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Notizen aus Rumänien

Aus der November 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor dem Sturz des kommunistischen Regimes in Rumänien im Jahre 1989 war die öffentliche Ausübung der Christlichen Wissenschaft fast ein halbes Jahrhundert lang verboten gewesen.

Im September 1990 nahmen auf Einladung von europäischen Christlichen Wissenschaftern und Der Mutterkirche mehr als zwanzig junge Rumänen am Europäischen Jugendtreffen in Hamburg teil. Einige Monate später bat das Büro des Schriftführers in Der Mutterkirche Frau , ob sie bereit sei, Rumänien als Beauftragte des Schriftführers zu besuchen. Frau Linning, eine Christliche Wissenschafterin, die in Hamburg lebt, hatte die Rumänen auf dem Jugendtreffen kennengelernt. Ihr Besuch sollte Unterstützung anbieten und Fragen von Leuten beantworten, die in einem Land, in dem es keine Zweigkirchen gibt, mit der Christlichen Wissenschaft bekannt wurden.

Frau Linning besuchte Rumänien im Mai 1991 und dann wieder im November desselben Jahres. Das Folgende sind einige Notizen, die Frau Linning über ihre Reise im Mai gemacht hat. Auszüge der Notizen über ihre zweite Reise werden im MaiHerold erscheinen.

(Erster Teil)

Bevor Ich In Richtung Bukarest abreiste, hatte ich Briefe an die Teilnehmer des Jugendtreffens sowie an einige Leute geschrieben, die nicht hatten kommen können. In diesen Briefen hatte ich mein Kommen angekündigt. Hotelreservierungen zu machen war schon ein Abenteuer für sich, das viel Geduld und Beharrlichkeit erforderte. Durch ständiges Gebet vor der Reise fühlte ich mich schließlich sicher genug, um allein zu fahren. Ich packte Ausgaben der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, rumänische Bibeln, französische Ausgaben von Mary Baker Eddys Wissenschaft und Gesundheit sowie einige religiöse Artikel aus dem Christian Science Monitor ein, die ich für besonders nützlich hielt.

Bei meinem Gebet zur Vorbereitung auf diese Reise war ich von dem ehrlichen Wunsch erfüllt, den Menschen zu zeigen, wie die Christliche Wissenschaft ihnen helfen kann, ihr tägliches Leben zu meistern und ihre Mitmenschen zu lieben und sich um sie zu kümmern.

Am 15. Mai flog ich über Frankfurt am Main nach Bukarest, wo ich sechs Tage verbrachte. Ich hatte keine Probleme mit dem Zoll, obwohl ich meinen Koffer öffnen mußte, in den ich all die christlich-wissenschaftliche Literatur gepackt hatte.

Wenn man in Bukarest ankommt, erscheint es einem, als sei man vierzig Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt worden. Alte, rostige Busse brachten uns in die Stadt. Wir fuhren an zerstörten Gebäuden vorbei und über defekte Straßen mit riesigen Schlaglöchern. Halbfertige Wohnsilos, an denen nicht mehr gebaut wird, drohen wie Skelette am Horizont, und Kräne stehen untätig da und rosten vor sich hin. Die Straßen sind überaus staubig. Weibliche Straßenkehrer tun ihr Bestes, um mit ihren primitiven Besen und riesigen, alten, schweren Handwagen die Straßen in Ordnung zu halten.

Etwas Vernünftiges zu essen zu bekommen ist schwierig. Die Leute müssen lange anstehen, um Brot zu kaufen. Sie sind so mit ihren täglichen Grundbedürfnissen beschäftigt, daß für andere Dinge kaum Zeit bleibt. Der Schwarzmarkt floriert. Das Vertrauen in die Regierung schwindet dahin, und Furcht schleicht sich ein. Die Gebete aller Menschen im Westen, die helfen können, sind dringend nötig.

