Viele Menschen Suchen Befreiung von Schmerzen. Sie hoffen, daß ihrer Heilung Frieden folgt. Nicht ungewöhnlich ist der verzweifelte Stoßseufzer: „Wenn doch bloß diese Schmerzen aufhören würden, dann hätte ich Frieden."
Wenn wir jemanden kennen, der mit solchem Problem konfrontiert wird, ist es nur natürlich, daß wir uns an Gott um Hilfe wenden und miterleben wollen, daß die göttliche Liebe mit ihrem Trost und ihrer starken Macht ihr Werk tut. Als ich selbst einmal mit solch einem Zustand zu tun hatte, wurde mir klar, daß ich nicht einfach warten konnte, bis die Schmerzen aufhörten, ehe ich den ersehnten Frieden fand.
Ich erkannte: Wir täuschen uns, wenn wir glauben, bestimmte menschliche oder physische Umstände müßten sich ändern, bevor wir den nötigen Frieden erlangen können. Dieser Täuschung können wir mit aller Macht entgegentreten und sie überwinden.
Die erste Lektion auf diesem Wege lernte ich eines Nachts, als ich durch anhaltende, immer stärker werdende Schmerzen wach wurde.
Für den nächsten Tag hatte ich ein größeres Vorhaben geplant, an dem mehrere andere beteiligt waren, und ich machte mir Sorgen deswegen. Doch als ich betete, um Gottes Gesetz der Heilung zu verstehen und darauf anzusprechen, merkte ich, daß diese Unruhe in mir hinsichtlich der Arbeit am nächsten Tag zugleich auf etwas Größeres hindeutete, nämlich Zweifel an Gottes Allmacht. Das war für mich der Wendepunkt.
In Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy fand ich eine Stelle über die umwandelnde Wirkung der göttlichen Liebe und wahren geistigen Friedens auf Gemüt und Körper: „Das arme, leidende Herz bedarf seiner rechtmäßigen Nahrung wie Frieden, Geduld in Trübsal und einen unschätzbaren Sinn von des lieben Vaters liebevoller Freundlichkeit.“ Diese Liebe erlöst; sie errettet uns vom Bösen. Darin liegt ihre Verheißung und ihre Macht. Aus menschlicher Sicht könnte man sogar sagen: Sie kommt zu uns, gerade wenn wir sie am meisten brauchen, obwohl die göttliche Liebe ja immer gegenwärtig ist.
Als ich erkannte, daß Gottes Liebe unmittelbar wirkt — daß kein menschlicher Umstand diese Liebe aus unserem Leben ausschließen kann —, durchströmte mich ein Frieden, der mehr war als nur ein passives Warten auf rein äußerliche Veränderungen. Wie trostreich das war! Diese Ruhe, die ich jetzt geistig verstand, ließ die hartnäckigen Schmerzen abklingen. Alle Körperfunktionen waren wieder normal. Und wieviel Liebe und Barmherzigkeit erfüllten mich! Nicht nur die Liebe, die mich wiederhergestellt hatte, sondern Liebe, die auch andere mit einschloß.
Der Frieden, der mir Heilung brachte, war nicht einfach Frieden oder Harmonie im menschlichen Denken; es war geistiger Frieden vom göttlichen Gemüt. Die geistige Intelligenz, die den Zweifel an Gottes Allmacht aufgedeckt hatte, hatte mir zugleich auch die Erkenntnis von der Gegenwart und Macht der Wahrheit gegeben. Der Frieden des Gemüts (des göttlichen Gemüts) war dem Verschwinden der Schmerzen vorausgegangen.
Frieden ist eigentlich kein materieller Zustand, noch ist er abhängig von materiellen Umständen. In Wahrheit ist er eine geistige Idee des einen unendlichen, vollkommenen Gemüts, die sich im individuellen Bewußtsein entfaltet und dadurch die allgemeinen Tätigkeiten und körperlichen Funktionen harmonisch macht. Man könnte sagen: Schmerzen gewinnen ihre Stärke aus der Annahme, daß das sterbliche Gemüt wirklich sei — aus dem Glauben an ein Leben und Dasein, getrennt von Gott und Seiner Herrschaft. Dieser Glaube gibt uns das Gefühl der Verletzlichkeit und Hilflosigkeit. Jeder kann Frieden finden durch Gebet und durch ein wachsendes Verständnis vom geistigen Sein des Menschen.
