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Die Christliche Wissenschaft kennenlernen

Zu einem höheren Standpunkt aufsteigen

Aus der Juli 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Ich Anfang der siebziger Jahre meinen College-Abschluß machte, glaubte ich, eine rosige Zukunft vor mir zu haben. Ich hatte meine Karriere genau geplant. Ich war sicher, daß ich einiges Talent besaß, und ich konnte auch schon ein paar bescheidene Erfolge vorweisen. Aber mein Aufstieg ging nicht zügig voran. Offen gesagt, nach einiger Zeit erreichte ich ein Plateau, dann ging es bergab.

Und dann fiel ich sozusagen im freien Fall.

Ich verlor meine Stelle, konnte keine neue Arbeit finden und ging pleite. Eine Liebesbeziehung zerbrach in einer Weise, die sowohl für die junge Frau als auch für mich sehr schmerzlich war. Und nach einer langen Krankheit war ich sehr geschwächt — über einen Zeitraum von mehreren Jahren hatte ich nur eine Handvoll schmerzfreier Tage erlebt.

Gelegentlich hatte ich von Leuten gelesen, die zum ersten Mal auf die Christliche Wissenschaft gestoßen waren und in einem plötzlichen Aufleuchten der Inspiration schnelle Wandlungen in ihrem Leben erfahren hatten — Probleme in menschlichen Beziehungen wurden gelöst, finanzielle Schwierigkeiten überwunden, Krankheiten geheilt. Ich wußte, daß nicht jeder so eine dramatische Einführung in die Lehren der Christlichen Wissenschaft erlebt, aber ich wäre gern einer von denen gewesen. Das Problem war nur, daß ich die Christliche Wissenschaft bereits kannte. Ich hatte sie jahrelang studiert und versucht, sie so gut wie möglich zu leben. Für mich war also so ein dramatischer Inspirationsblitz-Einstieg nicht mehr möglich.

Aber in gewisser Weise mußte ich die Christliche Wissenschaft wieder so angehen, als ob es das erste Mal wäre. Und dieses „erste Mal“ war in meinem Fall vergleichbar mit den Erfahrungen jener, die nur langsam und vielleicht schwankend auf die Füße kommen und sich ihr neues verständnis Schritt um aufwärtsstrebenden Schritt verdienen müssen. Es war kein spektakulärer Heilungssprung.

Irgendwann in diesen Jahren im „tiefen Tal“ schaute ich mir den alten Filmklassiker „The African Queen“ an. Darin kommt eine großartige Szene vor mit Humphrey Bogart und Katherine Hepburn, die versuchen, ein Boot flußabwärts zu manövrieren und einen großen See zu erreichen. Sie verirren sich in einem Gewirr von toten Flußarmen im Delta. Als alle Hoffnung verloren scheint und sie dem Tod nahe sind, beten sie. Und dann fährt die Kamera zu einem höheren Punkt, und man sieht, daß der See ganz nahe ist. Von hier oben aus ist der Kanal, der Fluß und See verbindet, deutlich sichtbar. (Wenn Sie diese Sequenz des Films vergessen haben: Ein gewaltiger Regen beginnt, das steigende Wasser befreit das Boot aus dem Schlamm, in dem es steckengeblieben ist, und es treibt direkt in den See hinein.)

In meinem Leben war ich trotz aller ehrlichen menschlichen Bemühungen in meinen Schwierigkeiten steckengeblieben. Irgendwie mußte ich mental und geistig höher steigen. Ich brauchte diese höhere Sicht, um zu erkennen, daß es noch Hoffnung gab für mich und daß es etwas gab, was mich mit Gott und dem Guten, das Er für alle Seine Kinder bereitstellt, verband.

Der Psalmist nennt Gott den „Allerhöchsten“. Sogar in meinen schlimmsten Zeiten fand ich das nie entmutigend. Ich wußte, daß das nicht hieß, daß Gott und Seine Güte außerhalb meiner Reichweite liegen oder, richtiger gesagt, daß ich weit unter Seiner Reichweite bin. Der Psalmist spricht ja auch davon, daß der Mensch „unter dem Schirm des Höchsten“ lebt. Wenn ich das tat — das heißt, wenn ich bewußt bei Ihm weilte und etwas von meiner wahren untrennbaren Beziehung zu Gott verstand —, dann hatte ich den höheren Standpunkt, den ich brauchte. Aus dieser mentalen Sicht konnte ich sehen, daß ich mit allem Guten verbunden war.

Und die Christliche Wissenschaft zeigte mir dieses Verbindungsglied, nämlich die wahre Beziehung des Menschen zu Gott dem unendlichen Guten. Diese Wissenschaft beschreibt des Menschen Verbundenheit mit dem Vater. Sie ist das göttliche Gesetz des Seins, das den Menschen in seiner rechtmäßigen Beziehung zu Gott, zur göttlichen Liebe, erhält. Dieses Glied zwischen Mensch und Gott braucht man nicht erst herzustellen oder zu flicken, aber man muß es sehen und es sich zunutze machen.