Vor und während der Reise betete ich, um Gottes Gegenwart und Herrschaft dort anzuerkennen, um dieses Land ohne Vorurteile zu betrachten und es trotz der materiellen Anzeichen von Ärmlichkeit und Versagen als Gottes Land zu sehen. Das Ergebnis war deutlich.

Am Tag meiner Ankunft besuchten mich vier junge Leute, drei davon Universitätsstudenten, in meinem Hotel, um mit mir zu sprechen. Einer von ihnen hatte durch einen Nachbarn von der Christlichen Wissenschaft gehört, der ihm von einem interessanten Buch mit dem Titel Wissenschaft und Gesundheit erzählt hatte. Mein Besucher hatte begonnen, es zu lesen, und meinte: „Ich finde, es liest sich ganz natürlich.”

Ein anderer junger Mann ging mit mir über Bukarests Hauptstraße und begann seine Unterhaltung damit, daß er mir sagte, seiner Meinung nach brauche man Zeit, um sich auf die neue Denkweise einzustellen, die Wissenschaft und Gesundheit zu bieten hat. Er sagte, er wisse es zu schätzen, daß die Christliche Wissenschaft Regeln habe; doch wolle er mehr über ihre Nützlichkeit herausfinden.

Die meisten Leute, die mich im Hotel aufsuchten, waren ehrlich daran interessiert, mehr über die Christliche Wissenschaft zu erfahren. Mein Hotelzimmer wurde zu einem zentralen Ort für Treffen und Gespräche — mit einzelnen und Gruppen. Es war rührend zu sehen, wie dankbar sie waren, daß jemand sich für sie interessierte. Um ihre Dankbarkeit zu zeigen, brachten sie Blumen mit, und mein Zimmer glich bald einem Garten.

Ich erkannte immer wieder, wie wichtig es war, freundlich, geduldig, aber doch sachlich auf ihre Gedanken einzugehen. Aufgrund ihrer politischen Vergangenheit scheinen sie Furcht vor jeglicher Art von Beeinflussung zu haben und mißtrauisch zu sein, daß Fremde versuchen könnten, sie zu manipulieren.

Am Donnerstag hatte ich zunächst Gespräche mit zwei Studenten. Später zeigte ich einem anderen, wie man die Lektion aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft liest. Es war wunderbar, wie am späten Nachmittag einer nach dem anderen an meine Tür klopfte, um einfach mehr über Gott und den Menschen zu erfahren. Eine junge Frau hatte durch ihre Freundin von meiner Ankunft erfahren, und sie hatte eine Frau mitgebracht, die vor fünfundvierzig Jahren der Christlich-Wissenschaftlichen Vereinigung in Bukarest angehört hatte. Der Augenblick der Begrüßung war sehr bewegend.

Ich hatte kein fertiges Konzept dafür, wie ich mit all den verschiedenen Leuten sprechen würde, doch ich wurde dazu geführt, über Themen wie den wahren, geistigen Menschen, christlich-wissenschaftliches Heilen, die Liebe zueinander und auch über unsere Veröffentlichungen zu sprechen. Ich erklärte ihnen, wie wichtig es ist, nicht nur Gutes zu tun, sondern auch gut zu sein, und gab einige Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung.

Am Donnerstagabend befanden sich neun Leute in meinem Zimmer, die alle etwas von der Literatur mitnahmen, die ich mitgebracht hatte. Die Idee, daß man eine Sache teilt oder weggibt, ohne etwas dafür zu erwarten, wurde in der jüngsten Vergangenheit dieses Landes nicht kultiviert. Für Rumänen ist es eine neue Vorstellung, jemandem zu trauen, der kein Familienmitglied ist.

Aufgrund der religiösen Vorstellungen, daß man nur über einen Vermittler oder irgendwelche Rituale eine Beziehung zu Gott haben könne, brachten mehrere Leute Dankbarkeit dafür zum Ausdruck, daß sich in der Christlichen Wissenschaft jeder direkt an Gott wenden kann ohne Einmischung oder Manipulation durch andere.

