Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Gebet und Arbeitssuche

Aus der Juli 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Bin ich überhaupt etwas wert?” Das fragt man sich vielleicht immer wieder, wenn man auf Arbeitssuche ist — und besonders dann, wenn die Aussichten nicht rosig zu sein scheinen. Aber diese Frage braucht uns nicht zu entmutigen, wenn wir darüber beten. Gebet führt uns zu neuen Erkenntnissen über unseren Wert und unsere wahren Möglichkeiten — wie das folgende Gespräch mit der Arbeitsvermittlerin zeigt. Frau Hartshorn, ihr Mann und ein dritter Partner sind Eigentümer einer Arbeitsvermittlungsagentur in einer großen Stadt an der Ostküste der USA. Seit 15 Jahren helfen sie Firmen, neue Mitarbeiter, und Arbeitssuchenden, Teilzeit-bzw. Vollzeitheschäftigung zu finden.

Sagen Sie uns doch bitte, worin Sie die Aufgabe Ihrer Agentur sehen. Im Buch Jesaja gibt es einen Vers, der das für mich auf den Punkt bringt: „Der Herr [hat] mich gesalbt, [um]. .. den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, daß sie frei und ledig sein sollen.“ Das beschreibt genau, was wir in unserem Beruf tun können, um unseren Mitmenschen zu helfen. Wir bringen ständig gute Botschaften; wir bringen sie Menschen, die den Schritt von der Schule ins Arbeitsleben tun, von der Hausarbeit in die Arbeitswelt oder aus Pflegeberufen in die Industrie. Oft denken diese Menschen sehr bescheiden über ihre Fähigkeiten, und wir dürfen ihnen sagen, was sie tatsächlich zu tun in der Lage sind, welche Chancen sie haben. Zwar können auch wir diesen Menschen nicht immer einen Arbeitsplatz vermitteln, doch noch niemand hat unser Büro verlassen, ohne ein Gefühl der Hoffnung oder irgendeine geistige Stärkung mitzunehmen.

Gerade in unserer Gegend hier ist es sehr oft auch nötig, die „zerbrochenen Herzen“ zu verbinden. Es sind Leute zu uns gekommen, die daran zerbrochen waren, daß sie ihre „Lebensstellung“ in einer großen Firma verloren hatten, in der sie sich für unersetzbar hielten. Manche Menschen fragen: „Was bin ich denn noch? Beschreibt dieser Lebenslauf alles, was ich bin? Bin ich tatsächlich nur an diesen einen Beruf gefesselt?“ Wenn man solchen Menschen die anderen Möglichkeiten zeigt, die sie haben, und ihnen hilft, selbst solche Möglichkeiten zu entdecken, dann verkündet man in gewisser Weise „den Gebundenen, daß sie frei und ledig sein sollen“.

Wie helfen Sie den Menschen, dieses umfassendere Selbstbild zu entwickeln? Einige von uns denken vielleicht hinsichtlich Berufstätigkeit in erster Linie an die Notwendigkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch in Wirklichkeit liegt unser geistiger Lebenszweck darin, für unseren Schöpfer Zeugnis abzulegen. Es kommt nicht häufig vor, daß ich das jemandem mit diesen Worten sage, denn viele fühlen sich unbehaglich, wenn zuviel von Gott die Rede ist; ich spreche vielmehr über ein Gemüt oder eine göttliche Intelligenz oder etwas Ähnliches. Was ich sage, hängt von dem Betreffenden ab, mit dem ich spreche, doch ich weise darauf hin, daß unsere Arbeit uns die Möglichkeit gibt, eine Fülle von gottgegebenen Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen.

Ich könnte zum Beispiel zu jemandem sagen: „Es ist Ihr gutes Recht, eine Ihnen von Gott verliehene Gabe, Ihre Ehrlichkeit, Demut, Selbstlosigkeit, Disziplin, Ihre Intelligenz, Intuition und Stärke auszudrücken. Das sind Gaben, die ein Schaufenster brauchen, und wir werden jetzt einmal über verschiedene Möglichkeiten nachdenken, sie wirkungsvoll auszustellen.“ Während ich diese Dinge sage, weiß ich still für mich, daß das göttliche Gemüt den Menschen erhält, der ja Gottes Bild und Gleichnis ist. In Wirklichkeit bin nicht ich es, die dafür verantwortlich ist, daß jemand einen Arbeitsplatz findet. Doch ich kann mit dem Betreffenden arbeiten und ihm helfen, sein Denken zu erheben.