Christus Jesus sprach oft davon, wie eng und untrennbar er mit dem Vater verbunden war. Sein ganzes Leben, sein Lehren und Heilen bewies sein Einssein mit der göttlichen Liebe. Wenn er von dem verheißenen Tröster sprach, dann meinte er damit das, was seine Lehren erklären würde, das Gesetz oder die Wissenschaft, die den Menschen in der richtigen Beziehung zu Gott, der göttlichen Liebe, erhält. Aber mehr noch: Jesus nennt im Johannesevangelium den Tröster nicht nur den „Geist der Wahrheit“, sondern auch den, der „in alle Wahrheit“ leitet. Die Wissenschaft oder der Tröster zeigt uns die wahre Beziehung des Menschen zu Gott und führt uns auch aufwärts, dahin, wo wir mehr von dieser Beziehung sehen können. Sie ist sowohl das Bindeglied zum Guten als auch das Mittel, höher zu steigen und diese Verbindung klarer zu erkennen. In Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy heißt es: „Da der wirkliche Mensch durch die Wissenschaft mit seinem Schöpfer verknüpft ist, brauchen sich die Sterblichen nur von der Sünde abzuwenden und die sterbliche Selbstheit aus den Augen zu verlieren, um Christus, den wirklichen Menschen und seine Beziehung zu Gott, zu finden und die göttliche Sohnschaft zu erkennen.“

Sich von der Sünde abzuwenden ist etwas wundervoll Erhebendes und Heilendes — auch wenn es im allgemeinen nicht wundervoll leicht ist. Zorn, süchtige Gedanken, Habgier und andere sündige Gedankenzustände hängen uns schwer an, möchten unseren Aufstieg hemmen und erzeugen oft Schwierigkeiten — ob Krankheit oder Einsamkeit oder geschäftliche Mißerfolge. Wenn man sich zum Höhersteigen entschließt, dann sollte man sich nicht einbilden, daß man nun plötzlich wie ein Ballon himmelwärts schwebt. Gebet ist nötig, um mit der Sünde zu brechen, und Gebet ist Arbeit. Schließlich lautet der Titel dieses Artikels „Zu einem höheren Standpunkt aufsteigen“ und nicht „Fertigmachen zum Schweben!“

Aber wenn auch der Sieg nicht automatisch errungen wird, so ist er doch gewissermaßen unausbleiblich. Die Art und Weise, wie uns die göttliche Liebe aufwärts führt und uns mehr von unserem wahren Selbst erkennen läßt, ist einfach unwiderstehlich. Durch Gebet und die erneuernde Kraft des Christus können wir die schweren Lasten ablegen. Zorn wird durch Frieden neutralisiert, Habgier durch Nächstenliebe, Suchtgedanken durch Gnade und so weiter. Dies sind die geistigen Eigenschaften, die uns die göttliche Liebe verleiht. Unsere Aufgabe ist es, sie im Denken und Leben zu pflegen. Dann haben die Schwierigkeiten — die krankheiten, das Gefühl des Versagens oder was auch immer — keine Grundlage. Heilung findet statt.

Immer wieder kommt uns die Wissenschaft des Christus zu Hilfe. Sie lehrt, daß der Mensch in Wahrheit vollkommen und geistig ist und in unwandelbarer Beziehung zu einem vollkommenen Gott steht. Und sie zeigt der Menschheit die richtigen Schritte auf dem Weg zur Erkenntnis dieser Wahrheiten. Zuerst legen wir die Neigung zu sündhaftem Denken ab. Dann steigen wir höher und stellen fest, daß wir von allem Guten untrennbar sind. Es ist ein Prozeß, bei dem wir uns von allem Falschen lösen und erkennen, was in Wahrheit bereits besteht. Jede Herausforderung wird zur Gelegenheit, mehr über unsere Beziehung zu Gott zu lernen. Und gerade darum wird ein Christlicher Wissenschafter kaum davon ablassen, selbst für eine geraume Zeit weiter zu beten und geistig höher hinaufzusteigen, wenn ein Problem sich nicht schnell löst. Unsere Zuflucht bei konventionellen Mitteln zu suchen, Mitteln, die Christus Jesus weder angewandt noch gelehrt hat, das wäre nur ein Umweg für unseren geistigen Fortschritt.

In meinem eigenen Leben gab es keinen schnellen Wandel, aber der Wandel kam. Im Laufe der Zeit wurde die Christliche Wissenschaft für mich mehr als nur der Name einer Konfession, der ich angehörte, oder nur ein geistiges Hilfsmittel, um von schlechten Dingen loszukommen. Für mich hat sie mehr und mehr mit der zärtlichen Beziehung zu tun, die den Menschen mit der göttlichen Liebe verbindet — und mit dem Aufwärtssteigen, um diese Beziehung besser zu erkennen. Es war ganz natürlich, daß ich mich nun immer weniger mit meinen Problemen beschäftigte — ja, sie hörten auf, Probleme zu sein. Die finanziellen Schwierigkeiten wurden bereinigt, die emotionalen Narben verblaßten. Und die Schwäche und die Schmerzen, die ich schon mutlos als permanent betrachtet hatte, wurden dauerhaft geheilt. Das Leben wurde mehr zu einem Erlebnis und weniger zu einem Kampf. Der Weg nach oben ist manchmal steil, und es geht vielleicht nicht ohne Zurückrutschen ab, aber Schritt für Schritt sieht man, wie man an Höhe gewinnt. Die Unermeßlichkeit und Herrlichkeit des Ausblicks ist die Mühe des Aufstiegs reichlich wert.

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