Ich sprach sehr behutsam, und ohne Druck auszuüben, über körperliche Heilung durch Gebet. Das war für einige schwierig zu verstehen — sie betrachteten solche Heilungen als Wunder und nicht wie wir als etwas, was vollständig im Einklang mit dem göttlichen Gesetz steht.

Wir sprachen auch über die Möglichkeit, Gottesdienste abzuhalten. Die Vorstellung, sich mit Leuten zu treffen, die man nicht kennt, ist etwas völlig Neues für sie und keineswegs alltäglich.

Keiner von ihnen hatte die Möglichkeit gehabt, die Bibellektion zu lesen. Ich erklärte sie ihnen und betonte, wie wichtig es ist, die Christliche Wissenschaft regelmäßig und systematisch zu studieren.

Und so ging es weiter. Am Freitagabend kamen elf Leute, um das Video über das Hamburger Jugendtreffen zu sehen, das ich mitgebracht hatte. Ein junger Mathematikprofessor, dem ein Freund von meinem Besuch erzählt hatte, begrüßte mich mit den Worten: „Ich bin gekommen, um mir eine Christliche Wissenschafterin anzusehen.” Er sagte, eine Dame habe ihm Wissenschaft und Gesundheit für ein paar Tage geliehen und er habe beim Lesen eine Macht gefühlt, die er vorher nicht gekannt hatte. Er habe gespürt, daß diese Macht nichts mit dem Intellekt zu tun hat, sondern eine Angelegenheit des Herzens, der Liebe, ist. Wir hatten ein langes, intensives Gespräch, und ich versprach, ihm Wissenschaft und Gesundheit zu schicken.

In den Wochen zuvor war mir beim Beten über diese Reise die Idee gekommen, einen christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst in Rumänien abzuhalten. Am Samstag meines Aufenthalts in Bukarest war mir klar, daß ich einen Gottesdienst organisieren würde, und zwei Leute waren bereit, mir dabei zu helfen. Ich zeigte ihnen, wie man die Lektion in der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit findet, erklärte ihnen den Ablauf des Gottesdienstes, und wir übten die Lesung zusammen. Ein Mann las aus der rumänischen Bibel, eine Frau las aus der französischen Ausgabe von Wissenschaft und Gesundheit, und ich las aus der englischen (einige Rumänen sprechen außer ihrer Muttersprache Rumänisch nur Französisch, andere nur Englisch). Wir konnten die Zitate nicht markieren, daher half die Freundin des jungen Mannes den Lesern, die Stellen schneller zu finden, während wir lasen.

Am Sonntagmorgen um zehn Uhr wurde nach fünfundvierzig Jahren ein christlich-wissenschaftlicher Gottesdienst in einem kleinen Hotelzimmer in Bukarest abgehalten — ein historischer, bewegender Augenblick!

Einige Möbel wurden umgestellt, um ein Leserpult zu improvisieren. Ein Freund hatte einen Kassettenrekorder mitgebracht, und ich hatte eine Kassette mit Kirchenliedern. Siebzehn Leute waren versammelt, die auf meinem Bett, auf kleinen Tischchen, dem Koffer, dem Stuhl — überall — saßen. Die Frau von der ehemaligen Christlich-Wissenschaftlichen Vereinigung war anwesend. Einige der jungen Leute hatten ihre Brüder, einer seine Mutter mitgebracht.

Der Gottesdienst dauerte fast zwei Stunden. Es herrschte Frieden und Freude, und alle hörten aufmerksam zu. Jeder war berührt.

Nach dem Gottesdienst baten mich viele, noch einmal mit ihnen über die Christliche Wissenschaft zu sprechen, bevor ich am Dienstag abreisen würde. Auf diese Weise gingen meine Tage immer recht spät zu Ende, und ich aß zu ungewöhnlichen Zeiten wie zum Beispiel um zehn Uhr abends — oder noch später!

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