Persönliche Leistungen Werden in der Öffentlichkeit heute oft glorifiziert dargestellt. Man hört und liest anscheinend gern etwas über andere, die, mit irgendwelchen für notwendig erachteten Mitteln, viel Geld verdient und es in ihrem Beruf an die Spitze geschafft haben. Die Schattenseite: Viele, die durch skrupellose Firmenaufkäufe in den achtziger Jahren riesige Vermögen angehäuft haben, sind Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden; sie sind überschuldet, ihre Firmen bankrott. Andere durch die Medien bekannte Persönlichkeiten sind von ihrer Höhe herabgestürzt; wegen illegaler Geschäfte droht ihnen eine Gefängnisstrafe.
Kürzlich fiel mir ein Buch mit Äsops Fabeln in die Hände, das ich als Kind gern gelesen hatte. Als ich es nun durchblätterte, stieß ich auf eine Lieblingsfabel, deren Moral, so scheint mir, heute nicht aktueller sein könnte. Es geht darin um eine Öllampe, die mit heller und steter Flamme brannte. Doch bald schwoll sie vor Stolz an und brüstete sich damit, daß sie heller strahle als die Sonne. Gerade in dem Augenblick blies ein leichter Windstoß sie aus. Jemand zündete sie wieder an und sagte: „Brenne du man nur, und kümmere dich nicht um die Sonne. Weißt du, selbst die Sterne müssen nie angezündet werden, so wie es gerade bei dir notwendig wurde.” „The Lamp”, Esop's Fables (London: William Heinemann, 1912), S. 49.
Die Moral dieser Fabel für uns heute: Eigendünkel und Stolz können unser Lebenswerk leicht untergraben, wenn Selbstverherrlichung das Motiv unseres Handelns ist. Persönliche Leistung ist dem Zufall und dem Scheitern unterworfen, sofern wir nicht etwas von der Unwandelbarkeit des Guten begreifen, das seinen Ursprung in Gott hat.
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