Können Sie uns an einem Beispiel schildern, wie dies jemandem helfen kann? Am Ende eines Jahres denken wir oft darüber nach, wie weit wir die Ziele, die wir uns beruflich gesetzt hatten, auch erreicht haben. Kürzlich bin ich alle Unterlagen über meine Stellenvermittlungen durchgegangen und habe festgestellt, daß ich nahezu zwölfhundert Menschen vermittelt habe. Dabei habe ich einige Erfahrungen gemacht, die für mich von unschätzbarem Wert sind. Einmal kam zum Beispiel eine völlig verzweifelte Frau zu mir. Es war eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern — eins war auf dem College, eins stand kurz vor dem Studium, und das dritte ging noch zur Schule. Man hatte ihr ihre Entlassung angekündigt. Ihre Qualifikationen und ihre berufliche Laufbahn waren recht ungewöhnlich, und so waren die Aussichten, eine neue Anstellung für sie zu finden, sehr gering. Sie fürchtete, mit ihren Kindern auf die Straße gesetzt zu werden. Ihr graute auch davor, in die peinliche Lage zu kommen, die Studiengebühren für ihre Kinder nicht zahlen zu können.

Ich sprach mit ihr über den 91. Psalm. Sie war sehr empfänglich für den Vers: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, wird unter dem Schatten des Allmächtigen bleiben.“
Nach der englischen King-James-Bibel Dies machte ihr bewußt, daß sie diese Last nicht zu tragen brauchte, daß sie sich an eine höhere Autorität wenden konnte.

Eine halbe Stunde später rief mich jemand an, der eine Stelle anbot, für die genau die Qualifikationen gebraucht wurden, die diese Frau mitbrachte. Sie ging zu einem Vorstellungsgespräch, und es war „Liebe auf den ersten Blick“. Alles entwickelte sich wunschgemäß, und sie erhielt sogar ein höheres Gehalt als in ihrer alten Stellung. Ich bin noch immer mit ihr in Verbindung, und ihre neue Stelle ist für sie zu einer Gelegenheit geworden, sich zu entfalten und weiterzuentwickeln. Erfahrungen wie diese geben mir das Gefühl, daß ich meinen Beruf wirklich ausübe — indem ich die Talente, die mir gegeben sind, zum Wohle anderer nutze.

Ein anderes ungewöhnliches Ereignis trug sich an einem Mittwoch vor einem Feiertag zu. Es war schon kurz nach halb sechs. Ich war die einzige, die noch im Büro war, und ich freute mich darauf, den kommenden Tag mit meiner Familie zu verbringen. Da erschien eine junge Frau an der Tür, die am Freitag darauf zu einem Vorstellungsgespräch bestellt war. Sie wollte gern noch einmal einige Begriffe aus dem Bereich der Textverarbeitung durchgehen, um für das Vorstellungsgespräch besser gewappnet zu sein.

Sie hatte ihre kleine dreijährige Tochter bei sich, die sichtlich sehr krank war. Die junge Mutter fühlte sich überfordert und gestreßt. Ich nahm die Kleine auf den Arm, gab der Mutter das Computerlehrbuch, um das sie gebeten hatte, und sagte: „Wir beide machen es uns nebenan bequem.“

Ich liebte das Kind ganz einfach und wendete ihm meine Gedanken zu, wie ich das mit meinem eigenen Kind getan hätte. Ich dachte an die wunderbare Stelle in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, wo Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft
Christian Science (kr´istjen s´aiens), schreibt: „Wie ein Wassertropfen eins ist mit dem Ozean, wie ein Lichtstrahl eins ist mit der Sonne, so sind Gott und der Mensch, Vater und Sohn, eins im Wesen.“ An diesem Gedanken hielt ich fest, während ich das Kind sanft wiegte. Nach wenigen Minuten wollte die Kleine von meinem Schoß herunter und verlangte Buntstifte. Als ihre Mutter zehn bis fünfzehn Minuten später hereinkam, war sie dabei, Briefe an ihre Mama zu schreiben und Bilder zu malen. Als sich die beiden verabschiedeten, ging es ihnen gut. Und die junge Frau bekam die Stelle.

