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Kinder — ein Segen, keine Last

Aus der Juli 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sind Kleine Kinder eine Last? Diese Vermutung liegt nahe, geht man von den zahlreichen Gesprächen aus, die Eltern auf dem Spielplatz, bei Familientreffen oder in Kindergärten führen — selbst Eltern, die ihre Kinder innig lieben und vielleicht lange auf sie gewartet haben.

Unser zweites Kind wurde geboren, als unser erstes ein Jahr alt war. Vier Monate später trat ich eine neue Ganztagsstelle an. Wenn mein Mann zu Hause war, nahm er mir einen Großteil der Verantwortung für die Kinder ab. Oft war er jedoch ein bis zwei Wochen geschäftlich unterwegs. Die Großeltern, Tanten und Onkel, die gerne mitgeholfen hätten, lebten einige tausend Kilometer entfernt. Bisweilen spürte ich, daß mir die Arbeit einfach über den Kopf wuchs, und ein Ende schien nicht in Sicht — zumindest nicht in absehbarer Zeit.

Zum Lesen hatte ich nicht viel Zeit, aber zum Beten, wie ich merkte, sehr wohl — während ich die Fläschchen (für zwei!) abspülte, die Wäsche zusammenlegte, zur Arbeit fuhr, die Kinder schaukelte, sie fütterte oder mit ihnen spielte.

Besonders wenn mein Mann nicht da war, mußte ich mich ganz bewußt darum bemühen, nicht ständig Gedanken daran zu verschwenden, wie beschäftigt ich war und wie allein und hilflos ich mir vorkam. Immer wieder schöpfte ich Kraft aus dem geistigen Studium und Gebet, mit dem sich mein Mann und ich auf die Ankunft der Kinder vorbereitet hatten. Durch Gebet für das neue Familienmitglied wurden mir biblische Aussagen klarer, die ich schon seit meiner Kindheit gekannt hatte. Gründlicher als je zuvor dachte ich über Christi Jesu Erklärung nach, daß der Mensch tatsächlich das Kind Gottes, des Geistes, ist. Wie sehr unterscheidet sich doch die allgemeine menschliche Auffassung vom Menschen von dieser biblischen Beschreibung! Gottes Kind ist kein zeitlich begrenztes Wesen — kein Sterblicher, klein und niedlich oder lästig und anspruchsvoll —, sondern völlig geistig, der alterslose Ausdruck eines Vaters, der göttlicher Geist ist.

Bevor wir Kinder hatten, hätte ich vielleicht daran gezweifelt, ob diese wunderbare Auffassung vom Menschen überhaupt eine praktische Bedeutung haben könnte für eine Familie, in der sich anscheinend alles ums Füttern, Windelwechseln und Schlafen dreht. Doch das hat sie! Immer wieder erhellte dieser geistige Begriff von uns selbst und unseren Kindern unsere Tage — und Nächte. Wenn ich mich zum Beispiel darum bemühte, sie ganz bewußt als Gottes Kinder zu sehen, war ich viel zuversichtlicher, daß ich sie auch jeden Tag gut und richtig versorgen konnte. Ich brauchte viel weniger Schlaf, als ich vorher geglaubt hatte, um ausgeruht und produktiv zu sein. Ich fand Reserven an Geduld und freundlicher Gelassenheit, von deren Existenz ich nicht gewußt hatte — was besonders nützlich war, wenn beide Kinder gleichzeitig trockengelegt, gefüttert oder geschaukelt werden wollten.

Anfangs schien es schier unmöglich, die Kinder gut unterzubringen, wenn mein Mann unterwegs war — für sie einen Platz zu finden, der uns gut und richtig erschien. Wir gingen jeder erdenklichen Möglichkeit nach, doch ohne Erfolg. Aber durch Gebet — durch unser eigenes Gebet und durch das eines Ausübers der Christlichen Wissenschaft — fanden wir schließlich jedes Mal jemanden, der sich liebevoll um sie kümmerte. Die einzelnen Vorbereitungen, die getroffen werden mußten, schienen menschlich gesehen manchmal recht komplex zu sein, aber wir erkannten bald, daß die Betreuung — so unkonventionell sie auch sein mochte — und die Leute, die uns ihre Hilfe anboten, jedes Mal für unsere Kinder genau richtig waren.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als sei ich eine Art Supermutter, eine jener legendären Frauen des 20. Jahrhunderts, die jedes Problem mühelos meistern. Bevor wir Kinder hatten, neigte ich eigentlich eher dazu, mein Leben so einfach wie möglich zu gestalten — schön überschaubar sozusagen. Ich will auch nicht den Eindruck erwecken, daß alles eitel Sonnenschein war und uns mühelos zufiel. Unzählige Male mußte ich mein Denken geistig disziplinieren — es von fruchtlosen, sterblichen Gedankengängen abhalten wie: „Es wird alles besser, wenn die Kinder erst einmal selbständiger sind“ oder: „Wenn doch bloß meine Mutter näher wohnen würde!“

