Der Gedanke An den Tod scheint oft, vor allem für junge Menschen, etwas sehr Schreckhaftes zu haben. So jedenfalls erging es mir, al ich mit ungefähr 21 Jahren beim Herunterholen eines Buches aus dem oberen Teil eines Gestells plötzlich das Bewußtsein verlor. Nach dieser Erfahrung war ich von fürchterlicher Angst und von einem Gefühl der Verwundbarkeit erfüllt. Von da an schreckte ich immer wieder nachts aus dem Schlaf auf, voller Angst, der Tod würde mich holen.
Dann lernte ich die Christliche Wissenschaft kennen, die erklärt, daß Gott uns von Sünde, Krankheit und Tod erlöst. Da ich bald nach der ernsthaften Aufnahme des Studiums dieser Lehre sehr eindrucksvolle körperliche Spontanheilungen erlebte, zweifelte ich nicht daran, daß die Behauptung von der Überwindung des Todes ebenfalls wahr sein mußte.
Als ich wieder einmal wegen dieser Todesangst aus dem Schlaf aufschreckte, war ich fest entschlossen, mich nicht mehr von der Angst unterkriegen zu lassen. Es kam mir der Gedanke: „Gott ist mein Leben.“ Ich klammerte mich mit aller Kraft an diesen Gedanken, so daß keine anderen Überlegungen mehr in mir aufkommen konnten. Allmählich entspannte ich mich und wurde ruhig; ich schlief ein und verbrachte den Rest der Nacht in Ruhe. Dieses nächtliche Ringen, in dem ich mich weigerte, der Furcht nachzugeben, wiederholte sich über Monate. Dann erfüllte mich eines Tages beim Beten die Überzeugung, daß meine Ängste unbegründet waren und mein wachsender Glaube mir geholfen hatte, dies zu erkennen. Von dem Moment an verlor der Gedanke ans Sterben seinen Schrecken, und die Angstzustände verschwanden.
Christus Jesus sagte zu seinen Nachfolgern: „Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit.“ Jesu Wort zu halten bedeutet gewiß, den Buchstaben seiner Lehren zu studieren und zu erfassen, das heißt, sie nicht mehr loszulassen und sie zu verinnerlichen. Andererseits heißt es wohl auch, den Geboten Gottes treu zu sein, sie anzuwenden und sie weder im Denken noch in der Tat zu verletzen; kurz, nicht mehr zu sündigen. Sünde und Tod gehören eng zusammen. Ebenso eng verbunden sind unsere Geistigkeit — unser Bewußtsein von der Einheit des Menschen mit Gott — und die Gewißheit, daß wir in Gott leben und daher unsterblich sind. Unsere Treue zu Gott, zu den Gesetzen des Geistes, die wir durch unser tägliches Studium und Gebet anwenden, läßt das reine, göttliche Denken in uns so stark werden, daß der Gedanke vom Tod uns nicht mehr schrecken kann.
Jesus hat uns dies in seiner glorreichen Auferstehung aus dem Grab vorgelebt. Auch im sogenannten Sterben gab er die Bewußtseinstätigkeit nicht auf. Deshalb blieb für ihn das göttliche Sein unverlierbar gegenwärtig. Er wußte mit letzter Klarheit, daß die Wirklichkeit des Geistes niemals unwirklich werden kann. Also konnte er nicht das Bewußtsein verlieren und nicht aus der Gegenwart Gottes herausfallen. Es gibt keine Leere, keinen Ort und keinen Moment ohne Gott, den Allgegenwärtigen. Der Mensch kann deshalb nie und unter keinen Umständen von Gott, seinem Schöpfer und Erhalter, getrennt sein. Und so vermochte Jesus, die Todlosigkeit des Lebens zu beweisen und das Grab zu überwinden. Er bewies, daß der Mensch als der Ausdruck des göttlichen Lebens nicht sterben kann.
Wenn Geist wirklich und ewig ist, dann haben alle sterblichen Behauptungen, die dem sterblichen, menschlich erzeugten Selbst entstammen, nicht die Autorität, die sie vielleicht für sich in Anspruch nehmen. In Gott allein liegt alle Wirklichkeit.
Wie wichtig ist es da für uns, uns immer mehr auf unseren geistigen Sinn zu verlassen, das heißt, die Lügen der Materialität durchschauen zu lernen und ein unerschütterliches Bewußtsein von der Geistigkeit und Ewigkeit des Lebens zu haben.
Uns selbst richtig als Gottes Ebenbild zu identifizieren ist dabei von entscheidender Wichtigkeit. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit: „Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; er ist kein körperlicher Organismus.“
Wir alle können schon jetzt — sei es als junger oder als älterer Mensch — wissen und uns vergegenwärtigen, daß die Einheit mit Gott in keinem Moment oder Daseinszustand unterbrochen oder gar abgebrochen werden kann, daß die göttliche Liebe jederzeit mit uns ist, weil die Fürsorge Gottes unbegrenzt ist. Sie umgibt uns mit Sicherheit. Die Tatsache unserer Geistigkeit ist unumstößlich und für die ganze Menschheit gültig. Durch das Verständnis dieser Tatsache verliert der Tod seinen Stachel; und es trägt entscheidend zu unserem inneren Frieden bei und zu dem gefestigten Verständnis, daß wir tatsächlich unsterblich sind. Auf diese Weise können wir lernen, allen erdenklichen Zuständen mit Furchtlosigkeit und großer Zuversicht zu begegnen.
Ich liebe den Herrn, denn er hört die Stimme
meines Flehens. Stricke des Todes hatten mich umfangen,
des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer
und Not. Aber ich rief an den Namen des Herrn: Ach, Herr,
errette mich! Der Herr ist gnädig und gerecht,
und unser Gott ist barmherzig.
Psalm 116:1, 3–5