Bevor sie ging, gab ich ihr etwas, was ich allen Müttern gebe — und allen, die sich um das Wohlergehen eines anderen sorgen. Ich erklärte ihr, wie ich mit meinen Kindern gearbeitet habe: daß ich ihnen nämlich den 91. Psalm und das Gebet des Herrn sehr langsam vorgesprochen und dabei über die Worte nachgedacht habe. Nun sind ja meine Klienten — die Arbeitssuchenden wie die Firmen — keine Christlichen Wissenschafter. Doch wenn es angebracht ist, wie es in diesem Fall war, spreche ich über „unseren Vater“, meinen Vater, ihren Vater, und so erklärte ich ihr, daß ihr Kind nicht nur ein Elternteil hat. Es ist von einer viel größeren und umfassenderen elterlichen Fürsorge umgeben. Der 91. Psalm schenkt so vielen, die zu uns kommen, inneren Frieden, tröstet sie und gibt ihnen Zuversicht.

Menschen in vielen Ländern der Erde sehen sich einer schrumpfenden Wirtschaft gegenüber. Es gibt weniger Arbeitsplätze, und auf den vorhandenen Arbeitsplätzen verdient man schlechter als früher. Wie gehen Sie diese Situation in Ihrer Agentur an? Mit meinem Mann spreche ich oft über die biblische Geschichte von der Witwe, die während einer Hungersnot unerschöpfliches Öl und Mehl besaß. Wenn wir die richtigen Ideen haben, dann gibt es immer auch Möglichkeiten. Und mit Sicherheit hat jeder von uns ungehinderten Zugang zu den rechten Ideen, die von Gott kommen.

Vor einigen Jahren baten mein Mann und ich einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Hilfe durch Gebet. Wir machten uns Sorgen, weil sich uns nicht die richtigen Gelegenheiten boten und unsere Agentur nicht die richtigen Leute anzog. Er sagte etwas zu uns, was wir immer wieder auch zu unseren Bewerbern und Klienten sagen: „Wir können nie das anziehen, was wir haben wollen, sondern immer nur das, was wir sind.“

Dieser Satz brachte uns zurück zum Wesentlichen — zum Überdenken unserer wahren Beweggründe. Und er bringt unsere Bewerber zurück zum Wesentlichen, nämlich zu dem, was sie wirklich sind. Ich kann dann mit ihnen darüber sprechen, was sie sind — sie sind ehrlich, sie besitzen Intuition, sie besitzen Kreativität. Auch bei unserer Arbeit mit den Firmen ist diese Idee hilfreich, wenn sie uns all das aufzählen, was sie haben wollen. Ich glaube nicht, daß sich dadurch an der Dotierung einer Stelle etwas ändert, doch das Aufgeblasene an einer Arbeitsplatzbeschreibung verschwindet. Es wird klarer, was wirklich gebraucht wird.

Wenn wir unsere Arbeit richtig tun, überlassen wir Gott das Feld und wissen, daß Er sich unserer annimmt — davon bin ich, ebenso wie mein Mann, überzeugt. Wir finden immer wieder Bereiche, in denen Wachstum stattfindet, Bereiche, in denen sich Gelegenheiten auftun, die den Menschen voranhelfen. Eine aus Deutschland stammende Frau zum Beispiel, die inzwischen amerikanische Staatsbürgerin ist, befand sich in einem schwerwiegenden moralischen Dilemma. Sie ist alleinerziehende Mutter und hat ein Kind auf dem College, und sie verdient ihren Lebensunterhalt selbst. Ihr Arbeitgeber verlangte von ihr, in ihrer Eigenschaft als Leiterin der Personalabteilung in einem Gerichtsverfahren, das in einem Monat stattfinden sollte, einen Meineid zugunsten der Firma zu leisten. Zu kündigen schien ihr unmöglich, da sie auf ihr Einkommen angewiesen war. Und sie konnte sich auch nicht weigern zu tun, was ihr Arbeitgeber von ihr verlangte, da er sie sonst auf der Stelle hinausgeworfen hätte.

