Da sie eine zarte Stimme hatte, machte sie sich Sorgen, daß sie in den hinteren Reihen der ziemlich großen Kirche, in der es keine Lautsprecheranlage gab, nicht gehört werden könnte. Als sie erkannte, daß nicht sie persönlich die Botschaft vermittelte, sondern daß Gottes Christus unmittelbar zu jedem in der Gemeinde spricht, verlor sie ihre Furcht. Und man konnte ihre Stimme in der ganzen Kirche klar hören.
„Der gegenseitige Verkehr vollzieht sich stets von Gott aus zu Seiner Idee, dem Menschen“, heißt es in Wissenschaft und Gesundheit. Da Leser und Besucher diese geistige Tätigkeit des Gemüts widerspiegeln, empfangen sie die göttliche Botschaft gemeinsam. Wenn wir auf diese Weise eine Schranke aufheben, öffnen wir den Weg zu wahrem geistigem Wachstum, und das zeigt sich dann in besserem Lesen und besserer Beteiligung seitens der Gemeinde. Die Gottesdienste werden so wahrlich inspirierend sein.
Räumen wir noch ein anderes Hindernis aus dem Weg! Angenommen, die Lehrer in der Sonntagsschule denken, daß sie diejenigen seien, die etwas lehren, während die Schüler es aufnehmen. Das ist ein Hindernis, das den Strom von Ideen begrenzen und zu Unaufmerksamkeit, ungehörigem Benehmen, unregelmäßigem Besuch oder sogar sinkenden Schülerzahlen führen kann. Warum? Weil es von der Vorstellung ausgeht, das Lehren geschehe durch fehlbare menschliche Wesen, und so kann es denn sein, daß das Bedürfnis nach rechten Ideen nicht gestillt wird.
Wieviel besser ist es, wenn die Lehrer demütig sich und die Schüler als diejenigen erkennen, die diese Ideen von dem immer im Bewußtsein tätigen Christus, der Wahrheit, empfangen. „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“, sagte Christus Jesus. Was für einen unbegrenzten Strom von Ideen muß die gebeterfüllte Hingabe an den Christus bringen! Inspirierter Unterricht und geistiges Wachstum werden die Folge sein — für den Lehrer wie für die Schüler.
Wie steht es mit der mentalen Schranke zwischen Jugend und Alter? Wenn wir sie im Denken bestehen lassen, könnte sie junge Menschen von unseren Kirchen und Sonntagsschulen fernhalten. Ältere Menschen könnten durch sie Mangel an Freude, Frische und Flexibilität empfinden. Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft gibt uns eine geistige Grundlage für unser Gebet zu diesem Thema. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „In der Wissenschaft ist der Mensch weder jung noch alt.“ Wenn wir diese geistige Tatsache wirklich anerkennen, ist eine weitere Schranke beseitigt. Wir erfassen, daß wir alle die Kinder unseres Vater-Mutter Gottes sind, und wir schätzen das kindliche Denken eines jeden einzelnen, uns eingeschlossen. Das kommt dann in großem geistigem Wachstum für uns, unsere Kirche und unsere Sonntagsschule zum Ausdruck.
Meinen Leseraummitarbeiter, sie seien es, die den Menschen in ihrer Stadt die Wahrheit geben könnten, wollten sie doch nur in den Leseraum kommen, um die Wahrheit zu empfangen? Diese Einstellung könnte den Menschen geradezu den Zugang versperren. Wir können diese Schranke aus dem Weg räumen, indem wir wissen, daß sowohl die Mitarbeiter im Leseraum wie auch alle Menschen in der Stadt das Gute empfangen, das die göttliche Liebe reichlich austeilt. Da jeder einzelne geistig ist, ist er bereits vollständig und besitzt alles, was er braucht — auch das Verständnis von Christus, Wahrheit. Wenn wir die geistigen Tatsachen auf diese Weise anerkennen, lieben wir unsere Mitmenschen wirklich. Dies kann den Weg dafür öffnen, daß diese Tatsachen in unserem und dem Leben anderer sichtbar werden. Und es kann mehr Besucher in den Leseraum bringen.
Glauben wir ferner, daß unsere Kirche einen Vortrag „gibt“ und die Menschen in unserer Stadt ihn empfangen? Das ist eine weitere Schranke, die uns davon abhält, die Früchte unserer Vortragsvorbereitung zu sehen. Beseitigen wir doch diese Schranke durch unser Wissen, daß Gott „der Geber alles Guten“ ist und daß wir, zusammen mit unserer Stadt und all ihren Bürgern, den Segen empfangen, der in der Botschaft des Vortrags enthalten ist.
Niemand möchte in der Kirche Hindernisse für neue Besucher aufrichten. Aber es ist so einfach, uns für bevorrechtigt zu halten, weil wir die Christliche Wissenschaft haben, und anzunehmen, daß die neuen Besucher zu uns gekommen sind, um sie von uns zu empfangen. Das errichtet natürlich eine mentale Barriere. Reißen wir sie doch nieder, indem wir uns vor Augen führen, daß wir alle Gottes vollkommene Ideen sind, ob wir nun Christliche Wissenschafter sind oder nicht. Bringen wir doch jedem herzliche Liebe entgegen und heißen alle aufrichtig willkommen, selbst wenn sie nicht so gekleidet sind oder so sprechen wie wir oder wenn ihr Benehmen in der Kirche nicht so ist, wie wir es erwarten. Was auch immer ihre menschliche Eigenart sein mag, achten wir darauf, daß die Atmosphäre in unserer Kirche so herzlich und liebevoll ist, daß die Schranken dahinschmelzen. Jeder, der zu einem Gottesdienst kommt, wird sich dann zu Christus, Wahrheit, hingezogen fühlen, willkommen geheißen von denen, die dieselbe Anziehungskraft spüren.
Das Beseitigen von Schranken kann auch zu besserer Heilarbeit führen. Wenn wir in unserem Leben die Wahrheit anwenden, sind wir Ausüber der Christlichen Wissenschaft, ob wir nun im Christian Science Journal und Herold der Christlichen Wissenschaft eingetragen sind oder nicht. Wir dürfen keinesfalls in den Fehler verfallen zu glauben, wir seien persönliche Heiler, die eine behandlung geben, während der Patient jemand sei, der sie von uns erhält. Dies würde eine falsche mentale Schranke aufrichten, die die Heilung verhindert.
Wir müssen immer demütig bleiben und daran denken, daß Gott die wahre Quelle des Heilens ist. Der heilende Einfluß des Gemüts kommt direkt zum Ausüber wie zum Patienten. Daher ist eine Behandlung für jeden spontan, göttlich veranlaßt und vollständig.
Schranken werden beseitigt, wenn wir Demut zum Ausdruck bringen und für Gottes Führung empfänglich sind, wenn wir mit Gott Gemeinschaft haben und uns bewußt werden, daß jeder einzelne — und das schließt uns ein — in Wahrheit für immer eins mit Ihm ist, und wenn wir Ihn als die Quelle alles Guten für uns und jedermann anerkennen. Dies öffnet den Weg für wahres geistiges Wachstum.
Wie Christus Jesus können auch wir in allem, was wir tun, Demut walten lassen. Die Ergebnisse werden wunderbar sein.