Einige frühe Heilungen, die wir mit unseren Kindern hatten, halfen uns sehr, alles ins rechte Bild zu rücken. Immer mehr zeigte es sich, von welch praktischem Wert es ist, sich bei der Heilung eines jeden Familienmitglieds auf Gebet zu verlassen. Eine Schwellung im Gesicht eines der Kinder, die lange bestanden hatte, löste sich auf. Ein Ohrenleiden wurde geheilt. Diese Heilungen liegen nun etwa vier Jahre zurück.

Weder mein Mann noch ich hatten das Gefühl, daß wir auf ein eigenes Leben verzichten mußten. Genau das Gegenteil war der Fall. Sicher, während dieser Zeit mußten wir — bescheiden ausgedrückt — einige Freizeitvergnügungen zurückstellen, aber andererseits traten gewisse Dinge, die wir schon lange hatten tun wollen, ganz natürlich in unser Leben. Zum Beispiel hatte ich seit vielen Jahren den Wunsch gehabt, für die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften zu schreiben. Ich hatte aber immer gemeint, ich hätte keine Zeit dafür — bis ich Kinder hatte!

Kürzlich hatten wir abends einen Bekannten zu Gast. Bei Tisch spielte ich mit ein wenig bitterem Humor auf die viele Arbeit an, die kleine Kinder machen. Und natürlich machen sie Arbeit. Das heißt, man muß sich viel um sie kümmern. Später machte mich mein Mann darauf aufmerksam, daß es so geklungen habe, als ob unsere Vorschulkinder eine große Last seien. Aber das stimmte ja gar nicht. In so vielerlei Hinsicht waren sie ein Segen. Doch allein die Tatsache, daß ich etwas über die Kinder gesagt hatte, was meiner Erfahrung und meinem Gefühl widersprach, ließ mich gewahr werden, wie weit verbreitet doch der Gedanke ist, daß Kinder eine Last seien.

So wie wir manchmal einen bestimmten Kinofilm ganz hervorragend finden, weil ja jeder sagt, er sei es (und wenn wir ihn dann vielleicht später noch einmal sehen, wird uns bewußt, daß er doch nicht so „toll“ war) —, so hatte ich auf ähnliche Weise die vorherrschende Meinung von mir gegeben, daß Kinder eine Last sein können. Wenn wir erkennen, daß wir die gottgegebene Pflicht und Fähigkeit haben, selbständig zu denken, können wir uns von den hergebrachten menschlichen Meinungen lösen und eine klarere Lebensauffassung erlangen: daß das Leben von Gott bestimmt und erhalten wird. Hat nicht die Auffassung, daß Kinder eine Last seien, letztendlich ihre Wurzel in der verbreiteten menschlichen Annahme, daß tagtägliches selbstloses Sorgen für andere uns irgendwie die Freude und Erfüllung und den Lohn des Lebens nehmen kann? Die Botschaft der Bibel weist genau in die entgegengesetzte Richtung. In Wirklichkeit finden wir gerade im selbstlosen Dienst an unserem Nächsten — und an unseren Kindern — wirkliche Freude und wirkliches Wachstum.

Das ist deshalb so, weil selbstloses Dienen die göttliche Liebe widerspiegelt, die allem wahren Sein zugrunde liegt. So ist es nicht verwunderlich, daß manche Menschen das Gefühl haben, sie seien zu neuem Leben erwacht, sobald sie darangehen, anderen zu helfen.