Eine Arbeit, wie sie sie hatte, war nicht leicht zu bekommen, daher glaubte sie sich in einer schrecklichen moralischen Zwangslage. Sie kam zu uns, und wir arbeiteten gemeinsam daran zu verstehen, daß das Gute — und nur das Gute — zum Ausdruck gebracht werden konnte. Es war ihr Recht, das moralisch Rechte zu tun, und niemand durfte ihr zumuten, unehrenhaft zu handeln.

Wir sprachen täglich über verschiedene Arbeitsplätze, die ich für sie gefunden hatte, und ich machte Firmen auf sie aufmerksam. Schließlich führte sie ein Vorstellungsgespräch. Am Vortag der Gerichtsverhandlung wurde ihr eine sehr viel besser bezahlte Stelle angeboten, wo ihre Zweisprachigkeit gebraucht wurde — eine Stelle, die weit mehr Sicherheit für ihre Zukunft versprach. Das Unternehmen, von dem das Angebot kam, war für seine hohe moralische Integrität bekannt. Sie brauchte überhaupt nicht vor Gericht zu erscheinen, da sie am Tag vor dem Gerichtstermin gekündigt hatte und daher nicht mehr als Zeuge für die Firma gehört werden durfte.

Ich versuche, den Leuten zu sagen: „Denken Sie doch daran, vor welchen Schwierigkeiten Sie schon gestanden haben. Sie haben geglaubt, es gebe keine Lösung, und dennoch ist alles gut ausgegangen. Glauben Sie mir: auch in diesem Fall kann eine Lösung gefunden werden, und wir werden gemeinsam daran arbeiten.“ Manchmal muß ich aufpassen, daß das, was ich sage, nicht als Religion erscheint, sondern mehr als geistige Nahrung.

„Unser tägliches Brot gib uns heute“, heißt es im Gebet des Herrn. In der geistigen Auslegung dieses Gebets in Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Gib uns Gnade für heute; speise die darbende Liebe.“ Ich habe gehört, daß in den Vereinigten Staaten Millionen von Menschen hungrig zu Bett gehen. Doch noch mehr Menschen gehen jeden Abend zu Bett, hungernd nach einem freundlichen Wort oder ein wenig Ermutigung. Die Bitte „Speise die darbende Liebe“ ist wohl nie aufrichtiger, als wenn man mit Menschen arbeitet, die sich in einer Krise befinden.

Woran erkennen Sie, daß jemand bereit ist, etwas über Gott oder über Gebet zu hören? Wissen Sie, mein Mann und ich haben immer wieder mit dieser Frage gerungen, denn im Laufe der Jahre hat es so viele Sucher verschiedenster Art unter den Leuten gegeben, die zu uns kamen. In meinen Gesprächen frage ich die Leute nach ihren Wertvorstellungen, und ich glaube, diejenigen, die an erster Stelle Gott nannten, kann ich an einer Hand abzählen. Normalerweise sagen sie: „Das Wichtigste für mich ist meine Familie.“

Doch im Laufe einer Unterhaltung ergeben sich genug Hinweise, die mir zeigen, ob ich mit jemandem über Gott sprechen kann. Vielleicht singt jemand im Kirchenchor seiner Kirche, oder er ist in der kirchlichen Jugendarbeit tätig oder tut anderes in dieser Richtung.

Was sagen Sie Menschen, die der Ansicht sind, daß Gebet etwas zu Passives ist? Mrs. Eddy schreibt: „Die Liebe kann keine bloße Abstraktion oder Güte ohne Wirksamkeit und Macht sein“ (Vermischte Schriften). In diesem Satz steckt nicht die Spur von Passivität. Und wenn jemand nach der Wahrheit sucht, nach Heilung, nach einem richtigen Gedanken, dann ist das ein sehr aktiver Prozeß. Es ist wahrhaft Beten ohne Unterlaß. Mit Passivität erreichen wir nichts. Wir legen uns vielmehr ins Zeug, krempeln die Ärmel hoch, setzen uns mit unserem Gegner sofort auseinander in dem Verständnis, daß sich nichts der Wahrheit in den Weg stellen kann. So durchbrechen wir Sperren und steuern direkt auf die Wahrheit zu. Daran ist nichts Passives.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juli 1992

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.