Manche Leute Blühen auf, wenn sie organisieren können. Ihr Leben besteht praktisch aus ununterbrochenen Besprechungen, hektischen Telefonaten und vollen Terminkalendern. Andere wiederum haben eine ganz andere Einstellung zu allem, was mit Organisation zu tun hat, und inwieweit es — wenn überhaupt — in ihrem Leben eine Rolle spielen soll. Sie legen mehr Wert auf Unabhängigkeit und fühlen sich eingeengt und bevormundet, wenn sie in eine Organisation hineingezogen werden.
Wenn es sich aber um Kirchenarbeit handelt, sollten beide Standpunkte sehr aufrichtig und ehrlich überdacht werden. Ein Mensch, der sein Leben hauptsächlich auf Beziehungen zu anderen aufbaut, muß vielleicht einmal innehalten und etwas mehr über den Wert der Unabhängigkeit nachdenken. Ein anderer, der von der Verantwortung und den Verpflichtungen einer Organisation zurückschreckt, sollte sich überlegen, ob er nicht einfach selbstloser sein müßte — und ob er seinen Mitmenschen nicht besser helfen kann, wenn er die anstehenden Probleme gemeinsam mit anderen angeht.
Die Kirche segnet die Menschen auf verschiedenste Art. Kirchenarbeit kann zum Beispiel dem Leben eines Menschen eine gewisse Ordnung und Richtung geben. Ordnung ist ein so wichtiger Bestandteil des Lebens, besonders wenn es sich um die Demonstration geistiger Eigenschaften in einer offenbar sehr instabilen Welt handelt!
Mrs. Eddy definiert den rein geistigen Begriff von Kirche in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift so: „Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“ Sie spricht hier von der wahren, vollkommenen Natur der Kirche — von der göttlichen Idee — von Gott geschaffen und erhalten. Diese göttliche Idee schließt den Begriff Bau oder Struktur in sich, und der wird auf sehr praktische Weise sichtbar. Die göttliche Idee zeigt sich etwa darin, daß wir diszipliniert an unsere Aufgaben herangehen, unser Studium ordentlich planen und frei bleiben von sprunghaftem, ungeregeltem oder chaotischem Denken und Handeln.
Allem im menschlichen Leben, was wirklich nützlich ist und ein Ziel hat, liegt geistiger Faktor zugrunde. Die Grundlage aller geordneten und aufbauenden Tätigkeit ist die göttliche Idee Kirche.
Aber ein Mensch, der seine Unabhängigkeit über alles liebt und sich nirgendwo engagieren möchte, beraubt sich vielleicht manchmal vieler wertvoller Hilfen für seinen Fortschritt, die ihm eine menschliche Organisation geben kann.
Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind mitten in einer Wüste und haben nichts als ein Pferd — aber Sie können nicht reiten. Sie haben natürlich schon ein paarmal versucht, hinaufzuklettern, wurden aber jedesmal abgeworfen und fanden sich im Gestrüpp wieder. Nach einer Weile geben Sie es auf und beschließen, lieber auf Ihren eigenen Füßen zu laufen.
Wenn Sie allzuoft im Staub gelandet sind, ist es verständlich, daß Sie aus Enttäuschung und Wut über diesen störrischen Gaul einfach allein losgehen. Aber es gibt eine bessere Lösung. Sie und Ihr Pferd sollten sich verständigen. Sie dürfen ihm nicht gestatten, Sie unterzukriegen; schließlich ist es ja dazu da, Ihnen zu dienen. Machen Sie sich die Mühe, dieses Pferd zu verstehen, mit ihm zusammenzuarbeiten und seine Vorzüge anzuerkennen, dann kann es Ihnen mehr als nur nützlich sein. Vielleicht wird sich herausstellen, daß es auf dieser langen, schweren Reise von unschätzbarem Wert für Sie ist.
Wenn man eine große Wüste durchqueren muß, gibt es nichts, was einem guten Pferd gleichkommt. In gewisser Weise ist die menschliche Organisation Kirche auch eine Art Pferd. Ja, manchmal wurden wir vielleicht schon abgeworfen. Und manchmal braucht man wirklich all seinen Mut und seine Kraft, um wieder aufzusteigen. Aber wenn wir die menschliche Organisation meistern — wenn wir einen gesunden Respekt für ihren Zweck in der Kirche gewinnen, ihn liebenlernen — und diese Organisation wirklich zu unserem Diener machen, dann kann sie eine enorme Hilfe sein.
Der Prophet Jesaja spricht in kraftvollen Bildern davon, wie das Volk Gott suchte, der ihm durch Seine Gegenwart in früheren Zeiten auf der Wanderung durch die Wüste geholfen hatte. Wo denn Gott sei, fragten sie — wo Er sei, der Sein Volk „führte durch die Fluten, wie Rosse, die in der Wüste nicht straucheln“. Auch die Kirchenorganisation zeigt, daß Gott bei uns ist. Sie bewahrt uns oftmals davor, in der Dürre der sterblichen Existenz zu straucheln. Sie kann einen stabilisierenden Einfluß auf uns nehmen und eine wertvolle Unterstützung sein, wenn wir den Annahmen der Sterblichkeit entwachsen.
Wie aktiv (oder nichtaktiv) Sie auch immer die Kirchenorganisation unterstützen — heute, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, dankbarer dafür zu sein, einzusehen, wie sie Ihnen helfen kann auf Ihrem Pfad hin zu der Entdeckung, daß Gottes wahre Kirche völlig geistig und der Mensch als Gottes reines Kind sicher darin geborgen ist.
Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen,
und verlaß dich nicht auf deinen Verstand,
sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen,
so wird er dich recht führen.
Sprüche 3:5, 6