Ich möchte noch einen anderen Punkt ansprechen, der sich für die Betreuung unserer Kinder als äußerst hilfreich erwies, so auch wenn immer eine körperliche Heilung notwendig war: Gebet für mich selbst — tägliches Gebet, um speziell die Neigung zu berichtigen, mich und andere in einem Licht zu sehen, das Gottes, der göttlichen Liebe, Sicht von Seinem Sprößling fremd wäre. Es mag paradox klingen, daß das Gebet für mich selbst so spürbar zur Heilung und zum Wohlbefinden der Kinder beitragen sollte. Doch ist das vielleicht weniger überraschend, wenn man es im Kontext dessen sieht, was auch in der herkömmlichen medizinischen Praxis ans Licht kommt. Nicht nur die Ärzte, die theoretisches Neuland betreten, sondern auch die, die der hergebrachten Theorie das Wort reden, weisen darauf hin, daß dem Denken des Patienten eine entscheidende Rolle für die Verlangsamung oder Beschleunigung des Heilungsprozesses zukommt. Einige Kinderärzte und Krankenschwestern verweisen auf ihre Beobachtung, daß bei der Erkrankung eines Kindes die Einstellung der Eltern ein wichtiger Faktor für die Heilung darstellt.

Mary Baker Eddy schreibt darüber, welche zentrale Bedeutung dem Denken der Eltern zukommt, wenn sie für ihre Kinder beten. (Siehe zum Beispiel Wissenschaft und Gesundheit, S. 412-413.) Wer mit der Christlichen Wissenschaft nicht vertraut ist, mag in der Tatsache, daß bei der Heilung von Kindern dem Denken und Gebet der Eltern großes Gewicht beigemessen wird, eine weitere Last für die Kindererziehung sehen. Manche fragen sogar: „Bürdet man damit den Eltern nicht eine ungeheuere Verantwortung auf für das Wohl ihrer Kinder?“ Kinder bedeuten eine große Verantwortung, daran ist nicht deuteln. Aber ich kann die Frage nur aus eigener Erfahrung beantworten. Die Gebete in unserer Familie für unsere Kinder — und die Heilungen, die daraus resultieren — gehören zu unseren größten Freuden, zu den ganz großen Segnungen, wenn man Kinder hat.

Die Christliche Wissenschaft läßt das Wort Christi Jesu widerhallen: „Fürchtet euch nicht.“ Mit diesem beruhigenden Rat wird deutlich, daß es nicht unvernünftig ist, nicht unmöglich oder lieblos, furchtlos zu sein, wenn ein Kind einer Heilung bedart. Eine ganz natürliche und unmittelbare Wirkung des Gebets besteht darin, daß es uns beruhigt und die Furcht auflöst. Die göttliche Liebe — mit der unbedingten Zusicherung Gottes vertrauenswürdiger Fürsorge und Allmacht — ist die Macht, die sowohl die Furcht beseitigt als auch die Heilung bewirkt. Diese Liebe ist wirklich unser aller wahrer Vater und wahre Mutter, die Vater-Mutter Liebe, die Ursprung und Erhalter des Menschen todlosen und geburtslosen Lebens ist.

Ich erinnere mich noch lebhaft an eine Begebenheit vor etwa einem Jahr. Eines Morgens erwachte eines der Kinder mit starken Schmerzen und konnte seinen Kopf nicht normal bewegen. Als ich der Furcht den Rücken kehrte und mich in tiefer Demut Gott zuwandte, spürte ich fast augenblicklich, wie sehr Gott dieses Kind und mich liebte. Ich erinnere mich, daß ich mit dem Kind auf dem Arm umherlief und aus dem Fenster auf den kleinen Wald hinter unserem Haus sah. Die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen brachen sich durch die Blätter Bahn, und ich empfand stille Freude an der Morgendämmerung; in mir regte sich die tiefe Überzeugung, daß das Kind niemals von Gottes Liebe getrennt werden konnte. Ich wußte einfach, daß das Kind von jeder Art Leiden schnell erlöst werden würde. Die Schmerzen verschwanden, und kaum eine Stunde später machte sich das Kind fertig, um in den Kindergarten zu gehen.

Obwohl wir inzwischen noch einige wunderbare Heilungen in der Familie erlebt haben, hat uns dieses Kind mehrmals daran erinnert, wie „damals der Hals geheilt wurde“. Es ist, als ob diese Heilung für es einen Prüfstein darstellt. Wenn es sieht, wie sich seine Freunde auf ärztliche Versorgung verlassen, hilft ihm seine Erfahrung, über seine Beziehung zu Gott nachzudenken, und gibt ihm die Gewißheit, daß Gottes heilende Macht für jeden da ist, der sich danach sehnt, ihren Segen zu spüren.

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