Gefühlsregungen und Schmerzen
Wir zerstören zwar Schmerzen, wenn wir den wahren Frieden im Denken aufrichten, doch mag der Hinweis hilfreich sein, daß das Wort Schmerz auch Trauer, Kummer bedeutet (wenn man zum Beispiel sagt: „Es bekümmert mich — es schmerzt mich —, daß ich dir sagen muß, was geschehen ist“). Es kann also auch seelische Qualen beinhalten. Bisweilen beschreibt der Begriff das Leiden buchstäblich wie auch im übertragenen Sinne: wenn nämlich Kummer, Furcht oder Groll den physischen Schmerz ausgelöst haben. Da heilendes Gebet jedoch geistiger Natur ist, können wir Kummer und Schmerzen entgegentreten, indem wir sie als etwas Mentales und Vergängliches sehen, nicht als etwas Materielles und Unumstößliches. Sie fallen in den Bereich der Annahmen des menschlichen oder sterblichen Gemüts und gelten nicht für das geistige Sein.
Um zu erkennen, daß Schmerzen und Krankheit von Natur aus mental sind, müssen wir das Zeugnis der materiellen Sinne — einschließlich der Symptome und Beschwerden, die mit der Krankheit verbunden werden — in Frage stellen. Was wir mit den Augen sehen, mit den Ohren hören oder mit der Hand berühren, ist veränderlich; ebenso kann sündiges oder furchterfülltes Denken umgewandelt werden und sich Gottes Macht und Gnade ergeben.
Indem wir uns dem göttlichen Gemüt zuwenden, vergeistigen wir das Denken und bemühen uns, die Gesundheit, den Frieden, die Reinheit und Stärke des Menschen als Ebenbild Gottes, des Gemüts, zu demonstrieren. Christus Jesus sagte über den Tröster, die göttliche Wissenschaft, durch die wir Frieden und Heilung erlangen: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Den Pantheismus verneinen
Ein Irrtum, der oft verbunden ist mit der aggressiven Suggestion, daß Gefühle Schmerzen hervorrufen können, ist die Überzeugung der Welt, daß Leben und Intelligenz letztendlich in und von der Materie sind und daß Schmerzen und andere Empfindungen daher im Fleisch sind. Die materiellen Sinne behaupten: „Mein Bein tut weh, und ich kann es beweisen. Hier ist die Wunde!“ Doch der Christliche Wissenschafter geht ganz anders an das menschliche Bedürfnis heran. Wenn wir bis zu einem gewissen Grad verstehen lernen, daß Gott, das Gute, das einzige wahre Gemüt ist, daß Leben nicht im Fleisch ist, sondern vom geistigen Menschen widergespiegelt wird, werden wir geistig so erhoben, daß wir Gottes Gegenwart und Macht spüren. Das Verständnis, daß Gott das reine Gemüt ist, neutralisiert den irrtümlichen Glauben an empfindende Materie. Frieden wird zum Gegenmittel gegen Schmerzen, und ein freudiges Bewußtsein von Gesundheit und Wohlbefinden stellt sich ein.
In dem Maße, wie das Bewußtsein des einzelnen mit der tiefen und liebevollen Anerkennung gottgegebenen Friedens erfüllt ist, wird er in der Lage sein, sich von Schmerzen zu befreien. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit folgendes über diese göttliche Tatsache: „Die Sinne des Geistes sind ohne Schmerz und haben immerdar Frieden.“ Diese „Sinne“ spiegeln sich im Menschen, dem Bild und Gleichnis Gottes, wider, und hier und jetzt können wir diese geistige Erkenntnis über Gottes Schöpfung an uns verwirklicht sehen. Wir müssen nicht auf das Ende des Irrtums warten, um Gottes Liebe zu spüren und zu erkennen. Menschliche Umstände werden niemals die Weisungen des göttlichen Gemüts hinauszögern. Der Frieden Gottes ist jetzt für uns ergreifbar.
