Ich War Selbst überrascht, als ich mich zu einer Freundin sagen hörte: „Mein Leben ist die reinste Hölle!“ Meine Schwierigkeiten waren nicht weltbewegend, aber eine gewisse Mutlosigkeit und das Gefühl, daß es mit mir bergab ging, hatten mich zu dieser Wehklage veranlaßt.
Es besteht ein großer Unterschied, ob man durch schwere Zeiten hindurchgeht und sie schließlich hinter sich läßt oder ob man in ihnen bleibt. Kaum hatte ich diese Worte zu meiner Freundin gesprochen, da kam mir ein Vers aus dem 23. Psalm in den Sinn, den ich schon immer besonders gern hatte. „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.“
Schon öfters hatte ich Freunde, die einen lieben Menschen verloren hatten, an diesen Gedanken aus der Bibel erinnert. Ich erwähnte das finstere Tal und setzte dann immer zuversichtlich und ehrfürchtig hinzu: „Gehe hindurch; bleibe nicht dort!“ Nun mußte ich meinen eigenen Rat beherzigen!
In Wissenschaft und Gesundheit legt Mrs. Eddy das so vertraute Wort Hölle aus der Sicht der Christlichen Wissenschaft aus. Sie beschreibt Hölle als „sterbliche Annahme; Irrtum; Wollust; Gewissensbisse; Haß; Rache; Sünde; Krankheit; Tod; Leiden und Selbstzerstörung; selbstauferlegte Qual; Wirkungen der Sünde; das, was ,da Greuel tut und Lüge' “.
Den Lehren der Christlichen Wissenschaft gemäß sollen wir durch etwas Böses hindurchgehen oder über es hinwegschreiten und uns nicht darin verfangen. Wir brauchen also keine Gefangenen des Bösen zu bleiben. Wir können uns aus dem Bösen „herausbeten“. Ja, wir können es sogar zerstören.
Einfach ausgedrückt, könnte man sagen, daß wir uns das Leben zur Hölle machen, wenn wir an falschen Annahmen über eine von Gott getrennte Macht festhalten. Wollust zum Beispiel will uns glauben machen, Sünde habe mehr Macht als Gott. Krankheit versucht uns einzureden, Leiden könne mächtiger sein als die Gottheit. Um diese und andere Annahmen zu überwinden, halten wir uns vor Augen, daß wir als Gottes geistige Kinder eins mit Ihm sind.
Immer wieder hat mich die Bibelstelle „Und er machte sie gesund“ an die Heilkraft Christi Jesu erinnert. Unser Meister sah sich Krankheit, Sünde und Tod gegenüber. Aber dadurch, daß er diese Übel standhaft umkehrte und nur einen Gott, ein Prinzip, das einzige Gemüt, anerkannte, befreite er die Hilfsbedürftigen aus ihrer Not. Er erlöste sie von der Disharmonie, die sie erlebten. Er heilte sie.
Eine Christliche Wissenschafterin brauchte eines Morgens Heilung von einem auffälligen Hautausschlag. Ihr Mann, der kein Christlicher Wissenschafter war, hatte ihr sozusagen ein Ultimatum gestellt: „Wenn diese Sache bis Montag nicht besser ist, solltest du wirklich zum Arzt gehen.“ Als ernsthafte Christliche Wissenschafterin wußte sie, daß Christus, Wahrheit, sie ebenso heilen konnte, wie er zu Jesu Zeiten Menschen geheilt hatte. Sie betete um die Erkenntnis, daß das eine Gemüt, der eine Gott und kein anderer, gegenwärtig war. Dieses Gebet half ihr, ein reineres und friedvolleres Verständnis ihres völlig geistigen Wesens als Gottes Kind zu erlangen. Der Ausschlag klang ab, und am Montag war die Heilung vollständig. Sie hatte aufrichtig gebetet, um nur einen Gott, eine Macht, in ihrem Leben am Wirken zu sehen, und das brachte Harmonie.
Durch Gebet können wir alle von Furcht, Entmutigung und anderen Nöten frei werden. Dazu brauchen wir ein tieferes Verständnis unserer Geistigkeit, einer Geistigkeit, die gänzlich unabhängig von der Materialität ist. Wenn wir uns aus materieller Sicht betrachten, könnten wir uns bei Gedanken ertappen wie: „Ich komme in die Jahre“, „Warum mußte mir das passieren?“ oder: „Was nun noch!“ Derartige Gedanken können überwunden werden durch konsequentes Gebet, in dem wir unsere Untrennbarkeit von Gott anerkennen.
Etwas, was mir geholfen hat, ist, mich aus Schwierigkeiten „herauszulieben“. Gottes Liebe erlöst uns von Kämpfen jeglicher Art, und indem wir uns bemühen, mehr von dieser auf Gott gegründeten Liebe zum Ausdruck zu bringen, beginnen wir, durch das Tal unserer Nöte hindurchzugehen, anstatt darin zu bleiben.
Von Liebe inspiriertes Gebet läßt uns Gottes Gegenwart in unserem Leben spüren. Auf jeden Fall hat Gebet mir geholfen, den erwähnten Problemen die Stirn zu bieten. Ich dachte voller Freude an ein vertrautes Lied aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, in dem es heißt: „Der freie Schritt und Atemzug / Dem Aug' stets größren Ausblick beut.“ Ich erkannte, daß ich niemals mit jemand anders oder wegen eines anderen ein Problem durchmachte. Meine Erfahrung war individuell, sie wurde allein von Gott beeinflußt. Hindurchzugehen und mich hindurchzubeten bedeutete nicht unbedingt, daß eine andere Person mit hindurchging. Es war auch keineswegs sinnvoll, mich in die Erfahrung anderer einzuschalten. Durch diese Argumentation fühlte ich mich weniger belastet. Mir schien, ich hatte einen „freieren Schritt“ und einen „größren Ausblick“. Gebet befreit.
Ich hielt an der Tatsache fest, daß Gottes Kind in Wirklichkeit niemals jung ist oder altert, sondern jederzeit vollkommen geistig ist; ich fühlte mich erhoben, befreit vom Glauben an einen materiellen Alterungsprozeß.
Wissenschaft und Gesundheit macht uns klar, wie wichtig es ist, uns für Geistigkeit zu entscheiden. Es heißt dort: „Der Sünder schafft sich selbst seine Hölle durch Unrechttun und der Heilige seinen Himmel durch Rechttun.“ Ich sagte mir: „Ich habe die Wahl, und ich werde mich für die Freiheit des alterslosen und sündlosen Menschen entscheiden.“
Jeder von uns kann sich für die Geistigkeit entscheiden, die Freiheit von Herausforderungen, die mit dem Altern verbunden sind, von Entmutigung und Enttäuschung. Im Gebet beginnen wir, den Glanz der Wahrheit und Liebe, der göttlichen Gegenwart, wahrzunehmen. Gottes Gesetz unterstützt und bestimmt unseren Fortschritt, wenn wir uns bemühen, es zu verstehen und zu befolgen. Der Christus führt uns durch das Tal der Materie und der sterblichen Annahmen hindurch. Er geleitet uns aus unseren Nöten heraus auf den Pfad geistiger Stärke.
